Malgersdorf, St. Stephanus: Unterschied zwischen den Versionen
Markierungen: Mobile Web-Bearbeitung Mobile Bearbeitung Erweiterte mobile Bearbeitung |
|||
(9 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 5: | Zeile 5: | ||
|BILD 4= Malgersdorf, St. Stephanus (Westwerk) (1).jpg |BILD 4-Text= Westwerk im Gehäuse der Vorgängerorgel und die eingehausten Chamaden in der Brüstung | |BILD 4= Malgersdorf, St. Stephanus (Westwerk) (1).jpg |BILD 4-Text= Westwerk im Gehäuse der Vorgängerorgel und die eingehausten Chamaden in der Brüstung | ||
|ORT = 84333 Malgersdorf, Niederbayern, Bayern, Deutschland | |ORT = 84333 Malgersdorf, Niederbayern, Bayern, Deutschland | ||
− | |GEBÄUDE = Katholische Pfarrkirche St. Stephanus | + | |GEBÄUDE = Katholische Pfarrkirche St. Stephanus (spätgotisch, 1867 erweitert) |
|LANDKARTE = 48.532867, 12.746125 | |LANDKARTE = 48.532867, 12.746125 | ||
|WEITERE ORGELN = | |WEITERE ORGELN = | ||
|ANDERER NAME = „Pfarrer-Walter-Striedl-Orgel“ oder auch „Kollbachtaler Domorgel“ | |ANDERER NAME = „Pfarrer-Walter-Striedl-Orgel“ oder auch „Kollbachtaler Domorgel“ | ||
|ERBAUER = Friedrich Meier (Plattling) | |ERBAUER = Friedrich Meier (Plattling) | ||
− | |BAUJAHR = 1977 | + | |BAUJAHR = 1977 (Weihe am 1. Adventssonntag durch Stiftspropst Alfons Grüneis) |
− | |UMBAU = 1996 wurden die Stimmen des elektronischen Werkes erneuert. Außerdem wurden durch Orgelbau Weise sieben Register auf einer Zusatzlade im Hauptwerk eingebaut, die allerdings aus Platzgründen erst ab F beginnen. Des Weiteren wurde um die Trompeteria im Westwerk ein Schwellkasten errichtet. Zur Ansteuerung dieses Schwellkastens wurde der Registercrescendotritt umfunktioniert und damit die ursprüngliche Crescendofunktion stillgelegt. | + | |UMBAU = 1996 wurden die Stimmen des elektronischen Werkes erneuert. Außerdem wurden durch Orgelbau Weise sieben Register auf einer Zusatzlade im Hauptwerk eingebaut, die allerdings aus Platzgründen erst ab F beginnen. Des Weiteren wurde um die Trompeteria im Westwerk ein Schwellkasten aus Plexiglas errichtet. Zur Ansteuerung dieses Schwellkastens wurde der Registercrescendotritt umfunktioniert und damit die ursprüngliche Crescendofunktion stillgelegt. |
|GEHÄUSE = | |GEHÄUSE = | ||
− | |GESCHICHTE = Die äußerst ungewöhnliche Meier-Orgel geht zurück auf den orgelbegeisterten Pfarrer der Gemeinde Walter Striedl, der das Instrument zur Hälfte aus seinem Privatvermögen finanzierte. Striedl vereinigte in Malgersdorf das Amt des Pfarrers und des Organisten in | + | |GESCHICHTE = Die äußerst ungewöhnliche Meier-Orgel geht zurück auf den orgelbegeisterten Pfarrer der Gemeinde Walter Striedl (1926–1999), der das Instrument zur Hälfte aus seinem Privatvermögen finanzierte. Die Gemeinde spendete die verbliebenen Kosten, da das Projekt nach seinem Wunsch ohne Zuschüsse auskommen sollte (dazu verfasste er eigens gereimte Spendenaufrufe im Pfarrbrief). Striedl vereinigte in Malgersdorf das Amt des Pfarrers und des Organisten in Personalunion. Aus diesem Grund befindet sich der Spieltisch auch in unmittelbarer Nähe des Altars, während die verschiedenen Teilwerke der Orgel in der gesamten Kirche verteilt sind. |
− | Das Hauptwerk und das Großpedal der Orgel befinden sich in einer Kammer an der Nordwand der Kirche, welche von einem kupfernen Freipfeifenprospekt verdeckt wird. Unmittelbar über dem Spieltisch ist das schwellbare Chorwerk sowie das Kleinpedal als Schwalbennest angebracht. | + | Das Hauptwerk und das Großpedal der Orgel befinden sich in einer Kammer an der Nordwand der Kirche, welche von einem kupfernen Freipfeifenprospekt verdeckt wird. Dazu musste eine 1,50 m dicke Wand durchbrochen werden, wozu die Festschrift ausführt: "''Der "Muck'n Sepp" mit seinem Kompressor erwarb sich unsterbliche Verdienste!"''. |
+ | |||
+ | Unmittelbar über dem Spieltisch ist das schwellbare Chorwerk sowie das Kleinpedal als Schwalbennest angebracht. | ||
Das sogenannte Westwerk (III. Manual) wurde in das vorhandene Gehäuse der ehemaligen Edenhofer-Orgel auf der oberen Westempore eingebaut. Zu diesem Werk gehört auch die in die Brüstung integrierte Horizontal-Fanfare, welche von einem Plexiglasschwellkasten umschlossen ist. Die weiteren Labial- und Zungenpfeifen in der Emporenbrüstung sind nur stumme Attrappen. | Das sogenannte Westwerk (III. Manual) wurde in das vorhandene Gehäuse der ehemaligen Edenhofer-Orgel auf der oberen Westempore eingebaut. Zu diesem Werk gehört auch die in die Brüstung integrierte Horizontal-Fanfare, welche von einem Plexiglasschwellkasten umschlossen ist. Die weiteren Labial- und Zungenpfeifen in der Emporenbrüstung sind nur stumme Attrappen. | ||
− | Die Pfarrer-Walter-Striedl-Orgel besitzt zudem 32 elektronische Stimmen, welche durch Lautsprecher hinter dem Hochaltar abgestrahlt werden. Dort befindet sich auch das Schalenglockenspiel. | + | Striedl berichtet in der Festschrift, er habe in [[Kolitzheim/Herlheim, St. Jakobus der Ältere|Herlheim bei Schweinfurt]] eine Kombinations-(Hybrid-)Orgel gesehen, die ihn überzeugte. Die Pfarrer-Walter-Striedl-Orgel besitzt daher zudem 32 elektronische Stimmen (1996 erneuert), welche durch Lautsprecher hinter dem Hochaltar abgestrahlt werden. Dort befindet sich auch das Schalenglockenspiel. |
Das Konzept der Meier-Orgel ist in Deutschland einzigartig und stellt ein absolutes Kuriosum in der Orgelwelt dar. Dementsprechend sollte es nicht nach konventionellen Gesichtspunkten bewertet, sondern vielmehr aufgrund seiner Eigenartigkeit gewürdigt werden. | Das Konzept der Meier-Orgel ist in Deutschland einzigartig und stellt ein absolutes Kuriosum in der Orgelwelt dar. Dementsprechend sollte es nicht nach konventionellen Gesichtspunkten bewertet, sondern vielmehr aufgrund seiner Eigenartigkeit gewürdigt werden. | ||
Zeile 27: | Zeile 29: | ||
|SPIELTRAKTUR = elektropneumatisch bzw. elektrisch | |SPIELTRAKTUR = elektropneumatisch bzw. elektrisch | ||
|REGISTERTRAKTUR = elektropneumatisch | |REGISTERTRAKTUR = elektropneumatisch | ||
− | |REGISTER = 44 (inklusive der Extensionen: 49); | + | |REGISTER = 44 (inklusive der Extensionen: 49); dazu 29 elektronische Register |
− | |MANUALE = 3 | + | |MANUALE = 3 C–g<sup>3</sup> |
− | |PEDAL = | + | |PEDAL =C–f<sup>1</sup> |
|SPIELHILFEN = | |SPIELHILFEN = | ||
'''Koppeln:''' | '''Koppeln:''' | ||
Zeile 40: | Zeile 42: | ||
− | '''Spielhilfen:''' 2 freie Kombinationen, Principalchor, Zungenchor, Generaltutti, Hauptorgel An, Westorgel An, Zungeneinzelabsteller, Zungengeneralabsteller, Manual 16' und Pedal 32' Ab, ''Registercrescendotritt (später entfernt)'' <ref>Der Crescendotritt wurde zu einem späteren Zeitpunkt zu einem Schwelltritt für den Plexiglasschweller der Horizontal-Fanfare umfunktioniert. Dies lässt vermuten, dass dieser Schwellkasten erst nachträglich eingebaut wurde.</ref> | + | '''Spielhilfen:''' 2 freie Kombinationen, Principalchor, Zungenchor, Generaltutti, Hauptorgel An, Westorgel An, Zungeneinzelabsteller, Zungengeneralabsteller, Manual 16' und Pedal 32' Ab, ''Registercrescendotritt (später entfernt)''<ref>Der Crescendotritt wurde zu einem späteren Zeitpunkt zu einem Schwelltritt für den Plexiglasschweller der Horizontal-Fanfare umfunktioniert. Dies lässt vermuten, dass dieser Schwellkasten erst nachträglich eingebaut wurde.</ref> |
}} | }} | ||
Zeile 59: | Zeile 61: | ||
Principal 8' | Principal 8' | ||
− | Principal-Trio 3f 8' + 4' + 2' <ref name="Zusatz"> | + | Principal-Trio 3f 8' + 4' + 2' <ref name="Zusatz">auf einer Zusatzlade im Hauptwerk, alle Register erst ab F</ref> |
Hohlflöte 8' | Hohlflöte 8' | ||
Zeile 67: | Zeile 69: | ||
Bratsche 8' <ref name="Zusatz"/> | Bratsche 8' <ref name="Zusatz"/> | ||
− | Aeolsharfe 8' <ref> | + | Aeolsharfe 8' <ref>schwebend, ab c<sup>0</sup></ref> |
Gedecktquinte 5<sup>1</sup>/<sub>3</sub>' <ref name="Zusatz"/> | Gedecktquinte 5<sup>1</sup>/<sub>3</sub>' <ref name="Zusatz"/> | ||
Zeile 96: | Zeile 98: | ||
''Tremolo'' | ''Tremolo'' | ||
− | |WERK 2 = II Chorwerk <ref name="SW"> | + | |WERK 2 = II Chorwerk<ref name="SW">schwellbar</ref> |
|REGISTER WERK 2 = | |REGISTER WERK 2 = | ||
Lieblich Gedeckt 8' | Lieblich Gedeckt 8' | ||
Zeile 162: | Zeile 164: | ||
Acuta 3f <sup>1</sup>/<sub>2</sub>' | Acuta 3f <sup>1</sup>/<sub>2</sub>' | ||
− | Horizontal-Fanfare 8' <ref> | + | Horizontal-Fanfare 8' <ref>in die Emporenbrüstung integriert; schwellbar</ref> |
''Röhrenglocken'' | ''Röhrenglocken'' | ||
Zeile 212: | Zeile 214: | ||
Rauschbass 4f 5<sup>1</sup>/<sub>3</sub>' | Rauschbass 4f 5<sup>1</sup>/<sub>3</sub>' | ||
− | ''Kontrafagott 32''' <ref> | + | ''Kontrafagott 32''' <ref>ab c<sup>0</sup>, Extension aus der Bassposaune 16'</ref> |
Bassposaune 16' | Bassposaune 16' | ||
Zeile 218: | Zeile 220: | ||
''Tenorposaune 8''' <ref>Extension aus der Bassposaune 16'</ref> | ''Tenorposaune 8''' <ref>Extension aus der Bassposaune 16'</ref> | ||
− | Choralchamade 4' <ref> | + | Choralchamade 4' <ref>eigenständiges Register im Prospekt; aus Messing</ref> |
Zeile 248: | Zeile 250: | ||
'''Anmerkungen:''' | '''Anmerkungen:''' | ||
<references/> | <references/> | ||
− | |||
{{Disposition2 | {{Disposition2 | ||
− | |ÜBERSCHRIFT = Ursprüngliche Disposition des Elektronischen Werkes | + | |ÜBERSCHRIFT = Ursprüngliche Disposition des Elektronischen Werkes 1977–1996 |
− | |WERK 1 = II Manual | + | |WERK 1 = II. Manual |
|REGISTER WERK 1 = | |REGISTER WERK 1 = | ||
Nasard 2<sup>2</sup>/<sub>3</sub>' | Nasard 2<sup>2</sup>/<sub>3</sub>' | ||
Zeile 273: | Zeile 274: | ||
Klarinette 4' | Klarinette 4' | ||
− | |WERK 2 = III Manual | + | |WERK 2 = III. Manual |
|REGISTER WERK 2 = | |REGISTER WERK 2 = | ||
Fugara 8' | Fugara 8' | ||
Zeile 362: | Zeile 363: | ||
</gallery> | </gallery> | ||
+ | '''Grabstein von Pfarrer Striedl auf dem Friedhof vor der Kirche''' | ||
+ | <gallery> | ||
+ | Malgersdorf, Friedhof, Grab von Pfarrer Walter Striedl.jpg | ||
+ | </gallery> | ||
− | + | == Edenhofer-Orgel 1894–1977 == | |
− | == Edenhofer-Orgel | ||
− | |||
{{Orgelbeschreibung/ohne_Landkarte | {{Orgelbeschreibung/ohne_Landkarte | ||
|BILD 3= |BILD 3-Text= Ehemalige Edenhofer-Orgel | |BILD 3= |BILD 3-Text= Ehemalige Edenhofer-Orgel | ||
Zeile 373: | Zeile 376: | ||
|LANDKARTE = | |LANDKARTE = | ||
|GEBÄUDE = | |GEBÄUDE = | ||
− | |ERBAUER = Ludwig Edenhofer | + | |ERBAUER = Ludwig Edenhofer (Regen) |
|BAUJAHR = 1894 | |BAUJAHR = 1894 | ||
|UMBAU = | |UMBAU = | ||
|GEHÄUSE = | |GEHÄUSE = | ||
− | |GESCHICHTE = Die Edenhofer-Orgel wurde 1977 durch die heutige Meier-Orgel ersetzt und dabei vollständig wiederverwendet. | + | |GESCHICHTE = Mündlicher Überlieferung nach hat der rührige Kirchenpfleger die Einzelteile der Orgel per Pferdefuhrwerk aus dem bayerischen Wald ins Kollbachdorf transportiert. Sie wurde am 12. März 1894 aufgestellt, kostete 3100 Mark, und ersetzte die einmanualige Vorgänger-Orgel. |
+ | Die Edenhofer-Orgel wurde 1977 durch die heutige Meier-Orgel ersetzt und dabei vollständig wiederverwendet. Das Gehäuse beinhaltet die heutige Emporenorgel. | ||
|STIMMTONHÖHE = | |STIMMTONHÖHE = | ||
|TEMPERATUR = | |TEMPERATUR = | ||
Zeile 384: | Zeile 388: | ||
|REGISTERTRAKTUR = mechanisch | |REGISTERTRAKTUR = mechanisch | ||
|REGISTER = 10 | |REGISTER = 10 | ||
− | |MANUALE = 2 | + | |MANUALE = 2 C–f<sup>3</sup> |
− | |PEDAL = | + | |PEDAL = C–d<sup>1</sup> |
|SPIELHILFEN = I/P | |SPIELHILFEN = I/P | ||
}} | }} | ||
− | |||
{{Disposition1 | {{Disposition1 | ||
− | |WERK 1 = | + | |WERK 1 = Manual |
|REGISTER WERK 1 = | |REGISTER WERK 1 = | ||
Bordun 16' | Bordun 16' | ||
Zeile 414: | Zeile 417: | ||
}} | }} | ||
+ | == Die Orgel vor 1894 == | ||
+ | {{Orgelbeschreibung/ohne_Landkarte | ||
+ | |BILD 3= |BILD 3-Text= Ehemalige Edenhofer-Orgel | ||
+ | |BILD 4= |BILD 4-Text= | ||
+ | |ANDERER NAME = | ||
+ | |ORT = | ||
+ | |LANDKARTE = | ||
+ | |GEBÄUDE = | ||
+ | |ERBAUER = unbekannt | ||
+ | |BAUJAHR = unbekannt | ||
+ | |UMBAU = | ||
+ | |GEHÄUSE = | ||
+ | |GESCHICHTE = Die kleine Orgel wurde 1894 durch die Edenhofer-Orgel ersetzt. | ||
+ | |STIMMTONHÖHE = | ||
+ | |TEMPERATUR = | ||
+ | |WINDLADEN = Schleifladen | ||
+ | |SPIELTRAKTUR = mechanisch | ||
+ | |REGISTERTRAKTUR = mechanisch | ||
+ | |REGISTER = 6 | ||
+ | |MANUALE = 1 | ||
+ | |PEDAL = | ||
+ | |SPIELHILFEN = | ||
+ | }} | ||
+ | |||
+ | {{Disposition1 | ||
+ | |WERK 1 = Manual | ||
+ | |REGISTER WERK 1 = | ||
+ | |||
+ | Gedeckt 8' | ||
+ | |||
+ | Principal 4' | ||
+ | |||
+ | Flöte 4' | ||
+ | Oktav 2' | ||
+ | Mixtur 2f 1<sup>1</sup>/<sub>2</sub>' | ||
+ | |WERK 2 = Pedal | ||
+ | |REGISTER WERK 2 = | ||
+ | Octavbaß 8' | ||
+ | }} | ||
{{Verweise | {{Verweise | ||
|ANMERKUNGEN = Eigene Sichtung - Juli 2019 | |ANMERKUNGEN = Eigene Sichtung - Juli 2019 | ||
− | |DISCOGRAPHIE = | + | |
− | |LITERATUR = | + | Angaben Vorgängerinstrumente: Festschrift 1996 (vgl. Lit.) |
− | |WEBLINKS = [ | + | |DISCOGRAPHIE = |
+ | ''Orgelmusik aus Malgersdorf.'' Franz Josef Stoiber. LP | ||
+ | |||
+ | ''Mozart – Liszt – Improvisationen.'' Franz Josef Stoiber. LP | ||
+ | |||
+ | |LITERATUR = Striedl, Walter: Die neue Orgel in der Pfarrkirche von Malgersdorf (Landkreis Rottal-Inn). 1. Aufl., Malgersdorf 1977 | ||
+ | |||
+ | Striedl, Walter: Die Orgeln in der Pfarrei Malgersdorf. 2. Aufl., Malgersdorf 1996 | ||
+ | |WEBLINKS = [https://www.pfarrei-malgersdorf.de/ Website der Pfarrei Malgersdorf] | ||
+ | |||
+ | Zeitungsartikel: [https://www.sueddeutsche.de/bayern/malgersdorf-orgel-weihnachten-1.5494741 Kirchenorgel in Niederbayern: Das kleine Weltwunder von Malgersdorf] | ||
}} | }} | ||
+ | |||
; Orgelvorstellung | ; Orgelvorstellung | ||
<youtube> | <youtube> |
Aktuelle Version vom 21. Juli 2023, 08:22 Uhr
Adresse: 84333 Malgersdorf, Niederbayern, Bayern, Deutschland
Gebäude: Katholische Pfarrkirche St. Stephanus (spätgotisch, 1867 erweitert)
Alternativer Name: | „Pfarrer-Walter-Striedl-Orgel“ oder auch „Kollbachtaler Domorgel“ |
Orgelbauer: | Friedrich Meier (Plattling) |
Baujahr: | 1977 (Weihe am 1. Adventssonntag durch Stiftspropst Alfons Grüneis) |
Geschichte der Orgel: | Die äußerst ungewöhnliche Meier-Orgel geht zurück auf den orgelbegeisterten Pfarrer der Gemeinde Walter Striedl (1926–1999), der das Instrument zur Hälfte aus seinem Privatvermögen finanzierte. Die Gemeinde spendete die verbliebenen Kosten, da das Projekt nach seinem Wunsch ohne Zuschüsse auskommen sollte (dazu verfasste er eigens gereimte Spendenaufrufe im Pfarrbrief). Striedl vereinigte in Malgersdorf das Amt des Pfarrers und des Organisten in Personalunion. Aus diesem Grund befindet sich der Spieltisch auch in unmittelbarer Nähe des Altars, während die verschiedenen Teilwerke der Orgel in der gesamten Kirche verteilt sind.
Das Hauptwerk und das Großpedal der Orgel befinden sich in einer Kammer an der Nordwand der Kirche, welche von einem kupfernen Freipfeifenprospekt verdeckt wird. Dazu musste eine 1,50 m dicke Wand durchbrochen werden, wozu die Festschrift ausführt: "Der "Muck'n Sepp" mit seinem Kompressor erwarb sich unsterbliche Verdienste!". Unmittelbar über dem Spieltisch ist das schwellbare Chorwerk sowie das Kleinpedal als Schwalbennest angebracht. Das sogenannte Westwerk (III. Manual) wurde in das vorhandene Gehäuse der ehemaligen Edenhofer-Orgel auf der oberen Westempore eingebaut. Zu diesem Werk gehört auch die in die Brüstung integrierte Horizontal-Fanfare, welche von einem Plexiglasschwellkasten umschlossen ist. Die weiteren Labial- und Zungenpfeifen in der Emporenbrüstung sind nur stumme Attrappen. Striedl berichtet in der Festschrift, er habe in Herlheim bei Schweinfurt eine Kombinations-(Hybrid-)Orgel gesehen, die ihn überzeugte. Die Pfarrer-Walter-Striedl-Orgel besitzt daher zudem 32 elektronische Stimmen (1996 erneuert), welche durch Lautsprecher hinter dem Hochaltar abgestrahlt werden. Dort befindet sich auch das Schalenglockenspiel. Das Konzept der Meier-Orgel ist in Deutschland einzigartig und stellt ein absolutes Kuriosum in der Orgelwelt dar. Dementsprechend sollte es nicht nach konventionellen Gesichtspunkten bewertet, sondern vielmehr aufgrund seiner Eigenartigkeit gewürdigt werden. |
Umbauten: | 1996 wurden die Stimmen des elektronischen Werkes erneuert. Außerdem wurden durch Orgelbau Weise sieben Register auf einer Zusatzlade im Hauptwerk eingebaut, die allerdings aus Platzgründen erst ab F beginnen. Des Weiteren wurde um die Trompeteria im Westwerk ein Schwellkasten aus Plexiglas errichtet. Zur Ansteuerung dieses Schwellkastens wurde der Registercrescendotritt umfunktioniert und damit die ursprüngliche Crescendofunktion stillgelegt. |
Windladen: | Kegelladen und Schleifladen |
Spieltraktur: | elektropneumatisch bzw. elektrisch |
Registertraktur: | elektropneumatisch |
Registeranzahl: | 44 (inklusive der Extensionen: 49); dazu 29 elektronische Register |
Manuale: | 3 C–g3 |
Pedal: | C–f1 |
Spielhilfen, Koppeln: | Koppeln:
Normalkoppeln: II/I, III/I, III/II I/P, II/P, III/P Suboktavkoppeln: II/I, III/I Superoktavkoppeln: I/I, II/I, III/I, P/P
|
Disposition seit 1996
I Hauptwerk | II Chorwerk[2] | III Westwerk | Pedal Nordwand |
Bordun 16'
Principal 8' Principal-Trio 3f 8' + 4' + 2' [3] Hohlflöte 8' Salicional 8' Bratsche 8' [3] Aeolsharfe 8' [4] Gedecktquinte 51/3' [3] Oktav 4' Traverse 4' [3] Gemspfeife 4' Offenquinte 22/3' [3] Nachthorn 2' Septimensesquialter 3f 22/3' Ripieno 5-6f 2' Larigot 2f 11/3' + 1' [3] Quartan 2f 2/3' + 1/2' [3] Buntcymbel 3-4f 1/3' Dulzian 16' Schalmei-Oboe 8' Tremolo |
Lieblich Gedeckt 8'
Rohrflöte 4' Gambetta 4' Principalino 2' Spitzquint 11/3' Superterz 4/5' Oktavino 1/2' Scharff 4f 1' Zwergcymbel 2f 1/2' Tremolo Schalenglocken
Streicherschwebung 2f 8' Großmixtur 5-6f 22/3' Schelle 3f 1/2' Cornett 5f 8' Tuba magna 16' Krummhorn 16' Trompete 8' Harfenregal 8' Vox humana 8' Euphonquinte 51/3' Französisch Clairon 4' Hautbois 4' Klavier |
Holzgedeckt 8'
Quintade 8' Praestant 4' Blockwerk 5f 4' Corona 3f 2/3' Acuta 3f 1/2' Horizontal-Fanfare 8' [5] Röhrenglocken Cymbelstern
Keraulophon 8' Philomela 8' Sologeige 8' Unda maris 8' Fugara 4' Waldflöte 4' Weidenpfeife 4' Flageolett 2' Dolcissimo 2' Piccolo 1' Tertian 2f 13/5' Kleinmixtur 4f 11/3' Tremulant für Elektronik Cembalo |
Untersatz 32' [6]
Holzbass 16' Quintbass 102/3' Kupferbass 8' Zartbass 8' [7] Rauschbass 4f 51/3' Kontrafagott 32' [8] Bassposaune 16' Tenorposaune 8' [9] Choralchamade 4' [10]
Pommerbass 16' Violoncello 8' Piffaro 2f 4' + 2'
Diapason 16' Subbombarde 32' Rankettbaß 16' Bariton 8' Zink 4' Pauke |
Anmerkungen:
- ↑ Der Crescendotritt wurde zu einem späteren Zeitpunkt zu einem Schwelltritt für den Plexiglasschweller der Horizontal-Fanfare umfunktioniert. Dies lässt vermuten, dass dieser Schwellkasten erst nachträglich eingebaut wurde.
- ↑ schwellbar
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 auf einer Zusatzlade im Hauptwerk, alle Register erst ab F
- ↑ schwebend, ab c0
- ↑ in die Emporenbrüstung integriert; schwellbar
- ↑ C-E akustisch, ab F echt! - Extension aus dem Holzbass 16'
- ↑ Extension aus dem Holzbass 16'
- ↑ ab c0, Extension aus der Bassposaune 16'
- ↑ Extension aus der Bassposaune 16'
- ↑ eigenständiges Register im Prospekt; aus Messing
Ursprüngliche Disposition des Elektronischen Werkes 1977–1996
II. Manual | III. Manual | Pedal |
Nasard 22/3'
Schwegel 2' Terz-Flautino 13/5' Septime 11/7' Vogelpfeife 1' None 8/9' Krummhornregal 16' Solotrompete 8' Vox humana 8' Klarinette 4' |
Fugara 8'
Dolkan 4' Flageolett 2' Piccolo 1' Mixtur 4f 11/3' Cornett 5f 8' Cembalo 8' Gitarre 8' Klavier 8' Xylophon 8' |
Diapason 16'
Echobaß 16' Bombarde 32' Rankettbass 16' Musette 8' |
Klangbeispiel der Pfarrer-Striedl-Orgel
„Fantasie Infernale“ von Léon Dubois, Registrierung: Tutti
Hauptwerk an der Nordwand
Chorwerk an der Südwand
Westwerk auf der Empore
Spieltisch
Weitere Ansichten der Kirche
Grabstein von Pfarrer Striedl auf dem Friedhof vor der Kirche
Edenhofer-Orgel 1894–1977
Orgelbeschreibung
Orgelbauer: | Ludwig Edenhofer (Regen) |
Baujahr: | 1894 |
Geschichte der Orgel: | Mündlicher Überlieferung nach hat der rührige Kirchenpfleger die Einzelteile der Orgel per Pferdefuhrwerk aus dem bayerischen Wald ins Kollbachdorf transportiert. Sie wurde am 12. März 1894 aufgestellt, kostete 3100 Mark, und ersetzte die einmanualige Vorgänger-Orgel.
Die Edenhofer-Orgel wurde 1977 durch die heutige Meier-Orgel ersetzt und dabei vollständig wiederverwendet. Das Gehäuse beinhaltet die heutige Emporenorgel. |
Windladen: | Kegelladen |
Spieltraktur: | mechanisch |
Registertraktur: | mechanisch |
Registeranzahl: | 10 |
Manuale: | 2 C–f3 |
Pedal: | C–d1 |
Spielhilfen, Koppeln: | I/P |
Disposition
Manual | Pedal |
Bordun 16'
Principal 8' Gedeckt 8' Gamba 8' Salicional 8' Octav 4' Flöte 4' Mixtur 3f 22/3' |
Subbaß 16'
Octavbaß 8' |
Die Orgel vor 1894
Orgelbeschreibung
Orgelbauer: | unbekannt |
Baujahr: | unbekannt |
Geschichte der Orgel: | Die kleine Orgel wurde 1894 durch die Edenhofer-Orgel ersetzt. |
Windladen: | Schleifladen |
Spieltraktur: | mechanisch |
Registertraktur: | mechanisch |
Registeranzahl: | 6 |
Manuale: | 1 |
Disposition
Manual | Pedal |
Gedeckt 8'
Principal 4' Flöte 4' Oktav 2' Mixtur 2f 11/2' |
Octavbaß 8' |
Bibliographie
Anmerkungen: | Eigene Sichtung - Juli 2019
Angaben Vorgängerinstrumente: Festschrift 1996 (vgl. Lit.) |
Literatur: | Striedl, Walter: Die neue Orgel in der Pfarrkirche von Malgersdorf (Landkreis Rottal-Inn). 1. Aufl., Malgersdorf 1977
Striedl, Walter: Die Orgeln in der Pfarrei Malgersdorf. 2. Aufl., Malgersdorf 1996 |
Discographie: | Orgelmusik aus Malgersdorf. Franz Josef Stoiber. LP
Mozart – Liszt – Improvisationen. Franz Josef Stoiber. LP |
Weblinks: | Website der Pfarrei Malgersdorf
Zeitungsartikel: Kirchenorgel in Niederbayern: Das kleine Weltwunder von Malgersdorf |
- Orgelvorstellung