Gerstetten, Nikolauskirche

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Link-/Bornefeld-Orgel in Gerstetten
Orgel im Raum
Spielschrank
Orgelbauer: Gebrüder Link, Giengen an der Brenz, op. 925
Konzept und Disposition: KMD Helmut Bornefeld, Heidenheim an der Brenz
Baujahr: 1971
Geschichte der Orgel: 2005 Überholung mit Neuintonation der HW-Mixtur durch Dirk Banzhaf, Bergenweiler

Vorgängerorgeln:
vor 1708 kleines Werk von David Späth (Gerstetten) als Leihgabe

1735 Orgel von Johann Georg Späth (Hohenmemmingen), I/P/11

1882 Neubau durch Gebr. Link (II/P/15, mech. Kegellade), 1971 zur Kircheninnenrenovierung abgebaut

Stimmtonhöhe: a1= 440 Hz
Temperatur (Stimmung): gleichstufig
Windladen: Schleifladen
Spieltraktur: mechanisch
Registertraktur: mechanisch
Registeranzahl: 15
Manuale: 2, C–g3
Pedal: C–f1
Spielhilfen, Koppeln: Normalkoppeln


Disposition

I Hauptwerk II Positiv Pedal
Quintade 16'

Rohrpommer 8'

Prinzipal 4'

Rauschharfe 2f.
4' + 22/3'

Hohlflöte 2'

Mixtur 4-5f. 11/3'


Tremulant

Gedackt 8'

Rohrflöte 4'

Prinzipal 2'

Hörnlein 13/5' + 11/7'

Gemsnasat 11/3'

Zimbel 3f. 1/2'


Tremulant

Untersatz 16'

Offenflöte 8'

Choralflöte 4' + 2'



Bibliographie

Anmerkungen: Aus dem CD-Booklet (s.u.):
Drei Kirchen besitzt die Evangelische Kirchengemeinde Gerstetten und in jeder befindet sich eine Pfeifenorgel von jeweils ganz eigenem Charakter.

Die Orgelgeschichte von Gerstetten war über drei Generationen hinweg von der Familie Späth bestimmt. David Späth (1662–1733) lebte als Schreiner, Bildhauer, Orgelmacher und Organist in Gerstetten. Wie er zum Orgelbau kam, wo er gelernt hat und ob er noch andere Orgelbauarbeiten ausgeführt hat, liegt im dunkeln. Es war jedoch nicht ungewöhnlich, daß Orgeln von nicht professionellen Orgelmachern gebaut wurden. Sie wurden oft als „Stimpler“ abqualifiziert. Erst der Enkel von David Späth kann als richtiger Orgelbauer bezeichnet werden.

Vor 1708 hatte David Späth eine kleine Orgel für die Nikolauskirche erbaut, die er auch selbst spielte. Diese „Leasing“-Orgel mußte nach seinem Tod den Erben zurückgegeben werden. Nach 1735 baute sein Sohn Johann Georg Späth aus Hohenmemmingen ein einmanualiges Instrument mit Pedal und 11 Registern als Ersatz. Der Enkel Johann David Späth (1726–1800) kam nach der Errichtung der neuen Michaelskirche 1778 dort zum Zuge. Die Barockorgel der Nikolauskirche tat fast 150 Jahre lang ihren Dienst bis die Gebrüder Link aus Giengen 1882 eine neue Orgel lieferten. Diese umfaßte auf mechanischen Kegelladen 15 Register auf zwei Manualen und Pedal. Sachverständiger war der im nahen Dettingen geborene und familiär mit Gerstetten verbundene Prof. Christian Fink aus Esslingen. Es waren nicht weniger als sieben Angebote eingeholt worden; sogar eines der Firma Schlag und Söhne aus Schweidnitz in Schlesien. Die Orgel paßte bei der 1971 abgeschlossenen Innenrenovierung nicht mehr in die Raumkonzeption und entsprach nicht mehr den gewandelten Klangvorstellungen.

Die heutige vollmechanische Schleifladenorgel der Firma Link hat ebenfalls 15 Register und steht ohne Gehäuse im Turmraum hinter einer Wand. Klanglich folgt sie den Grundsätzen des Heidenheimer Kirchenmusikers, Komponisten und Orgelpflegers Helmut Bornefeld. Im Gegensatz zum romantischen Klangbild der Vorgängerorgel folgt sie dem Ideal der Barockorgel. Charakteristisch sind die strahlenden, manchmal sogar scharfklingenden hochliegenden Register. Die Farbigkeit des Klangs wird mit Obertonregistern erzielt. Es sind Pfeifenreihen vorhanden, die zum Beispiel auf Taste c den Ton g (Quinte) oder e (Terz), auf cis dann gis oder eis usw. erklingen lassen. Bornefeld bezieht sogar noch die Septime als Oberton ein, also den Ton b auf Taste c. Solche Farbregister haben die Funktion, eine Choralmelodie solistisch herauszuheben. Bornefeld hat die Orgel nicht nur klanglich geplant und die Intonation (das ist die endgültige Anpassung der Pfeifen an die Akustik des Raums) geleitet, sondern auch die äußere Form des Prospekts (der Schauseite) gestaltet.
Walter Blum

Discographie: Die Orgeln der Evangelischen Kirchengemeinde Gerstetten. Orgeln der Michaelskirche, Nikolauskirche und Jakobuskirche Sontbergen. Daraus: Werke von Buxtehude, Bach, Oley, Lloyd-Webber, Bornefeld. Martin Hruschka u. Fabian Wöhrle. 1998, CD (Kleinstauflage, verteilt über die Kirchengemeinde; vergriffen) (Quelle Geschichte), s.u.
Weblinks: Orgelvorstellung auf der Website der Kirchengemeinde, Spendenmöglichkeit (Verwendungszweck z.B. „Orgelunterhalt (YouTube-Einspielungen)“)

Wikipedia

Eintrag auf orgbase.nl

Datenblatt von kirchbau.de

Videos

Helmut Bornefeld: aus „Choralvorspiele ’79 / ’83“:
In Dir ist Freude (EG 398) | O Christe, Morgensterne II (EG 158) | Dank sei Gott in der Höhe I (EKG 344) – Fabian Wöhrle:


Die Orgeln der Evangelischen Kirchengemeinde Gerstetten: Nikolauskirche – Fabian Wöhrle, Martin Hruschka:


D. Buxtehude: Praeludium, Fuge und Ciacona C-Dur BuxWV 138 – Fabian Wöhrle

W. Lloyd-Webber: Pastorale – Fabian Wöhrle

J. C. Oley: Jesu, meine Zuversicht (Choraltrio) – Fabian Wöhrle

H. Bornefeld aus „Choralvorspiele ’79 / ’83“:
In Dir ist Freude (EG 398), O Christe, Morgensterne II (EG 158), Dank sei Gott in der Höhe I (EKG 344) – Fabian Wöhrle

J. S. Bach: Praeludium und Fuge D-Dur BWV 532 – Martin Hruschka