Malgersdorf, St. Stephanus
Adresse: 84333 Malgersdorf, Niederbayern, Bayern, Deutschland
Gebäude: Katholische Pfarrkirche St. Stephanus
Alternativer Name: | „Pfarrer-Walter-Striedl-Orgel“ oder auch „Kollbachtaler Domorgel“ |
Orgelbauer: | Friedrich Meier (Plattling) |
Baujahr: | 1977 (Weihe am 1. Adventssonntag durch Stiftspropst Alfons Grüneis) |
Geschichte der Orgel: | Die äußerst ungewöhnliche Meier-Orgel geht zurück auf den orgelbegeisterten Pfarrer der Gemeinde Walter Striedl (1926–1999), der das Instrument zur Hälfte aus seinem Privatvermögen finanzierte. Die Gemeinde spendete die verbliebenen Kosten, da das Projekt nach seinem Wunsch ohne Zuschüsse auskommen sollte (dazu verfasste er eigens gereimte Spendenaufrufe im Pfarrbrief). Striedl vereinigte in Malgersdorf das Amt des Pfarrers und des Organisten in Personalunion. Aus diesem Grund befindet sich der Spieltisch auch in unmittelbarer Nähe des Altars, während die verschiedenen Teilwerke der Orgel in der gesamten Kirche verteilt sind.
Das Hauptwerk und das Großpedal der Orgel befinden sich in einer Kammer an der Nordwand der Kirche, welche von einem kupfernen Freipfeifenprospekt verdeckt wird. Dazu musste eine 1,50 m dicke Wand durchbrochen werden, wozu die Festschrift ausführt: "Der "Muck'n Sepp" mit seinem Kompressor erwarb sich unsterbliche Verdienste!". Unmittelbar über dem Spieltisch ist das schwellbare Chorwerk sowie das Kleinpedal als Schwalbennest angebracht. Das sogenannte Westwerk (III. Manual) wurde in das vorhandene Gehäuse der ehemaligen Edenhofer-Orgel auf der oberen Westempore eingebaut. Zu diesem Werk gehört auch die in die Brüstung integrierte Horizontal-Fanfare, welche von einem Plexiglasschwellkasten umschlossen ist. Die weiteren Labial- und Zungenpfeifen in der Emporenbrüstung sind nur stumme Attrappen. Striedl berichtet in der Festschrift, er habe in Herlheim bei Schweinfurt eine Kombinations-(Hybrid-)Orgel gesehen, die ihn überzeugte. Die Pfarrer-Walter-Striedl-Orgel besitzt daher zudem 32 elektronische Stimmen (1996 erneuert), welche durch Lautsprecher hinter dem Hochaltar abgestrahlt werden. Dort befindet sich auch das Schalenglockenspiel. Das Konzept der Meier-Orgel ist in Deutschland einzigartig und stellt ein absolutes Kuriosum in der Orgelwelt dar. Dementsprechend sollte es nicht nach konventionellen Gesichtspunkten bewertet, sondern vielmehr aufgrund seiner Einzigartigkeit gewürdigt werden. |
Umbauten: | 1996 wurden die Stimmen des elektronischen Werkes erneuert. Außerdem wurden durch Orgelbau Weise sieben Register auf einer Zusatzlade im Hauptwerk eingebaut, die allerdings aus Platzgründen erst ab F beginnen. Des Weiteren wurde um die Trompeteria im Westwerk ein Schwellkasten aus Plexiglas errichtet. Zur Ansteuerung dieses Schwellkastens wurde der Registercrescendotritt umfunktioniert und damit die ursprüngliche Crescendofunktion stillgelegt. |
Windladen: | Kegelladen und Schleifladen |
Spieltraktur: | elektropneumatisch bzw. elektrisch |
Registertraktur: | elektropneumatisch |
Registeranzahl: | 44 (inklusive der Extensionen: 49); dazu 29 elektronische Register |
Manuale: | 3 C–g3 |
Pedal: | C–f1 |
Spielhilfen, Koppeln: | Koppeln:
Normalkoppeln: II/I, III/I, III/II I/P, II/P, III/P Suboktavkoppeln: II/I, III/I Superoktavkoppeln: I/I, II/I, III/I, P/P
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Disposition seit 1996
I Hauptwerk | II Chorwerk[2] | III Westwerk | Pedal Nordwand |
Bordun 16'
Principal 8' Principal-Trio 3f 8' + 4' + 2' [3] Hohlflöte 8' Salicional 8' Bratsche 8' [3] Aeolsharfe 8' [4] Gedecktquinte 51/3' [3] Oktav 4' Traverse 4' [3] Gemspfeife 4' Offenquinte 22/3' [3] Nachthorn 2' Septimensesquialter 3f 22/3' Ripieno 5-6f 2' Larigot 2f 11/3' + 1' [3] Quartan 2f 2/3' + 1/2' [3] Buntcymbel 3-4f 1/3' Dulzian 16' Schalmei-Oboe 8' Tremolo |
Lieblich Gedeckt 8'
Rohrflöte 4' Gambetta 4' Principalino 2' Spitzquint 11/3' Superterz 4/5' Oktavino 1/2' Scharff 4f 1' Zwergcymbel 2f 1/2' Tremolo Schalenglocken
Streicherschwebung 2f 8' Großmixtur 5-6f 22/3' Schelle 3f 1/2' Cornett 5f 8' Tuba magna 16' Krummhorn 16' Trompete 8' Harfenregal 8' Vox humana 8' Euphonquinte 51/3' Französisch Clairon 4' Hautbois 4' Klavier |
Holzgedeckt 8'
Quintade 8' Praestant 4' Blockwerk 5f 4' Corona 3f 2/3' Acuta 3f 1/2' Horizontal-Fanfare 8' [5] Röhrenglocken Cymbelstern
Keraulophon 8' Philomela 8' Sologeige 8' Unda maris 8' Fugara 4' Waldflöte 4' Weidenpfeife 4' Flageolett 2' Dolcissimo 2' Piccolo 1' Tertian 2f 13/5' Kleinmixtur 4f 11/3' Tremulant für Elektronik Cembalo |
Untersatz 32' [6]
Holzbass 16' Quintbass 102/3' Kupferbass 8' Zartbass 8' [7] Rauschbass 4f 51/3' Kontrafagott 32' [8] Bassposaune 16' Tenorposaune 8' [9] Choralchamade 4' [10]
Pommerbass 16' Violoncello 8' Piffaro 2f 4' + 2'
Diapason 16' Subbombarde 32' Rankettbaß 16' Bariton 8' Zink 4' Pauke |
Anmerkungen:
- ↑ Der Crescendotritt wurde zu einem späteren Zeitpunkt zu einem Schwelltritt für den Plexiglasschweller der Horizontal-Fanfare umfunktioniert. Dies lässt vermuten, dass dieser Schwellkasten erst nachträglich eingebaut wurde.
- ↑ schwellbar
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 auf einer Zusatzlade im Hauptwerk, alle Register erst ab F
- ↑ schwebend, ab c0
- ↑ in die Emporenbrüstung integriert; schwellbar
- ↑ C-E akustisch, ab F echt! - Extension aus dem Holzbass 16'
- ↑ Extension aus dem Holzbass 16'
- ↑ ab c0, Extension aus der Bassposaune 16'
- ↑ Extension aus der Bassposaune 16'
- ↑ eigenständiges Register im Prospekt; aus Messing
Ursprüngliche Disposition des Elektronischen Werkes 1977–1996
II. Manual | III. Manual | Pedal |
Nasard 22/3'
Schwegel 2' Terz-Flautino 13/5' Septime 11/7' Vogelpfeife 1' None 8/9' Krummhornregal 16' Solotrompete 8' Vox humana 8' Klarinette 4' |
Fugara 8'
Dolkan 4' Flageolett 2' Piccolo 1' Mixtur 4f 11/3' Cornett 5f 8' Cembalo 8' Gitarre 8' Klavier 8' Xylophon 8' |
Diapason 16'
Echobaß 16' Bombarde 32' Rankettbass 16' Musette 8' |
Klangbeispiel der Pfarrer-Striedl-Orgel
„Fantasie Infernale“ von Léon Dubois, Registrierung: Tutti
Hauptwerk an der Nordwand
Chorwerk an der Südwand
Westwerk auf der Empore
Spieltisch
Weitere Ansichten der Kirche
Grabstein von Pfarrer Striedl auf dem Friedhof vor der Kirche
Edenhofer-Orgel 1894–1977
Orgelbeschreibung
Orgelbauer: | Ludwig Edenhofer (Regen) |
Baujahr: | 1894 |
Geschichte der Orgel: | Mündlicher Überlieferung nach hat der rührige Kirchenpfleger die Einzelteile der Orgel per Pferdefuhrwerk aus dem bayerischen Wald ins Kollbachdorf transportiert. Sie wurde am 12. März 1894 aufgestellt, kostete 3100 Mark, und ersetzte die einmanualige Vorgänger-Orgel.
Die Edenhofer-Orgel wurde 1977 durch die heutige Meier-Orgel ersetzt und dabei vollständig wiederverwendet. Das Gehäuse beinhaltet die heutige Emporenorgel. |
Windladen: | Kegelladen |
Spieltraktur: | mechanisch |
Registertraktur: | mechanisch |
Registeranzahl: | 10 |
Manuale: | 2 C–f3 |
Pedal: | C–d1 |
Spielhilfen, Koppeln: | I/P |
Disposition
Manual | Pedal |
Bordun 16'
Principal 8' Gedeckt 8' Gamba 8' Salicional 8' Octav 4' Flöte 4' Mixtur 3f 22/3' |
Subbaß 16'
Octavbaß 8' |
Die Orgel vor 1894
Orgelbeschreibung
Orgelbauer: | unbekannt |
Baujahr: | unbekannt |
Geschichte der Orgel: | Die kleine Orgel wurde 1894 durch die Edenhofer-Orgel ersetzt. |
Windladen: | Schleifladen |
Spieltraktur: | mechanisch |
Registertraktur: | mechanisch |
Registeranzahl: | 6 |
Manuale: | 1 |
Disposition
Manual | Pedal |
Gedeckt 8'
Principal 4' Flöte 4' Oktav 2' Mixtur 2f 1 1/2' |
Octavbaß 8' |
Bibliographie
Anmerkungen: | Eigene Sichtung - Juli 2019
Angaben Vorgängerinstrumente: Festschrift 1996 (vgl. Lit.) |
Literatur: | Striedl, Walter: Die neue Orgel in der Pfarrkirche von Malgersdorf (Landkreis Rottal-Inn). 1. Aufl., Malgersdorf 1977
Striedl, Walter: Die Orgeln in der Pfarrei Malgersdorf. 2. Aufl., Malgersdorf 1996 |
Discographie: | Orgelmusik aus Malgersdorf. Franz Josef Stoiber. LP
Mozart – Liszt – Improvisationen. Franz Josef Stoiber. LP |
Weblinks: | Webseite der Pfarrei Malgersdorf
Zeitungsartikel: Kirchenorgel in Niederbayern: Das kleine Weltwunder von Malgersdorf |
- Orgelvorstellung