Rottenbuch, Mariä Geburt: Unterschied zwischen den Versionen
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Das ehemalige Augustinerchorherren-Stift Rottenbuch war im 18. Jahrhundert | Das ehemalige Augustinerchorherren-Stift Rottenbuch war im 18. Jahrhundert | ||
− | ein Zentrum der Wissenschaft und Kunst. Etliche Chorherren lehrten an der | + | ein Zentrum der Wissenschaft und Kunst. Etliche Chorherren lehrten an der Universität Salzburg. Neben den theologisch-philosophischen Disziplinen wurden auch die Naturwissenschaften mit Nachdruck betrieben. So gründeten die Augustiner auf dem Hohenpeißsenberg, wo sie eine Wallfahrtskirche betreuten, eine meteorologische Messstation: die älteste Bergwetterstation der Erde. Bis in das Jahr 1781 reichen die lückenlosen Messreihen zurück. |
− | Universität Salzburg. Neben den theologisch-philosophischen Disziplinen wurden auch die Naturwissenschaften mit Nachdruck betrieben. So gründeten die Augustiner auf dem Hohenpeißsenberg, wo sie eine Wallfahrtskirche betreuten, eine meteorologische Messstation: die älteste Bergwetterstation der Erde. Bis in | ||
− | das Jahr 1781 reichen die lückenlosen Messreihen zurück. | ||
− | Doch auch die Künste wurden nachhaltig gefördert. Die bedeutendsten | + | Doch auch die Künste wurden nachhaltig gefördert. Die bedeutendsten Stuckateure und Maler/Freskanten der Wessobrunner Schule wurden mit der Ausstattung der Kirchen auf dem Hohenpeißenberg und in Rottenbuch beauftragt. |
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− | Für die Orgel in Rottenbuch engagierte man den in Aitrang bei Kaufbeuren | + | Für die Orgel in Rottenbuch engagierte man den in Aitrang bei Kaufbeuren geborenen Balthasar Freywis (1710-1783), der bei Joseph Gabler in Ochsenhausen gelernt hatte. 1747 wurde das Orgelwerk, das 28 Register, verteilt auf Hauptwerk, Rückpositiv, Kronwerk und Pedal aufwies, vollendet. Freywis erschuf nicht nur eine der größten Orgeln in Oberbayern, sondern mit dem das Hauptwerk überspannenden Kronwerk auch ein grandios-spektakuläres Gehäuse, das mit zahlreichen Engelsfiguren aus der Werkstätte des Weilheimer Meisters Franz Xaver Schmädl geschmückt ist, die zu den berühmtesten Engelsdarstellungen des Rokoko zählen. |
− | geborenen Balthasar Freywis (1710-1783), der bei Joseph Gabler in Ochsenhausen gelernt hatte. 1747 wurde das Orgelwerk, das 28 Register, verteilt auf Hauptwerk, Rückpositiv, Kronwerk und Pedal aufwies, vollendet. Freywis erschuf nicht nur eine der größten Orgeln in Oberbayern, sondern mit dem das Hauptwerk überspannenden Kronwerk auch ein grandios-spektakuläres Gehäuse, das mit zahlreichen Engelsfiguren aus der Werkstätte des Weilheimer Meisters Franz Xaver | ||
− | Schmädl geschmückt ist, die zu den berühmtesten Engelsdarstellungen des | ||
− | Rokoko zählen. | ||
Offenbar empfanden jedoch schon bald die Organisten und Musiker des Konvents die aufführungspraktischen Möglichkeiten der Orgel, die kurze Oktaven aufwies, als zu beschränkt. 1783 wurde deshalb die Orgel von Andreas Handmann, einem Mitarbeiter von Freywis, auf nunmehr 29 Register (II/P) erweitert und mit „langer“ (alle Halbtöne umfassenden) Oktave eingerichtet, wofür neue Windladen nötig waren. Diese stehen auch heute wieder in der Orgel. | Offenbar empfanden jedoch schon bald die Organisten und Musiker des Konvents die aufführungspraktischen Möglichkeiten der Orgel, die kurze Oktaven aufwies, als zu beschränkt. 1783 wurde deshalb die Orgel von Andreas Handmann, einem Mitarbeiter von Freywis, auf nunmehr 29 Register (II/P) erweitert und mit „langer“ (alle Halbtöne umfassenden) Oktave eingerichtet, wofür neue Windladen nötig waren. Diese stehen auch heute wieder in der Orgel. | ||
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Die Freywis-/Handmann-Orgel wurde nach der Säkularisation mehrfach restauriert bzw. umgebaut, wobei jeweils historische (Pfeifen-)Substanz verloren ging, besonders durch die Eingriffe von Max Maerz (1857 und 1887: Tieferstimmung des Werkes; Umintonation; Errichtung einer Magazinbalg-Anlage) und Guido Nenninger (1963). Letzterer schlug eine kräftige Wunde vor allem in das Untergehäuse durch die Einfügung eines dreimanualigen Spieltisches, Neuintonationen sowie Umstellungen bzw. Neugruppierungen von Pfeifen, wobei gerade in den Mixturen/Cornetten kaum eine Pfeife an ihrem ursprünglichen Platz bzw. im Original-Register verblieb. | Die Freywis-/Handmann-Orgel wurde nach der Säkularisation mehrfach restauriert bzw. umgebaut, wobei jeweils historische (Pfeifen-)Substanz verloren ging, besonders durch die Eingriffe von Max Maerz (1857 und 1887: Tieferstimmung des Werkes; Umintonation; Errichtung einer Magazinbalg-Anlage) und Guido Nenninger (1963). Letzterer schlug eine kräftige Wunde vor allem in das Untergehäuse durch die Einfügung eines dreimanualigen Spieltisches, Neuintonationen sowie Umstellungen bzw. Neugruppierungen von Pfeifen, wobei gerade in den Mixturen/Cornetten kaum eine Pfeife an ihrem ursprünglichen Platz bzw. im Original-Register verblieb. | ||
− | Doch der Orgel drohten weitere Gefahren in den Jahren 1998 und 2009, als | + | Doch der Orgel drohten weitere Gefahren in den Jahren 1998 und 2009, als ortsnahe Orgelbauer weitergehende Restaurierungs- und „Verbesserungsmaßnahmen“ der Pfarrgemeinde dringend empfahlen und auch entsprechende Kostenanschläge unterbreiteten. |
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− | Als hinzugerufener Sachverständiger des Erzbischöflichen Ordinariats konnte ich | + | Als hinzugerufener Sachverständiger des Erzbischöflichen Ordinariats konnte ich die Verantwortlichen von der Gefahr weiteren erheblichen Verlustes von historischer Substanz durch die vorgeschlagenen Arbeiten überzeugen. In meinem Gutachten vom April 2008 nannte ich als Ziel aller künftigen Maßnahmen die |
− | die Verantwortlichen von der Gefahr weiteren erheblichen Verlustes von historischer Substanz durch die vorgeschlagenen Arbeiten überzeugen. In meinem | ||
− | Gutachten vom April 2008 nannte ich als Ziel aller künftigen Maßnahmen die | ||
„Rekonstruktion der einmaligen Rottenbucher Orgelanlage“ und empfahl die Gründung eines Orgelbauvereins. | „Rekonstruktion der einmaligen Rottenbucher Orgelanlage“ und empfahl die Gründung eines Orgelbauvereins. | ||
− | Glücklicherweise wurden 1963 die nicht mehr verwendeten Windladen des | + | Glücklicherweise wurden 1963 die nicht mehr verwendeten Windladen des Hauptwerks nicht verschrottet. Sie fanden sich anlässlich des Depot-Neubaus (2011) des Münchner Stadtmuseums in einer der aufzulösenden Zweigstellen und |
− | Hauptwerks nicht verschrottet. Sie fanden sich anlässlich des Depot-Neubaus | + | wurden Rottenbuch zur Abholung angeboten. Damit waren alle historischen Handmann-Windladen wieder an ihrem originalen Aufstellungsort verfügbar. |
− | (2011) des Münchner Stadtmuseums in einer der aufzulösenden Zweigstellen und | ||
− | wurden Rottenbuch zur Abholung angeboten. Damit waren alle historischen | ||
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− | Durch das völlig überraschende Auflegen eines Förderprogramms für historisch | + | Durch das völlig überraschende Auflegen eines Förderprogramms für historisch wertvolle Orgeln seitens der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien und die Zuweisung der für das Bundesland Bayern vorgesehenen Mittel an Rottenbuch sowie weitere erhebliche Zuwendungen des Bayerischen Staates und der Erzdiözese München und Freising konnte 2020-2022 die Freywis-Orgel durch die Firma Klais, Bonn, umfassend restauriert bzw. rekonstruiert (komplette Spiel- und Registertraktur) werden. |
− | wertvolle Orgeln seitens der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien und die Zuweisung der für das Bundesland Bayern vorgesehenen Mittel an Rottenbuch sowie weitere erhebliche Zuwendungen des Bayerischen Staates und der Erzdiözese München und Freising konnte 2020-2022 die Freywis-Orgel durch die Firma Klais, Bonn, umfassend restauriert bzw. rekonstruiert (komplette Spiel- und Registertraktur) werden. | ||
− | Natürlich wurden etliche Entscheidungen über die konkrete Ausführung zwischen Orgelbauern, Denkmalpflegern und Organisten kontrovers diskutiert. Der | + | Natürlich wurden etliche Entscheidungen über die konkrete Ausführung zwischen Orgelbauern, Denkmalpflegern und Organisten kontrovers diskutiert. Der Vorschlag, die Disposition um ein Zungenregister im Manual und den Ambitus im Pedal um real 5 Halbtöne (von b bis d' mit neuen eigenen Pfeifen) zu erweitern, war leider nicht mehrheitsfähig, obwohl eine solche maßvolle Erweiterung (selbstverständlich nur über Zusatzladen) einen erheblichen Zugewinn an aufführungspraktischen Möglichkeiten sowohl im liturgischen als auch konzertanten Bereich gebracht hätte. Eine solche Erweiterung hätte sich meiner Ansicht nach auch geradezu logisch aus der Baugeschichte der Freywis-Handmann-Orgel ergeben: dienmusikalischen Beschränkungen der Freywis-Orgel waren doch der Grund für die Überarbeitung und Erweiterung (inkl. neuer Windladen) durch Handmann nur 35 Jahre nach der Erbauung. |
− | Vorschlag, die Disposition um ein Zungenregister im Manual und den Ambitus im Pedal um real 5 Halbtöne (von b bis d' mit neuen eigenen Pfeifen) zu erweitern, war leider nicht mehrheitsfähig, obwohl eine solche maßvolle Erweiterung (selbstverständlich nur über Zusatzladen) einen erheblichen Zugewinn an aufführungspraktischen Möglichkeiten sowohl im liturgischen als auch konzertanten Bereich gebracht hätte. Eine solche Erweiterung hätte sich meiner Ansicht nach auch geradezu logisch aus der Baugeschichte der Freywis-Handmann-Orgel ergeben: | ||
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Dessen ungeachtet erstrahlt die Orgel im ehemaligen Augustinerchorherren-Stift nun wieder in optisch, akustisch und technisch neuem Glanz. Für die Orgelliteratur besonders des | Dessen ungeachtet erstrahlt die Orgel im ehemaligen Augustinerchorherren-Stift nun wieder in optisch, akustisch und technisch neuem Glanz. Für die Orgelliteratur besonders des | ||
süddeutsch-italienischen Barock und Rokoko sowie der Frühklassik bietet die Freywis-Handmann-Orgel ein herrliches Klangspektrum. | süddeutsch-italienischen Barock und Rokoko sowie der Frühklassik bietet die Freywis-Handmann-Orgel ein herrliches Klangspektrum. | ||
− | ''Prof. DDr. Michael Hartmann, Orgelsachverständiger'' (mit freundlicher Genehmigung) | + | ''Prof. DDr. Michael Hartmann, Orgelsachverständiger'' (In: Kirchenmusik-Forum 2022/23, Erzdiözese München und Freising; mit freundlicher Genehmigung) |
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|DISCOGRAPHIE = | |DISCOGRAPHIE = |
Version vom 26. August 2022, 16:58 Uhr
Adresse: Klosterhof 32, 82401 Rottenbuch, Oberbayern, Bayern, Deutschland
Gebäude: Katholische Pfarrkirche Mariä Geburt (ehem. Augustiner-Chorherren-Stiftskirche)
Orgelbauer: | Orgelbau Klais, Bonn als Restaurierung/Rekonstruktion der Freiwiß-Orgel von 1747, umgebaut durch Andreas Handmann 1783 |
Baujahr: | 1747, 1783 2020–2022 |
Geschichte der Orgel: | 1767 Arbeiten/Umbau
1783 Umbau durch Andreas Handmann 19./20. Jh. weitere Umbauten 1963 durchgreifender Umbau/Neubau durch Guido Nenninger 2012 Bestandsaufnahme durch Klais (H.-W. Theobald) 2020–2022 Rekonstruktion/Restaurierung durch Klais auf den Stand von 1783 |
Gehäuse: | Franz Xaver Schmädl (Franz Schmottel), Weilheim |
Windladen: | Schleifladen |
Spieltraktur: | mechanisch |
Registertraktur: | mechanisch |
Registeranzahl: | 29 |
Manuale: | 2, C–f3 |
Pedal: | C–c1 |
Disposition
I Hauptwerk | II Rückpositiv | Pedal |
Principal 8'
Gedackt 8' Quintatoen 8’ Hohlflöte 8' Gamba 8’ Salicional 8' Octave 4' Flöte 4' Spitzflöte 4' Rohrflöte 4’ Cornet 4' Sesquialter 2f Superoctave 2' Mixtur minor 5f 2' Mixtur maior 5f 2' |
Gedackt 8'
Principal 4' Fugara 4' Flöte 4' Quint 11/2' Mixtur 5fach 2’ |
Principalbass 16'
Subbass 16' Octavbass 8' Quintbass 6' Superoktave 4' Gamba 2f 2' Cornettbass 6f 4’ [1] Posaunenbaß 8’ |
- Anmerkungen
- ↑ 3 Töne im Kronpositiv
Bibliographie
Anmerkungen: | Ungefähr die Hälfte des originalen Pfeifenwerkes war noch vorhanden(?). Als Vergleichsobjekt diente die Freiwiß-Orgel in Irsee. Die Einweihung fand Pfingsten 2022 statt.
Das ehemalige Augustinerchorherren-Stift Rottenbuch war im 18. Jahrhundert ein Zentrum der Wissenschaft und Kunst. Etliche Chorherren lehrten an der Universität Salzburg. Neben den theologisch-philosophischen Disziplinen wurden auch die Naturwissenschaften mit Nachdruck betrieben. So gründeten die Augustiner auf dem Hohenpeißsenberg, wo sie eine Wallfahrtskirche betreuten, eine meteorologische Messstation: die älteste Bergwetterstation der Erde. Bis in das Jahr 1781 reichen die lückenlosen Messreihen zurück. Doch auch die Künste wurden nachhaltig gefördert. Die bedeutendsten Stuckateure und Maler/Freskanten der Wessobrunner Schule wurden mit der Ausstattung der Kirchen auf dem Hohenpeißenberg und in Rottenbuch beauftragt. Für die Orgel in Rottenbuch engagierte man den in Aitrang bei Kaufbeuren geborenen Balthasar Freywis (1710-1783), der bei Joseph Gabler in Ochsenhausen gelernt hatte. 1747 wurde das Orgelwerk, das 28 Register, verteilt auf Hauptwerk, Rückpositiv, Kronwerk und Pedal aufwies, vollendet. Freywis erschuf nicht nur eine der größten Orgeln in Oberbayern, sondern mit dem das Hauptwerk überspannenden Kronwerk auch ein grandios-spektakuläres Gehäuse, das mit zahlreichen Engelsfiguren aus der Werkstätte des Weilheimer Meisters Franz Xaver Schmädl geschmückt ist, die zu den berühmtesten Engelsdarstellungen des Rokoko zählen. Offenbar empfanden jedoch schon bald die Organisten und Musiker des Konvents die aufführungspraktischen Möglichkeiten der Orgel, die kurze Oktaven aufwies, als zu beschränkt. 1783 wurde deshalb die Orgel von Andreas Handmann, einem Mitarbeiter von Freywis, auf nunmehr 29 Register (II/P) erweitert und mit „langer“ (alle Halbtöne umfassenden) Oktave eingerichtet, wofür neue Windladen nötig waren. Diese stehen auch heute wieder in der Orgel. Die Freywis-/Handmann-Orgel wurde nach der Säkularisation mehrfach restauriert bzw. umgebaut, wobei jeweils historische (Pfeifen-)Substanz verloren ging, besonders durch die Eingriffe von Max Maerz (1857 und 1887: Tieferstimmung des Werkes; Umintonation; Errichtung einer Magazinbalg-Anlage) und Guido Nenninger (1963). Letzterer schlug eine kräftige Wunde vor allem in das Untergehäuse durch die Einfügung eines dreimanualigen Spieltisches, Neuintonationen sowie Umstellungen bzw. Neugruppierungen von Pfeifen, wobei gerade in den Mixturen/Cornetten kaum eine Pfeife an ihrem ursprünglichen Platz bzw. im Original-Register verblieb. Doch der Orgel drohten weitere Gefahren in den Jahren 1998 und 2009, als ortsnahe Orgelbauer weitergehende Restaurierungs- und „Verbesserungsmaßnahmen“ der Pfarrgemeinde dringend empfahlen und auch entsprechende Kostenanschläge unterbreiteten. Als hinzugerufener Sachverständiger des Erzbischöflichen Ordinariats konnte ich die Verantwortlichen von der Gefahr weiteren erheblichen Verlustes von historischer Substanz durch die vorgeschlagenen Arbeiten überzeugen. In meinem Gutachten vom April 2008 nannte ich als Ziel aller künftigen Maßnahmen die „Rekonstruktion der einmaligen Rottenbucher Orgelanlage“ und empfahl die Gründung eines Orgelbauvereins. Glücklicherweise wurden 1963 die nicht mehr verwendeten Windladen des Hauptwerks nicht verschrottet. Sie fanden sich anlässlich des Depot-Neubaus (2011) des Münchner Stadtmuseums in einer der aufzulösenden Zweigstellen und wurden Rottenbuch zur Abholung angeboten. Damit waren alle historischen Handmann-Windladen wieder an ihrem originalen Aufstellungsort verfügbar. Durch das völlig überraschende Auflegen eines Förderprogramms für historisch wertvolle Orgeln seitens der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien und die Zuweisung der für das Bundesland Bayern vorgesehenen Mittel an Rottenbuch sowie weitere erhebliche Zuwendungen des Bayerischen Staates und der Erzdiözese München und Freising konnte 2020-2022 die Freywis-Orgel durch die Firma Klais, Bonn, umfassend restauriert bzw. rekonstruiert (komplette Spiel- und Registertraktur) werden. Natürlich wurden etliche Entscheidungen über die konkrete Ausführung zwischen Orgelbauern, Denkmalpflegern und Organisten kontrovers diskutiert. Der Vorschlag, die Disposition um ein Zungenregister im Manual und den Ambitus im Pedal um real 5 Halbtöne (von b bis d' mit neuen eigenen Pfeifen) zu erweitern, war leider nicht mehrheitsfähig, obwohl eine solche maßvolle Erweiterung (selbstverständlich nur über Zusatzladen) einen erheblichen Zugewinn an aufführungspraktischen Möglichkeiten sowohl im liturgischen als auch konzertanten Bereich gebracht hätte. Eine solche Erweiterung hätte sich meiner Ansicht nach auch geradezu logisch aus der Baugeschichte der Freywis-Handmann-Orgel ergeben: dienmusikalischen Beschränkungen der Freywis-Orgel waren doch der Grund für die Überarbeitung und Erweiterung (inkl. neuer Windladen) durch Handmann nur 35 Jahre nach der Erbauung. Dessen ungeachtet erstrahlt die Orgel im ehemaligen Augustinerchorherren-Stift nun wieder in optisch, akustisch und technisch neuem Glanz. Für die Orgelliteratur besonders des süddeutsch-italienischen Barock und Rokoko sowie der Frühklassik bietet die Freywis-Handmann-Orgel ein herrliches Klangspektrum. Prof. DDr. Michael Hartmann, Orgelsachverständiger (In: Kirchenmusik-Forum 2022/23, Erzdiözese München und Freising; mit freundlicher Genehmigung) |
Literatur: | s.u. |
Weblinks: | Orgelbeschreibung auf der Website des Pfarrverbandes, YouTube-Kanal
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Nenninger-Orgel (1962–2020)
Orgelbeschreibung
Orgelbauer: | Guido Nenninger, München |
Baujahr: | 1962 |
Windladen: | Schleifladen |
Spieltraktur: | mechanisch |
Registertraktur: | mechanisch |
Registeranzahl: | 30 |
Manuale: | 3, C– |
Pedal: | C– |
Spielhilfen, Koppeln: | Koppeln: i/P. II/P, I/II, III/II |
Disposition
I Rückpositiv | II Hauptwerk | III Oberwerk | Pedal |
Gedackt 8'
Praestant 4' Flöte 4' Principal 2' Octav 1' Mixtur 3f 1' |
Copel 16'
Principal 8' Quintadena 8' Gamba 8' Octave 4' Rohrflöte 4' Quinte 22/3' Superoctave 2' Mixtur 4f 11/3' |
Flauta 8'
Salicet 8' Principal 4' Spitzflöte 4' Nachthorn 2' Sesquialtera 2f 22/3' Zimbel 5f 2' |
Principalbaß 16'
Subbaß 16' Octavbaß 8' Pommer 8' Quintbaß 51/3' Hohlflöte 4' Kornett 6f 4' Posaune 8' |
Bibliographie
Anmerkungen: | Quasi-Neubau
Quelle: orgbase.nl |
Literatur: | Ursula und Ulrich Rüge: Berühmte Orgeln: Meisterwerke europäischer Orgelbauer, Nikolai Verlagsgesellschaft mbH, Hamburg 1994
Georg Brenninger: Orgeln in Altbayern. 2. überarb. u. erw. Auflage. Bruckmann, München 1982 |
Discographie: | J.S. Bach: Werke für Orgel - Works for Organ - Oeuvres pour Orgue. Helmut Walcha. Musique Royale 199 031, LP |
Freiwiß-Orgel 1747
I Hauptwerk | II Rückpositiv | Pedal |
Subprincipal 8'
Principal 8' Copel 8' Flöte 8' Viola di Gamba 8' Salicet 8' Quintatön 8' Octav 4' Spitzflöte 4' Quint 3' Superoctav 2' Sesquialter 2f Mixtur 10f 2' Zimbel 5f 4'
|
Copel 8'
Principal 4' Fugara 4' Flöte 4' Quint 3' Mixtur 5f 2' |
Subbaß 16'
Bordun 16' Octavbaß 8' Violonbaß 8' Quintbaß 6' Hohlflaute 4' Cornett 11f 4' Posaune 8' |
Bibliographie
Anmerkungen: | Quelle: orgbase.nl |
Literatur: | s.o. |