Reichenbach (Vogtland), St. Peter und Paul, Silbermann-Orgel (nicht erhalten): Unterschied zwischen den Versionen

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{{Orgelbeschreibung
 
{{Orgelbeschreibung
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|BILD 1=Reichenbach - Peter Paul church 2009 2 (aka).jpg          |BILD 1-Text=Reichenbach (Vogtland), St. Peter-Paul, Ev.-Luth. Kirche.
 
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|UMBAU          =
 
|UMBAU          =
  
1773 Kirchenbrand; Aufbau der ausgelagerten Orgel durch die Gebrüder Trampeli.
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Nach dem Stadtbrand von 1773 war die Orgel lediglich verschmutzt und wurde von Johann Gottlob und Christian Wilhelm Trampeli aus Adorf gereinigt.
  
1833 Kirchenbrand; Aufbau der ausgelagerten Orgel durch Thümmel (wahrscheinlich sind Pfeifen und hölzerne Prospektteile erhalten geblieben).
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1839 und 1841 kleine Reparaturen.
  
1841 Orgelreparatur durch David Gotthilf Thümmler.
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1856 erfolgte eine Ausbesserung der schadhaft gewordenen Windzufuhr und die Stimmung der Orgel durch Orgelbaumeister Bärmig aus Werda und Jehmlich aus Dresden.
  
1856 Instandsetzung der Orgel durch Carl Gottlieb Jehmlich, Zwickau.
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Bis 1906 war die Orgel noch im Originalzustand erhalten, danach wurde durch Gebrüder Jehmlich (Bruno & Emil), Dresden, der Stimmton durch Anlängen bzw. Umstellen der Pfeifen um einen Halbton herabgesetzt. Die Register Zimbel, Sesquialtera und Vox humana wurden gegen Gambe 8‘, Geigenprinzipal 8‘ und Aeoline 8‘ ausgetauscht und ein Subbaß 16‘ hinzugefügt.
  
1906 wurde durch Gebrüder Jehmlich (Bruno & Emil), Dresden, der Stimmton durch Anlängen bzw. Umstellen der Pfeifen um einen Halbton herabgesetzt. Die Register Zimbel, Sesquialtera und Vox humana wurden gegen Gambe 8‘, Geigenprinzipal 8‘ und Aeoline 8‘ ausgetauscht und ein Subbaß 16‘ hinzugefügt.
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1927 erfolgte ein grundlegender Umbau durch die Orgelbaufirma Jehmlich. Die Orgel erhielt Kegelladen, pneumatische Traktur, ein zusätzliches Schwellwerk und einen freistehenden Spieltisch auf der rechten Emporenseite. Die Disposition wurde erweitert auf 55 Register, zwei Transmissionen 1 Register mit vorgeschaltetem Tremulant. Vorgesehen war der Einbau weiterer drei Zungenregister. 24 Silbermann-Register blieben ganz oder teilweise, meist mit Eingriffen am Pfeifenwerk, erhalten. Der Prospekt wurde angehoben (so daß die Mittelturmbekrönung abgenommen werden musste) und durch seitliche Anbauten vergrößert. Die angeblich nicht mehr brauchbaren Zinn-Prospektpfeifen (1917 von der kriegsbedingten Metall-Beschlagnahme ausgenommen!) und die großen Zinnpfeifen weiterer Register wurden gegen Zinkpfeifen ausgetauscht.
  
1927 erfolgte ein grundlegender Umbau durch die Orgelbaufirma Jehmlich. Die Orgel erhielt Kegelladen, pneumatische Traktur, ein zusätzliches Schwellwerk und einen freistehenden Spieltisch auf der rechten Emporenseite. Die Disposition wurde auf 53 Register und zwei Transmissionen erweitert. Vorgesehen war der Einbau weiterer drei Zungenregister. 22 Silbermann-Register blieben ganz oder teilweise, meist mit Eingriffen am Pfeifenwerk, erhalten. Der Prospekt wurde angehoben (so daß die Mittelturmbekrönung abgenommen werden musste) und durch seitliche Anbauten vergrößert. Die angeblich nicht mehr brauchbaren Zinn-Prospektpfeifen (1917 von der kriegsbedingten Metall-Beschlagnahme ausgenommen!) und die großen Zinnpfeifen weiterer Register wurden gegen Zinkpfeifen ausgetauscht.
+
Um 1960 Kritik an der veränderten Klanggestalt und am Traktursystem, starker Holzwurmbefall und technischer Verfall drängen zur Entscheidung Reparatur oder Rekonstruktion des ursprünglichen Zustandes.  
  
Um 1960 Kritik an der veränderten Klanggestalt und am Traktursystem, starker Holzwurmbefall und technischer Verfall drängen zur Entscheidung Reparatur oder Rekonstruktion des ursprünglichen Zustandes. Letztere scheiterte am Geldmangel und an der Aussage von Ulrich Dähnert, daß die Orgel außer dem Prospekt nicht mehr als Denkmal zu betrachten sei.
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Gestützt auf ein Urteil von Ulrich Dähnert entschied 1971 der Leiter der Arbeitsstelle Dresden des Institutes für Denkmalpflege, Hans Nadler, dass die Orgel der Peter-Pauls-Kirche Reichenbach „nicht mehr als Denkmal zu betrachten ist mit Ausnahme des Prospektes“. Entgegen fachlicher Einwände wurde das in 24 Registern weitgehend erhaltene - allerdings veränderte - Silbermann-Pfeifenwerk weder aufgearbeitet, noch aufbewahrt. Die Disposition des Neubaus lehnte sich an die Silbermann-Orgel an, allerdings aus Kostengründen mit verringerter Registerzahl. Die Pfeifenmensuren sind denen der Silbermann-Register angenähert.
  
 
1972 Neubau der Orgel durch VEB Orgelbau Dresden.
 
1972 Neubau der Orgel durch VEB Orgelbau Dresden.
 
   
 
   
|GEHÄUSE        =Erst 1740 wurde das Gehäuse durch einen Reichenbacher Maler vergoldet.  
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|GEHÄUSE        =Erst 1740 wurde das Gehäuse durch den Reichenbacher Maler Johann Georg Gerber vergoldet.  
 
|GESCHICHTE      =
 
|GESCHICHTE      =
  
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{{Disposition2
 
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|ÜBERSCHRIFT    =Dissposition Silbermann 1725
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|WERK 1          =HAUPTWERK, I. MANUAL C, D-c³
 
|WERK 1          =HAUPTWERK, I. MANUAL C, D-c³
 
|REGISTER WERK 1 =
 
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Mixtur 3.fach
 
Mixtur 3.fach
  
Zymbeln zweyfach
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Zymbeln zweÿfach
  
 
|WERK 2          =OBERWERK, II. MANUAL C, D-c³
 
|WERK 2          =OBERWERK, II. MANUAL C, D-c³
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Sufflot (!) 1.Fuß
 
Sufflot (!) 1.Fuß
  
Sexqvintaltra (4/5‘, ab c1 1 3/5‘)
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Sexqvintaltra (4/5‘, ab c<sup>1</sup> 1 3/5‘)
  
Mixtur dreyfach
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Mixtur dreÿfach
  
 
Vox humana 8.Fuß
 
Vox humana 8.Fuß
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|WERK 3          =PEDAL C, D-c1
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|WERK 3          =PEDAL C, D-c<sup>1</sup>
 
|REGISTER WERK 3 =
 
|REGISTER WERK 3 =
  
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{{Disposition2
|ÜBERSCHRIFT    =
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|ÜBERSCHRIFT    =Disposition nach dem Umbau der Orgel 1927 zusammengestellt von Frank-Harald Greß
|WERK 1          =
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|WERK 1          =I. MANUAL und PEDAL
 
|REGISTER WERK 1 =
 
|REGISTER WERK 1 =
|WERK 2          =
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Bordun 16’ •)
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2. Prinzipal 8’
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3. Konzertflöte 8’
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4. Rohrflöte 8’ •)
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 +
5. Gambe 8’
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6. Dolce 8’
 +
 
 +
7. Oktave 4’ •)
 +
 
 +
8. Spitzflöte 4’ •)
 +
 
 +
9. Quinte 2 2/3’ •)
 +
 
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10. Oktave 2’ •)
 +
 
 +
11. Terz 1 3/5’ •)
 +
 
 +
12. Flageolett 1’ •)
 +
 
 +
13. Cornett 3 – 5fach •)
 +
 
 +
14. Mixtur 4fach •)
 +
 
 +
15. Zymbel 2 – 3fach
 +
 
 +
16. Trompete 8’
 +
 
 +
17. Klarine 4’
 +
 
 +
 
 +
PEDAL
 +
 
 +
47. Prinzipalbass 16’ •)
 +
 
 +
48. Violonbass 16’
 +
 
 +
49. Subbass 16’
 +
 
 +
Gedacktbass 16’ Tr. III.
 +
 
 +
50. Quintbass 10 2/3’
 +
 
 +
51. Oktavbass 8’ •)
 +
 
 +
52. Cellobass 8’
 +
 
 +
53. Oktavbass 4’
 +
 
 +
54. Posaunenbass 16’ •)
 +
 
 +
55. Trompetenbass 8’ •)
 +
 
 +
Fagottbass 8’ Tr. III
 +
 
 +
 
 +
|WERK 2          =II. MANUAL
 
|REGISTER WERK 2 =
 
|REGISTER WERK 2 =
|WERK 3          =
+
 
 +
18. Stillgedackt 16’
 +
 
 +
19. Prinzipal 8’
 +
 
 +
20. Spitzflöte 8’•)
 +
 
 +
21. Grobgedackt 8’ •)
 +
 
 +
22. Salicional 8’
 +
 
 +
23. Quintatön 8’ •)
 +
 +
24. Oktave 4’ •)
 +
 
 +
25. Rohrflöte 4’ •)
 +
 
 +
26. Nasat 2 2/3’ •)
 +
 
 +
27. Oktave 2’ •)
 +
 
 +
28. Quinte 1 1/3’ •)
 +
 
 +
29. Mixtur 3fach •)
 +
 
 +
30. Clarinette 8’
 +
 
 +
 
 +
|WERK 3          =III. MANUAL und NEBENGEGISTER
 
|REGISTER WERK 3 =
 
|REGISTER WERK 3 =
 +
 +
31. Lieblich Gedackt 16’
 +
 +
32. Geigenprinzipal 8’
 +
 +
33. Zartflöte 8’
 +
 +
Schwebeflöte 8’
 +
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(Zartflöte + Tremulant)
 +
 +
34. Lieblich Gedackt 8’
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 +
35. Violine 8’
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36. Aeoline 8’
 +
 +
37. Vox coelestis 8’ ab c°
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38. Flauto dolce 4’
 +
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39. Fugara 4’
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40. Piccolo 2’
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41. Sifflöte 1’ •)
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42. Harmonia aetherea 3f.
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43. Fagott 16’ ••)
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44. Trompette harm. 8’ ••)
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45. Oboe 8’
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46. Clairon 4’ ••)
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NEBENREGISTER
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Manualkoppeln II/I, III/I, III/II
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Pedalkoppeln I/P, II/P, III/P ) auch als
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Generalkoppel ) Tritte
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Superoktavkoppeln II/I, III/II, III/III
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Suboktavkoppeln II/I, III/II, III/III
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Pedaltenorkoppel (Doppeloktavkoppel III/P)
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Absteller für Koppeln, Rohrwerke, Druckregister, Crescendo
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4 freie Kombinationen
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Registercrescendo als Fußwalze und Handrad
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Schweller III. Manual
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Pedalumschaltung
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ANMERKUNG
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•) Die Register enthielten weitgehend Silbermann-Pfeifenwerk.
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••) Diese Register waren ohne Pfeifenwerk für späteren Einbau technisch
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|DISCOGRAPHIE    =       
 
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|LITERATUR      =Auswahl
 
|LITERATUR      =Auswahl
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Böhme, Walther: Die neue Orgel der Peterpaulskirche. In: Sonntags-Blatt der Evang. Kirchgemeinden zu Reichenbach, Jahrgang 1927, Nr.12, Sonntag, den 4. Dezember.
  
 
Dähnert, Ulrich: Historische Orgeln in Sachsen. Ein Orgelinventar. Leipzig, VEB Deutscher Verlag für Musik,1980, S. 235-236 (Reichenbach/Vogtland).
 
Dähnert, Ulrich: Historische Orgeln in Sachsen. Ein Orgelinventar. Leipzig, VEB Deutscher Verlag für Musik,1980, S. 235-236 (Reichenbach/Vogtland).
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Flade, Ernst: Gottfried Silbermann. Leipzig, VEB Deutsche Musikaliendruckerei, S. 116 (Reichenbach/Vogtland).
 
Flade, Ernst: Gottfried Silbermann. Leipzig, VEB Deutsche Musikaliendruckerei, S. 116 (Reichenbach/Vogtland).
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Greß, Frank-Harald: Dokumentation der Silbermann-Orgel der Peter-Paul Kirche zu Reichenbach von 1957/1958, SLUB Dresden.
  
 
Greß, Frank-Harald: Die Orgeln Gottfried Silbermanns, Dresden, Michael Sandstein Verlag 2001, S. 145 (Reichenbach/Vogtland).
 
Greß, Frank-Harald: Die Orgeln Gottfried Silbermanns, Dresden, Michael Sandstein Verlag 2001, S. 145 (Reichenbach/Vogtland).
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Müller, Werner: Gottfried Silbermann, Persönlichkeit und Werk. Eine Dokumentation. Leipzig, VEB Deutscher Verlag für Musik 1982, 1. Auflage, S. 187-195 (Reichenbach/Vogtland).
 
Müller, Werner: Gottfried Silbermann, Persönlichkeit und Werk. Eine Dokumentation. Leipzig, VEB Deutscher Verlag für Musik 1982, 1. Auflage, S. 187-195 (Reichenbach/Vogtland).
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275 Jahre Peter-Paul-Kirche zu Reichenbach/Vogtland 1723-1998. Reichenbach (Vogtland), Herausgeber: Kirchenvorstand der Ev.-Luth. Kirchgemeinde Peter-Paul.
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Informationen zur Orgel von Kirchenmusiker Christian Wegler, Reichenbach.
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Aktuelle Version vom 7. Oktober 2023, 19:41 Uhr


Reichenbach (Vogtland), St. Peter-Paul, Ev.-Luth. Kirche.
Orgelbauer: Silbermann, Gottfried
Baujahr: 1725
Geschichte der Orgel: Am 20. August 1720 fiel die St.Peter-Paul-Kirche einem Stadtbrand zum Opfer. In den Folgejahren wurde die Kirche neu errichtet. Am 18. Dezember 1723 schloss der Kirchenpatron Carl Metzsch einen Orgelbauvertrag mit Gottfried Silbermann. Die Baukosten wurden überwiegend von der Familie Metzsch übernommen. Die Abnahme der Orgel erfolgte am 11. Mai 1725 durch den Altenburger Hoforganisten Gottfried Ernst Pestel. Am 13. Mai 1725 wurde die Orgel geweiht. Der Zwickauer Organist Martin Steindorf verfasste ein Weihegedicht.
Umbauten: Nach dem Stadtbrand von 1773 war die Orgel lediglich verschmutzt und wurde von Johann Gottlob und Christian Wilhelm Trampeli aus Adorf gereinigt.

1839 und 1841 kleine Reparaturen.

1856 erfolgte eine Ausbesserung der schadhaft gewordenen Windzufuhr und die Stimmung der Orgel durch Orgelbaumeister Bärmig aus Werda und Jehmlich aus Dresden.

Bis 1906 war die Orgel noch im Originalzustand erhalten, danach wurde durch Gebrüder Jehmlich (Bruno & Emil), Dresden, der Stimmton durch Anlängen bzw. Umstellen der Pfeifen um einen Halbton herabgesetzt. Die Register Zimbel, Sesquialtera und Vox humana wurden gegen Gambe 8‘, Geigenprinzipal 8‘ und Aeoline 8‘ ausgetauscht und ein Subbaß 16‘ hinzugefügt.

1927 erfolgte ein grundlegender Umbau durch die Orgelbaufirma Jehmlich. Die Orgel erhielt Kegelladen, pneumatische Traktur, ein zusätzliches Schwellwerk und einen freistehenden Spieltisch auf der rechten Emporenseite. Die Disposition wurde erweitert auf 55 Register, zwei Transmissionen 1 Register mit vorgeschaltetem Tremulant. Vorgesehen war der Einbau weiterer drei Zungenregister. 24 Silbermann-Register blieben ganz oder teilweise, meist mit Eingriffen am Pfeifenwerk, erhalten. Der Prospekt wurde angehoben (so daß die Mittelturmbekrönung abgenommen werden musste) und durch seitliche Anbauten vergrößert. Die angeblich nicht mehr brauchbaren Zinn-Prospektpfeifen (1917 von der kriegsbedingten Metall-Beschlagnahme ausgenommen!) und die großen Zinnpfeifen weiterer Register wurden gegen Zinkpfeifen ausgetauscht.

Um 1960 Kritik an der veränderten Klanggestalt und am Traktursystem, starker Holzwurmbefall und technischer Verfall drängen zur Entscheidung Reparatur oder Rekonstruktion des ursprünglichen Zustandes.

Gestützt auf ein Urteil von Ulrich Dähnert entschied 1971 der Leiter der Arbeitsstelle Dresden des Institutes für Denkmalpflege, Hans Nadler, dass die Orgel der Peter-Pauls-Kirche Reichenbach „nicht mehr als Denkmal zu betrachten ist mit Ausnahme des Prospektes“. Entgegen fachlicher Einwände wurde das in 24 Registern weitgehend erhaltene - allerdings veränderte - Silbermann-Pfeifenwerk weder aufgearbeitet, noch aufbewahrt. Die Disposition des Neubaus lehnte sich an die Silbermann-Orgel an, allerdings aus Kostengründen mit verringerter Registerzahl. Die Pfeifenmensuren sind denen der Silbermann-Register angenähert.

1972 Neubau der Orgel durch VEB Orgelbau Dresden.

Gehäuse: Erst 1740 wurde das Gehäuse durch den Reichenbacher Maler Johann Georg Gerber vergoldet.
Stimmtonhöhe: Ursprünglich Chorton (a1: 460 bis 466 Hz).
Temperatur (Stimmung): Vermutlich modifiziert mitteltönig.
Windladen: Schleifladen
Spieltraktur: mechanisch
Registertraktur: mechanisch
Registeranzahl: 29
Manuale: 2
Pedal: 1
Spielhilfen, Koppeln: Tremulant (Oberwerk)

Schiebekoppel I/I



Disposition Silbermann 1725

HAUPTWERK, I. MANUAL C, D-c³ OBERWERK, II. MANUAL C, D-c³ PEDAL C, D-c1
Pourdon 16.Fuß

Principal 8.Fuß

Viol di Gambe oder Spiel Flöte 8.Fuß

Rohr Flaute 8.Fuß

Octave 4.Fuß

Spiz Flaute 4.Fuß

Qvinte 3.Fuß

Octave 2.Fuß

Tertia aus 2.Fuß

Flaschlöt 1.Fuß

Cornet dreyfach (ab c1)

Mixtur 3.fach

Zymbeln zweÿfach

Principal 8.Fuß

Qvintadena 8.Fuß

Grobgedackt 8.Fuß

Octava 4.Fuß

Rohr Flöte 4.Fuß

Nassat 3.Fuß

Octava 2.Fuß

Qvinta 1 1/2.Fuß

Sufflot (!) 1.Fuß

Sexqvintaltra (4/5‘, ab c1 1 3/5‘)

Mixtur dreÿfach

Vox humana 8.Fuß

Principal Bass 16.Fuß

Octaven Bass 8.Fuß

Posaunen Bass 16.Fuß

Trompeten Bass 8.Fuß


Disposition nach dem Umbau der Orgel 1927 zusammengestellt von Frank-Harald Greß

I. MANUAL und PEDAL II. MANUAL III. MANUAL und NEBENGEGISTER
Bordun 16’ •)

2. Prinzipal 8’

3. Konzertflöte 8’

4. Rohrflöte 8’ •)

5. Gambe 8’

6. Dolce 8’

7. Oktave 4’ •)

8. Spitzflöte 4’ •)

9. Quinte 2 2/3’ •)

10. Oktave 2’ •)

11. Terz 1 3/5’ •)

12. Flageolett 1’ •)

13. Cornett 3 – 5fach •)

14. Mixtur 4fach •)

15. Zymbel 2 – 3fach

16. Trompete 8’

17. Klarine 4’


PEDAL

47. Prinzipalbass 16’ •)

48. Violonbass 16’

49. Subbass 16’

Gedacktbass 16’ Tr. III.

50. Quintbass 10 2/3’

51. Oktavbass 8’ •)

52. Cellobass 8’

53. Oktavbass 4’

54. Posaunenbass 16’ •)

55. Trompetenbass 8’ •)

Fagottbass 8’ Tr. III

18. Stillgedackt 16’

19. Prinzipal 8’

20. Spitzflöte 8’•)

21. Grobgedackt 8’ •)

22. Salicional 8’

23. Quintatön 8’ •)

24. Oktave 4’ •)

25. Rohrflöte 4’ •)

26. Nasat 2 2/3’ •)

27. Oktave 2’ •)

28. Quinte 1 1/3’ •)

29. Mixtur 3fach •)

30. Clarinette 8’

31. Lieblich Gedackt 16’

32. Geigenprinzipal 8’

33. Zartflöte 8’

Schwebeflöte 8’

(Zartflöte + Tremulant)

34. Lieblich Gedackt 8’

35. Violine 8’

36. Aeoline 8’

37. Vox coelestis 8’ ab c°

38. Flauto dolce 4’

39. Fugara 4’

40. Piccolo 2’

41. Sifflöte 1’ •)

42. Harmonia aetherea 3f.

43. Fagott 16’ ••)

44. Trompette harm. 8’ ••)

45. Oboe 8’

46. Clairon 4’ ••)


NEBENREGISTER

Manualkoppeln II/I, III/I, III/II

Pedalkoppeln I/P, II/P, III/P ) auch als

Generalkoppel ) Tritte

Superoktavkoppeln II/I, III/II, III/III

Suboktavkoppeln II/I, III/II, III/III

Pedaltenorkoppel (Doppeloktavkoppel III/P)

Absteller für Koppeln, Rohrwerke, Druckregister, Crescendo

4 freie Kombinationen 4 feste Kombinationen

Registercrescendo als Fußwalze und Handrad Schweller III. Manual

Pedalumschaltung



ANMERKUNG

•) Die Register enthielten weitgehend Silbermann-Pfeifenwerk.

••) Diese Register waren ohne Pfeifenwerk für späteren Einbau technisch vorbereitet.



Bibliographie

Literatur: Auswahl

Böhme, Walther: Die neue Orgel der Peterpaulskirche. In: Sonntags-Blatt der Evang. Kirchgemeinden zu Reichenbach, Jahrgang 1927, Nr.12, Sonntag, den 4. Dezember.

Dähnert, Ulrich: Historische Orgeln in Sachsen. Ein Orgelinventar. Leipzig, VEB Deutscher Verlag für Musik,1980, S. 235-236 (Reichenbach/Vogtland).

Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen, Orgeldatenbank ORKASA

Flade, Ernst: Gottfried Silbermann. Leipzig, VEB Deutsche Musikaliendruckerei, S. 116 (Reichenbach/Vogtland).

Greß, Frank-Harald: Dokumentation der Silbermann-Orgel der Peter-Paul Kirche zu Reichenbach von 1957/1958, SLUB Dresden.

Greß, Frank-Harald: Die Orgeln Gottfried Silbermanns, Dresden, Michael Sandstein Verlag 2001, S. 145 (Reichenbach/Vogtland).

Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH

Lexikon norddeutscher Orgelbauer, Bd.2, Sachsen und Umgebung, Pape-Verlag Berlin, 2012, S.370.

Müller, Werner: Gottfried Silbermann, Persönlichkeit und Werk. Eine Dokumentation. Leipzig, VEB Deutscher Verlag für Musik 1982, 1. Auflage, S. 187-195 (Reichenbach/Vogtland).

275 Jahre Peter-Paul-Kirche zu Reichenbach/Vogtland 1723-1998. Reichenbach (Vogtland), Herausgeber: Kirchenvorstand der Ev.-Luth. Kirchgemeinde Peter-Paul.

Informationen zur Orgel von Kirchenmusiker Christian Wegler, Reichenbach.

Weblinks: Auswahl

Webseite, Reichenbach (Vogtland), St. Peter und Paul, Orgel

Wikipedia, Reichenbach (Vogtland), St. Peter und Paul, Silbermann-Orgel

Webseite der Silbermann-Gesellschaft, Reichenbach (Vogtland), St. Peter und Paul, Silbermann-Orgel

Orgelforum-Sachsen, Reichenbach (Vogtland), St. Peter und Paul, Silbermann-Orgel