Prüm, St. Salvator: Unterschied zwischen den Versionen

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|BILD 1= Prüm_Salvator_Orgel1.jpeg        |BILD 1-Text= Klais-Orgel (1973) im Gehäuse der Nollet-Orgel von 1786  
 
|BILD 1= Prüm_Salvator_Orgel1.jpeg        |BILD 1-Text= Klais-Orgel (1973) im Gehäuse der Nollet-Orgel von 1786  
 
|BILD 2= Prüm_Salvator_Orgel2.jpeg        |BILD 2-Text= Klais-Orgel (1973) im Gehäuse der Nollet-Orgel von 1786, Raumansicht
 
|BILD 2= Prüm_Salvator_Orgel2.jpeg        |BILD 2-Text= Klais-Orgel (1973) im Gehäuse der Nollet-Orgel von 1786, Raumansicht
|BILD 3= Prüm_Salvator_Orgel3.jpeg        |BILD 3-Text= Klais-Orgel (1973) im Gehäuse der Nollet-Orgel von 1786, Seitenansicht von links
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|BILD 3= Prüm_Salvator_Orgel3.jpeg        |BILD 3-Text= Klais-Orgel (1973) im Gehäuse der Nollet-Orgel von 1786, Seitenansicht von links; das Schwellwerk ist im Untergehäuse hinter den Stoffbespannungen eingebaut
 
|BILD 4= Prüm_Salvator_Orgel4.jpeg        |BILD 4-Text= Klais-Orgel (1973) im Gehäuse der Nollet-Orgel von 1786, Prospektdetail
 
|BILD 4= Prüm_Salvator_Orgel4.jpeg        |BILD 4-Text= Klais-Orgel (1973) im Gehäuse der Nollet-Orgel von 1786, Prospektdetail
 
|ORT            = Hahnplatz 18, 54595 Prüm, Eifelkreis Bitburg-Prüm, Rheinland-Pfalz, Deutschland
 
|ORT            = Hahnplatz 18, 54595 Prüm, Eifelkreis Bitburg-Prüm, Rheinland-Pfalz, Deutschland
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|BAUJAHR        = 1973
 
|BAUJAHR        = 1973
 
|UMBAU          =  
 
|UMBAU          =  
|GEHÄUSE        = 1783, Johann Baptist Molitor (Prüm), möglicherweise nach einem Entwurf von Johannes Seiz (kurfürstlicher Hofbaumeister und Architekt des Abteigebäudes). Fünf Türme (zwei hohe äußere und drei niedrigere innere, deren mittlerer tief heruntergezogen ist), die durch Gesims besonders betont und mit Flachfeldern verbunden sind. Durchbrochenes Ornament mit Laubwerk und Früchten. Neben dem Chorgestühl ist der Orgelprospekt der einzige Teil der Ausstattung, der ursprünglich für die Basilika erstellt worden ist.
+
|GEHÄUSE        = Altes Gehäuse der Nollet-Orgel (siehe unten)  
|GESCHICHTE      = Für '''1574''' bestätigt ein Visitationsprotokoll das Vorhandensein einer in den Reformationswirren untauglich gewordenen '''Orgel''', die 1581 neu hergerichtet wurde.
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|GESCHICHTE      =  
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'''1973''' wurde unter Verwendung der Register des Teilausbaus von 1950 (vgl. unten) die '''heutige Orgel''' von '''Klais''' mit einem neuen Spieltisch mit mechanischer Spieltraktur erbaut. Dabei verwendete Klais das imposante Gehäuse der Nollet-Orgel weiter, daneben wie 1950/51 geplant auch die beiden Windladen sowie die gelungene offene Flöte des Hauptwerks von Breidenfeld. Obwohl der Trierer Orgelsachverständige Oehms für die große Kirche (über 42.000 Kubikmeter Rauminhalt) zunächst eine zweimanualige Orgel als ausreichend erachtete, konnten Kantor Josef Monter und Pastor Robert Lürtzener eine Vergrößerung der Disposition der bereits in Auftrag gegebenen Orgel von 31 Registern auf 43 Register erwirken. Es kam ein im Untergehäuse der Orgel eingebautes Schwellwerk mit 12 Registern sowie eine Spitzflöte 4’ im Pedal hinzu, dafür entfiel die ursprünglich vorgesehene Trompete 16’ im Hauptwerk.
  
Die heutige Basilika wurde ab 1721 von Johann Georg Judas als Nachfolgerin der mittelalterlichen „Goldenen Kirche“ erbaut; sie stellt den größten Kirchenneubau des 18. Jahrhunderts im Erzbistum Trier dar.
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Die Klais-Orgel von 1973 greift in Disposition und klanglicher Ästhetik den franko-flämischen Stil Nollets auf, erweitert um französisch-romantische Elemente im Schwellwerk, und erklingt seit ihrer Erbauung regelmäßig konzertant.
 
 
Da in der Folge auch die sich anschließenden Gebäude der Benediktinerabtei neu errichtet wurden, fehlte für die Anschaffung einer dem Kirchenraum angemessenen Orgel zunächst das Geld. Deren Neubau kam erst 1783-86 zustande.
 
 
 
Das '''1786''' von '''Johann Bernhard Nollet''' (Orval/Belgien) fertiggestellte Instrument verfügte lt. Bauvertrag über 25 Register auf zwei Manualen und Pedal. Der Konvent und der Trierer Kurfürst bewilligten 4.000 Reichsthaler für deren Bau und die Anschaffung von Altären, die die Kellnerei Schönecken in vier Jahresraten leistete.
 
 
 
Die bei Bösken/Fischer/Thömmes (siehe unten) wiedergegebene Disposition der Orgel wirft einige Fragestellungen auf. Tremulant und Glockenspiel wären nach der Quelle in der Zählung der 25 genannten Register enthalten, dagegen sind keine Pedalregister aufgeführt. Vermutlich war das Pedal dieses Instruments also nur angehängt, d.h. nicht mit eigenen Registern besetzt, sondern nur zum Spiel der tiefen Töne des Hauptwerkes dienend. Dagegen ist bekannt, dass die Orgelbauerfamilie Nollet oft als einziges Pedalregister eine Posaune 16‘ baute; dieses Register ist aber nicht explizit im Vertrag für Prüm genannt.
 
 
 
Auffallend ist weiterhin, dass die Disposition kein 16‘-Prinzipalregister, für das das gewaltige Gehäuse zweifelsohne ausgelegt wurde, nennt. So war mit dem Schreiner des Gehäuses vertraglich vereinbart worden: „Die hohe von Pedal binnen licht 18 Schuh muss haben (...).“ Eventuell war der Bau eines offenen 16‘-Registers für einen späteren Zeitpunkt vorgesehen und/oder der Prospekt war zunächst nur mit Attrappen besetzt, wie es zum Beispiel auch bei der König-Orgel im Kloster Steinfeld der Fall war (dort waren Holzattrappen in den Pedaltürmen eingebaut). Neben dem Register Flaut travers 8‘ Discant wird im Positiv eine Floet travers Discant ohne Angabe einer Fußtonlage erwähnt; evtl. könnte es sich in Analogie zu der dort vorhandenen Viol di Gamba 16‘ bei der zweiten Nennung ebenfalls um ein 16‘-Diskantregister handeln, wenn kein Übertragungsfehler vorliegt. Dagegen fehlt im Positiv ein grundlegendes, auch im Bass ausgebautes Labialregister wie Bourdon 8‘. Die am Ende der Positivregister genannte „Trompete Ristit 18‘ Discant“ wirft ebenfalls Fragen auf, möglicherweise handelt es sich um einen Schreib- oder Übertragungsfehler und es war Trompete Récit 8‘ Diskant für ein solistisch verwendbares Register gemeint.
 
 
 
Nach dem Einmarsch der französischen Soldaten '''1794''' wurde die erst acht Jahre alte, noch 1790 von Johann Philipp Hartung revidierte Orgel geplündert und durch Zerstörung der Spielanlage '''unbrauchbar'''. Nach der Säkularisation stellte man die Orgel der 1826 abgebrochenen Stiftskirche (Stumm 1742) vor dem Gehäuse der Nollet-Orgel auf.  
 
  
'''1863''' konnte die Nollet-Orgel durch einen '''Neubau''' mit 40 Registern auf zwei Manualen von '''Heinrich Wilhelm Breidenfeld''', Trier, im alten Gehäuse ersetzt werden; die alte Stummorgel wurde nach Stadtkyll verkauft.
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Bei einer Reinigung in den 90er Jahre rüstete die Firma West Orgelbau, Altenahr, eine elektrische Subkoppel III-II nach. 1996 wurde durch die Firma Orgelbau Hubert Fasen, Oberbettingen, eine neue Setzeranlage eingebaut.
1914 arbeitete die Firna Stahlhut (Aachen) an der Basilikaorgel und fügte unter anderem einen neuen Prinzipalbass 16‘ hinzu.
 
 
 
Nach Kriegszerstörungen wurde Mitte 1950 ein '''Teilausbau''' der Orgel mit '''13 Registern''' auf zwei Manualen und Pedal von '''Orgelbau Klais (Bonn)''' realisiert, zunächst mit einem Notspieltisch. 1951 folgte dann ein auf drei Manuale und 39 Register (plus einer Transmission) ausgelegter neuer Spieltisch mit elektrischen Trakturen, an den nur die Register des Teilausbaus angeschlossen wurden. Diese Orgel sollte die Breidenfeld-Schleifladen für Hauptwerk und Brustwerk weiterverwenden, für Schwellwerk und Pedal waren neue Kegelladen vorgesehen. Die damals geplante Disposition ist unten wiedergegeben.
 
 
 
'''1973''' wurde dann unter Verwendung der Register des Teilausbaus die '''heutige Orgel''' von '''Klais''' mit einem wiederum neuen Spieltisch mit mechanischer Spieltraktur erbaut. Dabei verwendete Klais das imposante Gehäuse der Nollet-Orgel weiter, daneben wie geplant auch die beiden Windladen sowie die gelungene offene Flöte des Hauptwerks von Breidenfeld. Gegen den Willen eines Trierer Orgelsachverständigen, der für die große Kirche (über 42.000 Kubikmeter Rauminhalt) eine zweimanualige Orgel als ausreichend erachtete, konnten Kantor Josef Monter und Pastor Robert Lürtzener eine Vergrößerung der Disposition der bereits in Auftrag gegebenen Orgel von 31 Registern auf 43 Register erwirken. Es kam ein Schwellwerk mit 12 Registern sowie eine Spitzflöte 4’ im Pedal hinzu, dafür entfiel die ursprünglich vorgesehene Trompete 16’ im Hauptwerk.
 
 
 
Die Klais-Orgel von 1973 greift in Disposition und klanglicher Ästhetik den franko-flämischen Stil Nollets auf, erweitert um französisch-romantische Elemente im Schwellwerk, und erklingt seit ihrer Erbauung regelmäßig konzertant.
 
  
Bei der umfangreichen Innensanierung der Basilika 2018/19 wurde die Orgel eingehaust. Sie wird bis Ende August 2019 von der Firma Orgelbau Fasen, Oberbettingen, saniert und gereinigt.  
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In den Jahren 2018 und 2019 erfolgte dann eine umfangreiche Innensanierung der Basilika. Dabei wurde die Orgel eingehaust. Sie wurde bis Ende August 2019 von der Firma Fasen saniert und gereinigt. Im Rahmen dieser Maßnahme wurde der schon vorgesehene Tremulant im Positiv eingebaut, verschiedene Querkoppeln ergänzt sowie zwei Register ausgetauscht.
 
|STIMMTONHÖHE    =  
 
|STIMMTONHÖHE    =  
 
|TEMPERATUR      = gleichstufig  
 
|TEMPERATUR      = gleichstufig  
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|MANUALE        = 3 C-g<sup>3</sup>
 
|MANUALE        = 3 C-g<sup>3</sup>
 
|PEDAL          = C-f<sup>1</sup>
 
|PEDAL          = C-f<sup>1</sup>
|SPIELHILFEN    = Normalkoppeln, Subkoppel SW-HW (in den 1990er Jahren eingebaut), seit 1996 4 x 1.024 Setzerkombinationen (ursprünglich Sternchensetzer mit sechs mechanischen Setzerkombinationen)
+
|SPIELHILFEN    = Normalkoppeln: II-P (mechanisch), I-P, III-P, III-I, I-II, III-II (alle elektronisch); Subkoppeln: I, III-I, III-II; Superkoppeln: III-I, III-II; Tremulanten: I (elektronisch), III (pneumatisch); 4 x 1.024 Setzerkombinationen (ursprünglich Sternchensetzer mit sechs mechanischen Setzerkombinationen)
 
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{{Disposition3
 
{{Disposition3
 
|ÜBERSCHRIFT    =Klais-Orgel (1973)
 
|ÜBERSCHRIFT    =Klais-Orgel (1973)
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Fugara 4'
 
Fugara 4'
  
Flötgedackt 4'
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Flaut travers 4' <ref>seit 2019, gebrauchtes englisches Register, statt Flötgedackt 4'; am Spieltisch weiterhin als Flötgedackt 4' bezeichnet</ref>
  
 
Nasard 2<sup>2</sup>/<sub>3</sub>'
 
Nasard 2<sup>2</sup>/<sub>3</sub>'
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Spitzflöte 4'
 
Spitzflöte 4'
  
Hintersatz 4fach 2<sup>2</sup>/<sub>3</sub>'
+
Quinte 10<sup>2</sup>/<sub>3</sub>' <ref>seit 2019, statt Hintersatz 4fach 2<sup>2</sup>/<sub>3</sub>'</ref>
  
 
Posaune 16'
 
Posaune 16'
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Prüm_Salvator_Außen1.jpeg|Salvator-Basilika Prüm, Westfassade (1721-30) von Johann Georg Judas
 
Prüm_Salvator_Außen1.jpeg|Salvator-Basilika Prüm, Westfassade (1721-30) von Johann Georg Judas
 
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YouTube: Johann Sebastian Bach: Präludium C-Dur BWV 547,1 - Regionalkantor Christoph Schömig
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<youtube>https://youtube.com/watch?v=ABr_54hiRLc</youtube>
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== Klais-Orgel (1951 geplant, nur Teilausbau realisiert (1950-1973), Register erhalten)==
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{{Orgelbeschreibung/ohne_Landkarte
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 +
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 +
|ERBAUER        = Johannes Klais, Bonn
 +
|BAUJAHR        = 1950/51
 +
|UMBAU          =
 +
|GEHÄUSE        = Altes Gehäuse der Nollet-Orgel (siehe unten)
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|GESCHICHTE      = Nach Kriegszerstörungen wurde Mitte 1950 ein '''Teilausbau''' der Orgel mit '''13 Registern''' auf zwei Manualen und Pedal von '''Orgelbau Klais (Bonn)''' realisiert, zunächst mit einem Notspieltisch. 1951 folgte dann ein auf drei Manuale und 39 Register (plus einer Transmission) ausgelegter neuer Spieltisch mit elektrischen Trakturen, an den nur die Register des Teilausbaus angeschlossen wurden. Diese Orgel sollte die Breidenfeld-Schleifladen für Hauptwerk und Brustwerk weiterverwenden, für Schwellwerk und Pedal waren neue Kegelladen vorgesehen. Die damals geplante Disposition ist nachstehend wiedergegeben.
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|STIMMTONHÖHE    =
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|TEMPERATUR      =
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|WINDLADEN      = Schleifladen von Breidenfeld für Haupt- und Brustwerk, neue Kegelladen von Klais für Pedal und Schwellwerk (geplant)
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|SPIELTRAKTUR    = elektrisch
 +
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 +
|REGISTER        = 39+1 (Teilausbau 12 Register)
 +
|MANUALE        = 3
 +
|PEDAL          = 1
 +
|SPIELHILFEN    = Normalkoppeln; Subkoppeln BW-HW und SW-HW; Registercrescendo (Walzenschweller); zwei freie Kombinationen, eine zusätzliche Pedalkombination, Tutti; Einzelabsteller für Zungen und Manual-16'
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{{Disposition3
 
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|ÜBERSCHRIFT    =1951 geplante Klais-Orgel (1950/51 realisierter Teilausbau ''kursiv'')
 
|ÜBERSCHRIFT    =1951 geplante Klais-Orgel (1950/51 realisierter Teilausbau ''kursiv'')
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'''Anmerkungen zur 1951 geplanten Klais-Orgel'''
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== Breidenfeld-Orgel (1863-1944, nicht erhalten)==
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Schleifladen von Breidenfeld für Haupt- und Brustwerk, neue Kegelladen von Klais für Pedal und Schwellwerk; elektrische Trakturen; zwei freie Kombinationen, eine zusätzliche Pedalkombination, Tutti; Subkoppeln BW-HW und SW-HW; Registercrescendo (Walzenschweller); Einzelabsteller für Zungen und Manual-16'
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|ERBAUER        = Heinrich Wilhelm Breidenfeld, Trier
 +
|BAUJAHR        = 1863
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|UMBAU          = 1914 arbeitete die Firma Stahlhut (Aachen) an der Basilikaorgel und fügte unter anderem einen neuen Prinzipalbass 16‘ hinzu. Weiterhin wurde eine neue Gamba, neue aufschlagende Zungenstimmen und statt des Baßetthorns eine Oboe eingebaut. 1924 ersetzte Klais (Bonn) den im Ersten Weltkrieg abgegebenen Prospektprinzipal in Zink.
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|GEHÄUSE        = Altes Gehäuse der Nollet-Orgel (siehe unten)
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|GESCHICHTE      = '''1863''' konnte das Innenleben der seit 1794 funktionsuntüchtigen Nollet-Orgel zum 1100-Jahr-Feier der Basilika durch einen '''Neubau''' mit 39 Registern auf zwei Manualen von '''Heinrich Wilhelm Breidenfeld''', Trier, im alten Gehäuse ersetzt werden; die alte, vor dem großen Nollet-Gehäuse aufgestellte Stummorgel, die seit der Zerstörung des Nollet-Orgelwerks benutzt worden war, wurde nach Stadtkyll verkauft.
 +
|STIMMTONHÖHE    =
 +
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 +
|WINDLADEN      = Schleifladen
 +
|SPIELTRAKTUR    = mechanisch
 +
|REGISTERTRAKTUR = mechanisch
 +
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 +
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 +
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 +
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 +
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{{Disposition2
 
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|ÜBERSCHRIFT    =Breidenfeld-Orgel (1863, nicht erhalten)
+
|ÜBERSCHRIFT    = Breidenfeld-Orgel (1863-1944, nur einzelne Register und zwei Windladen erhalten)
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+
|WERK 1          = Manual I
 
|REGISTER WERK 1 =Principal 16'
 
|REGISTER WERK 1 =Principal 16'
  
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Baßetthorn 8'
 
Baßetthorn 8'
 
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|WERK 3          =Pedal
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|REGISTER WERK 3 =Principalbaß 16'<ref>1914 von Stahlhut (Aachen) eingebaut, pneumatisch angesteuert</ref>
  
 
Violonbaß 16'
 
Violonbaß 16'
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Cornettino 2'
 
Cornettino 2'
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 +
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'''Anmerkungen'''
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== Nollet-Orgel (1786-1794, nur Gehäuse erhalten)==
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 +
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 +
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 +
|BAUJAHR        = 1786
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|UMBAU          =
 +
|GEHÄUSE        = Johann Baptist Molitor (Prüm), möglicherweise nach einem Entwurf von Johannes Seiz (kurfürstlicher Hofbaumeister und Architekt des Abteigebäudes). Fünf Türme (zwei hohe äußere und drei niedrigere innere, deren mittlerer tief heruntergezogen ist), die durch Gesims besonders betont und mit Flachfeldern verbunden sind. Durchbrochenes Ornament mit Laubwerk und Früchten.
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Neben dem Chorgestühl ist das Orgelgehäuse der einzige Teil der Ausstattung, der ursprünglich für die Basilika erstellt worden ist.
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|GESCHICHTE      = Für '''1574''' bestätigt ein Visitationsprotokoll das Vorhandensein einer in den Reformationswirren untauglich gewordenen '''Orgel''', die 1581 neu hergerichtet wurde.
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Die heutige Basilika wurde ab 1721 von Johann Georg Judas als Nachfolgerin der mittelalterlichen „Goldenen Kirche“ erbaut; sie stellt den größten Kirchenneubau des 18. Jahrhunderts im Erzbistum Trier dar.
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Da in der Folge auch die sich anschließenden Gebäude der Benediktinerabtei neu errichtet wurden, fehlte für die Anschaffung einer dem Kirchenraum angemessenen Orgel zunächst das Geld. Deren Neubau kam erst 1783-86 zustande. Der Konvent und der Trierer Kurfürst bewilligten dazu und zur Anschaffung von Altären 4.000 Reichsthaler, die die Kellnerei Schönecken in vier Jahresraten leistete.
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Das '''1786''' von '''Johann Bernhard Nollet''' (Orval/Belgien) fertiggestellte Instrument verfügte lt. Bauvertrag über 25 Register auf zwei Manualen und Pedal.
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Die bei Bösken/Fischer/Thömmes (siehe unten) wiedergegebene Disposition der Orgel wirft einige Fragen auf. Tremulant und Glockenspiel wären nach der Quelle in der Zählung der 25 genannten Register enthalten, dagegen sind keine Pedalregister aufgeführt. Vielleicht war das Pedal dieses Instruments nur angehängt, d.h. nicht mit eigenen Registern besetzt, sondern nur zum Spiel der tiefen Töne des Hauptwerkes dienend. Zwar ist bekannt, dass die Orgelbauerfamilie Nollet oft als einziges Pedalregister eine Posaune 16‘ baute, dieses Register ist aber nicht explizit im Vertrag für Prüm genannt.
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Auffallend ist weiterhin, dass die Disposition kein 16‘-Prinzipalregister, für das das gewaltige Gehäuse zweifelsohne ausgelegt wurde, nennt. So war mit dem Schreiner des Gehäuses vertraglich vereinbart worden: „Die hohe von Pedal binnen licht 18 Schuh muss haben (...).“ Eventuell war der Bau eines offenen 16‘-Registers für einen späteren Zeitpunkt vorgesehen und/oder der Prospekt war zunächst nur mit Attrappen besetzt, wie es zum Beispiel auch bei der König-Orgel im Kloster Steinfeld der Fall war (dort waren Holzattrappen in den Pedaltürmen eingebaut). Neben dem Register Flaut travers 8‘ Discant wird im Positiv eine Floet travers Discant ohne Angabe einer Fußtonlage erwähnt; evtl. könnte es sich in Analogie zu der dort vorhandenen Viol di Gamba 16‘ bei der zweiten Nennung ebenfalls um ein 16‘-Diskantregister handeln, wenn kein Übertragungsfehler vorliegt. Dagegen fehlt im Positiv ein grundlegendes, auch im Bass ausgebautes Labialregister wie Bourdon 8‘. Die am Ende der Positivregister genannte „Trompete Ristit 18‘ Discant“ wirft ebenfalls Fragen auf, möglicherweise handelt es sich um einen Schreib- oder Übertragungsfehler und es war Trompete Récit 8‘ Diskant für ein solistisch verwendbares Register gemeint.
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Nach dem Einmarsch der französischen Soldaten '''1794''' wurde die erst acht Jahre alte, noch 1790 von Johann Philipp Hartung revidierte Orgel geplündert und durch Zerstörung der Spielanlage '''unbrauchbar'''. Nach der Säkularisation stellte man die Orgel der 1826 abgebrochenen Stiftskirche (Stumm 1742) vor dem Gehäuse der Nollet-Orgel auf.
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|STIMMTONHÖHE    =
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{{Disposition1
 
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|ÜBERSCHRIFT    =Nollet-Orgel (1786, nicht erhalten)
 
|ÜBERSCHRIFT    =Nollet-Orgel (1786, nicht erhalten)
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+
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''Glockenspiel''
 
''Glockenspiel''
 
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{{Verweise
 
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|ANMERKUNGEN    =    ''Fotos: Martin Schmitz, 15./16. Juni 2019''
 
|ANMERKUNGEN    =    ''Fotos: Martin Schmitz, 15./16. Juni 2019''
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[http://www.abteiorgel.de/nolletorgel.html Informationen zu Johann Bernhard Nollet auf www.abteiorgel.de]
 
[http://www.abteiorgel.de/nolletorgel.html Informationen zu Johann Bernhard Nollet auf www.abteiorgel.de]
 
 
  
 
[https://de.wikipedia.org/wiki/Sankt-Salvator-Basilika_(Prüm) Wikipedia-Eintrag zur Salvator-Basilika]
 
[https://de.wikipedia.org/wiki/Sankt-Salvator-Basilika_(Prüm) Wikipedia-Eintrag zur Salvator-Basilika]
 
}}
 
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[[Kategorie:1750-1799]]
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[[Kategorie:1860-1879]]
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[[Kategorie:1940-1959]]
 
[[Kategorie:1960-1979|Prüm, St. Salvator]]
 
[[Kategorie:1960-1979|Prüm, St. Salvator]]
 
[[Kategorie:41-50 Register|Prüm, St. Salvator]]
 
[[Kategorie:41-50 Register|Prüm, St. Salvator]]
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[[Kategorie:Breidenfeld, Wilhelm]]
 
[[Kategorie:Deutschland|Prüm, St. Salvator]]
 
[[Kategorie:Deutschland|Prüm, St. Salvator]]
 
[[Kategorie:Eifelkreis Bitburg-Prüm|Prüm, St. Salvator]]
 
[[Kategorie:Eifelkreis Bitburg-Prüm|Prüm, St. Salvator]]
 +
[[Kategorie:Fasen, Hubert]]
 
[[Kategorie:Klais, Orgelbau|Prüm, St. Salvator]]
 
[[Kategorie:Klais, Orgelbau|Prüm, St. Salvator]]
[[Kategorie:Nollet, Roman Benedikt]]
 
[[Kategorie:Rheinland-Pfalz|Prüm, St. Salvator]]
 

Aktuelle Version vom 12. Oktober 2022, 10:02 Uhr


Klais-Orgel (1973) im Gehäuse der Nollet-Orgel von 1786
Klais-Orgel (1973) im Gehäuse der Nollet-Orgel von 1786, Raumansicht
Klais-Orgel (1973) im Gehäuse der Nollet-Orgel von 1786, Seitenansicht von links; das Schwellwerk ist im Untergehäuse hinter den Stoffbespannungen eingebaut
Klais-Orgel (1973) im Gehäuse der Nollet-Orgel von 1786, Prospektdetail
Orgelbauer: Johannes Klais, Bonn, Op. 1479
Baujahr: 1973
Geschichte der Orgel: 1973 wurde unter Verwendung der Register des Teilausbaus von 1950 (vgl. unten) die heutige Orgel von Klais mit einem neuen Spieltisch mit mechanischer Spieltraktur erbaut. Dabei verwendete Klais das imposante Gehäuse der Nollet-Orgel weiter, daneben wie 1950/51 geplant auch die beiden Windladen sowie die gelungene offene Flöte des Hauptwerks von Breidenfeld. Obwohl der Trierer Orgelsachverständige Oehms für die große Kirche (über 42.000 Kubikmeter Rauminhalt) zunächst eine zweimanualige Orgel als ausreichend erachtete, konnten Kantor Josef Monter und Pastor Robert Lürtzener eine Vergrößerung der Disposition der bereits in Auftrag gegebenen Orgel von 31 Registern auf 43 Register erwirken. Es kam ein im Untergehäuse der Orgel eingebautes Schwellwerk mit 12 Registern sowie eine Spitzflöte 4’ im Pedal hinzu, dafür entfiel die ursprünglich vorgesehene Trompete 16’ im Hauptwerk.

Die Klais-Orgel von 1973 greift in Disposition und klanglicher Ästhetik den franko-flämischen Stil Nollets auf, erweitert um französisch-romantische Elemente im Schwellwerk, und erklingt seit ihrer Erbauung regelmäßig konzertant.

Bei einer Reinigung in den 90er Jahre rüstete die Firma West Orgelbau, Altenahr, eine elektrische Subkoppel III-II nach. 1996 wurde durch die Firma Orgelbau Hubert Fasen, Oberbettingen, eine neue Setzeranlage eingebaut.

In den Jahren 2018 und 2019 erfolgte dann eine umfangreiche Innensanierung der Basilika. Dabei wurde die Orgel eingehaust. Sie wurde bis Ende August 2019 von der Firma Fasen saniert und gereinigt. Im Rahmen dieser Maßnahme wurde der schon vorgesehene Tremulant im Positiv eingebaut, verschiedene Querkoppeln ergänzt sowie zwei Register ausgetauscht.

Gehäuse: Altes Gehäuse der Nollet-Orgel (siehe unten)
Temperatur (Stimmung): gleichstufig
Windladen: Schleifladen
Spieltraktur: mechanisch
Registertraktur: elektrisch
Registeranzahl: 43
Manuale: 3 C-g3
Pedal: C-f1
Spielhilfen, Koppeln: Normalkoppeln: II-P (mechanisch), I-P, III-P, III-I, I-II, III-II (alle elektronisch); Subkoppeln: I, III-I, III-II; Superkoppeln: III-I, III-II; Tremulanten: I (elektronisch), III (pneumatisch); 4 x 1.024 Setzerkombinationen (ursprünglich Sternchensetzer mit sechs mechanischen Setzerkombinationen)



Klais-Orgel (1973)

I Positiv II Hauptwerk III Schwellwerk Pedal
Bourdon 8'

Quintade 8'

Principal 4'

Waldflöte 4'

Oktave 2'

Quinte 11/3'

Sesquialtera 2fach 22/3'

Scharff 3-4fach 1'

Cromorne 8'

Tremulant

Bourdon 16'

Principal 8'

Flute ouverte 8'

Salicional 8'

Octave 4'

Rohrflöte 4'

Quinte 22/3'

Superoctave 2'

Cornet 4fach 4' [1]

Mixtur 4fach 11/3'

Cymbel 3fach 1/2'

Trompete 8'

Rohrflöte 8'

Gamba 8' [2]

Schwebung 8' [3]

Fugara 4'

Flaut travers 4' [4]

Nasard 22/3'

Schweizerpfeife 2' [5]

Terz 13/5'

Sifflet 1'

Acuta 5fach 2'

Basson 16'

Hautbois 8'

Tremulant

Principal 16'

Subbass 16'

Octave 8'

Holzflöte 8'

Octave 4'

Spitzflöte 4'

Quinte 102/3' [6]

Posaune 16'

Trompete 8'

Clarine 4'

Anmerkungen

  1. ab f0
  2. C-H kropfgedackt
  3. ab c0
  4. seit 2019, gebrauchtes englisches Register, statt Flötgedackt 4'; am Spieltisch weiterhin als Flötgedackt 4' bezeichnet
  5. überblasend
  6. seit 2019, statt Hintersatz 4fach 22/3'

YouTube: Johann Sebastian Bach: Präludium C-Dur BWV 547,1 - Regionalkantor Christoph Schömig

Klais-Orgel (1951 geplant, nur Teilausbau realisiert (1950-1973), Register erhalten)

Orgelbeschreibung

Orgelbauer: Johannes Klais, Bonn
Baujahr: 1950/51
Geschichte der Orgel: Nach Kriegszerstörungen wurde Mitte 1950 ein Teilausbau der Orgel mit 13 Registern auf zwei Manualen und Pedal von Orgelbau Klais (Bonn) realisiert, zunächst mit einem Notspieltisch. 1951 folgte dann ein auf drei Manuale und 39 Register (plus einer Transmission) ausgelegter neuer Spieltisch mit elektrischen Trakturen, an den nur die Register des Teilausbaus angeschlossen wurden. Diese Orgel sollte die Breidenfeld-Schleifladen für Hauptwerk und Brustwerk weiterverwenden, für Schwellwerk und Pedal waren neue Kegelladen vorgesehen. Die damals geplante Disposition ist nachstehend wiedergegeben.
Gehäuse: Altes Gehäuse der Nollet-Orgel (siehe unten)
Windladen: Schleifladen von Breidenfeld für Haupt- und Brustwerk, neue Kegelladen von Klais für Pedal und Schwellwerk (geplant)
Spieltraktur: elektrisch
Registertraktur: elektrisch
Registeranzahl: 39+1 (Teilausbau 12 Register)
Manuale: 3
Pedal: 1
Spielhilfen, Koppeln: Normalkoppeln; Subkoppeln BW-HW und SW-HW; Registercrescendo (Walzenschweller); zwei freie Kombinationen, eine zusätzliche Pedalkombination, Tutti; Einzelabsteller für Zungen und Manual-16'



1951 geplante Klais-Orgel (1950/51 realisierter Teilausbau kursiv)

I Hauptwerk II Brustwerk III Schwellwerk Pedal
Gedacktpommer 16'

Principal 8'

Holzflöte 8'

Salicional 8'

Oktav 4'

Rohrflöte 4'

Nasat 22/3'

Schwegel 2'

Mixtur 4fach 11/3'

Cymbel 3fach

Cornet 2-4fach 4'

Trompete 8'

Nachthorngedackt 8'

Gemshorn 8'

Quintadena 8'

Praestant 4'

Blockflöte 4'

Principal 2'

Sifflöte 11/3'

Sesquialter 2fach 22/3'

Scharff 3-4fach

Krummhorn 8'

Lieblich Gedackt 8'

Spitzgamba 8'

Principal 4'

Querflöte 4'

Waldflöte 2'

Rauschpfeife 2fach

Terzcymbel 4fach

Schalmey 8'

- Tremulant -

Principal 16'

Subbass 16'

Zartbass 16' (Transmission HW)

Oktavbass 8'

Flötenbass 8'

Choralbass 4'

Nachthorn 2'

Hintersatz 4fach

Posaune 16'

Basstrompete 8'

Breidenfeld-Orgel (1863-1944, nicht erhalten)

Orgelbeschreibung

Orgelbauer: Heinrich Wilhelm Breidenfeld, Trier
Baujahr: 1863
Geschichte der Orgel: 1863 konnte das Innenleben der seit 1794 funktionsuntüchtigen Nollet-Orgel zum 1100-Jahr-Feier der Basilika durch einen Neubau mit 39 Registern auf zwei Manualen von Heinrich Wilhelm Breidenfeld, Trier, im alten Gehäuse ersetzt werden; die alte, vor dem großen Nollet-Gehäuse aufgestellte Stummorgel, die seit der Zerstörung des Nollet-Orgelwerks benutzt worden war, wurde nach Stadtkyll verkauft.
Umbauten: 1914 arbeitete die Firma Stahlhut (Aachen) an der Basilikaorgel und fügte unter anderem einen neuen Prinzipalbass 16‘ hinzu. Weiterhin wurde eine neue Gamba, neue aufschlagende Zungenstimmen und statt des Baßetthorns eine Oboe eingebaut. 1924 ersetzte Klais (Bonn) den im Ersten Weltkrieg abgegebenen Prospektprinzipal in Zink.
Gehäuse: Altes Gehäuse der Nollet-Orgel (siehe unten)
Windladen: Schleifladen
Spieltraktur: mechanisch
Registertraktur: mechanisch
Registeranzahl: 40
Manuale: 2
Pedal: 1



Breidenfeld-Orgel (1863-1944, nur einzelne Register und zwei Windladen erhalten)

Manual I Manual II Pedal
Principal 16'

Bourdon 16'

Principal 8'

Fleute ouverte 8'

Viola di Gamba 8'

Quintatön 8'

Fleute traverse 4'

Waldflöte 4'

Octav 4'

Quinte 3'

Superoctav 2'

Mixtur 4fach

Cymbel 3fach

Cornett 4fach

Trompete 8' B+D

Viola di Gamba 16'

Echo Salicional 16'

Principal 8'

Fleute travers 8'

Salicional 8'

Stillgedackt 8'

Fleute amour 4'

Gemshorn 4'

Octav 4'

Quinte 3'

Stillflöte 2'

Octav 2'

Mixtur 3fach

Baßetthorn 8'

Principalbaß 16'[1]

Violonbaß 16'

Subbaß 16'

Praestant 8'

Violoncello 8'

Octav 4'

Schweizerbaß 2'

Posaune 16'

Trompete 8'

Clarine 4'

Cornettino 2'

Anmerkungen

  1. 1914 von Stahlhut (Aachen) eingebaut, pneumatisch angesteuert

Nollet-Orgel (1786-1794, nur Gehäuse erhalten)

Orgelbeschreibung

Orgelbauer: Johann Bernhard Nollet, Orval (Belgien)
Baujahr: 1786
Geschichte der Orgel: Für 1574 bestätigt ein Visitationsprotokoll das Vorhandensein einer in den Reformationswirren untauglich gewordenen Orgel, die 1581 neu hergerichtet wurde.

Die heutige Basilika wurde ab 1721 von Johann Georg Judas als Nachfolgerin der mittelalterlichen „Goldenen Kirche“ erbaut; sie stellt den größten Kirchenneubau des 18. Jahrhunderts im Erzbistum Trier dar.

Da in der Folge auch die sich anschließenden Gebäude der Benediktinerabtei neu errichtet wurden, fehlte für die Anschaffung einer dem Kirchenraum angemessenen Orgel zunächst das Geld. Deren Neubau kam erst 1783-86 zustande. Der Konvent und der Trierer Kurfürst bewilligten dazu und zur Anschaffung von Altären 4.000 Reichsthaler, die die Kellnerei Schönecken in vier Jahresraten leistete.

Das 1786 von Johann Bernhard Nollet (Orval/Belgien) fertiggestellte Instrument verfügte lt. Bauvertrag über 25 Register auf zwei Manualen und Pedal.

Die bei Bösken/Fischer/Thömmes (siehe unten) wiedergegebene Disposition der Orgel wirft einige Fragen auf. Tremulant und Glockenspiel wären nach der Quelle in der Zählung der 25 genannten Register enthalten, dagegen sind keine Pedalregister aufgeführt. Vielleicht war das Pedal dieses Instruments nur angehängt, d.h. nicht mit eigenen Registern besetzt, sondern nur zum Spiel der tiefen Töne des Hauptwerkes dienend. Zwar ist bekannt, dass die Orgelbauerfamilie Nollet oft als einziges Pedalregister eine Posaune 16‘ baute, dieses Register ist aber nicht explizit im Vertrag für Prüm genannt.

Auffallend ist weiterhin, dass die Disposition kein 16‘-Prinzipalregister, für das das gewaltige Gehäuse zweifelsohne ausgelegt wurde, nennt. So war mit dem Schreiner des Gehäuses vertraglich vereinbart worden: „Die hohe von Pedal binnen licht 18 Schuh muss haben (...).“ Eventuell war der Bau eines offenen 16‘-Registers für einen späteren Zeitpunkt vorgesehen und/oder der Prospekt war zunächst nur mit Attrappen besetzt, wie es zum Beispiel auch bei der König-Orgel im Kloster Steinfeld der Fall war (dort waren Holzattrappen in den Pedaltürmen eingebaut). Neben dem Register Flaut travers 8‘ Discant wird im Positiv eine Floet travers Discant ohne Angabe einer Fußtonlage erwähnt; evtl. könnte es sich in Analogie zu der dort vorhandenen Viol di Gamba 16‘ bei der zweiten Nennung ebenfalls um ein 16‘-Diskantregister handeln, wenn kein Übertragungsfehler vorliegt. Dagegen fehlt im Positiv ein grundlegendes, auch im Bass ausgebautes Labialregister wie Bourdon 8‘. Die am Ende der Positivregister genannte „Trompete Ristit 18‘ Discant“ wirft ebenfalls Fragen auf, möglicherweise handelt es sich um einen Schreib- oder Übertragungsfehler und es war Trompete Récit 8‘ Diskant für ein solistisch verwendbares Register gemeint.

Nach dem Einmarsch der französischen Soldaten 1794 wurde die erst acht Jahre alte, noch 1790 von Johann Philipp Hartung revidierte Orgel geplündert und durch Zerstörung der Spielanlage unbrauchbar. Nach der Säkularisation stellte man die Orgel der 1826 abgebrochenen Stiftskirche (Stumm 1742) vor dem Gehäuse der Nollet-Orgel auf.

Gehäuse: Johann Baptist Molitor (Prüm), möglicherweise nach einem Entwurf von Johannes Seiz (kurfürstlicher Hofbaumeister und Architekt des Abteigebäudes). Fünf Türme (zwei hohe äußere und drei niedrigere innere, deren mittlerer tief heruntergezogen ist), die durch Gesims besonders betont und mit Flachfeldern verbunden sind. Durchbrochenes Ornament mit Laubwerk und Früchten.

Neben dem Chorgestühl ist das Orgelgehäuse der einzige Teil der Ausstattung, der ursprünglich für die Basilika erstellt worden ist.

Windladen: Schleifladen
Spieltraktur: mechanisch
Registertraktur: mechanisch
Registeranzahl: 23+2
Manuale: 2
Pedal: 1 (?)




Nollet-Orgel (1786, nicht erhalten)

Hauptwerk Positive vier fuß
Montre 8'

Bourdon 8'

Viol di Gamba 8'

Octave 4'

Quint 3'

Octave 2'

Terz 13/5'

Mixtur 4fach

Cornete 5fach

Trompet 8' B+D

Clairon 4' B+D

Vox Angelica 2' B

Montre 4'

Flaut 4'

Flaut travers 8' D

Gedeckte Quint (22/3'?)

Octave 2'

Krumbhorn 8' B+D

Vox Humana 8' B+D

Hubois (8'?)

Viol di Gamba 16' D

Floet travers D (8' oder 16'?)

Trompet Ristit (Récit?) 18' (8'?) D

Tremulant

Glockenspiel


Bibliographie

Anmerkungen: Fotos: Martin Schmitz, 15./16. Juni 2019
Literatur: Marx/Oster: Die Geschichte der Pfarreien der Dekanate Prüm und Waxweiler, Trier 1927, insbesondere Seite 236f.

Wiedergabe der Disposition der Nollet-Orgel nach der Darstellung in Bösken / Fischer / Thömmes, Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheines, Band 4/2, S. 864f.

Freundliche Mitteilungen der Firma Klais im Juli 2019

Discographie: CD „Orgelmusik aus der Basilika St. Salvator Prüm“ - Christoph Schömig spielt französische Orgelmusik
Weblinks: Informationen zur Innenrenovierung der Basilika auf der Homepage der Pfarreiengemeinschaft Prüm

Informationen zu Johann Bernhard Nollet auf www.abteiorgel.de

Wikipedia-Eintrag zur Salvator-Basilika