Kategorie:Kinoorgel: Unterschied zwischen den Versionen

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Nach dem großen Aufstieg kam der Abschwung. Bereits in den 30er Jahren ließ der Bau an neuen Kinoorgeln nach und nach dem Krieg wurden sie faktisch nicht mehr verwendet. Als dann in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts oftmals auch die großen Filmpaläste aus den 20er Jahren abgerissen wurden gingen viele Instrumente ebenfalls mit unter sodass heute kaum mehr welche erhalten sind.  
 
Nach dem großen Aufstieg kam der Abschwung. Bereits in den 30er Jahren ließ der Bau an neuen Kinoorgeln nach und nach dem Krieg wurden sie faktisch nicht mehr verwendet. Als dann in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts oftmals auch die großen Filmpaläste aus den 20er Jahren abgerissen wurden gingen viele Instrumente ebenfalls mit unter sodass heute kaum mehr welche erhalten sind.  
Heute sind nach verschiedenen Quellen nur noch 19 Instrumente dieser Art in Deutschland erhalten. Nur zwei davon werden am originalen Standort beitrieben:
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Heute sind nach verschiedenen Quellen nur noch 20 Instrumente dieser Art in Deutschland erhalten. Nur zwei davon werden am originalen Standort beitrieben:
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|Am originalen Standort erhalten; Größte Kinoorgel Deutschlands; [http://www.rundfunkorgel-hamburg.de/ Webseite der Orgel]
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Version vom 25. März 2019, 14:37 Uhr

In den 1920er Jahren erlebte die Kino- und Stummfilmbranche einen Aufschwung, der einen ganz besonderen und gänzlich neuen Orgeltypus hervorbrachte. Die Kino- bzw. Theaterorgel etablierte sich sowohl in Deutschland, als auch in der USA und der gesamten westlichen Welt, als ein Allround-Instrument zur Begleitung von Stummfilmen, das sich jedes gute Filmhaus leisten wollte. Charakteristisch für diesen Typus sind zum einen die sehr hohen Winddrücke, starke Tremulanten, die prospektlose Aufstellung in schwellbaren Orgelkammern und die verschiedenen Perkussions- und Effektregister (wie etwa Autohupe, Regengeräusch, Sirene, etc.). Dem Stil der 1920er Jahre entsprechend waren diese Instrumente elektropneumatisch gesteuert und besaßen Kegel-, Taschen- oder Membranladen. Dies ermöglichte zudem in vielen Fällen die Kinoorgeln als Multiplexorgeln zu bauen und auf diese weise aus wenigen Pfeifenreihen zahlreiche Register in allen Fußtonlagen zu generieren. Auch wenn dies bei manchen Herstellern zur Regel und zu einem Markenzeichen der Kinoorgel wurde gibt es auch solche Instrumente die nicht in die Kategorie der Multiplexorgel fallen. Die Aufstellung der Disposition folgt einem gänzlich anderen Klangschema als dem der klassischen Kirchen- oder Konzertsaalorgel. Prinzipale oder gar Mixturen sind faktisch kaum oder gar nicht anzutreffen. Das Rückgrat bilden beist dicke Flöten und Gedackte, Streicher, Schwebungen und Zungen aller Art.

Der bekannteste Hersteller von Kinoorgeln schlechthin war die Rudolph Wurlitzer Company in den USA. In Deutschland bauten die Firmen Welte & Söhne, (Freiburg im Breisgau), J. D. Philips (Frankfurt am Main) und Walcker (Ludwigsburg) Kinoorgeln. Letzterer in Kooperation mit Hans Lüdtke und der Firma Furtwängler & Hammer unter dem Kunstnamen „Oskalyd GmbH“

Nach dem großen Aufstieg kam der Abschwung. Bereits in den 30er Jahren ließ der Bau an neuen Kinoorgeln nach und nach dem Krieg wurden sie faktisch nicht mehr verwendet. Als dann in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts oftmals auch die großen Filmpaläste aus den 20er Jahren abgerissen wurden gingen viele Instrumente ebenfalls mit unter sodass heute kaum mehr welche erhalten sind. Heute sind nach verschiedenen Quellen nur noch 20 Instrumente dieser Art in Deutschland erhalten. Nur zwei davon werden am originalen Standort beitrieben:

Standort Erbauer Baujahr Manuale Pfeifenreihen Pfeifenregister Bemerkung
Berlin, Musikinstrumentenmuseum Wurlitzer 4 16
Berlin, Lichtspielhaus Babylon J. D. Philipps 2 14 Einzige Kinoorgel in Deutschland, die noch an ihrem ursprünglichen Standort für Stummfilmbegleitung genutzt wird.
Brey am Rhein, Privatbesitz Ralf Krampen Comton 3 7
Celle, Privatbesitz Willi Wiesinger Wurlitzer 3 11
Degersheim, Dream Factory Wurlitzer
Dortmund, Deutsche Arbeitsschutz Ausstellung Link 2 4
Düsseldorf, Filmmuseum Welte 1928 2 9
Frankfurt am Main, Deutsches Filmmuseum Wurlitzer 2 6
Frankfurt am Main, Privatbesitz Sven Wortmann Kilgen-Konsole 3 9
Hamburg Welte & Söhne 1930 3 24 121 Am originalen Standort erhalten; Größte Kinoorgel Deutschlands; Webseite der Orgel
Himmelstadt, Privatbesitz Martin R. Karle J. D. Philipps 2 7
Mannheim, Landesmuseum für Technik und Arbeit Welte & Söhne 2 10
Münster, Privatbesitz Friedhelm Fleiter Wurlitzer 2 6
Neu-Isenburg, Privatbesitz Thomas Richter Comton 1930 3 11 Video der Orgel auf Youtube
Potsdam, Filmmuseum im Marstall Welte & Söhne 2 12
Speyer, Technikmuseum Wilhelmsbau Robert Morton 2 3
Leipzig, Grassi-Museum Welte & Söhne 2
Rüdesheim, Privatbesitz Siegfried Wendel Welte & Söhne 2
Valley, Orgelmuseum Dr. Sixtus Lampl Oskalyd (Walcker) 1927 2 17 19 Ursprünglich im Capitol-Kino in Heidelberg, Zwischenzeitlich im Königssaal des Heidelberger Schlosses, Zurzeit Einzige Kinoorgel in Bayern
Weikersheim, Privatbesitz Hans-Erich Laukhuff Möller 3 18



Kinoorgel auf der Orgellandkarte

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