Kategorie:Kinoorgel: Unterschied zwischen den Versionen

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In den 1920er Jahren erlebte die Kino- und Stummfilmbranche einen Aufschwung, der einen ganz besonderen und gänzlich neuen Orgeltypus hervorbrachte. Die Kino- bzw. Theaterorgel etablierte sich sowohl in Deutschland, als auch in der USA und der gesamten westlichen Welt, als ein Allround-Instrument zur Begleitung von Stummfilmen, das sich jedes gute Filmhaus leisten wollte.
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Charakteristisch für diesen Typus sind zum einen die sehr hohen Winddrücke, starke Tremulanten, die prospektlose Aufstellung in schwellbaren Orgelkammern und die verschiedenen Perkussions- und Effektregister (wie etwa Autohupe, Regengeräusch, Sirene, etc.).
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Dem Stil der 1920er Jahre entsprechend waren diese Instrumente elektropneumatisch gesteuert und besaßen Kegel-, Taschen- oder Membranladen. Dies ermöglichte zudem in vielen Fällen die Kinoorgeln als [http://organindex.de/index.php?title=Kategorie:Multiplexorgel Multiplexorgeln] zu bauen und auf diese weise aus wenigen Pfeifenreihen zahlreiche Register in allen Fußtonlagen zu generieren. Auch wenn dies bei manchen Herstellern zur Regel und zu einem Markenzeichen der Kinoorgel wurde gibt es auch solche Instrumente die nicht in die Kategorie der Multiplexorgel fallen.
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Die Aufstellung der Disposition folgt einem gänzlich anderen Klangschema als dem der klassischen Kirchen- oder Konzertsaalorgel. Prinzipale oder gar Mixturen sind faktisch kaum oder gar nicht anzutreffen. Das Rückgrat bilden beist dicke Flöten und Gedackte, Streicher, Schwebungen und Zungen aller Art.
  
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Der bekannteste Hersteller von Kinoorgeln schlechthin war die Rudolph Wurlitzer Company in den USA. In Deutschland bauten die Firmen Welte & Söhne, (Freiburg im Breisgau), J. D. Philips (Frankfurt am Main) und Walcker (Ludwigsburg) Kinoorgeln. Letzterer in Kooperation mit Hans Lüdtke und der Firma Furtwängler & Hammer unter dem Kunstnamen „Oskalyd GmbH“
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Nach dem großen Aufstieg kam der Abschwung. Bereits in den 30er Jahren ließ der Bau an neuen Kinoorgeln nach und nach dem Krieg wurden sie faktisch nicht mehr verwendet. Als dann in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts oftmals auch die großen Filmpaläste aus den 20er Jahren abgerissen wurden gingen viele Instrumente ebenfalls mit unter sodass heute kaum mehr welche erhalten sind.
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Heute sind nach verschiedenen Quellen nur noch 19 Instrumente dieser Art in Deutschland erhalten. Nur zwei davon werden am originalen Standort beitrieben:

Version vom 25. März 2019, 12:54 Uhr

In den 1920er Jahren erlebte die Kino- und Stummfilmbranche einen Aufschwung, der einen ganz besonderen und gänzlich neuen Orgeltypus hervorbrachte. Die Kino- bzw. Theaterorgel etablierte sich sowohl in Deutschland, als auch in der USA und der gesamten westlichen Welt, als ein Allround-Instrument zur Begleitung von Stummfilmen, das sich jedes gute Filmhaus leisten wollte. Charakteristisch für diesen Typus sind zum einen die sehr hohen Winddrücke, starke Tremulanten, die prospektlose Aufstellung in schwellbaren Orgelkammern und die verschiedenen Perkussions- und Effektregister (wie etwa Autohupe, Regengeräusch, Sirene, etc.). Dem Stil der 1920er Jahre entsprechend waren diese Instrumente elektropneumatisch gesteuert und besaßen Kegel-, Taschen- oder Membranladen. Dies ermöglichte zudem in vielen Fällen die Kinoorgeln als Multiplexorgeln zu bauen und auf diese weise aus wenigen Pfeifenreihen zahlreiche Register in allen Fußtonlagen zu generieren. Auch wenn dies bei manchen Herstellern zur Regel und zu einem Markenzeichen der Kinoorgel wurde gibt es auch solche Instrumente die nicht in die Kategorie der Multiplexorgel fallen. Die Aufstellung der Disposition folgt einem gänzlich anderen Klangschema als dem der klassischen Kirchen- oder Konzertsaalorgel. Prinzipale oder gar Mixturen sind faktisch kaum oder gar nicht anzutreffen. Das Rückgrat bilden beist dicke Flöten und Gedackte, Streicher, Schwebungen und Zungen aller Art.

Der bekannteste Hersteller von Kinoorgeln schlechthin war die Rudolph Wurlitzer Company in den USA. In Deutschland bauten die Firmen Welte & Söhne, (Freiburg im Breisgau), J. D. Philips (Frankfurt am Main) und Walcker (Ludwigsburg) Kinoorgeln. Letzterer in Kooperation mit Hans Lüdtke und der Firma Furtwängler & Hammer unter dem Kunstnamen „Oskalyd GmbH“

Nach dem großen Aufstieg kam der Abschwung. Bereits in den 30er Jahren ließ der Bau an neuen Kinoorgeln nach und nach dem Krieg wurden sie faktisch nicht mehr verwendet. Als dann in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts oftmals auch die großen Filmpaläste aus den 20er Jahren abgerissen wurden gingen viele Instrumente ebenfalls mit unter sodass heute kaum mehr welche erhalten sind. Heute sind nach verschiedenen Quellen nur noch 19 Instrumente dieser Art in Deutschland erhalten. Nur zwei davon werden am originalen Standort beitrieben: