Dresden/Pirnaische Vorstadt, Vereinshaus (Kriegsverlust): Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 22. März 2024, 13:31 Uhr


Dresden Pirnaische Vorstadt, Vereinshaus (Kriegsverlust) Jehmlich-Orgel
Dresden/Pirnaische Vorstadt, Vereinshaus (Kriegsverlust)
Orgelbauer: Gebrüder Jehmlich (Bruno & Emil), Dresden, op.133
Baujahr: 1896-1897, 1945 Kriegsverlust
Geschichte der Orgel: Die industrielle Revolution im 19. Jahrhundert ließ die Bevölkerungszahl in den großen Städten schnell anwachsen. Das bedeutete für die Menschen steigende Armut, soziale Missstände und Heimatlosigkeit. In Birmingham (England) wurde die erste City Mission gegründet, um die Menschen in Not zu unterstützen. Hinrich Wichern holte die Bewegung nach Deutschland und gründete 1848 die Hamburger Stadtmission. 1874 wurde in dieser Bewegung der "Dresdner Stadtverein für Innere Mission" ins Leben gerufen. Das Vereinshaus und Hospiz der Stadtmission auf der Zinzendorfstraße 17 in Dresden erbauten in den Jahren von 1894-1896 die Architekten Richard Schleinitz und Friedrich Flügel.

Der Saal des Vereinshauses bekam 1897 eine Konzertorgel von den Dresdner Hoforgelbauern Gebrüder Jehmlich (Bruno & Emil) mit 54 Registern. Die Orgel konnte am 21. März 1897 geweiht werden. An einigen Sonntagen davor wurde sie bereits zu den Gottesdiensten der Kreuzkirchgemeinde gespielt, da deren Orgel 1897 einem Kirchenbrand zum Opfer fiel. Hans Menzel, der Vereinshausorganist, welcher auch die Disposition der Orgel zusammengestellt hatte, hielt einen Vortrag über die neue Orgel. Der Organist Uso Seifert stellte die Orgel mit ihren einzelnen Registern und Kombinationen vor. Das Instrument war eine pneumatische Orgel. Der Organist hatte insgesamt 121 Knöpfe und Tritte während des Spieles zu beachten. Der Spieltisch besaß 3 Manuale (mit je 58 Tasten) und ein Pedal mit 30 Tasten. Dieser Tonumfang war in Sachsen nur noch bei der Leipziger Gewandhausorgel und in Crimmitschau zu finden. Die Orgel enthielt 1228 Pfeifen im ersten, 1032 im zweiten, 968 Pfeifen im dritten Manual und 240 im Pedal. Zusammen waren es 3468 Pfeifen in Holz und Zinn. Die größte Pfeife mit 32 Fuß (ca. 10,53 m) und die kleinste Pfeife war nur wenige Centimeter groß. Zur Würdigung dieses Werkes einige Auszüge aus dem Gutachten des Vereinshausorganisten Hans Menzel, Dresden, 5. Juli 1897: „…die Vereinshausorgel hält jeden Vergleich mit gleichgrossen Konzertwerken nicht nur aus, sondern übertrifft deren Mehrzahl ebenso durch Ausdrucksfähigkeit als Pracht der Gesamtwirkung bei edelster Weichheit - eine Folge jener meisterhaften Intonation, durch welche die Künstlerfamilie Jehmlich seit Jahrzenten „berühmt“ ist.“ Weiter heißt es: „… So erweist sich die neue Vereinshausorgel in jeder Beziehung als Kunstwerk ersten Ranges und lobt ihre Meister…“ „Möge Dresdens neue Vereinshausorgel als hochbedeutsames Denkmal sächsischer Orgelbaukunst…und auch ihren uneigennützigen Erbauern, die nach ehrenvollen Gutachten des berufenen Revisors Königl. Musikdirektor und Organisten Höpner…wahrhaft Bewundernswertes geschaffen haben, …zu neuen Ruhmestaten in deren Herzen erwecken.“

Die Orgel der Gebrüder Jehmlich konnte mit großem Erfolg trotz Umzug in die neuen Werkstatträume gefeiert werden. 1897 wurden insgesamt 9 Orgeln erbaut. Die größte Orgel mit 54 Registern auf 3 Manualen und Pedal erhielt das Vereinshaus Dresden. Es handelte sich dabei um eine Konzertorgel mit symphonischem Klang. Typisch für diese Zeit waren die grundtönigen Stimmen der Orgel, die fast die Hälfte der Register ausmachten. Dies war auch ein Beispiel dafür, daß die Orgel auch außerhalb des sakralen Bereiches verstärkt ihren Einzug hielt. Konzertorgeln wurden in Deutschland erst 1890 nach und nach eingerichtet und allgemein üblich.

Der neue Saal des Vereinshauses diente hauptsächlich dem Dresdner Mozartverein als Konzertstätte, der sich 1896 auch in Dresden gründete. Angeregt wurde die Gründung durch einen Aufruf der Internationalen Stiftung Mozarteum in Salzburg. Die künstlerische Leitung lag bis zum Tod von Alois Schmitt, 1902, in den Händen des Schweriner Hofkapellmeisters. Anschließend übernahm Kapellmeister Max von Hagen die musikalische Betreuung des Vereins. Am 13. zum 14. Februar 1945 wurden Vereinshaus mit Orgel Opfer des Bombenangriffes auf Dresden.

Windladen: Kegelladen/Membranenladen
Spieltraktur: pneumatisch
Registertraktur: pneumatisch
Registeranzahl: 50+5 Ext.
Manuale: 2, C-a³, Tonumfang C-a4 , 3. Manual Tonumfang C-a4
Pedal: C-f1
Spielhilfen, Koppeln: Koppeln

Manualkoppel II:I

Manualkoppel III:I

Manualkoppel III:II

Peadlkoppel I

Pedalkoppel II

Pedalkoppel III

Oktavkoppel II C u. I c1 an I c

Generalkoppel

Feste Gruppen für die einzelnen Manuale u. Pedal, sowie für das ganze Werk

Mezzoforte, Forte, Fortissimo, Gambenchor, Flötenchor, Rohrwerkchor

Auslöser für Forte, Fortissimo, Gambenchor, Flötenchor, Rohrwerkchor

Crescendo (Walze)

Schwelltritt für das II. und III. Manual

Freie Vorbereitung

Druckregisterausschalter

Rohrwerkausschalter

Koppelausschalter

Crescendoanzeiger

Calcantenruf

(Elektrischer Gebläseantrieb)



Disposition von 1897

I.MANUAL II.MANUAL, SCHWELLWERK III.MANUAL, Schwellwerk PEDAL
Prinzipal 16′

Prinzipal 8′

Viola di Gamba 8′

Quintatön 8′

Bordun 8′

Gemshorn 8 ′

Salicional 8′

Oktave 4′

Spitzflöte 4′

Oktave 2′

Quinte 2 2/3′

Cornett 4-5 fach

Mixtur 3-4 fach

Trompete 8′

Clarine 4′

Quintatön 16′

Prinzipal 8′

Fugara 8′

Konzertflöte 8′

Gedackt 8′

Zartflöte 8′

Rohrflöte 4′

Oktave 4′

Violine 4′

Oktave 2′

Nassat 2 2/3′

Terz 1 3/5′

Sifflöte 1′

Cymbel 3-4 fach

Clarinette 8′

Gedackt 16′

Geigenprinzipal 8′

Violine 8′

Hohlflöte 8′

Rohrflöte 8′

Vox cölestis 8′

Aeoline 8′

Gedackt 4′

Oktave 4′

Fugara 4′

Piccolo 2′

Harm. äthera 3 fach

Oboe 8′

Untersatz 32′

Prinzipalbass 16′

Violonbass 16′

Subbass 16′

Flötenbass 16′

Flötenbass 8′

Violoncello 8′

Oktavbass 8′

Oktavbass 4′

Posaune 16′

Trompetenbass 8′



Bibliographie

Literatur: Disposition und Weihebericht. In: Zeitschrift für Instrumentenbau Bd.17, 1896-97, S.943.

Dresden, Vereinshaus. In: Lipski, Thomas: Die Konzertsaalorgel in Deutschland. Von den Anfängen im 19. Jahrhundert bis in den II. Weltkrieg. Eine Dokumentation. Verlag peters ewes, S. 206-207.

Gebrüder Jehmlich, Königl. Sächs. Hoforgelbauer-N, Dresden 1910. S. 31 Bild, Prospektentwurf Kgl. Baurat Schleinitz-Dresden, S.85 Empfehlungsschreiben von Baurat Richard Schleinitz, Dresden, S.120 Disposition.

Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH

Konzertorgel im Vereinshause zu Dresden. Nach Disposition des Vereinshausorganisten cand. Rev. min. H. Menzel 1896-1897 erbaut. Hoforgelbauer Gebrüder Jehmlich in Dresden. Dresden, am 5. Juli 1897.

Lang, Marina: Jubiläum der sächsischen Orgelbaufirma Jehmlich. In: Sächsische Heimatblätter. Zeitschrift für sächsische Geschichte, Denkmalpflege, Natur und Umwelt. 44. Jahrgang, 6.98, S. 357. [Doppelblatt A3]

Die Orgel des Vereinshauses. In: Bausteine: Monatsblatt für Innere Mission, Organ des Landesvereins für Innere Mission und des Gesamtverbandes für Innere Mission der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Sachsen. Dresden, April 1897, S.57-58.

Programmzettel: Sonnabend, den 25.März 1897 im grossen Saale des Vereinshauses (Zinzendorfstr. 17) Konzert des Dresdner Mozart-Vereins zur Einweihung der neuen Orgel und zum Besten des Orgelfonds. Dresden, Becker, 1897.

Zeitungsnotiz über Einweihung der Vereinshausorgel. In: Zeitschrift für Instrumentenbau, Bd.17, 1896-97, S.889 und 891.

Weblinks: altesdresden, Vereinshaus, Zinzendorfstraße 17

Digitales Archiv, Festsaal mit Orgel des Vereinshauses der Stadtmission in der Zinzendorfstraße

Stadtwiki Dresden, Zinzendorfstraße

Dresden, Mozartverein, Geschichte

Dresden, Concertsaal "Vereinshaus Zinzendorfstraße" an der Zinzendorfstraße 17

Diakonie Dresden, Geschichte

Wikipedia Jehmlich Orgelbau Dresden