Zittau, Johanniskirche, Silbermann-Orgel (nicht erhalten)

Aus Organ index
Zur Navigation springen Zur Suche springen


Kupferstich der Orgel von Gottfried Silbermann in der Johanneskirche, 1742 erstellt von Johann Daniel de Montalegre (1697-1768).
Zittau, Johanneskirche, vor der Zerstörung 1757.
Orgelbauer: Silbermann, Gottfried
Baujahr: 1741
Geschichte der Orgel: Vorgängerorgeln:

1458 war bereits eine Orgel in der Johanniskirche vorhanden, die in Archivalien belegt von Johann Nesen gespielt wurde.

1683-85 erbaute Christoph Dressel aus Leipzig eine neue Orgel mit 3 Manualen und 34 Registern. Diese Orgel wurde 1738 nach Ebersbach verkauft.

„Im Auftrag des Zittauer Rates begutachtete Silbermann 1737 die größere der beiden seitlich auf der Nord- und Südempore aufgestellten Orgeln. Da eine Reparatur die Hauptmängel nicht beseitigen könne, empfahl er einen Neubau (Preis 7000 Taler), allerdings aus architektonischen und klanglichen Gründen auf der Westseite der Kirche. Er fügte einen Dispositionsentwurf bei, übergab als Vertragsmuster seinen Kontrakt mit dem Dresdner Rat für den Bau der Frauenkirchenorgel und außerdem ein Attest des Rates über diese Orgel. Der von Silbermann gewünschte Orgelstandort war jedoch nicht verfügbar, weil die Inhaber der angestammten <Kirchenstände> nicht bereit waren, ihre Plätze abzutreten oder verlegen zu lassen. Silbermann verlangte deshalb, die seitliche Orgelempore abzusenken und das darüber liegende Gewölbe zu erhöhen. Der Kontrakt vom 12. Februar 1738 enthält eine reduzierte Disposition für eine Orgel in Kammertonstimmung mit 41 Registern (wie im Kontrakt für die Dresdner Frauenkirchenorgel). Gegenüber dem Entwurf von 1737 entfielen Bordun 16‘ im Hauptwerk sowie Posaune 32‘ und Violon 16‘ im Pedal. Beim Bau erweiterte Silbermann die Disposition durch Flageolott 1‘ im Oberwerk, Chalumeau 8‘ im Brustwerk und Clarine 4‘ im Pedal; das Hauptwerk-Cornett erhielt 5 statt der vorgesehenen 4 Chöre, Sesquialtera (Oberwerk) und Terz (Brustwerk) wurden ausgetauscht. Hinzu kamen ferner eine schaltbare Pedalkoppel zum Hauptwerk (Baß-Ventil) und vier seitliche Prospektfelder mit stummen Pfeifen. Am 1. Und 2. August 1741 fand die Abnahme statt, am 3. August die Orgelweihe. Den Prüfungsbericht verfaßten am 4. August der königliche Konzertmeister Johann Georg Pisendel (Dresden), Musikdirektor Carl Hartwig (Zittau), Domorganist Johann Christoph Erselius (Freiberg), Organist Johann Friedrich Fleischer (Zittau) und der Orgelbauer Johann Gottlieb Tamitius (Zittau). Erselius gehörte auch zu den Autoren der 8 Druckschriften, die Silbermann und seiner Zittauer Orgel gewidmet wurden. Auf Anfrage des Rates bezifferte Silbermann seine Mehrleistungen auf mindestenss 600 Taler. Nach mehrtägigen Auseinandersetzungen erhielt er 150 Taler. Durch den Beschuß der Stadt während des Siebenjährigen Krieges brannte die Johanniskirche am 23. Juni 1757 aus.“ Greß 2000

Stimmtonhöhe: Zeitüblicher Kammerton (a1: 410 bis 415 Hz).
Temperatur (Stimmung): wohltemperiert
Windladen: Schleifladen
Spieltraktur: mechanisch
Registertraktur: mechanisch
Registeranzahl: 44
Manuale: 3
Pedal: 1
Spielhilfen, Koppeln: NEBENREGISTER

Tremulant (Hauptwerk)

<Schwebung> (Tremulant, Oberwerk)

Schiebekoppel I/II

Schiebekoppel III/II

Baß=Ventil (Ventilkoppel II/P)

Calcanten=Klingel



Disposition der Silbermann-Orgel von 1741 nach Greß

BRUSTWERK, I. MANUAL C, D-d³ HAUPTWERK, II.MANUAL C, D-d³ OBERWERK, III. MANUAL C, D-d³ PEDAL C, D-c1
Gedackt 8Fuß

Principal 4Fuß

Rohr=Flöthe 4Fuß

Nasat 3Fuß

Octav 2Fuß

Quinta 1 1/2Fuß

Sufflet 1Fuß

Sesquialtera (4/5‘, ab c1 1 3/5‘)

Mixtur 3fach

Chalumeaux (wahrscheinlich ab g°, 8‘)

Principal 16Fuß

Principal 8Fuß

Spitz=Flöthe 8Fuß

Rohr=Flöte 8Fuß

Octav 4Fuß

Spitz=Flöthe 4Fuß

Quinta 3 Fuß

Octava 2Fuß

Tertia (1 3/5‘)

Cornett 5fach (<durchs halbe Clavier>, d.h. ab c1)

Mixtur 4fach

Cimbal 3fach

Fagott 16Fuß

Trompet 8Fuß

Quintadene 16Fuß

Principal 8Fuß

Quintadena 8Fuß

Gedackt 8Fuß

Octav 4Fuß

Rohr=Flöthe 4Fuß

Nasat 3Fuß

Octav 2Fuß

Tertia (1 3/5‘)

Flagelot 1Fuß

Mixtur 4fach

Vox humana (8‘)

Groß=Untersatz 32Fuß

Principal=Baß 16‘

Octav=Baß 8Fuß

Ovtav=Baß 4Fuß

Mixtur 6fach

Posaunen=Baß 16Fuß

Trompet=Baß 8Fuß

Clarin=Baß 4Fuß



Bibliographie

Anmerkungen: WINDVERSORGUNG

Sechs Keilbälge mit einer Falte, je drei für Manuale und Pedal.

Literatur: Dähnert, Ulrich: Die Orgeln Gottfried Silbermanns in Mitteldeutschland. Leipzig, Koehler & Amelang, 1953. S.208, op.29.

Dähnert, Ulrich: Historische Orgeln in Sachsen, VEB Deutscher Verlag für Musik Leipzig, 1980. S.280-281.

Flade, Ernst: Gottfried Silbermann. Leipzig, VEB Breitkopf & Härtel Musikverlag, 1953. S.140-143.

Greß, Frank-Harald: Die Orgel der Johanniskirche (Zittau), In: Sankt Johannis Zittau – Kirche, Kulturstätte, Baudenkmal, Zittau 2016, S. 108 – 118.

Greß, Frank-Harald: Die Orgeln Gottfried Silbermanns, Dresden. Michael Sandstein Verlag, 2000. S.159-160.

Greß, Frank-Harald: Dokumentation der Silbermann-Orgel der Johanniskirche in Zittau. SLUB, Manuskript.

Lexikon norddeutscher Orgelbauer, Bd.2, Sachsen und Umgebung, Pape-Verlag Berlin, 2012. S.370.

Müller, Werner: Gottfried Silbermann, Persönlichkeit und Werk, eine Dokumentation, Leipzig, Deutscher Verlag für Musik 1982. S.292-311.

Müller, Werner: Gottfried Silbermann 1683-1753. Beiträge zum Leben und Wirken des Sächsischen Orgelbauers. Herausgegeben vom Gottfried-Silbermann-Museum, Frauenstein (Erzgebirge), 1999. S.12 und 116.

Weblinks: Wikipedia,Zittau, Johanniskirche

Johanniskirche, Zittau, Geschichte