Wilsdruff/Kesselsdorf, St. Katharinen, Gemeindesaal: Unterschied zwischen den Versionen

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Das Orgelpositiv im Gemeindesaal stammt aus der Dresdner Frauenkirche und diente dort als Interimsinstrument von 1734 bis 1737 bis zur endgültigen Fertigstellung der Silbermann-Orgel. George Bähr hatte die Frauenkirche etwas vorfristig fertiggestellt. In der Zwischenzeit wurde der Gemeindegesang von 2 Positiven begleitet.
 
Das Orgelpositiv im Gemeindesaal stammt aus der Dresdner Frauenkirche und diente dort als Interimsinstrument von 1734 bis 1737 bis zur endgültigen Fertigstellung der Silbermann-Orgel. George Bähr hatte die Frauenkirche etwas vorfristig fertiggestellt. In der Zwischenzeit wurde der Gemeindegesang von 2 Positiven begleitet.
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In den „Orgeldispositionen: eine Handschrift aus dem XVIII. Jahrhundert wird unter Nr. CXVI ein fünfstimmiges Positiv erwähnt: „Das ad interim zum accompagdement der Music im Cammerthon stehende Positiv, in der neuen Frauen Kirche zu Dreßden, hat 5. Klingende Stimmen. Dieß Wercklein ist so wohl wegen seiner compendiösen Structur als auch wegen angenehmen lieblichen Song ein recht feines Wercklein. Das ganze Pfeiffenwerck auf seiner Lade stehend kann auf den Balg gesetzt werden, daß es wenn es verschloßen ist, einen großen Coffre gleich anzusehen.“
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Das Orgelwerk besitzt noch den Registerzug Regal, der zwischen 1730 und 1736 in die Orgel eingebaut wurde. Diese Einrichtung findet man bei den Silbermann-Orgeln nicht mehr.
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Das Kesselsdorfer Positiv sollte ursprünglich an die Wilsdruffer Kirche verkauft werden. Pest und Feuersbrünste ließen diesen Kauf nicht zustande kommen.
 
Das Kesselsdorfer Positiv sollte ursprünglich an die Wilsdruffer Kirche verkauft werden. Pest und Feuersbrünste ließen diesen Kauf nicht zustande kommen.
 
 
1752 erwarb der Kesselsdorfer Kirchvorsteher Beuchel aus Kaufbach das Instrument und stellte es in seinem Haus auf.
 
1752 erwarb der Kesselsdorfer Kirchvorsteher Beuchel aus Kaufbach das Instrument und stellte es in seinem Haus auf.
Um 1840 hat ein J.G. Gansauge (Inschrift auf dem Spieltisch) das Orgelpositiv verändert. Das Gehäuse stammt vermutlich auch aus dieser Zeit.
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Um 1840 hat ein J.G. Gansauge aus Meißen (Inschrift auf dem Spieltisch) das Orgelpositiv verändert. Gansauge baute ein neues Gehäuse um das historische Instrument.
Das Orgelpositiv blieb in Familienbesitz bis 1949, da wollte ein Nachkomme das Instrument zerhacken. Der Grumbacher Heimatforscher Martin Hildebrandt erkannte den Wert der Kleinorgel und verhinderte die Tat. Daraufhin schenkte der Besitzer Herrn Hildebrandt das Instrument. Die Umsetzung der Orgel erforderte noch Geduld. Das Instrument musste in alle Teile zerlegt werden, um es abtransportieren zu können.  
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Das Orgelpositiv blieb in Familienbesitz bis 1949, da wollte ein Nachkomme das Instrument zerhacken. Der Grumbacher Heimatforscher Martin Hildebrandt erkannte den Wert der Kleinorgel und verhinderte die Tat. Daraufhin schenkte der Besitzer Herrn Hildebrandt das Instrument. Die Umsetzung der Orgel erforderte noch Geduld. Das Instrument musste in alle Teile zerlegt werden, um es abtransportieren zu können. Der Grumbacher Kirchenvorstand sah keine Verwendungsmöglichkeit für das Instrument und schenkte am 1. Januar 1950 das Instrument der Kirchgemeinde Kesselsdorf, deren Gotteshaus einst von George Bähr gebaut wurde. Die Orgel steht im Gemeindesaal der Kirchgemeinde und begleitet seitdem den Kirchgemeindegesang in den Wintermonaten.
Der Grumbacher Kirchenvorstand sah keine Verwendungsmöglichkeit für das Instrument und schenkte am 1. Januar 1950 das Instrument der Kirchgemeinde Kesselsdorf, deren Gotteshaus einst von George Bähr gebaut wurde. Die Orgel steht im Gemeindesaal der Kirchgemeinde und begleitet seitdem den Kirchgemeindegesang in den Wintermonaten.
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Heute steht das Instrument unter Denkmalschutz.
 
1963 erfolgte eine Generalüberholung der Orgel durch die Orgelbaufirma Hermann Eule, Bautzen.
 
1963 erfolgte eine Generalüberholung der Orgel durch die Orgelbaufirma Hermann Eule, Bautzen.
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2006/2007 wurde das Orgelpositiv von Orgelbauer Marcus Stahl aus Dresden restauriert und am 13. Februar durch Friedrich Drese (1960-), Orgelbauer, Kirchenmusiker und ehemaliger Kesselsdorfer vorgestellt. Durch verschiedene Registrierungen anhand geeigneter Musikstücke stelle er die technischen Möglichkeiten des Instruments vor.
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Version vom 11. März 2022, 17:31 Uhr


Kesselsdorf, Gemeindesaal, Positiv 2022
Kesselsdorf, Gemeindesaal, Positiv, offen 2022
Orgelbauer: Unbekannter Orgelbauer
Baujahr: 1734
Geschichte der Orgel: Das Orgelpositiv im Gemeindesaal stammt aus der Dresdner Frauenkirche und diente dort als Interimsinstrument von 1734 bis 1737 bis zur endgültigen Fertigstellung der Silbermann-Orgel. George Bähr hatte die Frauenkirche etwas vorfristig fertiggestellt. In der Zwischenzeit wurde der Gemeindegesang von 2 Positiven begleitet.

In den „Orgeldispositionen: eine Handschrift aus dem XVIII. Jahrhundert wird unter Nr. CXVI ein fünfstimmiges Positiv erwähnt: „Das ad interim zum accompagdement der Music im Cammerthon stehende Positiv, in der neuen Frauen Kirche zu Dreßden, hat 5. Klingende Stimmen. Dieß Wercklein ist so wohl wegen seiner compendiösen Structur als auch wegen angenehmen lieblichen Song ein recht feines Wercklein. Das ganze Pfeiffenwerck auf seiner Lade stehend kann auf den Balg gesetzt werden, daß es wenn es verschloßen ist, einen großen Coffre gleich anzusehen.“

Das Orgelwerk besitzt noch den Registerzug Regal, der zwischen 1730 und 1736 in die Orgel eingebaut wurde. Diese Einrichtung findet man bei den Silbermann-Orgeln nicht mehr.

Das Kesselsdorfer Positiv sollte ursprünglich an die Wilsdruffer Kirche verkauft werden. Pest und Feuersbrünste ließen diesen Kauf nicht zustande kommen. 1752 erwarb der Kesselsdorfer Kirchvorsteher Beuchel aus Kaufbach das Instrument und stellte es in seinem Haus auf. Um 1840 hat ein J.G. Gansauge aus Meißen (Inschrift auf dem Spieltisch) das Orgelpositiv verändert. Gansauge baute ein neues Gehäuse um das historische Instrument. Das Orgelpositiv blieb in Familienbesitz bis 1949, da wollte ein Nachkomme das Instrument zerhacken. Der Grumbacher Heimatforscher Martin Hildebrandt erkannte den Wert der Kleinorgel und verhinderte die Tat. Daraufhin schenkte der Besitzer Herrn Hildebrandt das Instrument. Die Umsetzung der Orgel erforderte noch Geduld. Das Instrument musste in alle Teile zerlegt werden, um es abtransportieren zu können. Der Grumbacher Kirchenvorstand sah keine Verwendungsmöglichkeit für das Instrument und schenkte am 1. Januar 1950 das Instrument der Kirchgemeinde Kesselsdorf, deren Gotteshaus einst von George Bähr gebaut wurde. Die Orgel steht im Gemeindesaal der Kirchgemeinde und begleitet seitdem den Kirchgemeindegesang in den Wintermonaten. Heute steht das Instrument unter Denkmalschutz. 1963 erfolgte eine Generalüberholung der Orgel durch die Orgelbaufirma Hermann Eule, Bautzen. 2006/2007 wurde das Orgelpositiv von Orgelbauer Marcus Stahl aus Dresden restauriert und am 13. Februar durch Friedrich Drese (1960-), Orgelbauer, Kirchenmusiker und ehemaliger Kesselsdorfer vorgestellt. Durch verschiedene Registrierungen anhand geeigneter Musikstücke stelle er die technischen Möglichkeiten des Instruments vor.

Windladen: mechanische Kegellade
Spieltraktur: mechanisch
Registertraktur: mechanisch
Registeranzahl: 5
Manuale: 1
Spielhilfen, Koppeln: Tremulant





MANUAL C.D-c³

Gedackt 8‘

Gedackt 4‘

Principal 2‘

Quinte 1 1/2‘

Octave 1‘



Bibliographie

Literatur: Dähnert, Ulrich: Historische Orgeln in Sachsen, VEB Deutscher Verlag für Musik Leipzig, 1980, S.69 Dresden, neue Frauenkirche, Interimsinstrument, Orgelbauer unbekannt.

Drese, Friedrich: [Informationen zum Positiv] 2022.

Hermann Eule Orgelbau Bautzen GmbH

Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen, Orgeldatenbank ORKASA

Klose, Andrea: Die Orgel – Instrument des Jahres 2021 – Letzter Teil. Gemeindesaal Kesselsdorf „Feines Wercklein mit lieblichem Klang“. In: Gemeindebrief, Kesselsdorf, Februar/März 2022, S.14/15 Orgelpositiv im Gemeindesaal.

Smets, Paul; Mahrenholz, Christhard: Orgeldispositionen: eine Handschrift aus dem XVIII. Jahrhundert, im Besitz der Sächsischen Landesbibliothek, Dresden. Kassel: Bärenreiter-Verlag, 1931.

Stahl, Marcus: [Informationen zum Positiv] 2022.

Steuer, Egbert: „Feines Wercklein mit lieblichem Klang“ – Die Kesselsdorfer Kleinorgel. In: Sächsische Zeitung, 25. 01.2007.

Weblinks: Kirche Wilsdruffer Land, Gemeindebrief, Kesselsdorf, Februar/März 2022, S.14/15 Orgelpositiv im Gemeindesaal

Kirche Wilsdruffer Land, Pfarrhaus Kesselsdorf, Dachsanierung, abgerufen 2022.