Ulm/Wiblingen, Versöhnungskirche

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Link-/Bornefeld-Orgel in Ulm-Wiblingen
Orgel im Raum
Prospekt
Spielschrank
Orgelbauer: Gebr. Link, Giengen an der Brenz, op. 870
Konzept und (ursprüngliche) Disposition: Helmut Bornefeld
Baujahr: 1964
Geschichte der Orgel: 1985 Umdisponierung/Erweiterung (Aufsplittung gemischter Stimmen u. 1 neues Register)
Windladen: Schleifladen
Spieltraktur: mechanisch
Registertraktur: elektrisch
Registeranzahl: 24 (urspr. 20)
Manuale: 2, C–c4
Pedal: C–f1
Spielhilfen, Koppeln: Normalkoppeln; 2 freie Kombinationen, 1 freie Pedalkombination, 7 Gruppenzüge (A: Pleno P 16', B: Pleno HW 8', C: Gesamtpleno 8', D: Zungenpleno 16', E: Tutti, F: Pleno BW 8', G: Einzelreg. aus Gruppenzügen)


Disposition

I Hauptwerk II Brustwerk[1] Pedal
Prinzipal 8'

Rohrgedackt 8'

Oktave 4'

Flöte 4' [2]

Quinte 22/3'

Oktave 2'

Terz
13/5'

Septime 11/7'

Mixtur 4-6f 11/3'

Sordun 16' [3]


Tremulant

Gedackt 8'

Rohrflöte 4'

Waldflöte 2'

Larigot 11/3'

Sifflöte 1'

Zimbel 3f 1/2'

Trompete 8'


Tremulant

Untersatz 16'

Prinzipalbaß 8'

Baßzink 3f 51/3'

Flöte 4'

Hohlflöte 2'

Quinte 11/3'

Posaune 8'


Tremulant


Anmerkungen
  1. schwellbar
  2. neu 1985
  3. neue Schallbecher 2016


ursprüngliche Disposition 1964[1]

Disposition

I Hauptwerk II Brustwerk[2] Pedal
Prinzipal 8'

Rohrgedackt 8'

Italienisch Prinzipal 4'

Quinte 22/3'

Oktave 2'

Hörnlein 2f
13/5' + 11/7'

Mixtur 4-6f 11/3'

Sordun 16'


Tremulant

Gedackt 8'

Rohrflöte 4'

Waldflöte 2'

Quintan 2f
11/3' + 8/9'

Zimbel 3f 1/2'

Trompete 8'


Tremulant

Untersatz 16'

Prinzipalbaß 8'

Flöte 4'

Baßzink 3f 51/3'

Rauschpfeife 2f
2' + 11/3'

Posaune 8'


Tremulant


Anmerkungen
  1. nach orgbase.nl
  2. schwellbar



Bibliographie

Anmerkungen: DIE NEUE ORGEL WIBLINGEN
(Privatdruck, Heidenheim an der Brenz 1965)

Die Versöhnungs-Kirche in Wiblingen bei Ulm, ein besonders schönes Beispiel neuer Kirchenbaukunst, wurde von dem Münchener Architekten Dipl.-Ing. Olaf A. Gulbransson entworfen, der dann leider kurz vor Beginn des Baus tödlich verunglückte. Schon der erste Raumgedanke ist ebenso originell wie überzeugend: das den Sechseckbau überwölbende Dach hat abwechselnd eine hohe und eine tiefe Giebelecke, was mit seiner tiefen Faltung dann dem Raum, trotz seiner kleinen Grundfläche, ebensoviel Weite wie zugleich auch wohltuende Wärme gibt. Bedauerlich, aber auch verständlich ist, daß der Bau dann, der Inspiration seines Schöpfers entbehrend, in manchen Details nicht auf der Höhe des ursprünglichen Entwurfs blieb, so z. B. in der Gestaltung der Chor-Orgelempore, der Fenster, der Akustikmaßnahmen usw. Das ändert aber nichts daran, daß dieses Werk zu den besten Kirchenneubauten Württembergs zählt.

Auch die Planung und Entstehung der Orgel litt darunter, daß mit dem Tode Gulbranssons dessen sorgsam führende und ordnende Hand verlorenging. Der unterzeichnete Orgelpfleger hatte zwar schon 1961 Modellphotos vorgelegt, die dem jetzt gebauten Werk genau entsprachen. Im Durcheinander der Zuständigkeiten schufen aber manche Einwände, auch wenn sie unsachlich und unrealistisch waren, beträchtliche Komplikationen, und so ist es fast als ein Wunder zu bezeichnen, daß sich der ursprüngliche Entwurf schließlich doch noch durchsetzen ließ.

Da die Chor-Orgelempore viel zu knapp bemessen und überdies im Detail ungünstig ausgestaltet ist, mußte die Orgel mit Hauptwerk, Brustwerk und Pedal auf möglichst kleiner Standfläche untergebracht werden; das ergab dann folgende Disposition: [Disposition]

Die Koppeln stehen (auch in den Kombinationen) in Wechselwirkung von Wippe und Tritt, so daß auch bei diesem Instrument wie bei allen Bornefeld-Orgeln immer eine genaue Entsprechung von Klang- und Registraturbild gewährleistet ist. Die besonderen Klangwerte der ebenso knappen wie vielseitigen Disposition kommen in der (durch nachträgliche Maßnahmen) etwas unterkühlten Akustik des Raumes befriedigend, aber nicht optimal zur Entfaltung.

Es ist klar, daß der Orgelpfleger in diesem vieldiskutierten Fall einer hochwertigen Prospektgestaltung besondere Aufmerksamkeit zu widmen hatte. Leider fiel dann das ausgesucht schöne Material (durch einen banalen Ölfarbanstrich) dem Bestreben der Architekten zum Opfer, die naturgegebene Form und Größe der Orgel ,,wegstreichen" zu wollen. (Warum verzichtet man nicht lieber ganz auf die Orgel, wenn ihr Dasein architektonisch so anstößig ist?) Zum Glück hat dann wenigstens das Brustwerks-Gitter (mit seinen blau-weiß-grauen Strukturen besonders liebevoll gestaltet) alle Zensuren unbeschadet überstanden.

Der Fall Wiblingen ist ein Lehrbeispiel dafür, daß man sich bei der Gestaltung solcher Instrumente nie von momentanen Personalverhältnissen lenken lassen darf. Eine Orgel wird für Generationen gebaut, auch wenn ihre Schönheit im Augenblick noch nicht geschätzt, ausgewertet und bedankt wird. Wenn aber in diesem Werk, wie wir glauben und hoffen, ein echtes künstlerisches Anliegen Gestalt gewonnen hat, dann wird doch über kurz oder lang die Stunde kommen, in der es sich über den bloßen „Gebrauch“ hinaus als lebendiges „organum“ für das wahrhaft Schöne und Große der europäischen Orgelkunst erweisen wird.

Helmut Bornefeld

Literatur: Helmut Bornefeld: Die neue Orgel Wiblingen. Privatdruck, Heidenheim an der Brenz 1965 (s.o.)

Musik und Kirche 6/1971

Wolfgang Adelung: Orgeln der Gegenwart – Organs of Our Time. Bärenreiter, Kassel 1972

Wolfgang Manecke und Johannes Mayr: Historische Orgeln in Ulm und Oberschwaben: Pfeifenorgeln im Alb-Donau-Kreis, in Ulm, Hayingen und Zwiefalten. Süddeutsche Verlagsgesellschaft, Ulm 1999, ISBN 978-3-88294-268-2

Weblinks: Website der Kirchengemeinde

Wikipedia

Eintrag auf orgbase.nl

Beschreibung auf ulmer-orgeln.de

Eintrag auf denkmalpflege-bw.de

Datenblatt von kirchbau.de

Zeitungsartikel (Memento 09/2015): Zeitlos schlicht und modern: 50 Jahre Versöhnungskirche

Videos

J.G. Walther: Es ist das Heil uns kommen her. Choralbearbeitung. – Siegfried Gmeiner: