Stuttgart/Gaisburg, Evangelische Kirche

Aus Organ index
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Weigle-Orgel im Chorraum der Gaisburger Kirche Stuttgart
Hauptwerk und Teile des Pedals auf der nördlichen Chorempore
Schwellwerk und Teile des Pedals auf der südlichen Chorempore
Echowerk auf der oberen Westempore
Alternativer Name: Gaisburger Kirche
Orgelbauer: Friedrich Weigle
Baujahr: 1914 • op. 467
Umbauten: 1976 • op. 1302 – „Großer Umbau“ durch Weigle, Einbau von Schleifladen.

In der Folgezeit bis 1988 (insbesondere 1983) wurde die Orgel durch die Erbauerfirma umgebaut, sie erhielt Schleifladen für die Manuale und einen neuen, dreimanualigen Spieltisch, der nun unter dem Hauptwerk im Chorraum steht. Die Disposition wurde unter der Sachberatung von Prof. Herbert Liedecke auf III/39 (davon 1 Transmission) erweitert und verändert.

2015 Restaurierung des Echowerks (III. Manual) auf die ursprüngliche Disposition

Seit geraumer Zeit besteht das Orgelrestaurierungsprojekt „OReP“, das eine „Rückgewinnung des ursprünglichen Klangideals“ beabsichtigt.

Windladen: Schleifladen in den Manualen (ursprünglich Membranladen), Membranladen im Pedal
Spieltraktur: elektrisch (ursprünglich elektropneumatisch)
Registertraktur: elektrisch (ursprünglich elektropneumatisch)
Registeranzahl: 36 (37) (ursprünglich 31)
Manuale: 3 C–g3
Pedal: C–f1
Spielhilfen, Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P, 2 freie Kombinationen, 1 freie Pedalkombination, Tutti, Crescendowalze



Spieltisch seit 1983
Blick durch den Kirchenraum zur Westempore mit dem Echowerk (III)
Prospektdetail


Derzeitige Disposition (seit 2015)

I Hauptwerk II Schwellwerk III Echowerk Pedal
Bourdon 16'

Principal 8'

Gedeckt 8'

Flûte octaviante 8'

Octave 4'

Rohrflöte 4'

Quinte 22/3'

Oktave 2'

Hörnlein 2f

Mixtur 4-5f 11/3'

Trompete 8'

Schwellprincipal 8'

Seraphonflöte 8'

Salizional 8'

Geigenprinzipal 4'

Gedecktflöte 4'

Flageolet 2'

Larigot 11/3'

Kornett 3-5f 22/3'

Streichmixtur 4f 1'

Oboe 8'

Tremulant

Quintatön 16'

Gemshorn 8'

Flauto amabile 8'

Aeoline 8'

Vox coelestis 8'

Traversflöte 4'

Principalbass 16'

Subbass 16'

Echobass 16'

Oktavbass 8'

Gedecktbass 8'

Cello 8'

Choralbass 4'

Hintersatz 4f 22/3'

Posaune 16'

Trompete 8'


Disposition 1983–2015

I Hauptwerk II Schwellwerk III Echowerk Pedal
Bourdon 16'

Principal 8'

Gedeckt 8'

Flûte octaviante 8'

Octave 4'

Rohrflöte 4'

Quinte 22/3' [1]

Oktave 2' [1]

Hörnlein 2f [1]

Mixtur 4-5f 11/3' [1]

Trompete 8'

Schwellprincipal 8'

Seraphonflöte 8'

Salizional 8'

Geigenprinzipal 4'

Gedecktflöte 4'

Flageolet 2' [1]

Larigot 11/3' [1]

Kornett 3-5f 22/3'

Streichmixtur 4f 1' [1]

Fagott 16' [2]

Oboe 8'

Tremulant

Quintatön 16'

Spitzpfeife 8'

Flöte 8' [3]

Schwebung 8'

Prinzipal 4' [1]

Traversflöte 4'

Rauschwerk 4f 2' [1]

Tremulant

Principalbass 16'

Violonbass 16'[2]

Subbass 16'

Echobass 16' [4]

Oktavbass 8'

Gedecktbass 8'

Cello 8'

Choralbass 4'

Hintersatz 4f 22/3' [3]

Posaune 16'

Trompete 8'


Anmerkungen:

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 Diese Register wurden beim Umbau 1982/83 neu hinzugefügt.
  2. 2,0 2,1 1988 eingebautes Register
  3. 3,0 3,1 Diese Register wurden beim Umbau 1982/83 teilweise neu hinzugefügt.
  4. Transmission aus dem Quinatatön 16' im Echowerk (III)


Bemerkung: Die Werkverteilung im Kirchenraum gestaltet sich wie folgt: Das Hauptwerk befindet sich auf der Empore an der Nordseite des Chorraumes, das Schwellwerk gegenüber auf der Südempore. Am hinteren Ende der Kirche befindet sich auf der obersten Empore das Echowerk. Das Pedalwerk teilt sich auf beide Choremporen auf: Principalbass 16', Subbass 16', Octavbass 8', Choralbass 4', Hintersatz 4f und Posaune 16' befinden sich beim Hauptwerk auf der Nordempore, Violonbass 16' und Cello 8' auf der Südempore beim Schwellwerk.


Ursprüngliche Disposition 1914–1983 (Restaurierungsziel)

I Hauptwerk II Schwellwerk Pedal
Bourdon 16'

Principal 8'

Viola di Gamba 8'

Flûte octaviante 8'

Doppelgedeckt 8'

Dulciana 8'

Oktave 4'

Rohrflöte 4'

Quinte 22/3'

Oktave 2'

Mixtur 4-5f 22/3'

Trompete 8'

Principal 8'

Seraphonflöte 8'

Fugara 8'

Lieblich Gedeckt 8'

Salicional 8'

Geigenprincipal 4'

Flautino 2'

Cornett 3-5f 8'


II Echowerk [1]

Quintatön 16'

Gemshorn 8'

Flauto amabile 8'

Aeoline 8'

Vox coelestis 8'

Traversflöte 4'

Principalbass 16'

Violonbass 16'[2]

Subbass 16'

Echobass 16' [3]

Octavbass 8'

Cello 8'

Posaune 16'


Anmerkungen

  1. Ursprünglich belegten sowohl das Echowerk als auch das Schwellwerk das II. Manual; Erst 1983 bekam das Echowerk mit dem neuen Spieltisch ein eigenes drittes Manual zugeschlagen.
  2. vorgesehen
  3. Transmission aus dem Echowerk (II)



Bibliographie

Anmerkungen: Zu den früheren Umbauten: „Heute müssen wir die Orgelinstandsetzung sehr kritisch bewerten. Sie ist aus der Sicht jener Zeit technisch solide durchgeführt worden. Kirche und Orgel haben beide Weltkriege relativ unbeschadet überlebt. 30 Jahre nach dem 2. Weltkrieg fiel die Orgel der sogenannten Orgelbewegung zum Opfer. Dabei gab es 1976 nur noch diese eine unberührte Orgel aus der Zeit der Jahrhundertwende in Stuttgart. Die Orgel wurde aber als Denkmal oder als geschichtlich wertvolles „Relikt“ nicht erkannt, sondern dem Zeitgeschmack untergeordnet. Natürlich war die Orgel damals reparaturbedürftig. Dennoch wurde offensichtlich nicht darüber nachgedacht, was diese Orgel eigentlich ist und darstellen soll. Schon der erste Schritt, elektrische Schleifladen einzusetzen, widerspricht der Idee der Orgel von 1913. In den Pedalregistern, mit den noch vorhandenen Membranladen, erahnen wir die Ästhetik der originalen Gaisburger Orgel. Die Register sprechen weich und samtig an, füllen den ganzen Raum und mischen sich sehr gut. Die Ventile der Register der Manuale aber werden hart und pünktlich aufgerissen. Dazu kommen helle Mixturen und Obertonregister, die sich mit den immer noch sehr voluminösen Grundstimmen nur schlecht mischen. Immerhin gibt es noch einige besondere 8 ́-Register, die trotz der „Instandsetzung“ von 1976 noch romantisch klingen, wie die Seraphonflöte oder das Salizional. Man muß sich das Wort „Instandsetzung“, das die ganze Aktion betitelt auf der Zunge zergehen lassen. Etwas „Instandsetzen“ heißt, etwas zu reparieren, was nicht mehr funktioniert. Das war damals lediglich das Traktursystem. In diesem Punkt musste man sich natürlich Gedanken machen. Die gefundene Lösung ist im Angesicht der Orgel von 1913 aber sicher eine brutale, die den Klang der Orgel verzerrt und verletzt. Wünschenswert wäre, die Orgel im Sinne der in weiterer Umgebung noch zahlreich vorhandenen Orgeln aus der Zeit- und Stilepoche der Romantik instand zusetzen und zurückzuführen. Dennoch lohnt es sich, die heute noch vorhandenen romantischen Klänge der Gaisburger Orgel zu hören. Ebenso beeindrucken die einzigartigen Raumklangeffekte.“ (vgl. Halubek 2001)
Literatur: Jörg Halubek: „Die Drei Orgeln“ der Gaisburger Kirche. In: Die Evangelische Stadtpfarrkirche in Stuttgart-Gaisburg, Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Stuttgart, Band 86. Hohenheim Verlag, Stuttgart: 2001

Völkl, Orgeln in Württemberg, S. 250

Discographie: Christian Fink: The great organ works. Sören Gieseler, Hyelin Lee, Philipp Kaufmann, Lukas Nagel. hänssler classic HC22066, 2022, CD, YouTube, Spotify
Weblinks: Website der Kirchengemeinde

Orgelrenovierungsprojekt OReP

Orgel und Kirche auf wikipedia.de

Ausführliche Kirchenbeschreibung und viele Bilder auf kirchen-online.com

Ausführliche Geschichte der Orgel

Zeitungsartikel: Der lange Weg zum romantischen Orgelklang


Videos

Gaisburger Kirche – Clara Steuerwald:


Organ Sonata No. 5 in E Minor, Op. 83: I. Allegro risoluto:

Fantasie in D Major on "Ein' feste Burg", Op. 23: