Die neue Eule-Orgel wurde konzipiert als Instrument mit einer besonderen Eignung für die europäische – besonders konzertante – Orgelmusik der Romantik als weitgefasster Sammelbegriff für Musik des fast gesamten 19. und des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts.
In dem weinbergartigen neuen Konzertsaal erhielt die Orgel einen sehr breiten und ausreichend hohen Raum hoch über dem Bühnenbereich. Dieser erlaubte die Aufstellung aller Werke neben- bzw. übereinander, sodass sie eine sehr große Klangabstrahlungsfläche haben. Ausreichend Platz für jede Pfeife und innenliegende Stimmgänge ermöglichten eine freizügige Innenanlage mit guter Klangabstrahlung in den Raum. Die für Orchesterkonzerte vor der Orgel angebrachten Schallsegel werden beim Spiel der Orgel an die Decke hinaufgezogen.
Die Besetzung der großflächigen Orgelfassade nur mit Pfeifen unter Verzicht auf zusätzliche Untergliederungen war die Gestaltungsidee der Saalarchitekten, der „gmp Architekten“ aus Berlin, welche wir mit dem Motiv der teils in zwei Ebenen auf- und niederschwingenden Linien der Pfeifenlabien und -mündungen bereicherten. Sie greifen die Linien und Schwünge der weißen Wandschichten der umgebenden Ränge und Saalwände auf, als wäre die Orgel ganz natürlich in die Saalwand hineinkomponiert, und führen sie zum großen zentralen 16′- Mittelfeld (mit Überlängen), welches dadurch betont wird. Die stets unter-schiedlich unterschiedlich wahrnehmbaren Lichtreflexionen beleben den Prospekt, aber belassen ihm die für seine immense Größe nötige Leichtigkeit, Großzügigkeit und Ruhe.Da die neue Orgel ein reines Konzertinstrument ist, entschied sich die Orgelkommission für eine rein elektrische Traktur mit einem frei im Orchesterraum stehenden fahrbaren Spieltisch.Die technische Anlage verbindet das klassische Schleif-ladensystem Schleifladensystem mit einer klimabeständigen Ausführung aus hochwertigen Mehrschichthölzern, optoelektronischen Tastenkontakten, Datenübertragung über BUS-System und einem speziell auf Dauerhaftigkeit angelegten Speicher-und Koppelsystem (Orgelelektronik System Eule, entwickelt in Kooperation mit der Hochschule für Technik in Mittweida). Außerdem verfügt die Orgel über eine eigene klimagesteuerte Belüftung, die Temperatur und Luftfeuchte in der Orgel konstant hält und sie vor Verstimmung und Schäden schützt. Die Gebläseanlage steht in einer klimatisch an den Saal angekoppelten Kammer auf dem Dachboden. Drei selbständige, verzweigte Kanalstranganlagen für Hochdruck sowie Normaldruck (rechte und linke Orgel-hälfte) transportieren den Wind von oben zu jeder einzelnen Windlade.
Das Innere der Orgel ist in zwei Ebenen unterteilt. Unten steht mittig das klangführende Hauptwerk (I. Manual), flankiert auf beiden Seiten vom Pedal. In der zweiten Ebene darüber steht links das Schwellwerk (II. Manual), rechts das Récit-Orchestral (III. Manual). Diese beiden Werke stehen in Schwellkästen, dadurch ist mehr als die Hälfte der Pfeifen dynamisch beeinflussbar. An den Seiten ganz außen steht das Großpedal mit den 32′ langen Pfeifen, die über beide Ebenen reichen. Alle Teile der Orgel sind durch Laufböden und Leitern gut zugänglich. Das Haupttragwerk der Orgel ist eine Stahlkonstruktion, die in der Saalrückwand verankert ist. Darauf aufgebaut ist das Tragwerk der Windladen, Technik und Laufgänge, welches werkstatttypisch aus Massivholz gebaut wurde. All dies in dem verfügbaren Gehäusevolumen gut unterzubringen, war eine Meisterleistung des Konstrukteurs.
Die Umsetzung der klanglichen Idee (Disposition) in real hörbare Klänge ist die große Kunst des Intonateurs. Chefintonateur Gregor Hieke hat mit seinem außergewöhnlichen musikalischen Gespür für die Klangwelt der orchestralen Spätromantik des englischen, amerikanischen, fran-zösischen und deutschen Orgelbaus die Mensuren für die Register speziell für die Akustik des neuen Konzertsaals ausgearbeitet und die Intonation der Pfeifen geleitet; die Zungenregister übernahm mit Johannes Adler ein exzel-lenter Spezialist für (nicht nur) englische Zungenregister.Windversorgung (3 Windmaschinen und 13 Bälge in unmittelbarer Nähe der Windladen) ermöglichen einen Raumklang, der auch im vollen Saal sich voluminös, warm, tragfähig, und kraftvoll durchsetzt, aber nicht aufdringlich oder aggressiv wird.
Die Konstruktions- und Bauphase der Orgel begann nach langen Vorarbeiten 2015. Sie wurde begleitet von den Orgelsachverständigen Holger Gehring und Dr. Horst Hodick aus Dresden, die in vielen Detailfragen beratend mitwirkten. Eine Besonderheit der Orgel ist, dass sie voll-ständig (mit einem städtischen Zuschuss) vom Förderver-ein Förderverein Philharmonie Dresden e. V. finanziert wurde." (Auszug aus dem Artikel von J. Jiri Kocourek : "''Orchester aus Pfeifen: die Die neue Eule-Orgel des Kulturpalasts Dresden''" in. In: Ars organiOrgani; 66 (2018), Heft 1 März 2018
|STIMMTONHÖHE =443Hz a'=443 Hz
|TEMPERATUR =gleichschwebend
|WINDLADEN =Schleiflade Schleifladen|SPIELTRAKTUR =elektrisch
|REGISTERTRAKTUR =elektrisch
|REGISTER =67 + 6 Transmissionen
Hohlflöte 4´
Quinte 2 <sup>2</3´sup>/<sub>3</sub>´
Octave 2´
Flöte 4’
Nasard 2 <sup>2</3’sup>/<sub>3</sub>´
Flautino 2’
Terz 1 <sup>3</5’sup>/<sub>5</sub>´
Progressio 3-5f 2’
Octavin 2’
Viol-Cornett 3f 3 <sup>1</5’sup>/<sub>5</sub>´
Plein jeu 5f 4’
==Video==
<youtube>https://www.youtube.com/watch?v=DKpsgxOfIqw</youtube>
[[Kategorie:2000-2019]]