Marburg, Konzertsaal des Kunstgebäudes der Universität

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Prospekt
Blick zur Bühne mit Orgel (ganz hinten)
Blick von der Bühne in den Saal
Spieltisch
Orgelbauer: Eberhard F. Walcker, Ludwigsburg, op. 2377
Baujahr: 1933
Geschichte der Orgel: Die Orgel wurde zunächst mit den hier genannten 29 Registern erstellt, die restlichen Register waren vorbereitet, sind jedoch weder im Spieltisch noch im Opusbuch Walcker näher bezeichnet. Einziger Hinweis sind die im Opusbuch noch genannten Spielhilfen Scharf III an (SW, vorbereitet) und Rauschpfeife Pedal an (vorbereitet), die zwei weitere Register namentlich erwähnen. Als Quelle für die Dispositionswiedergabe dient die Besichtigung des Werkes im Jahr 1984 sowie das Opusbuch Walcker, dessen Seiten freundlicherweise von der Fa. Walcker in Kopie zur Verfügung gestellt wurden. Eine weitere Besichtigung des Werkes erfolgte am 25.06.2015.

Die Orgel ist hinter der Bühne in Orgelkammern aufgestellt, die sich links und rechts des Durchgangs erstrecken, diese Kammern sind jedoch verhältnismäßig klein. Weitere Teile des Pfeifenwerks stehen daher im Dachgeschoss über dem Durchgang nach hinten. Es ist daher anzunehmen, dass die beiden auf dem Prospektfoto sichtbaren Gitter in der Decke des Konzertsaals Klangaustritte für die auf dem Dachboden stehenden Orgelteile darstellen.

Die Orgel ist nie komplettiert worden. Sie war bei der Besichtigung im Jahr 1984 in desolatem Zustand. Der Spieltisch war von der Orgel abgetrennt und stand hinter der Bühne. Ein im Jahr 2006 aus zuverlässiger Quelle erhaltener Hinweis, dass zwischenzeitlich auch der 1984 noch vorhandene Spieltisch der Orgel spurlos verschwunden sei, erwies sich - wie die hier gezeigten Fotos vom 25.06.2015 zeigen - jedoch als Fehlinformation, der Spieltisch steht noch immer hinter der Bühne.

Die Dispositionsdarstellung übernimmt die Nummerierung am Spieltisch, so dass zumindest von der Anordnung her erkennbar wird, welche Register noch nicht eingebaut wurden.

Am 25.06.2015 konnte weiterhin die Datensammlung aus dem Nachlass von Eckart Trinkaus, die sich heute im Hessischen Musikarchiv Marburg befindet, gesichtet werden. E. Trinkaus hat in seiner Datensammlung die verschiedenen von Walcker im Vorfeld des Orgelbaus abgegebenen Kostenvoranschlägen abgeschrieben. Sind die ersten Kostenvoranschläge I-III noch für zweimanualige Orgelwerke vorgesehen (Aufzeichnungen über den Kostenvoranschlag IV sind in der Datensammlung nicht enthalten), so bringt der Kostenvoranschlag V zum ersten Mal ein dreimanualiges Instrument ins Spiel. Er ist mit 40 Registern (davon 11 vorbereitet und 7 Transmissionen) schon nah an dem letztendlich ausgeführten Voranschlag VI. Während in letzterem jedoch die vakanten Register nicht mehr namentlich genannt, sondern nur je Werk summarisch dargestellt werden (also z. B. "3 Register vorbereitet"), so bringt der Kostenvoranschlag V eine vollständige Disposition mit Benennung der vorbereiteten Register. Aus diesem Grunde soll dieser Voranschlag hier weiter unten wiedergegeben werden, um ein Bild davon zu vermitteln, wie die vollständige Disposition des Instruments hätte ausgesehen haben können.

Windladen: wahrscheinlich Taschenladen, eventuell auch Taschen- und Kegelladen in Kombination[1]
Spieltraktur: elektropneumatisch
Registertraktur: elektropneumatisch
Registeranzahl: 44 Register, davon 7 Transmissionen und 19 Register nur vorbereitet (Wippen ohne Bezeichnung)
Manuale: 3 Manuale, Tonumfang C-g³
Pedal: C-g¹
Spielhilfen, Koppeln: 37. III/Ped

38. I/Ped

39. II/Ped

40. III/II

41. I/II

42. III/I

43. II/I [sic!]

Alle Koppeln auch als Tritte und Druckknöpfe

Als Druckknöpfe unter dem I. Manual:

    Zungen ab
    Generalkoppel
    16'-Manual ab
    Mixturen ab
    3 Registraturen (= Handregister und 2 freie Kombinationen)
    1 freie Pedalkombination
    Auslöser     

Als Hebelchen über dem III. Manual:

    14 Einzelabsteller für die Zungen
    Walze an in der 2. und 3. Registratur
    Handregister an in 2. und 3. Registratur
    Prinzipale (umfasst die Nrn. 2., 3., 5., 9., 15., 17., 20., 27., 28., 30., 44., 45.)
    Flöten (umfasst die Nrn. 4., 6., 13., 18., 26., 31.)
    Zungen (umfasst die Nrn. 10., 21., 22., 33., 34., 35., 36., 53.)

Als Tritte:

    Koppeln ab
    Zungen ab
    Zungen an
    Walze an
    Mixtur HW an
    Zimbel Pos an
    3 Registraturen (= Handregister und 2 freie Kombinationen)
    1 freie Pedalkombination
    Tutti
    Auslöser

Crescendowalze

Im Opusbuch zusätzlich aufgeführt, vielleicht für die nicht beschrifteten Druckknöpfe oder Tritte vorgesehen:

    Zimbel I an (Pos, vorbereitet)
    Scharf III an (SW, vorbereitet)
    Rauschpfeife Pedal an (vorbereitet)



Ausgeführte Disposition nach der Spieltischbeschriftung

Positiv (I) Hauptwerk (II) Schwellwerk (III) Pedalwerk
12. Tremolo Positiv


13. Gedackt 8'

14.

15. Prinzipal 4'

16.

17. Nasat 2 2/3'

18. Nachthorn 2'

19.

20. Zimbel IV 1'

21. Krummhorn 8'

22. Geigend Regal 4'

1.

2. Quintadena 16'

3. Prinzipal 8'

4. Flöte 8'

5. Oktave 4'

6. Rohrflöte 4'

7.

8.

9. Mixtur V 2'

10. Trompete 8'

11.

44. Prinzipal 8'

45. Salicional 8'

46.

47. Nachthorn 4'

48.

49. Schweizerpfeife 2'

50. Sifflöte 1'

51.

52.

53. Dulzian 16'

54.

55.

56.


57.Tremolo Schwellwerk

23.

24.

25.

26. Subbaß 16'

27. Quintadena 16'[2]

28. Prinzipal 8'[3]

29.

30. Oktave 4'[4]

31. Bauernpfeife 2'[5]

32.

33. Dulzian 16'[6]

34. Trompete 8'[7]

35. Geigend Regal 4'[8]

36. Singend Kornett 2'


Anmerkungen
  1. Der Eintrag im Opusbuch lautet wörtlich:"nach unserem bestbewährten elektropneumatischen System", wobei eine Ladenart nicht erwähnt wird. Nach Mitteilung von Herrn Gerhard Walcker-Mayer vom 7. September 2018 und 24. September 2018 wurde die Ladenart bei den Neubauten zwischen 1910 bis hin zum Ende des Zweiten Weltkrieges in den Opusbüchern nicht genauer bezeichnet. Demnach wurden zumeist Taschenladen verwendet, aber die Transmissionsladen als Kegelladen ausgeführt, weil "Transmissionen ins Pedal besser über Kegelladen zu realisieren sind".
  2. Transmission 2.
  3. Transmission 44.
  4. Transmission 5.
  5. Transmission 49.
  6. Transmission 53.
  7. Transmission 10.
  8. Transmission 22.


Disposition des Kostenvoranschlags V[1]

I. Manual II. Manual III. Manual Pedalwerk
Quintadena 16'

Prinzipal 8'

Flöte 8'

Gemshorn 8'[2]

Oktave 4'

Rohrflöte 4'

Gemshorn 2'[2]

Mixtur V 2'

Trompete 8'

Gedackt 8'

Quintadena 8'[2]

Kleinprinzipal 4'

Blockflöte 4'[2]

Oktave 2'[2]

Rohrflöte 2'

Terzian II 1 3/5'+1 1/3'[2]

Zimbel III

Krummhorn 8'


Tremulant II+III

Holzprinzipal 8'

Salicional 8'

Nachthorn 4'

Nasat 2 2/3'

Schwiegel 2'

Sifflöte 1'

Scharff IV-V[2]

Dulzian 16'

Bärpfeife 8'[2]

Geigend Regal 4'

Principal 16'[2]

Subbaß 16'

Quintadena 16'[3]

Oktave 8'[4]

Choralbaß 4'[5]

Bauernpfeife 2'[6]

Rauschpfeife IV[2]

Posaune 16'[2]

Dulzian 16'[7]

Trompete 8'[8]

Geigend Regal 4'[9]

Singend Kornett 2' "Praetorius"


Anmerkungen
  1. nach der Datensammlung E. Trinkaus
  2. 2,00 2,01 2,02 2,03 2,04 2,05 2,06 2,07 2,08 2,09 2,10 Register vorbereitet
  3. Transmission aus Quintadena 16', I. Manual
  4. Transmission aus Holzprinzipal 8', III. Manual
  5. Transmission aus Oktave 4', I. Manual
  6. Transmission aus Schwiegel 2', III. Manual
  7. Transmission aus Dulzian 16', III. Manual
  8. Transmission aus Trompete 8', I. Manual
  9. Transmission aus Geigend Regal 4', III. Manual



Bibliographie

Literatur: Datensammlung aus dem Nachlass Eckart Trinkaus, heute Hessisches Musikarchiv, Marburg, Bestand Eckart Trinkaus (Signatur: VI HA), gesichtet durch jrbecker am 25.06.2015 (nicht veröffentlicht)