Lengenfeld (Vogtland), Aegidiuskirche

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Lengenfeld (Vogtland), St.Aegidius, W.F.Jehmlich-Orgel im Raum.
Lengenfeld (Vogtland), St. Aegidius, W.F.Jehmlich-Orgel.
Lengenfeld (Vogtland), St. Aegidius, W.F.Jehmlich-Orgel, Spieltisch gesamt.
Lengenfeld (Vogtland), St. Aegidius, W.F.Jehmlich-Spieltisch.
Orgelbauer: Jehmlich, Wilhelm Fürchtegott (1826-1874), Zwickau, op.43
Baujahr: 1864
Geschichte der Orgel: 1622 wurde ein Positiv erworben und 1633, im Dreißigjährigen Krieg, stark beschädigt. 1633 gab es ein anderes Orgelwerk als Ersatz. 1709 konnte ein Organist angestellt werden. Als 1723 die Kirche erweitert wurde, erwarb die Kirchgemeinde eine neue Orgel von Johann Tobias Dressel (1687-1758) aus Buchholz. Die Orgel besaß 24 Register auf 2 Manualen und Pedal und stand auf der Westempore. 1814 erfolgte der Einbau einer Viola di Gamba. 1815 wurden durch einen Orgelpfeifendiebstahl große Schäden verursacht. In einem Untersuchungsbericht von 1828 bescheinigt Georg Christian Heidenreich aus Hof einen sehr schlechten Zustand der Orgel. Erforderlich seien Reinigung, Intonation, Stimmung, neue Klaviaturen, Registerzüge, Belederung und Blasbälge. Dazu gab es 1833 ein Dringlichkeitsgutachten von Kantor Christian Friedrich Franke. Danach kam noch keine Reparatur oder ein Orgelneubau zustande. 1856 wurde durch einen großen Stadtbrand auch die Kirche in Schutt und Asche gelegt.

1864 bekam Lengenfeld ein neues Kirchgebäude. Christian Friedrich Arnold aus Dresden (1823-1890) war der Architekt der neuen Kirche. Im gleichen Jahr erbaute Wilhelm Fürchtegott Jehmlich (1826-1874) aus Zwickau eine neue Orgel für die Lengefelder Aegidiuskirche mit 32 Registern auf 2 Manualen und Pedal. Die Orgel zeugte von hoher sächsischer Orgelbaukunst im 19. Jahrhundert. Sie hatte einen imposanten klassizistischen Prospekt. Das Gehäuse ging über 2 Emporen und war oben offen. Sie ist das einzige Instrument von Wilhelm Fürchtegott Jehmlich im Sächsischen Vogtland. 1898 erfolgte eine Umdisponierung und Erweiterung der Orgel durch Emil Müller (1857-1927) aus Werdau. Das Instrument bekam eine Zusatzschleife im HW mit Trompete 8‘ und im OW zwei Zusatzschleifen mit Aeoline 8‘ und Zimbel 2fach und für Oboe 8‘ ein Krummhorn 8‘.

Während des 1. Weltkrieges mussten die Prospektpfeifen aus Zinn an die Rüstungsindustrie abgegeben werden. Nach dem Krieg wurden sie durch minderwertige Zinnpfeifen ersetzt. 1927 bekam die Balganlage ein modernes Gebläse. Zum 100-jährigen Kirchweihjubiläum 1964 überarbeitete die Dresdner Orgelbaufirma Gebrüder Jehmlich (Otto & Rudolf) die Orgel in größerem Umfang, dabei wurden die Register Aeoline 8‘ und Oboe 8‘ durch Krummhorn 8‘ und Zimbel 2fach ersetzt. In den Folgejahren zeigte die Orgel immer mehr Abnutzungserscheinungen. Es gab mehrfach Störungen und manche Register konnten schon längere Zeit nicht mehr benutzt werden. Eine Generalüberholung der Orgel wurde dringend nötig. 2007 begann dann die Restaurierung der Orgel durch den Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH. Zuerst wurde das gesamte Pfeifenwerk ausgebaut, dann die mechanische Spiel- und Registertraktur. Danach erfolgte die Restaurierung des Orgelgehäuses durch die Firma Brasche aus Lengenfeld. Unter Verwendung von Ammoniak wurde die 1939 aufgetragenen Farbgebung wieder abgelöst. Die darunter recht gut erhaltene Holzbemalung von 1864 musste in zeitaufwendiger Kleinarbeit retuschiert und anschließend mit einer farblosen Lasur überzogen werden. Zum Abschluss wurden an den ursprünglichen Stellen die Vergoldung neu aufgebracht. Die Orgelbauer reinigten in ihrer Werkstatt in Dresden die Pfeifen, beulten sie aus und löteten sie nach, längten z.T. große Stücke an, um die ursprüngliche Stimmtonhöhe von 440 Hz wieder zu erreichen. Zwei Register, Oboe 8‘ und Terz 1/3, wurden neu angefertigt; diese sollten die nicht stilechten Register Krummhorn und Zimbel ersetzen. Die nicht originalen und reparaturbedürftigen Klaviaturen wurden durch Neubauten im Stile des Erbauers Wilhelm Fürchtegott Jehmlich ersetzt. Die Rekonstruktion erfolgte durch Untersuchungen an Vergleichsinstrumenten und durch das Auffinden einer einzelnen Pedaltaste im Orgelinneren. Sämtliche Ventile mussten neu beledert werden, um eine optimale Winddichtheit zu erlangen. Weitere unzählige mechanische Teile wurden gereinigt, repariert und neu angefertigt. Im Juni 2009 wurde alles wieder nach Lengenfeld gebracht. Die historische Kastenbalganlage war inzwischen wieder gangbar gemacht worden und ein Elektromotor zur Bedienung der Bälge wurde eingebaut. Nachdem sich alle Orgelteile an ihrem ursprünglichen Platz befanden, begann die Intonation der Orgel. Im November 2009 wurde die Orgel wieder eingeweiht.

Stimmtonhöhe: 440 Hz
Windladen: Schleifladen
Spieltraktur: mechanisch
Registertraktur: mechanisch
Registeranzahl: 35
Manuale: 2, C-e³
Pedal: C-d1
Spielhilfen, Koppeln: Manualkoppel

Pedalkoppel

Schwebung II.Manual

Klingel



Disposition der Orgel nach der Restaurierung 2009

I. MANUAL,
HAUPTWERK
II. MANUAL,
OBERWERK
PEDAL
Principal 16'

Bordun 16'

Großoktave 8'

Viola di Gamba 8'

Gemshorn 8'

Rohrflöte 8'

Octave 4'

Spitzflöte 4'

Salicet 4'

Quinte 3'

Octave 2'

Tertie aus 2'

Cornett 3-4fach

Mixtur 4fach 2'

Trompete 8' [1]

Principal 8'

Quintatön 8'

Salicional 8'

Gedackt 8'

Octave 4'

Rohrflöte 4'

Nassat 3'

Octave 2'

Quinte 1 1/2'

Sifflöte 1'

Mixtur 3fach 1 1/2'

Terz 1 3/5' [2]

Oboe 8' [3]

Prinzipalbaß 16'

Subbass 16'

Quintbass 10 2/3'

Octavbaß 8'

Mixturbaß 4fach 3'

Posaunenbaß 16'

Trompetenbaß 8'


Anmerkungen
  1. Zusatzschleife v. E. Müller 1898
  2. neu, auf Zusatzschleife v. E. Müller 1899
  3. neu, auf Zusatzschleife v. E. Müller 1898


Disposition von 1864

I. MANUAL,
HAUPTWERK
II. MANUAL,
OBERWERK
Bordun 16‘

Principal 8‘

Viola di Gamba 8‘

Rohrflöte 8‘

Gemshorn 8‘

Octave 4‘

Spitzflöte 4‘

Quinte 3‘

Octave 2‘

Terz 1 3/5‘

Sifflöte 1‘

Cornett (Baß) 3fach

Mixtur 4fach

Gross-Octav 8‘

Gedeckt 8‘

Quintatön 8‘

Octave 4‘

Salicet 4‘

Nassat 3‘

Octave 2‘

Quinte 1 ½‘

Mixtur 3fach

Principalbass 16‘

Subbass 16‘

Posauenbass 16‘

Quintenbass 12‘

Octavbass 8‘

Trompetenbass 8‘

Mixturbass 8‘



Bibliographie

Literatur: Buchholz, Albin: Orgeln im sächsischen Vogtland. Eine Dokumentation zu einer eindrucksvollen Orgellandschaft, Sitz Lichtenstein/Sa. Herausgeber: Sächsische Orgelakademie e.V., Institut für Orgelbau und Orgelmusik in Europa. Altenburg, Verlag Klaus-Jürgen Kamprad, 2005. S. 99-100, Lengenfeld, St. Aegidius.

Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen, Orgeldatenbank ORKASA

Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH

Lexikon norddeutscher Orgelbauer, Bd.2, Sachsen und Umgebung, Pape-Verlag Berlin, 2012. S.171, Lengenfeld, St. Aegidius.

Oehme, Fritz: Handbuch über ältere, neuere und neueste Orgelwerke im Königreich Sachsen, Leipzig, Edition Peters, Reprints, 1978. Bd.3, S.38.

Oehme, Fritz: Handbuch über ältere, neuere und neueste Orgelwerke im Königreich Sachsen, Leipzig, Edition Peters, Reprints, 1978, Supplement. S.145 Lengenfeld, St. Aegidius.

Weblinks: Wikipedia, Lengenfeld (Vogtland)

Kulturkirche St. Aegidius, Lengenfeld

Kirchspiel Lengenfeld-Plohn-Roethenbach, Orgeln in Lengenfeld St. Aegidius

SLUB, Deutsche Fotothek, Lengenfeld (Vogtland), St. Aegidius. Foto: Manfred Thonig 1970.

Wikipedia, Jehmlich Orgelbau Dresden