Brand-Erbisdorf/Langenau, Dorfkirche: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 14. Januar 2024, 14:51 Uhr

Daniel August Zachert stammte aus Zbąszy (Bentschen) in der Nähe von Posen und arbeitete einige Jahre bei Christian Gottlob Steinmüller im sächsischen Grünhain, bevor er sich 1825 in Thum selbständig machte. Zwischen 1834 und 1843 baute der mittlerweile nach Altchemnitz umgezogene Zachert im Erzgebirge drei neue Orgeln und führte einige Reparaturen aus. Um 1848 ist er wieder auf dem Gebiet des heutigen Polen nachweisbar. Die mit mechanischen Schleifladen gebaute Orgel ist grundsätzlich an die Bauweise Steinmüllers und dessen Lehrmeister Johann Gottlob Trampeli angelehnt. Allerdings bauten diese ein zweites Manual stets als Oberwerk, was die geringe Raumhöhe in Langenau nicht erlaubte. Zachert ordnete stattdessen hinter dem Hauptwerk ein Hinterwerk an, wie er es beispielsweise in Gottfried Silbermanns Orgel im nahen Helbigsdorf gesehen haben könnte. Auch um 1840 recht antiquierte Manualschiebekoppel ist sicher einem älteren Vorbild abgeschaut. In der Zusammenstellung der Stimmen erweist sich Zachert dagegen als ausgesprochen originell, obwohl er in seinen Orgeln fast ausschließlich Bauformen verwendete, die er offenbar aus der Mitarbeit an den frühen Steinmüller-Orgel kannte, z.B. in Lößnitz (1824). Das Hauptwerk bietet neben dem vollständigen Prinzipalchor aus 8‘, 4‘, 3‘, 2‘, Cornett und Mixtur noch weitere drei 8‘-Register in verschiedenen Klang- farben. Die anhand von 5 Originalpfeifen rekonstruierte Englische Flöte gibt es in Sachsen nur in dieser Orgel und war offenbar als 8‘-Pendant zur ebenfalls offenen Flauto 4‘ im Hinterwerk gedacht. Dieses enthält durchweg Register, die typisch für die Oberwerke in Orgeln der Trampeli-Schule sind. Im Gegensatz zu Steinmüller verzichtete Zachert jedoch nicht nur auf eine Mixtur, sondern disponiert hier keine einzige Stimme in Prinzipalbauform. Das sechstimmige Hinterwerk wird somit als reines Flötenwerk in Kontrast zu dem vom Prinzipalchor dominierten Hauptwerk gesetzt. Das Gehäuse ist in drei größere Pfeifenfelder und zwei Zwischenfelder mit kleineren Pfeifen gegliedert und entspricht damit typischen Formen der Barockzeit. Die zu dünnwandig gebauten Prospektpfeifen mussten jedoch bereits 1889 ersetzt und schließlich 1917 für die Rüstungszwecke abgegeben werden. 1923 erhielt die Orgel neue Prospektpfeifen aus Zink, dabei wurden allerdings auch zwei Register verändert. Ein weiterer Eingriff in die Klanggestalt erfolgte 1959, doch konnte die immer noch mit 15 ½ originalen Registern erhaltene Orgel 1996 erfolgreich auf ihren ursprünglichen Zustand zurückgeführt werden.



Hauptwerk Hinterwerk Pedal
Principal 8‘ Lieblich Gedackt 8‘ Subbaß 16‘
Viola di Gamba 8’ Quintatön 8’ Prinzipalbaß 8’
Groß Gedackt 8’ Flauto 4’ Violon 8’
Englisch Flöte 8’ Spitzflöte 4’ Posaune 16’
Octave 4‘ Nassat 3’
Quinte 3’ Waldflöte 2’
Octave 2‘
Cornett 3fach
Mixtur 3fach