Marbach (Neckar), Stadtkirche

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Lieb-Orgel der Stadtkirche Marbach am Neckar
Orgel im Raum
Prospekt
Spielanlage
Orgelbauer: Friedrich Lieb, Bietigheim-Bissingen
Mensuren und Intonation: Rowan West, Altenahr
Baujahr: 2016
Geschichte der Orgel: 2013 Angebot eines Stifters zur Finanzierung des Neubaus,[1] gleichzeitig geplante Innenraumsanierung der Kirche, Verzögerung dieser wegen Finanzierungsproblemen und Einwänden des Denkmalschutzes.
Problem der Orgelaufstellung: Chorraum und Westempore nicht erwünscht, daher einzig möglicher seitlicher Standort vor dem Chorbogen mit wenig Tiefe; erhebliche planerische Herausforderungen.
Klangkonzept als Kontrapunkt zur romantischen Voit-Orgel der Alexanderkirche, Ausrichtung an norddeutschen Orgeln des 17. Jahrhunderts, aber bewusst keine Stilkopie.
Nach Ausschreibung Zuschlag an Friedrich Lieb in Kooperation mit Rowan West.
Auszug Abnahmegutachten: „Hinsichtlich ihrer klanglichen Eigenschaften und hier ganz besonders der drei Zungenregister weist die neue Orgel einen völlig neuen Akzent für den Raum Nordwürttemberg auf.“


Vorgängerorgeln:
(Quelle: Zusammenfassung nach Beitrag von Burkhart Goethe (Kirchenführer, s. Literatur))

1603 Werk unbekannter Größe von Marx Gunzer (Stuttgart), 1693 Zerstörung (Franzoseneinfall in Marbach)

1701 Orgel von Johann Michael Schmahl (Heilbronn), I/P/12, Kosten: 418 Gulden; 1782 Reparatur durch Johann Eberhard Walcker, im 19. Jh. weitere Reparaturen und Stimmungen durch ihn und Eberhard Friedrich Walcker, möglicherweise Erweiterung

1893 Neubau durch E.F. Walcker & Cie., II/P/18, s.u., Standort Empore im Chorraum, 1966 Abbau wegen Umgestaltung des Innenraums

1968 raumfüllender Neubau im Chorraum durch Walcker, II/P/23, Prospekt Walter Supper; um 1992 wegen Mängeln in Konstruktion, Material und Fertigungsqualität als nicht sinnvoll überholbar betrachtet, Empfehlung zu einem Neubau, wegen fehlender finanzieller Mittel vorerst nicht realisierbar

Gehäuse: Eiche
Stimmtonhöhe: a1= 440 Hz (15 °C)
Temperatur (Stimmung): wohltemperierte Bach-Stimmung nach John Barnes
Windladen: Schleifladen
Winddruck 69 mmWS
Spieltraktur: mechanisch
Registertraktur: mechanisch
Registeranzahl: 17
Manuale: 2, C–f3
Pedal: C–d1
Spielhilfen, Koppeln: Normalkoppeln: II/I, I/P, II/P



Disposition

I Hauptwerk II Brustwerk[2] Pedal
Quintadena 16' [3][4]

Principal 8' [5]

Rohrflöte 8' [6]

Octav 4' [7]

Spitzflöte 4' [3]

Superoctav 2' [7]

Sesquialtera doppelt[7][8]

Mixtur 4f 11/2' [9]

Trompet 8' [10]


Tremulant[11]

Gedackt 8' [12]

Schweizerpfeif 4' [13]

Nasat 3' [7]

Gemshorn 2' [7]

Tertian 2f 13/5' + 11/2' [7]

Regal 8' [14]


Zimbelstern[15]

Vogelgesang[16]

Sub-Bass 16' [12]

Principal-Bass 8' (TM)[17]

Floet-Bass 8' (TM)[18]

Dulcian-Bass 16' [19]

Trompet-Bass 8' (TM)[20]


Anmerkungen (Quelle: Württemb. Blätter, s. Literatur)

  1. Gesamtkosten: 330.000 EUR
  2. verschiebbare Brustwerksabdeckungen
  3. 3,0 3,1 Metall, 95% Blei
  4. C–E akustisch als 51/3'
  5. 88% Zinn, ab C im Prospekt
  6. C–H Eiche, ab c0 Metall, 95% Blei
  7. 7,0 7,1 7,2 7,3 7,4 7,5 Metall, 29% Zinn
  8. C–h: 11/3' + 4/5‘; ab c: 22/3' + 13/5'
  9. Metall, 29% Zinn, repetiert auf allen c
  10. Becher Metall, Kehlen Messing/Zinn, Stiefel Eiche, norddeutsche Bauweise
  11. Kanaltremulant auf das ganze Werk
  12. 12,0 12,1 ganz aus Eiche
  13. ganz aus Eiche, offen
  14. Becher Metall (Doppelkegel), Kehlen Kupfer, Stiefel Eiche, norddeutsche Bauweise
  15. norddeutsche Bauweise mit Krallenglocken
  16. historische Bauweise
  17. Transmission Principal 8' (HW)
  18. Transmission Rohrflöte 8' (HW)
  19. Becher Metall (zylindrisch) Kehlen Messing/Zinn, Stiefel Eiche, norddeutsche Bauweise
  20. Transmission Trompet 8' (HW)


Walcker-Orgel 1968–2015

- tbc -

Walcker-Orgel 1893–1966

- tbc -



Bibliographie

Anmerkungen: Das Instrument orientiert sich an der norddeutschen Orgelbautradition (Bauweise angelehnt an Arp Schnitger).

Sachberatung: Burkhart Goethe

Einweihungsorganisten: Harald Vogel und Andreas Willberg

„Das Metall für die Prinzipalpfeifen wurde in der Werkstatt von Rowan West nach besonderen Legierungen in Platten gegossen und von Hand mit einer Hobelmaschine nach historischer Bauart sowie der Ziehklinge bearbeitet (Ausdünnen der Mündungen). In enger Zusammenarbeit zwischen den Orgelbaumeistern entstanden auch die übrigen Teile der Zungenregister, hier vor allem die handgearbeiteten Kehlen, die Zungenblätter sowie Köpfe und Stiefel.
Im oberen Bereich der Orgel befindet sich auf zwei drehbaren Karussellen ein herausfahrbares Figurenspiel mit geschnitzten, allegorischen Holzfiguren, die einen Bezug zur Stadtkirche, zur Stadt und zum Stifter der Orgel darstellen. Die ausdrucksvollen Figuren mit je einer weltlichen und einer geistlichen Ebene wurden als Wettbewerb der Berufsfachschule für Holzschnitzerei und Schreinerei in Berchtesgaden ausgeschrieben und von der Gewinnerin, Holzbildhauerin Regina Sebold angefertigt.“ (B. Goethe, s. Literatur)


Alles, was Odem hat,
lobe den Herrn!
Halleluja!

Ps. 150, 6

Im Gedenken an seine Frau Margarete und an seinen Vater, den Photographen Otto Schick, stiftet Dr. Albrecht Schick der Evangelischen Kirchengemeinde Marbach die neue Lieb-Orgel, den Menschen zu Trost und Freude und Gott zur Ehre.

Marbach, 5. Juni 2016

(Aufschrift Tafel an der Orgel)

Literatur: Burkhart Goethe: Norddeutscher Zungenschlag in Schillers Taufkirche. In: Württembergische Blätter für Kirchenmusik 3/2019, S. 4–7

Burkhart Goethe: Orgeln in der Stadtkirche Marbach. In: Kirchenführer Stadtkirche Marbach, Ev. Kirchengemeinde Marbach am Neckar, Marbach 2019, S. 15–20

Weblinks: Orgelvorstellung auf der Website der Kirchengemeinde, YouTube-Kanal, Klangbeispiele (Andreas Willberg): D. Buxtehude: Fuge C-Dur BuxWV 174 E. Pepping: Mit Freuden zart zu dieser Fahrt

Website des Bezirkskantorats

Beschreibung bei Orgelbau Lieb

Zeitungsartikel: Bietigheimer Manufaktur baut eine Orgel für die Stadtkirche in Marbach (Memento 08/2020)Marbach: Heiße Phase für den Einbau der neuen Orgel beginnt – Bericht Jubiläums-Orgelkonzert: Marbach: Die Seele an die Orgel verschenkt


Videos

Hoffnungswort der Pfingstwoche – Ekkehard Graf, Wort; Andreas Willberg, Orgel: