Lübbenau, St. Nikolai
Adresse: 4, Kirchplatz, Stottoff, Lübbenau/Spreewald, Oberspreewald-Lausitz, Brandenburg, 03222, Deutschland
Gebäude: Lübbenau, St. Nikolai, Evangelisch-Lutherische Kirche
Orgelbauer: | VEB Jehmlich Orgelbau Dresden |
Geschichte der Orgel: | An der Stelle der heutigen Nikolaikirche befand sich bereits eine Kirche, deren Bauzeit nicht bekannt ist. 1663 erhielt die alte Kirche eine neue Orgel, deren Erbauer Christian Schechner (1689-?) aus Senftenberg war. 1736 wurde die Kirche wegen Baufälligkeit gesperrt und später abgerissen. Der Grund war vermutlich der sumpfige Untergrund. Von 1738 bis 1741 entstand ein neues barockes Kirchgebäude nach Plänen von Johann Gottfried Findeisen (1692-1759) aus Dresden. In diese Kirche baute Johann Jacob Köpler (vor 1700 - nach 1764) aus Sorau (heute Zarý, Polen) Das Werk wurde am 1.Dezember 1741 fertiggestellt. Die neue Orgel besaß 17 Registern auf einem Manual. Der Orgelprospekt ist noch erhalten. Im Jahr 1800 reparierte Carl Gotthold Claunigk die Orgel, stimmte sie um ½ Ton höher (vermutlich 1741 im Kammerton gestimmt) und ersetzte die zwei oberen Oktaven des Registers Vox humana 8‘ durch „eine Art Flötenstimme“ (Spitzflöte 8‘) und baute ein II. Manual mit 10 Registern. Die Orgel besaß danach 28 Register auf 2 Manualen und Pedal. 1880 erfolgte ein Orgelumbau durch die Breslauer Orgelbaufirma Schlag & Söhne mit 23 Registern auf 2 Manualen und Pedal. Über diesen Umbau fehlen Archivalien, insbesondere darüber, welche Register wiederverwendet wurden. Aus den Akten von 1914 ging hervor, dass die Orgel damals Hängeventilladen erhielt. Die Traktur war mechanisch. Die Disposition ist ein typisches Beispiel für eine Orgel des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Der Klanggeschmack hatte sich gewandelt. Es überwiegen die grundtönigen Stimmen. 1886 wurde die Kirche neu ausgemalt. Das Orgelgehäuse erhielt eine neue farbige Fassung. Die Arbeiten führte der Maler C. Lehmann aus Berlin aus.
Seit 1913 gab es Bestrebungen zur Umgestaltung der Orgel. Der Orgelbauer Gustav Heinze (1874-1949) aus Sorau erhielt dazu den Auftrag. Der Abbruch der alten Orgel begann am 8. Juni 1914. Am 19. August 1914 kam Prof. Bernhard Irrgang (1869-1916), Orgelsachverständiger aus Berlin, um das fertig umgebaute Werk abzunehmen. Die erstaunlich kurze Umbauzeit erklärt sich damit, daß Gustav Heinze fast das gesamte alte Pfeifenwerk übernahm, einschließlich der Oberteile der Hängeventilladen. Die Windladen erhielten einen neuen Unterbau (Kegelladen mit einschlagenden Kegeln). Die Windladenteile waren sicher wie die pneumatische Traktur schon vorgefertigt und brauchten nur eingebaut zu werden. Klanglich wird sich die Orgel nicht wesentlich geändert haben, denn nur 3 Register wurden neu eingebaut, durch welche die Grundtönigkeit noch vermehrt wurde. Entscheidender war die pneumatische Traktur, die es dem Organisten erlaubte, durch die Spielhilfen die Klangaussage schnell während des Spiels zu ändern. 1917 mussten die Prospektpfeifen aus Zinn an die Kriegswirtschaft abgegeben werden. Diese ersetzte 1927 Gustav Heinze durch Zinkpfeifen. 1950 erfolgten Durchsicht und Reparatur der Orgel durch die Orgelbaufirma Gebrüder Jehmlich (Otto & Rudolf) in Dresden. Dabei wurden Quinte 2 2/3‘ und Oktave 2‘ getrennt. Dafür entfiel Gambe 8‘. Da sowohl der Zustand des Pfeifenmaterials als auch die Klangaussage nicht mehr befriedigten, suchte man nach einem Ausweg und prüfte verschiedene Varianten. Als Ergebnis dieser Überlegungen wurde ein Neubau in Auftrag gegeben. Am 10. März 1977 wurde eine neue Disposition erarbeitet, die 34 Register umfasste. Das Register Schweizerpfeife 2‘ wurde später eingefügt. Am 14. November 1983 begann das Abtragen der alten Orgel und am 27. Februar 1984 wurde mit dem Aufbau der Orgel begonnen. 2010 renovierte und intonierte der Orgelbau Reinhard Hüfken (1951-2019) aus Halberstadt das Instrument und brachte einen Zimbelstern an. |
Disposition