Meißen, Frauenkirche

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Meißen, Frauenkirche, Jehmlich-Orgel, Foto 2021.
Meißen, Frauenkirche, Foto 2021.
Innenraum mit Jahn-Orgel um 1900
Alternativer Name: Kirche unserer lieben Frau
Orgelbauer: Gebrüder Jehmlich (Bruno & Emil), Dresden, op.447 (Neubau), als op.550 umdisponiert und erweitert.
Baujahr: 1929/30 und 1937
Geschichte der Orgel: Vorerst etwas zur Geschichte der Vorgängerorgeln, deren Erbauer und der Orgelbauer, die vorhandene Orgeln repariert und umgebaut haben:


Johann Anton Lehmann setzte 1544 eine Orgel aus dem Dom in die Frauenkirche um.

1602 reparierte Martin Nether die Orgel.

1609/10 baute Gottfried Fritzsche aus Meißen diese Orgel um.

Nicolaus Kühnel reparierte 1632 und 1634 die Orgel.

Um 1670 errichtete Christoph Donati eine neue Orgel.

Diese reparierte 1720 Johann Gottfried Tamitius.

1726 und 1740 reparierte Johann Ernst Hähnel die Orgel.

Johann Christian Pfützner reparierte die Orgel 1803/1804 und Christian Gotthelf Pfützner 1806 und 1840 baute er die Orgel um.

Johann Christian Kayser baute 1810 die Orgel um.

1882 wurde die Orgel erneut von Julius Friedrich Jahn umgebaut.

Für einen Orgelneubau entschied man sich 1929. Den Auftrag erhielt die Dresdner Firma Gebrüder Jehmlich (Bruno & Emil), die für den Neubau historische Pfeifenregister von Donati, Tamitius, Kayser und Pfützner mit verwendete.

1930 konnte das Instrument der Kirchgemeinde übergeben werden.

„Bereits 1937 wurde die Orgel von der Firma Jehmlich als Opus 550 umdisponiert und erweitert nach Plänen von Stadtkantor Paul Emil Jähnig, Meißen und Dr. Ernst Schnorr von Carolsfeld aus Dresden.

Nach dem II. Weltkrieg nahm die Orgelbaufirma Jehmlich weitere Dispositionsänderungen vor. Mangelnde Pflege, Verschmutzung und Anobienbefall schränkten die Spielbarkeit der Orgel seit etlichen Jahrzehnten zunehmend ein.

Neubaupläne des Kantors Carsten Voigt (Orgel mit fünf Standorten) kamen nicht zur Ausführung. 2015 wurde die Jehmlich-Orgel unter Denkmalschutz gestellt. 2017 erfolgte die Ausschreibung für eine Restaurierung und Rückführung auf den Zustand von 1937. 2017 bis 2021 führte der Jehmlich-Orgelbau Dresden eine umfassende Restaurierung aus und rekonstruierte die Disposition von 1937.

Vorbereitet ist der Einbau eines Registers mit Porzellanpfeifen auf elektrischer Einzeltonlade an der Emporenbrüstung, das durch Kontakte an der Windlade des II. Manuals gesteuert wird. Außerdem ist eine elektronische Setzeranlage vorgesehen.“

Frank-Harald Greß

Umbauten: 1937 Umdisponierung und Erweiterung

2019-2021 Restaurierung durch Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH

2023 Einbau eines Porzellanregisters, das durch Spenden finanziert wurde (vgl. Pressemeldung. Das Register besteht aus zwölf Holzpfeifen, neun Zinnpfeifen und 37 Porzellanpfeifen.

Vorbereitende Arbeiten für die Anbindung der Porzellanpfeifen an den Orgelbestand sind bereits im Zuge der Restaurierung erfolgt. Dazu wurde am Spieltisch ein handbemaltes Schild aus echtem „Meissner“ angebracht, das die Registerwippe kennzeichnet. Es wurde in der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen handbemalt und kostenlos zur Verfügung gestellt. (Bild der neuen Registerwippe). Damit ist das Instrument weltweit die erste Kirchenorgel mit einem Register aus Meissener Porzellan.

Als weitere Besonderheit existiert bei der Meissener Porzellanmanufaktur eine Kleinorgel mit einem Porzellanregister, nämlich einer Porzellanflöte 2'.

Windladen: Kegelladen
Spieltraktur: pneumatisch
Registertraktur: pneumatisch
Registeranzahl: 57 Register, davon 2 Transmissionen (seit 2023; urspr. 56 Register)
Manuale: 3 C-a3
Pedal: C-f1
Spielhilfen, Koppeln: NEBENREGISTER UND SPIELHILFEN

6 Normalkoppeln

Generalkoppel (alle Normalkoppeln)

Oberoktavkoppeln II/I, III/II, III/III

Unteroktavkoppeln III/II, II/I

Pedaltenorkoppel (Oberoktavkoppel III/P)

3 feste Kombinationen

3 freie Vorbereitungen

Automatische Pedalumschaltung

Crescendowalze

Schweller III. Manual

Absteller für Druckregister, Crescendo, Koppeln, Rohrwerke




Disposition 2023/1937, wiederhergestellt zwischen 2017 und 2021 nach Greß

I. Manual II. Manual[1] III. Manual[2] Pedal
Bordun 16’

Prinzipal 8’

Rohrflöte 8’

Singend Gedackt 8’

Viola d’amour 8’

Rohrquinte 5 1/3’

Oktave 4’

Nachthorn 4’

Bachflöte 4’

Quinte 2 2/3’

Oktave 2’

Schwegel 1’

Cornett IV

Mixtur IV

Zimbel III

Trompete 8’

Quintadena 16’

Ital. Prinzipal 8’

Spitzflöte 8’

Quintadena 8’

Prästant 4’

Gedackt 4’

Gemshorn 4’

Piccolo 2’

Superquinte 1 1/3’

Septime 1 1/7’

Sifflöte 1’

None 8/9’

Mixtur IV

Singend Regal 8’

Porzellanflöte 8'[3]

Lieblich Gedackt 16’

Geigenprinzipal 8’

Portunalflöte 8’

Gedackt 8’

Salicional 8’

Aeoline 8’

Vox coelestis 8’[4]

Prinzipal 4’

Blockflöte 4’

Rohrflöte 4’

Nasard 2 2/3’

Waldflöte 2’

Terz 1 3/5’

Scharf V

Krummhorn 8’

Prinzipalbass 16’

Subbass 16’

Violonbass 16’

Gedacktbass 16’ [5]

Quintbass 10 2/3’

Oktavbass 8’

Bassflöte 8’

Violoncello 8’

Oktavbass 4’

Flachflöte 2’

Posaune 16’

Sordun 8’ [6]

Clarine 4’

Anmerkungen

  1. für 16', 8', 4' intern bis a4 ausgebau
  2. im Schwellkasten
  3. 2023 hinzugefügt; 12 Holzpfeifen, 9 Zinnpfeifen, 37 Pfeifen aus Meissener Porzellan.
  4. ab c°
  5. Transm. aus III. Manual
  6. Transm. aus. II. Manual


Bibliographie

Anmerkungen: Das Schwellwerk steht auf der Westempore in der höher gelegenen Turmkammer. Der Spieltisch ist freistehend mit Blickrichtung zur Orgel.
Literatur: Ahrens, Christian: Der Festschmaus anläßlich der Weihe der Fritzsche-Orgel in der Meißner Frauenkirche anno 1610. In: Beiträge der Kolloquien 1998 – 2001 / Forschungs- und Gedenkstätte Heinrich-Schütz-Haus [Köstritz]. – Bad Köstritz: Forschungs- und Gedenkstätte Heinrich-Schütz-Haus. - (Beiträge zur musikalischen Quellenforschung) 2002, S.153-158.

Dähnert, Ulrich: Historische Orgeln in Sachsen, VEB Deutscher Verlag für Musik Leipzig, 1980. S.204.

Eichler, Ulrich: Johann Ernst Hähnel. In: Ars Organi. Gesellschaft der Orgelfreunde. 64. Jg. (2016), Heft 3, S.133-136.

Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen, Orgeldatenbank ORKASA

Greß, Frank Harald: Informationen zu den Orgeln der Frauenkirche in Meißen, 2021. SLUB Dresden, Vorlass Frank-Harald Greß.

Jähnig, Emil Paul: Das Orgelwerk in der Frauenkirche zu Meißen. In: Zeitschrift für Instrumentenbau, Bd.58 1937/38, Leipzig: de Wit, 1938, S.6-7.

Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH

Lexikon norddeutscher Orgelbauer, Bd.2, Sachsen und Umgebung“, Pape-Verlag Berlin, 2012, darin S.223 Johann Anton Lehmann, Orgelumsetzung 1544; S.268 Martin Nether repariert 1602 die Orgel; Orgelumbau S.98 durch Gottfried Fritzsche 1609/10; S. 215 Orgelreparaturen 1632/1634 durch Nicolaus Kühnel; S.65 Orgelneubau um 1670 durch Christoph Donati; S. 389 Orgelreparatur 1720 durch Johann Gottfried Tamitius; S.286/287 Orgelreparatur 1803/1804 durch Johann Christian Pfützner und 1806 und 1840 Umbau durch Christian Gotthelf Pfützner; S.181 Orgelumbau 1810 durch Johann Christian Kayser; S.164, 1882 Orgelumbau durch Julius Jahn; S. 171 Neubau und Umbau 1930-1937 durch Gebrüder Jehmlich (Bruno & Emil).

Oehme, Fritz: Handbuch über ältere, neuere und neueste Orgelwerke im Königreich Sachsen, Leipzig, Edition Peters, Reprints, 1978, Bd.1, S.75, Disposition der im Jahre 1882 von dem Orgelbaumeister Julius Jahn aus Dresden restaurierten Orgel.

Weblinks: Wikipedia, Meißen, Frauenkirche

Meißen, Frauenkirche

dewiki, Lexikon, Meißen, Frauenkirche

Beschreibung der Orgelrestaurierung auf den Seiten der Frauenkirche