Klingenberg (Sachsen)/Höckendorf, Dorfkirche
Adresse: Kirche Höckendorf, 1, Kirchweg, Höckendorf, Klingenberg, Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Sachsen, 01774, Deutschland
Gebäude: Höckendorf (Klingenberg), Dorfkirche
Orgelbauer: | Kayser, Johann Christian (1750-1813) aus Dresden |
Baujahr: | 1791-1793 |
Geschichte der Orgel: | Die Kirche in Höckendorf ist eine Saalkirche mit Rundbogenfries. Sie ist romanischen Ursprungs und stammt aus der Zeit um 1200. Der Chor mit den Strebepfeilern wurde im 15. Jahrhundert hinzugefügt und gehört vom Stil her zur Spätgotik. Im 18. und 19. Jahrhundert wurden neue Fenster eingebaut und mehrere Anbauten hinzugefügt. Anfangs hatte die Kirche noch einen Spitzturm in der Mitte des Daches, dieser wurde durch einen Blitzschlag zerstört und später abgetragen. Heute besitzt die Kirche einen großen dicken Turm. Der durch den Bergbau gewonnene Reichtum ist in der Kirche gut zu erkennen.
1650 wurde die erste Orgel erbaut. Der Name des Orgelbauers ist unbekannt. Die Orgel hatte 12 Register auf einem Manual und Pedal. Ihr erster Standort war auf der unteren Empore über der Sakristei. Seit 1660 stand sie auf der neu erbauten Chorempore an der Westseite. Der Orgelprospekt hatte bemalte Türflügel. 1708-1709 reparierte Tobias Klemm aus Neuostra bei Dresden die Orgel. 1717 reinigte und überholte Albert Prockhardt (1690-1747) mit Werkstatt in Dippoldiswalde die Orgel. Sein Vorschlag, die Orgel um ein Manualwerk weiter auszubauen, wurde nicht ausgeführt. Auch die Vorschläge anderer Orgelbauer wurden abgelehnt. 1766 lehnten die Orgelbauer Adam Gottfried Oehme und Johann Christian Pfützner die Reparatur der bestehenden Orgel ab. 1786 wurde die Orgel für unbrauchbar erklärt. 1791 trug man das alte Orgelwerk ab und verkaufte es für 35 Taler an einen Hüfner (Besitzer eines Bauernhofes) in Seifersdorf. Die Gemeinde Höckendorf beauftragte 1788 Adam Gottfried Oehme, einen Kostenvoranschlag für eine zweimanualige Orgel mit 19 Stimmen im Chorton einzureichen, die 14.000 Taler kosten sollte. Im gleichen Jahr stellt Zimmermeister Gottlob Berger einen Kostenanschlag über den Bau eines neuen, größeren Chores und eines Deckendurchbruchs über der Orgel auf. Der gewünschte Orgelneubau erfolgte von 1791-1793 durch den Orgelbauer Johann Christian Kayser aus Dresden. Im Jahr 1818 ließ die Gemeinde von Obercunnersdorf die Kayser-Orgel in Höckendorf für 40 Taler reinigen, reparieren und stimmen, außerdem wurden Gehäuse und Singechor weiß gefasst und Leisten und Laubwerk vergoldet. 1824 wurde durch den Orgelbauer Gottlob Friedrich Liebscher aus Dippoldiswalde die Orgel gereinigt, die Prospektpfeifen geputzt und die Bälge beledert. Leberecht Trepte aus Freiberg führte 1846 eine größere Reparatur an der Orgel in Höckendorf aus. 1869 nahm Karl Traugott Stöckel aus Dippoldiswalde eine Stimmung der Orgel vor. Am 6. April 1875 erfolgte durch Stöckel eine Untersuchung der Orgel. Er stellte fest, daß der ursprünglich tiefe Stimmton durch Verschneiden der Pfeifen höher getrieben worden war, so daß die Orgel nunmehr die Dresdner Kammerton-Stimmung hatte, welche alle neuen Orgeln erhalten hatten. Der Hauptübelstand war das Durchstechen der Kerne. Die von Stöckel vorgeschlagene Reparatur kam nicht zustande. 1887 machte der Orgelbauer Ernst Lohse (1850-1832) aus Dippoldiswalde einen Kostenvoranschlag zu einer Reparatur in Höhe von 1995 Mark, nachdem in der Zwischenzeit ein Pfuscher über das Werk geraten zu sein schien. In den Jahren 1888-1891 kam es zur Ausführung der bereits von Stöckel veranschlagten Arbeiten. Außerdem entfernte Lohse folgende 5 Stimmen: Cornet 4fach aus dem Hauptwerk, Quinta 1 ½‘ und Mixtur 3fach aus dem Hinterwerk, sowie Posauenbaß 16‘ aus dem Pedal und die Versetzung von Quintadena 8‘ aus dem Haupt- in das Hinterwerk. Die frei gewordenen Schleifen wurden mit streichenden Grundtonstimmen besetzt. Lohse stimmte das Werk tiefer, teils durch Aufsetzen von Verlängerungsstücken, teils durch Versetzen der Pfeifen, teils durch Anfertigung einzelner neuer Pfeifen. 1904 wurden 4 neue Kastenbälge eingebaut. 1917 erfolgte die Abgabe der Prospektpfeifen an die Kriegswirtschaft, die 1929 durch Zinkpfeifen ersetzt wurden. 1939 nahm die Firma Barth & Boscher, Dippoldiswalde, ein Umbau der Kayser-Orgel auf Röhrenpneumatik mit dem Einbau von pneumatischen Kegelladen vor. Die Erneuerung erfolgte möglichst unter Beibehaltung wertvoller alter Teile der Kayserschen Disposition mit kleinen Veränderungen. Bei diesem Umbau wurde das Orgelgehäuse zurückgesetzt. Die Aufstellung des Spieltisches erfolgte an der Emporen Brüstung. 1967 wurde die Orgel durch Wilhelm Rühle (1932-1988) generalüberholt. Eine weitere Generalüberholung der Orgel erfolgte 2002 durch die Orgelwerkstatt von Benjamin Welde in Olbersdorf. Zum historischen Bestand der Orgel: Das Gehäuse und ein Teil des Pfeifenwerks ist in stark veränderter Form noch vorhanden. |
Windladen: | Kegelladen |
Spieltraktur: | pneumatisch |
Registertraktur: | pneumatisch |
Registeranzahl: | 23 |
Manuale: | 2 |
Pedal: | 1 |
Spielhilfen, Koppeln: | Manualkoppel II-I, Pedalkoppel I, Pedalkoppel II
Handregister ab Crescendo ab Automat. Pedalumschaltung Freie Vorbereitungen 2 Stück Tutti Crescendowalze Koppeln aus der Walze Tremulant Schwelltritt |
Disposition der Orgel nach Orcasa von 2006
I.MANUAL | II.MANUAL | PEDAL |
Prinzipal 8'
Rohrflöte 8' Quintatön 8' Oktave 4' Spitzflöte 4' Quinte 2 2/3' Oktave 2' Mixtur 4fach Cornett 3fach, ab f |
Gedackt 8'
Gemshorn 8' Salicional 8' Prinzipal 4' Rohrflöte 4' Nasat 2 2/3' Waldflöte 2' Terz 1 3/5' Sifflöte 1' Zimbel 2fach |
Violonbaß 16'
Subbaß 16' Oktavbaß 8' Choralbaß 4' |
- Anmerkungen
Die Kayser-Orgel von 1791-1793
Orgelbeschreibung
Disposition
Die Orgel von 1650
Orgelbeschreibung
Disposition
Bibliographie
Literatur: | Dähnert, Ulrich: Historische Orgeln in Sachsen, VEB Deutscher Verlag für Musik Leipzig, 1980. S.152-153 Orgel von 1650, Orgelbauer unbekannt; S.153-154 Orgel von Johann Christian Kayser (1750-1813); erbaut 1789-1793.
Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen, Orgeldatenbank ORKASA Lexikon norddeutscher Orgelbauer, Bd.2, Sachsen und Umgebung, Pape-Verlag Berlin, 2012. S.181, Johann Christian Kayser (1750-1813), 1789-1793 Höckendorf, II/20. Ruf, Christian: Blickkontakt genügt für den persönlichen Schutz. Die Kirche in Höckendorf entzückt durch eine Holzkassettendecke sowie Malereien im Chor und an den Emporen. Apart sind aber auch die Heiligenfiguren am Altar, darunter auch die des Heiligen Christophorus. In: Dresdner Neueste Nachrichten, 22. Juni 2023, S.17. |
Weblinks: | Wikipedia, Dorfkirche Höckendorf (Klingenberg) |