Tübingen, Neue Aula der Eberhard-Karls-Universität (Festsaal)
Adresse: Wilhelmstraße 7, 72074 Tübingen
Gebäude: Festsaal der Eberhard-Karls-Universität
Orgelbauer: | Friedrich Weigle Orgelbau, Echterdingen |
Baujahr: | 1931 |
Stimmtonhöhe: | a¹ = 440 Hz |
Temperatur (Stimmung): | gleichstufig |
Windladen: | Membranladen |
Spieltraktur: | elektrisch[1] |
Registertraktur: | elektropneumatisch |
Registeranzahl: | 50 (56) |
Manuale: | 3 C–c4 |
Pedal: | C–f1 |
Spielhilfen, Koppeln: | Normalkoppeln: II/I, III/I, III/II, I/Ped, II/Ped, III/Ped; Oberoktavkoppeln: II/I, III/I, III/II; Unteroktavkoppeln: II/I, III/I, III/II; 3 freie Kombinationen; Walze |
Disposition
Hauptwerk (I) | Positiv (II) | Schwellwerk (III) | Pedalwerk |
Principal 16'
Quintatön 16' Principal 8' Gamba 8' Gedackt 8' Gemshorn 8' Oktav 4' Blockflöte 4' Quinte 22/3' Oktav 2' Cornett V 8' Mixtur VI-VIII Trompete 8' |
Principal 8'
Rohrflöte 8' Principal 4' Nachthorn 4' Spitzquinte 22/3' Bachflöte 2' Glöckleinton 1' Scharff III-IV Rankett 16' Krummhorn 8' Regal 4' Tremulant |
Zartgedackt 16'
Geigendprincipal 8' Flûte harmonique 8' Quintatön 8' Lieblich Gedackt 8' Salicional 8' Vox coelestis 8' Russisch Horn 4' Rohrflöte 4' Schwiegel 2' Terz 13/5' Superquint 11/3' Sifflöte 1' Helle Cymbel III Horn Oboe 8' Schalmey 4'
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Untersatz 32'
Principal 16' Subbaß 16' Zartbaß 16'[2] Oktavbaß 8' Baßflöte 8'[3] Salicet 8'[4] Principal 4' Spitzflöte 4' Nachthorn 2' Mixtur V Posaune 16' Rankett 16'[5] Horn 8'[6] Schalmey 4'[7] Singend Cornett 2' |
- Anmerkungen
Bibliographie
Anmerkungen: | Die Orgel wurde in der Aufbruchstimmung der Orgelbewegung als Instrument mit deutlich neoklassischem Charakter (Positiv im Barockstil) unter Friedrich Weigle d.J. nach Plänen des Universitätsmusikdirektors Karl Hasse errichtet. In den 1970er Jahren wurde das Instrument stillgelegt, da keine Wartung erfolgte und es nicht mehr genutzt wurde. 2013 kam um Kirchenmusikdirektor und Stiftskirchenkantor Ingo Bredenbach und Unimusikdirektor Philipp Amelung eine Initiative zusammen, um die Orgel anlässlich des Bachfestes 2018 wieder spielbar zu machen. Im April 2013 gab die Universitätsleitung ihre Zustimmung zu der Sanierung. Doch 2018 hatte das Rektorat das Projekt gestoppt: Es seien bis zum verabredeten Termin nicht genügend Spendengelder zusammengekommen (siehe Pressemeldung).
Aus einem Bericht des "Schwäbischen Tagblatts" vom 8. April 2017:" Während die Universität darauf beharrt, Grund für den Projekt-Stopp sei „allein der nicht erreichte Spendenstand“ gewesen, berichtet Bredenbach [Rektor der Hochschule für Kirchenmusik und Initiator des Spendenprojekts], ihm seien in Gesprächen mit der Unileitung weitere Gründe genannt worden, zu denen sich auf TAGBLATT-Nachfrage aber weder Rektor Bernd Engler noch Uni-Kanzler Andreas Rothfuß äußerten. So seien etwa eine verstärkte Orgel-Lärmbelästigung im Juristischen Seminar sowie eine „ungewollte Zunahme von Konzertveranstaltungen im Uni-Festsaal“ befürchtet worden. „All das“, so Bredenbach, „hätte man sich auch vorher überlegen können.“ Zudem hatte sich gezeigt, dass im Zug der Orgelsanierung die Festsaalbühne umgebaut werden müsste: Um die Orgel über einen Laufgang hinter den Pfeifen warten zu können, müsste der Pfeifenprospekt um etwa einen halben Meter nach vorn gerückt werden. Dadurch würde die Bühne aber deutlich kleiner und müsste angesichts großer Orchesterauftritte baulich erweitert werden, was wiederum im Saal ein bis zwei Sitzreihen kosten würde. Der Umbau käme noch einmal auf etwa 100 000 Euro. „Bei den neu entdeckten, zusätzlichen Bau- und Folgekosten“, berichtet Universitätsmusikdirektor Philipp Amelung, „hatte das Rektorat das Gefühl, die Höhe nicht absehen zu können.“ All diese Gesichtspunkte seien laut Uni-Pressereferentin Karbe aber nicht in die Entscheidung eingeflossen. „Nein. Allein der Spendenstand war ausschlaggebend. Vor diesem Hintergrund gab es aus Sicht des Rektorats nur noch die Option, das gesamte Projekt zu beenden.“ Dieses absolute Aus kann Bredenbach nicht nachvollziehen: „Ginge es der Universitätsleitung tatsächlich darum, die Orgel in Stand zu setzen, hätte man das auch unabhängig vom Bachfest auf einen späteren Zeitpunkt hin tun können, etwa zum 90-Jahr-Jubiläum der Orgel im Jahr 2021. Zumal der Projektstopp nun eine ganze Reihe von Problemen erzeugt, die bei einer Fortführung gar nicht erst aufgetreten wären.“ Denn die Rückabwicklung ist – auch juristisch – problematisch. Spenden dürfen ohne Einwilligung der Spender nicht zweckentfremdet werden. Andererseits dürfen steuerrechtlich gesehen Spenden aber auch nicht zurückgezahlt werden, wenn dafür bereits Spendenbescheinigungen ausgestellt und beim Finanzamt geltend gemacht wurden. Einmal abgesehen davon, dass die vielen Spender eines Benefizkonzerts sich überhaupt nicht mit konkreten Beträgen ermitteln und nachweisen lassen. Die Universität hat nach Auskunft ihrer Pressereferentin bereits „mit Herrn Amelung ein Konzept erarbeitet, wie die Gelder umgewidmet und für ähnliche kulturelle Belange eingesetzt werden können. Darüber müssen nun zuallererst die Spender informiert werden.“ Es wurden auch Rücktrittsforderungen laut (vgl. https://orgel-forum.de/viewtopic.php?t=1635), da die Universitätsleitung ihre Bedenken nicht schon zu Beginn der Projektes geäußert hatte, und somit der Stop des Projektes einer Torpedierung der Initiative unter Vorwand des Arguments unzureichender Spenden gleichkam. Ein offener Brief dokumentiert die umstrittene Entscheidung nachdrücklich (vgl. Abbildung). |
Literatur: | Die Disposition war einem Werbeblatt der Fa. Weigle entnommen, das auf der mittlerweile nicht mehr verfügbaren Webseite des Spendenprojekts zu sehen war. |
Weblinks: | Ursprüngliche Website des gestoppten Spendenprojekts mit Hinweisen über die Orgel (mittlerweile vom Netz genommen; über Internetarchiv)
Archivbild: Bredenbach und Amelung besichtigen den Spieltisch im Magazin der Universität Beschreibung auf orgbase.nl |