Reichenbach (Vogtland), St. Peter und Paul, Silbermann-Orgel (nicht erhalten)
Adresse: Kirchplatz 5, 08468 Reichenbach (Vogtland)
Gebäude: St. Peter-Paul, Evangelisch-Lutherische Kirche
Orgelbauer: | Silbermann, Gottfried |
Baujahr: | 1725 |
Geschichte der Orgel: | Am 20. August 1720 fiel die St.Peter-Paul-Kirche einem Stadtbrand zum Opfer. In den Folgejahren wurde die Kirche neu errichtet. Am 18. Dezember 1723 schloss der Kirchenpatron Carl Metzsch einen Orgelbauvertrag mit Gottfried Silbermann. Die Baukosten wurden überwiegend von der Familie Metzsch übernommen. Die Abnahme der Orgel erfolgte am 11. Mai 1725 durch den Altenburger Hoforganisten Gottfried Ernst Pestel. Am 13. Mai 1725 wurde die Orgel geweiht. Der Zwickauer Organist Martin Steindorf verfasste ein Weihegedicht. |
Umbauten: | 1773 Kirchenbrand; Aufbau der ausgelagerten Orgel durch die Gebrüder Trampeli.
1841 Orgelreparatur durch David Gotthilf Thümmler. 1856 Instandsetzung der Orgel durch Carl Gottlieb Jehmlich, Zwickau. 1906 wurde durch Gebrüder Jehmlich (Bruno & Emil), Dresden, der Stimmton durch Anlängen bzw. Umstellen der Pfeifen um einen Halbton herabgesetzt. Die Register Zimbel, Sesquialtera und Vox humana wurden gegen Gambe 8‘, Geigenprinzipal 8‘ und Aeoline 8‘ ausgetauscht und ein Subbaß 16‘ hinzugefügt. 1927 erfolgte ein grundlegender Umbau durch die Orgelbaufirma Jehmlich. Die Orgel erhielt Kegelladen, pneumatische Traktur, ein zusätzliches Schwellwerk und einen freistehenden Spieltisch auf der rechten Emporenseite. Die Disposition wurde erweitert auf 55 Register, zwei Transmissionen 1 Register mit vorgeschaltetem Tremulant. Vorgesehen war der Einbau weiterer drei Zungenregister. 24 Silbermann-Register blieben ganz oder teilweise, meist mit Eingriffen am Pfeifenwerk, erhalten. Der Prospekt wurde angehoben (so daß die Mittelturmbekrönung abgenommen werden musste) und durch seitliche Anbauten vergrößert. Die angeblich nicht mehr brauchbaren Zinn-Prospektpfeifen (1917 von der kriegsbedingten Metall-Beschlagnahme ausgenommen!) und die großen Zinnpfeifen weiterer Register wurden gegen Zinkpfeifen ausgetauscht. Um 1960 Kritik an der veränderten Klanggestalt und am Traktursystem, starker Holzwurmbefall und technischer Verfall drängen zur Entscheidung Reparatur oder Rekonstruktion des ursprünglichen Zustandes. Gestützt auf ein Urteil von Ulrich Dähnert entschied 1971 der Leiter der Arbeitsstelle Dresden des Institutes für Denkmalpflege, Hans Nadler, dass die Orgel der Peter-Pauls-Kirche Reichenbach „nicht mehr als Denkmal zu betrachten ist mit Ausnahme des Prospektes“. Entgegen fachlicher Einwände wurde das in 24 Registern weitgehend erhaltene - allerdings veränderte - Silbermann-Pfeifenwerk weder aufgearbeitet, noch aufbewahrt. Die Disposition des Neubaus lehnte sich an die Silbermann-Orgel an, allerdings aus Kostengründen mit verringerter Registerzahl. Die Pfeifenmensuren sind denen der Silbermann-Register angenähert. 1972 Neubau der Orgel durch VEB Orgelbau Dresden. |
Gehäuse: | Erst 1740 wurde das Gehäuse durch einen Reichenbacher Maler gefasst und vergoldet. |
Stimmtonhöhe: | Ursprünglich Chorton (a1: 460 bis 466 Hz). |
Temperatur (Stimmung): | Vermutlich modifiziert mitteltönig. |
Windladen: | Schleifladen |
Spieltraktur: | mechanisch |
Registertraktur: | mechanisch |
Registeranzahl: | 29 |
Manuale: | 2 |
Pedal: | 1 |
Spielhilfen, Koppeln: | Tremulant (Oberwerk)
Schiebekoppel I/I |
Dissposition Silbermann 1725
HAUPTWERK, I. MANUAL C, D-c³ | OBERWERK, II. MANUAL C, D-c³ | PEDAL C, D-c1 |
Pourdon 16.Fuß
Principal 8.Fuß Viol di Gambe oder Spiel Flöte 8.Fuß Rohr Flaute 8.Fuß Octave 4.Fuß Spiz Flaute 4.Fuß Qvinte 3.Fuß Octave 2.Fuß Tertia aus 2.Fuß Flaschlöt 1.Fuß Cornet dreyfach (ab c1) Mixtur 3.fach Zymbeln zweÿfach |
Principal 8.Fuß
Qvintadena 8.Fuß Grobgedackt 8.Fuß Octava 4.Fuß Rohr Flöte 4.Fuß Nassat 3.Fuß Octava 2.Fuß Qvinta 1 1/2.Fuß Sufflot (!) 1.Fuß Sexqvintaltra (4/5‘, ab c1 1 3/5‘) Mixtur dreÿfach Vox humana 8.Fuß |
Principal Bass 16.Fuß
Octaven Bass 8.Fuß Posaunen Bass 16.Fuß Trompeten Bass 8.Fuß |
Disposition nach dem Umbau der Orgel 1927 durch Gebrüder Jehmlich (Bruno & Emil), Dresden, nach Prof. Greß
Bibliographie
Literatur: | Auswahl
Dähnert, Ulrich: Historische Orgeln in Sachsen. Ein Orgelinventar. Leipzig, VEB Deutscher Verlag für Musik,1980, S. 235-236 (Reichenbach/Vogtland). Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen, Orgeldatenbank ORKASA Flade, Ernst: Gottfried Silbermann. Leipzig, VEB Deutsche Musikaliendruckerei, S. 116 (Reichenbach/Vogtland). Greß, Frank-Harald: Die Orgeln Gottfried Silbermanns, Dresden, Michael Sandstein Verlag 2001, S. 145 (Reichenbach/Vogtland). Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH Lexikon norddeutscher Orgelbauer, Bd.2, Sachsen und Umgebung, Pape-Verlag Berlin, 2012, S.370. Müller, Werner: Gottfried Silbermann, Persönlichkeit und Werk. Eine Dokumentation. Leipzig, VEB Deutscher Verlag für Musik 1982, 1. Auflage, S. 187-195 (Reichenbach/Vogtland). |
Weblinks: | Auswahl
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