Landshut, Dominikanerkirche St. Blasius
Adresse: 84028 Landshut, Niederbayern, Bayern, Deutschland
Gebäude: Katholische Dominikanerkirche St. Blasius
Orgelbauer: | Gerhard Schmid (Kaufbeuren) |
Baujahr: | 1965 |
Windladen: | Schleifladen |
Spieltraktur: | mechanisch |
Registertraktur: | elektrisch |
Registeranzahl: | 75 |
Manuale: | 5 C–g3 |
Pedal: | C–f1 |
Spielhilfen, Koppeln: | Koppeln I/II, III/II, IV/II, V/II, I/P, II/P, III/P, IV/P, V/P; 6 Setzerkombinationen, Tutti, Zungeneinzelabsteller |
Disposition
I Rückpositiv Scharfwerk |
II Hauptwerk Grundwerk |
III Brustwerk Farbwerk[1] |
IV Schwellwerk Kleinpedal |
V. Manual Oberwerk |
Pedal Großpedal |
Prinzipal 8'
Gedackt 8' Salizional 8' Oktave 4' Rohrquintade 4' Octave 2' Kleinpommer 2' Sifflöte 11/3' Octave 1' Scharf 3f 1' Cymbel 3f 1/4' Krummhorn 8' Tremulant Zimbelstern |
Prinzipal 16'
Gedackt 16' Oktave 8' Gemshorn 8' Nachthorngedackt 8' Großquinte 51/3' Oktave 4' Koppelflöte 4' Gemsquinte 22/3' Octave 2' Terz 13/5' Mixtur 6f 2' Scharfcymbel 4f 2/3' Trompete 16' Trompete 8' |
Spitzflöte 8'
Spitzgamba 8' Quintade 8' Prinzipal 4' Gemsflöte 4' Gedacktquinte 22/3' Blockflöte 2' Terz 13/5' Septime 11/7' Octave 1' None 8/9' Undecime 8/11' Tredecime 8/13' Scharfmixtur 5f 1' Rankett 16' Vox humana 8' Tremulant |
Gedacktpommer 16'
Holzflöte 8' Salizional 8' Schwebung 8' Prinzipal 4' Schweizerpfeife 4' Waldflöte 2' Nachthorn 1' Mixtur 4f 11/3' Cornett 4-5f 4' Dulzian 16' Fagott-Oboe 8' Schalmey 4' Singend Cornett 2' Tremulant |
Rohrflöte 8'
Gedacktflöte 4' Prinzipal 2' Quinte 11/3' Scharf 4f 1' Bärpfeife 16' Musette 8' Tremulant |
Prinzipal 16'
Subbass 16' Großnasat 102/3' Oktave 8' Oktave 4' Oktave 2' Mixturbaß 4f 22/3' Bombarde 32' Posaune 16' Trompete 8' Trompete 4' |
- Anmerkungen
- ↑ schwellbar
Bibliographie
Anmerkungen: | Gerhard Schmid: Die neue Orgel in der Dominikanerkirche in Landshut (Landshut 1966)
Nach dem Ende der alten Zeit kam es um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts auf vielen Gebieten der Kultur zu einem Niedergang. Manche der alten Kulturtechniken fand in den Jahrzehnten des Übergangs von den klassischen Zeitaltern deutscher Kultur und Kunst in das Zeitalter der Maschine ihr Ende schlechthin. In anderen Bereichen sank das künstlerische und handwerkliche Können zu einem Schatten dessen ab, was die Alten vermochten. Von diesem Niedergang war die Orgelkunst nicht ausgenommen. Kam dem Orgelspiel schon in der Romantik nicht mehr entfernt die Bedeutung zu, die es in der Barockzeit in Anspruch genommen hatte, so verfiel um die Jahrhundertmitte auch die Technik des Orgelbaues völlig. In der Barockzeit hatte die Fortentwicklung der durch Jahrhunderte hindurch bewährten Bauformen und Baugesetze zu einer Hochblüte des Orgelbaus geführt. Im vorigen Jahrhundert führte die Abkehr von diesen Bauprinzipien den Orgelbau und die Orgelkunst auf dem Weg über neue, aber im Grunde orgelfremde Bausysteme zu einem Tiefstand. Dieser Niedergang der Orgelkunst hatte zu Beginn unseres Jahrhunderts eine Neubesinnung zur Folge, die allmählich zu einer Wiederentdeckung der Orgelschätze führte. Reicht diese Reformbewegung der Orgelkunst in ihren Anfängen bis in die Zeit vor dem ersten Weltkrieg zurück, so erfuhr sie in den letzten zwanzig Jahren weitere kräftige Auftriebe, da es galt, viele zerstörte Werke durch Neubauten zu ersetzen. Das Ziel dieser Reformbewegung ist der Bau von künstlerisch und klanglich hochwertigen Werken. Der echte Orgelbau knüpft heute wieder an den Bau und an das Klangideal der Barockzeit an und versucht sich auf dieser Grundlage altbewährter Bauprinzipien weiter zu vervollkommnen. Darüber hinaus sucht er Wege, in neue Bereiche einzudringen und das Klangbild zu erweitern. Die neue Orgel in der Dominikanerkirche zu Landshut soll für unsere Gegend, die von der Reform der Orgelkunst noch wenig berührt ist, ein Musterbeispiel eines echten Orgelwerkes sein, eines Werkes, das sich zwar streng an die Bauprinzipien der Barockzeit hält, das aber in technischer und klanglicher Hinsicht über die Möglichkeiten, die dem Orgelbauer der Barockzeit zu Händen waren, hinaus entwickelt ist. Die Grundlage jedes Orgelklangs ist der Prinzipal-Klang, das Plenum. Mit ihm steht und fällt der Klang der Orgel. Auf dieser Überlegung fußt die Disposition des Gesamtwerks und die Intonation all seiner Register. Das Hauptwerk, das Rückpositiv und das Groß-Pedal sind die Träger einer lückenlosen Prinzipal-Pyramide, die Kraft und Glanz ausstrahlt. Das Brustwerk der Orgel ist konsequent zu einem Solo- und Farbwerk ausgebildet. Die Einordnung der Obertöne in die Disposition über die Terz hinaus bereitet heute immer noch Schwierigkeiten, weil diese Stimmen in einer barock orientierten Disposition an keiner Stelle so recht passen. Manchmal sind diese Obertöne auf alle Werke verteilt. Dies beeinträchtigt nicht nur stark ihre Verwendbarkeit, sondern verdirbt auch den Charakter der betreffenden Werke. Bei dieser Orgel ist nun der ganze Teilton-Aufbau bis zur Tredezime im Farbwerk vereinigt. Dadurch können neben einer Fülle von Farb- kombinationen die Zungenklänge synthetisch erzeugt werden. Eine weitere Besonderheit der Dominikanerorgel ist die Disposition und die Anlage des Schwellwerks. Ihr liegt folgende Idee zugrunde: Die Nebenregister die weiblichen Stimmen - des Pedals werden als Kleinpedal in einen Schwellkasten gestellt. Die Lade wird bis g<sup3 ausgebaut und die Disposition ein wenig erweitert. Von einem eigenen Manual aus spielbar ist der Orgel damit noch ein richtiggehendes Schwellwerk zugeordnet. Das Oberwerk ist das kleinste der fünf Manualwerke. Dies ist bedingt durch die geringe Höhe des nach der Mitte abfallenden Orgelgehäuses. Es hat den anderen sehr stark besetzten Werken gegenüber die Funktion eines Solowerks oder Récits. Der Klangcharakter der einzelnen Werke ist stark differenziert. Dies kommt auch in den neuen Bezeichnungen der Werke zum Ausdruck: Grundwerk, Scharfwerk, Farbwerk. Die neue Orgel besitzt Schleif-Windladen mit mechanischer Spieltraktur. Die Betätigung der Register erfolgt elektropneumatisch. Der Aufbau der Werke ist durch den barocken Hauptprospekt bedingt. In der Mitte steht das Oberwerk. Daran schließt sich das Hauptwerk in C und Cis Seite. Zu den beiden Seiten fügen sich die Pedaltürme ebenfalls in C und Cis Seite an. Im Untergehäuse stehen Brust- und Schwellwerk. Das Rückpositiv wurde neu in die Brüstung der Orgelempore eingesetzt. Der alte Orgelprospekt erhielt wieder ein geschlossenes Gehäuse. Das Pfeifenwerk steht somit wieder in einem Resonanzraum und wird vor Schmutz und Sonneneinstrahlung geschützt. Außerdem wird durch diese Reso- nanzkästen der Klang weiter veredelt. Die Prinzipalregister von Pedal, Hauptwerk, Rückpositiv und Oberwerk stehen im Prospekt und geben den einzelnen Werken das Gesicht. Blinde Pfeifen sind nicht vorhanden. Besondere Sorgfalt wurde auf die Konstruktion der mechanischen Traktur verwendet. Fünf Manualwerke sind durch vier Manual- koppeln rein mechanisch verbunden und von einem freistehenden Spieltisch aus spielbar. Dadurch wurde der Beweis erbracht, daß der Bau mechanischer Trakturen bei Orgeln jeder Größe möglich ist, wenn alle technischen und konstruktiven Möglichkeiten ausgeschöpft werden. |
Literatur: | Gerhard Schmid: Die neue Orgel in der Dominikanerkirche in Landshut. Festschrift zur Einweihung, Landshut 1966, s.u. |
Discographie: | A Survey Of The World's Greatest Organ Music. France, Volume V. Xavier Darasse, Jean-Claude Raynaud, Rene Saorgin u. Franz Lehrndorfer. Daraus: Lehrndorfer (Dubois, Dupré, Lefébure-Wély). 1973, 3 LP, discogs.com
Johann Sebastian Bach: Berühmte Orgelwerke. Franz Lehrndorfer. Saphir 25732-9 SB (Intercord Klassische Discothek), LP, discogs.com |
Weblinks: | Website der Kirchengemeinde |
Videos
T. Dubois: Toccata in G Major (20:20) und Fantaisie in E Major (27:03) – Franz Lehrndorfer (~1973):
L.J.A. Lefébure-Wély: Offertoire in D Minor (27:08) – Franz Lehrndorfer (~1973):
M. Dupré: Variations sur un Noël Op. 20 (5:49) – Franz Lehrndorfer (~1973):
J.S. Bach: Präludium und Fuge D-Dur BWV 532 – Franz Lehrndorfer (1973):