Nürnberg, St. Sebald (Hauptorgel): Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 18. November 2024, 12:23 Uhr


Hauptorgel in St. Sebald Nürnberg
Raumansicht
Prospekt
mobiler Spieltisch
Orgelbauer: Willi Peter (Köln)
Baujahr: 1975
Geschichte der Orgel: Die belegbare Geschichte der Orgeln in St. Sebald reicht zurück in das 15. Jahrhundert. Gewisse Vermauerungen an einem Triforium der Südwand des Langhauses lassen indes vermuten, dass dort schon in spätromanischer Zeit eine Orgel in der Bauweise eines Blockwerks gewesen sein dürfte. In den Jahren 1440–43 schuf der Mainzer Orgelbauer Heinrich Traxdorf, der auch zwei kleine Orgeln in der Frauenkirche erbaute, eine Hauptorgel für St. Sebald. Das gotische Gehäuse der Traxdorf-Orgel, das im Ostchor über dem Spitzbogen des südlichen Seitenschiffs hing, ist leider im Krieg völlig zerstört worden; es galt bis zu seinem Untergang als der älteste erhaltene Orgelprospekt weltweit. Lediglich zwei kleine Figuren und der sog. Rohraffe blieben erhalten und zieren den heutigen modernen Orgelprospekt.

1947 erhielt das wiederhergestellte Langhaus der Kirche eine Gebrauchtorgel der Firma Steinmeyer (Oettingen), die 1904 als op. 844 für die St.-Jakobs-Kirche in Oettingen erbaut worden war. Das Instrument hatte ursprünglich 26 Register auf zwei Manualen und Pedal. Nach dem Wiederaufbau des Ostchores wurde es am neuen Standort an der Chor-Südwand in den Jahren 1957 und 1962 von der Erbauerfirma bis auf 57 Register auf drei Manualen und Pedal erweitert, damit es auch für Konzerte, maßgeblich während der Internationalen Orgelwochen in Nürnberg, genutzt werden konnte. Diese Interimsorgel wurde 1975 an die St.-Petri-Kirche in Soest abgegeben.

Das heutige Orgelwerk wurde 1975–1976 am gleichen Ort wie die Vorgängerorgel von dem Orgelbauer Willi Peter (Köln) errichtet. Die Disposition entwarfen Werner Jacob, Otto Mayer und Ernst Karl Rößler. Der Prospekt stammt von Walter Supper. Die Hauptorgel hat 71 Register auf drei Manualen und Pedal. Das Schleifladen-Instrument hat mechanische Trakturen, die Koppeln sind elektrisch. Die fahrbare mechanische Chororgel hat 12 Register auf einem Manual und Pedal. Beide Instrumente sind auch mit elektromagnetischen Trakturen ausgestattet, so dass die gesamte Orgelanlage von einem fahrbaren 4-manualigen Spieltisch aus spielbar ist.[1] 2014 erfolgte eine Überholung durch Benedikt Friedrich, Oberasbach und Orgelbau Mühleisen, Leonberg, wobei die Disposition nur geringfügig verändert wurde.

Windladen: Schleifladen
Spieltraktur: mechanisch
Registertraktur: elektrisch
Registeranzahl: 71
Manuale: am mechanischen Spieltisch 3, am elektrischen Spieltisch 4: C–a3
Pedal: C–f1
Spielhilfen, Koppeln: Koppeln II/I, III/I, III/II, IV/I, IV/II, IV/III, I/P, II/P, II 4'/P, III/P, IV/P; Spielhilfen: 7000-fache elektronische Setzeranlage (später hinzugefügt, USB-Speichermöglichkeit), feste Kombinationen (Pleno, Tutti), Absteller, Crescendowalze, Walze ab, Koppeln aus Walze, stufenlose Winddrosseln für jedes Teilwerk der Hauptorgel (für avantgardistische Orgelwerke wie von Ligeti), Zungeneinzelabsteller und -generalabsteller, Walze und Schwelljalousietritte im Spielschrank und im Spieltisch, zusätzlich über Hebel vom Registranten bedienbar, Potentiometer für Tremulanten


Disposition

I Hauptwerk II Schwellpositiv III Schwellwerk Pedal
Praestant 16'

Bordun 16'

Principal 8'

Metallflöte 8'

Flûte harm. 8' [2]

Gambe 8' [3]

Octave 4'

Spitzflöte 4'

Schwiegel 22/3'

Octave 2'

Rohrschweizerpfeife 2'

Hintersatz 3-4f 4'

Mixtur 6-7f 2'

Kornett 5f 8'

Trompete 16'

Trompete 8'

Trompete 4'

Glocken

Rohrpommer 16'

Grobgedeckt 8'

Quintadena 8'

Weidenpfeife 8'

Principal 4'

Rohrflöte 4'

Nasatquinte 22/3'

Kleinoctave 2'

Überblasender Dulcian 2'

Gemsterz 13/5'

Kleinquinte 11/3'

Sifflet 1'

Septnone 2f 11/7' + 8/9'

Scharfmixtur 4-6f 1'

Cimbel 3f 1/3'

Rohrkrummhorn 16'

Voix humaine 8'

Schalmei 8'

Tremulant

Nachthorngedeckt 16'

Schwellprincipal 8'

Rohrgedeckt 8'

Flaut d'amore 8'

Flaut lament (Schwebung) 8'

Octava nazarda 4'

Koppelflöte 4

Octave 2'

Flute douce 2'

Rohrgemsquinte 11/3'

Span. Hintersatz 3f 4'

Sesquialtera 2f 22/3'

Mixtur 5-6f 11/3'

Oberton 2f 8/11'

Fagott 16'

Trompete harm. 8'

Oboe 8' [4]

Clairon 4'

Tremulant

Xylophon

Principalbass 32'

Principalbass 16'

Subbass 16'

Gedecktbass 16'

Salizetbass 16'

Octavbass 8'

Bassflöte 8'

Octave 4'

Gemshorn 4'

Doppelrohrflöte 2'

Bauernflöte 1'

Rauschzink 4f 51/3'

Mixtur 4f 22/3'

Bombarde 32'

Posaunenbass 16'

Trompetenbass 8'

Bärpfeife 8'

Feldtrompete 4'

Tremulant


Anmerkungen
  1. Quelle: Wikipedia-Artikel
  2. 2014 statt Großnasat 51/3' (1975)
  3. 2014 statt Spitzgambe 8' (1975)
  4. 2014 statt Terzflöte 31/5' (1975)



Bibliographie

Literatur: Musik und Kirche 3/1976

Karl-Heinz Göttert, Eckhard Isenberg: Orgelführer Deutschland. Bärenreiter, Kassel 1998

Discographie: s. orgbase.nl
Weblinks: Homepage der ev.-luth. Gemeinde St. Sebald

Wikipedia-Artikel über die Sebalduskirche

Die Instrumente auf der Kirchenmusik an St. Sebald

Einträge in der Orgeldatenbank Bayern v5 (2009) online

Musikfest ION

Eintrag auf orgbase.nl

Aufnahmen bei Discogs

Videos

Bernhard Buttmann spielt Johann Pachelbel - Werde munter, mein Gemüte - St. Sebald, 6. April 2020:

Klaus Hashagen (1924-1998): "Timbres" für Orgel (1967) – Werner Jacob:


Bengt Hambraeus (1928-2000): "Meteoros" für Orgel (1993) – Christian Schmitt-Engelstadt:


Hans Ludwig Schilling (1927-2012): Vier Intermezzi über den Namen B-A-C-H für Orgel (1985) – Helmut Scheller: