Prüm, St. Salvator: Unterschied zwischen den Versionen

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Da in der Folge auch die sich anschließenden Gebäude der Benediktinerabtei neu errichtet wurden, fehlte für die Anschaffung einer dem Kirchenraum angemessenen Orgel zunächst das Geld. Deren Neubau kam erst 1783-86 zustande.
 
Da in der Folge auch die sich anschließenden Gebäude der Benediktinerabtei neu errichtet wurden, fehlte für die Anschaffung einer dem Kirchenraum angemessenen Orgel zunächst das Geld. Deren Neubau kam erst 1783-86 zustande.
  
Das '''1786''' von '''Johann Bernhard Nollet''' (Orval) fertiggestellte Instrument verfügte über 25 Registern auf zwei Manualen und Pedal.  
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Das '''1786''' von '''Johann Bernhard Nollet''' (Orval/Belgien) fertiggestellte Instrument verfügte lt. Bauvertrag über 25 Register auf zwei Manualen und Pedal.  
  
 
Die bei Bösken/Fischer/Thömmes (siehe unten) wiedergegebene Disposition der Orgel wirft einige Fragestellungen auf. Tremulant und Glockenspiel wären nach der Quelle in der Zählung der 25 genannten Register enthalten, dagegen sind keine Pedalregister aufgeführt. Vermutlich war das Pedal dieses Instruments also nur angehängt, d.h. nicht mit eigenen Registern besetzt, sondern nur zum Spiel der tiefen Töne des Hauptwerkes dienend. Dagegen ist bekannt, dass die Orgelbauerfamilie Nollet oft als einziges Pedalregister eine Posaune 16‘ baute; dieses Register ist aber nicht explizit im Vertrag für Prüm genannt.  
 
Die bei Bösken/Fischer/Thömmes (siehe unten) wiedergegebene Disposition der Orgel wirft einige Fragestellungen auf. Tremulant und Glockenspiel wären nach der Quelle in der Zählung der 25 genannten Register enthalten, dagegen sind keine Pedalregister aufgeführt. Vermutlich war das Pedal dieses Instruments also nur angehängt, d.h. nicht mit eigenen Registern besetzt, sondern nur zum Spiel der tiefen Töne des Hauptwerkes dienend. Dagegen ist bekannt, dass die Orgelbauerfamilie Nollet oft als einziges Pedalregister eine Posaune 16‘ baute; dieses Register ist aber nicht explizit im Vertrag für Prüm genannt.  

Version vom 16. Juli 2019, 18:00 Uhr


Klais-Orgel (1973) im Gehäuse der Nollet-Orgel von 1786
Klais-Orgel (1973) im Gehäuse der Nollet-Orgel von 1786, Raumansicht
Klais-Orgel (1973) im Gehäuse der Nollet-Orgel von 1786, Seitenansicht von links
Klais-Orgel (1973) im Gehäuse der Nollet-Orgel von 1786, Prospektdetail
Orgelbauer: Johannes Klais, Bonn, Op. 1479
Baujahr: 1973
Geschichte der Orgel: Für 1574 bestätigt ein Visitationsprotokoll das Vorhandensein einer in den Reformationswirren untauglich gewordenen Orgel, die 1581 neu hergerichtet wurde.

Die heutige Basilika wurde ab 1721 von Johann Georg Judas als Nachfolgerin der mittelalterlichen „Goldenen Kirche“ erbaut; sie stellt den größten Kirchenneubau des 18. Jahrhunderts im Erzbistum Trier dar.

Da in der Folge auch die sich anschließenden Gebäude der Benediktinerabtei neu errichtet wurden, fehlte für die Anschaffung einer dem Kirchenraum angemessenen Orgel zunächst das Geld. Deren Neubau kam erst 1783-86 zustande.

Das 1786 von Johann Bernhard Nollet (Orval/Belgien) fertiggestellte Instrument verfügte lt. Bauvertrag über 25 Register auf zwei Manualen und Pedal.

Die bei Bösken/Fischer/Thömmes (siehe unten) wiedergegebene Disposition der Orgel wirft einige Fragestellungen auf. Tremulant und Glockenspiel wären nach der Quelle in der Zählung der 25 genannten Register enthalten, dagegen sind keine Pedalregister aufgeführt. Vermutlich war das Pedal dieses Instruments also nur angehängt, d.h. nicht mit eigenen Registern besetzt, sondern nur zum Spiel der tiefen Töne des Hauptwerkes dienend. Dagegen ist bekannt, dass die Orgelbauerfamilie Nollet oft als einziges Pedalregister eine Posaune 16‘ baute; dieses Register ist aber nicht explizit im Vertrag für Prüm genannt.

Auffallend ist weiterhin, dass die Disposition kein 16‘-Prinzipalregister, für das das gewaltige Gehäuse zweifelsohne ausgelegt wurde, nennt. So war mit dem Schreiner des Gehäuses vertraglich vereinbart worden: „Die hohe von Pedal binnen licht 18 Schuh muss haben (...).“ Eventuell war der Bau eines offenen 16‘-Registers für einen späteren Zeitpunkt vorgesehen und/oder der Prospekt war zunächst nur mit Attrappen besetzt, wie es zum Beispiel auch bei der König-Orgel im Kloster Steinfeld der Fall war (dort waren Holzattrappen in den Pedaltürmen eingebaut). Neben dem Register Flaut travers 8‘ Discant wird im Positiv eine Floet travers Discant ohne Angabe einer Fußtonlage erwähnt; evtl. könnte es sich in Analogie zu der dort vorhandenen Viol di Gamba 16‘ bei der zweiten Nennung ebenfalls um ein 16‘-Diskantregister handeln, wenn kein Übertragungsfehler vorliegt. Dagegen fehlt im Positiv ein grundlegendes, auch im Bass ausgebautes Labialregister wie Bourdon 8‘. Die am Ende der Positivregister genannte „Trompete Ristit 18‘ Discant“ wirft ebenfalls Fragen auf, möglicherweise handelt es sich um einen Schreib- oder Übertragungsfehler und es war Trompete Récit 8‘ Diskant für ein solistisch verwendbares Register gemeint.

Nach dem Einmarsch der französischen Soldaten 1794 wurde die erst acht Jahre alte Orgel geplündert und durch Zerstörung der Spielanlage unbrauchbar. Nach der Säkularisation stellte man die Stummorgel der 1826 abgebrochenen Stiftskirche (Stumm 1742) vor dem Gehäuse der Nollet-Orgel auf; die Stummorgel wurde später nach Stadtkyll verkauft.

1863 konnte die Nollet-Orgel durch einen Neubau mit 40 Registern auf zwei Manualen von Heinrich Wilhelm Breidenfeld, Trier, im alten Gehäuse ersetzt werden. 1914 arbeitete die Firna Stahlhut (Aachen) an der Orgel und fügte unter anderem einen neuen Prinzipalbass 16‘ hinzu.

Nach Kriegszerstörungen wurde Mitte 1950 ein Teilausbau der Orgel von 13 Registern auf zwei Manualen und Pedal von Orgelbau Klais (Bonn) realisiert, zunächst mit einem Notspieltisch. 1951 folgte dann ein auf drei Manuale und 39 Register (plus einer Transmission) ausgelegter neuer Spieltisch mit elektrischen Trakturen, an den nur die Register des Teilausbaus angeschlossen wurden. Diese Orgel sollte die Breidenfeld-Schleifladen für Hauptwerk und Brustwerk weiterverwenden, für Schwellwerk und Pedal waren neue Kegelladen vorgesehen. Die damals geplante Disposition ist unten wiedergegeben.

1973 wurde dann unter Verwendung der Register des Teilausbaus die heutige Orgel von Klais mit einem wiederum neuen Spieltisch mit mechanischer Spieltraktur erbaut. Dabei verwendete Klais das imposante Gehäuse der Nollet-Orgel weiter, daneben wie geplant auch die beiden Windladenladen sowie die gelungene offene Holzflöte des Hauptwerks von Breidenfeld. Gegen den Willen eines Trierer Orgelsachverständigen, der für die große Kirche (über 42.000 Kubikmeter Rauminhalt) eine zweimanualige Orgel als ausreichend erachtete, konnten Kantor Josef Monter und Pastor Robert Lürtzener eine Vergrößerung der Disposition der bereits in Auftrag gegebenen Orgel von 31 Registern auf 43 Register erwirken. Es kam ein Schwellwerk mit 12 Registern sowie eine Spitzflöte 4’ im Pedal hinzu, dafür entfiel die ursprünglich vorgesehene Trompete 16’ im Hauptwerk.

Die Klais-Orgel von 1973 greift in Disposition und klanglicher Ästhetik den franko-flämischen Stil Nollets auf und erklingt seit ihrer Erbauung regelmäßig konzertant.

Bei der umfangreichen Innensanierung der Basilika 2018/19 wurde die Orgel eingehaust. Sie wird bis Ende August 2019 von der Firma Orgelbau Fasen, Oberbettingen, saniert und gereinigt.

Gehäuse: 1783, Johann Baptist Molitor (Prüm), möglicherweise nach einem Entwurf von Johannes Seiz (kurfürstlicher Hofbaumeister und Architekt des Abteigebäudes)
Temperatur (Stimmung): gleichstufig
Windladen: Schleifladen
Spieltraktur: mechanisch
Registertraktur: elektrisch
Registeranzahl: 43
Manuale: 3 C-g3
Pedal: C-f1
Spielhilfen, Koppeln: Normalkoppeln, Subkoppel SW-HW (in den 1990er Jahren eingebaut), seit 1996 4 x 1.024 Setzerkombinationen (ursprünglich Sternchensetzer mit sechs mechanischen Setzerkombinationen)



Klais-Orgel (1973)

I Positiv II Hauptwerk III Schwellwerk Pedal
Bourdon 8'

Quintade 8'

Principal 4'

Waldflöte 4'

Oktave 2'

Quinte 11/3'

Sesquialtera 2fach 22/3'

Scharff 3-4fach 1'

Cromorne 8'

Tremulant

Bourdon 16'

Principal 8'

Flute ouverte 8'

Salicional 8'

Octave 4'

Rohrflöte 4'

Quinte 22/3'

Superoctave 2'

Cornet 4fach 4'

Mixtur 4fach 11/3'

Cymbel 3fach 1/2'

Trompete 8'

Rohrflöte 8'

Gamba 8'

Schwebung 8'

Fugara 4'

Flötgedackt 4'

Nasard 22/3'

Schweizerpfeife 2'

Terz 13/5'

Sifflet 1'

Acuta 5fach 2'

Basson 16'

Hautbois 8'

Tremulant

Principal 16'

Subbass 16'

Octave 8'

Holzflöte 8'

Octave 4'

Spitzflöte 4'

Hintersatz 4fach 22/3'

Posaune 16'

Trompete 8'

Clarine 4'

1951 geplante Klais-Orgel (1950/51 realisierter Teilausbau kursiv)

I Hauptwerk II Brustwerk III Schwellwerk Pedal
Gedacktpommer 16'

Principal 8'

Holzflöte 8'

Salicional 8'

Oktav 4'

Rohrflöte 4'

Nasat 22/3'

Schwegel 2'

Mixtur 4fach 11/3'

Cymbel 3fach

Cornet 2-4fach 4'

Trompete 8'

Nachthorngedackt 8'

Gemshorn 8'

Quintadena 8'

Praestant 4'

Blockflöte 4'

Principal 2'

Sifflöte 11/3'

Sesquialter 2fach 22/3'

Scharff 3-4fach

Krummhorn 8'

Lieblich Gedackt 8'

Spitzgamba 8'

Principal 4'

Querflöte 4'

Waldflöte 2'

Rauschpfeife 2fach

Terzcymbel 4fach

Schalmey 8'

- Tremulant -

Principal 16'

Subbass 16'

Zartbass 16' (Transmission HW)

Oktavbass 8'

Flötenbass 8'

Choralbass 4'

Nachthorn 2'

Hintersatz 4fach

Posaune 16'

Basstrompete 8'

Anmerkungen zur 1951 geplanten Klais-Orgel

Schleifladen von Breidenfeld für Haupt- und Brustwerk, neue Kegelladen von Klais für Pedal und Schwellwerk; elektrische Trakturen; zwei freie Kombinationen, eine zusätzliche Pedalkombination, Tutti; Subkoppeln BW-HW und SW-HW; Registercrescendo (Walzenschweller); Einzelabsteller für Zungen und Manual-16'

Breidenfeld-Orgel (1863, nicht erhalten)

Manual I Manual II Pedal
Principal 16'

Bourdon 16'

Principal 8'

Fleute ouverte 8'

Viola di Gamba 8'

Quintatön 8'

Fleute traverse 4'

Waldflöte 4'

Octav 4'

Quinte 3'

Superoctav 2'

Mixtur 4fach

Cymbel 3fach

Cornett 4fach

Trompete 8' B+D

Viola di Gamba 16'

Echo Salicional 16'

Principal 8'

Fleute travers 8'

Salicional 8'

Stillgedackt 8'

Fleute amour 4'

Gemshorn 4'

Octav 4'

Quinte 3'

Stillflöte 2'

Octav 2'

Mixtur 3fach

Baßetthorn 8'

Principalbaß 16' (1914 eingeb.)

Violonbaß 16'

Subbaß 16'

Praestant 8'

Violoncello 8'

Octav 4'

Schweizerbaß 2'

Posaune 16'

Trompete 8'

Clarine 4'

Cornettino 2'



Nollet-Orgel (1786, nicht erhalten)

Hauptwerk Positive vier fuß
Montre 8'

Bourdon 8'

Viol di Gamba 8'

Octave 4'

Quint 3'

Octave 2'

Terz 13/5'

Mixtur 4fach

Cornete 5fach

Trompet 8' B+D

Clairon 4' B+D

Vox Angelica 2' B

Montre 4'

Flaut 4'

Flaut travers 8' D

Gedeckte Quint (22/3'?)

Octave 2'

Krumbhorn 8' B+D

Vox Humana 8' B+D

Hubois (8'?)

Viol di Gamba 16' D

Floet travers D (8' oder 16'?)

Trompet Ristit (Récit?) 18' (8'?) D

Tremulant

Glockenspiel




Bibliographie

Anmerkungen: Fotos: Martin Schmitz, 15./16. Juni 2019
Literatur: Wiedergabe der Disposition der Nollet-Orgel nach der Darstellung in Bösken / Fischer / Thömmes, Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheines, Band 4/2, S. 864f.

Freundliche Mitteilung der Firma Klais vom 15. Juli 2019

Weblinks: Informationen zur Innenrenovierung der Basilika auf der Homepage der Pfarreiengemeinschaft Prüm

Wikipedia-Eintrag zur Salvator-Basilika