Prüm, St. Salvator: Unterschied zwischen den Versionen
K |
|||
Zeile 19: | Zeile 19: | ||
Da in der Folge auch die sich anschließenden Gebäude der Benediktinerabtei neu errichtet wurden, fehlte für den Neubau einer Orgel zunächst das Geld. Dieser Neubau kam erst 1783-86 zustande. | Da in der Folge auch die sich anschließenden Gebäude der Benediktinerabtei neu errichtet wurden, fehlte für den Neubau einer Orgel zunächst das Geld. Dieser Neubau kam erst 1783-86 zustande. | ||
− | Die 1786 fertiggestellte Orgel von Johann Bernhard Nollet (Orval) verfügte über 25 Registern auf zwei Manualen. In der unten wiedergegebenen Disposition | + | Die 1786 fertiggestellte Orgel von Johann Bernhard Nollet (Orval) verfügte über 25 Registern auf zwei Manualen und Pedal. Die Orgelbauerfamilie Nollet baute oft als einziges Pedalregister eine Posaune 16‘. In der unten wiedergegebenen Disposition finden sich keine Pedalregister, dagegen sind Tremulant und Glockenspiel als Register in den 25 genannten Registern mit enthalten. Vielleicht war das Pedal auch nur angehängt, d.h. ganz ohne eigene Register. Auffallend ist jedenfalls, dass die Disposition kein 16‘-Prinzipalregister, auf das das Gehäuse zweifelsohne ausgelegt ist, nennt. Eventuell war der Bau eines offenen 16‘-Registers für einen späteren Zeitpunkt vorgesehen und der Prospekt war zunächst nur mit Attrappen besetzt, wie es zum Beispiel auch bei der König-Orgel im Kloster Steinfeld der Fall war. Ein anderes Register (Fleut travers Diskant im Positiv) wird zwei Mal in der Disposition erwähnt, dagegen fehlt im Positiv ein grundlegendes, auch im Bass ausgebautes Labialregister wie Bourdon 8‘. Eventuell ist die am Ende der Positivregister genannte „Trompete Ristit 18‘ Diskant“ das einzige Pedalregister; dagegen spricht der Zusatz „Diskant“, dafür die Tatsache, dass mitbedenkt Abschreiber des Gehäuses vertraglich vereinbart wurde: „Die hohe von Pedal binnen licht 18 Schuh muss haben (...)“. |
Nach dem Einmarsch der französischen Soldaten 1794 wurde die Orgel geplündert und die Spielanlage zerstört. | Nach dem Einmarsch der französischen Soldaten 1794 wurde die Orgel geplündert und die Spielanlage zerstört. |
Version vom 17. Juni 2019, 19:21 Uhr
Adresse: Hahnplatz 18, 54595 Prüm, Eifelkreis Bitburg-Prüm, Rheinland-Pfalz, Deutschland
Gebäude: Katholische Basilika St. Salvator
Orgelbauer: | Johannes Klais, Bonn |
Baujahr: | 1973 |
Geschichte der Orgel: | Für 1574 bestätigt ein Visitationsprotokoll das Vorhandensein einer in den Reformationswirren untauglich gewordenen Orgel, die 1581 neu hergerichtet wurde.
Die heutige Basilika wurde ab 1721 von Johann Georg Judas als Nachfolger der mittelalterlichen „Goldenen Kirche“ erbaut; sie stellt den größten Kirchenneubau des 18. Jahrhunderts im Erzbistum Trier dar. Da in der Folge auch die sich anschließenden Gebäude der Benediktinerabtei neu errichtet wurden, fehlte für den Neubau einer Orgel zunächst das Geld. Dieser Neubau kam erst 1783-86 zustande. Die 1786 fertiggestellte Orgel von Johann Bernhard Nollet (Orval) verfügte über 25 Registern auf zwei Manualen und Pedal. Die Orgelbauerfamilie Nollet baute oft als einziges Pedalregister eine Posaune 16‘. In der unten wiedergegebenen Disposition finden sich keine Pedalregister, dagegen sind Tremulant und Glockenspiel als Register in den 25 genannten Registern mit enthalten. Vielleicht war das Pedal auch nur angehängt, d.h. ganz ohne eigene Register. Auffallend ist jedenfalls, dass die Disposition kein 16‘-Prinzipalregister, auf das das Gehäuse zweifelsohne ausgelegt ist, nennt. Eventuell war der Bau eines offenen 16‘-Registers für einen späteren Zeitpunkt vorgesehen und der Prospekt war zunächst nur mit Attrappen besetzt, wie es zum Beispiel auch bei der König-Orgel im Kloster Steinfeld der Fall war. Ein anderes Register (Fleut travers Diskant im Positiv) wird zwei Mal in der Disposition erwähnt, dagegen fehlt im Positiv ein grundlegendes, auch im Bass ausgebautes Labialregister wie Bourdon 8‘. Eventuell ist die am Ende der Positivregister genannte „Trompete Ristit 18‘ Diskant“ das einzige Pedalregister; dagegen spricht der Zusatz „Diskant“, dafür die Tatsache, dass mitbedenkt Abschreiber des Gehäuses vertraglich vereinbart wurde: „Die hohe von Pedal binnen licht 18 Schuh muss haben (...)“. Nach dem Einmarsch der französischen Soldaten 1794 wurde die Orgel geplündert und die Spielanlage zerstört. 1863 wurde die Nollet-Orgel durch einen Neubau mit 40 Registern auf zwei Manualen von Heinrich Wilhelm Breidenfeld, Trier, im alten Gehäuse ersetzt. 1914 arbeitete die Firna Stahlhut (Aachen) an der Orgel und fügte unter anderem einen neuen Prinzipalbass 16‘ hinzu. Nach Kriegszerstörungen stellte Orgelbau Klais (Bonn) 1951 einen auf drei Manuale und 48 Register ausgelegten neuen Spieltisch auf, führte aber lediglich einen Teilausbau der Orgel mit 13 Registern auf zwei Manualen mit elektrischen Trakturen aus. 1973 wurde dann die heutige Orgel erbaut, allerdings mit mechanischen Trakturen, anders, als es 1951 vorgesehen war. Die Firma Klais verwendete das imposante Gehäuse der Nollet-Orgel weiter, daneben auch die ausgezeichnet gearbeiteten Schleifladen von Breidenfeld für Hauptwerk und Positiv und die offene Holzflöte des Hauptwerks. Gegen den Willen eines Trierer Orgelsachverständigen, der für die große Kirche (über 42.000 Kubikmeter Rauminhalt) eine Orgel mit lediglich 25 Registern als ausreichend erachtete, konnten Kantor Josef Monter und Pastor Robert Lürtzener eine Vergrößerung der Disposition auf 43 Register erwirken. Die neue Klais-Orgel greift in Disposition und klanglicher Ästhetik den franko-flämischen Stil Nollets auf. Bei der umfangreichen Innensanierung der Basilika 2018/19 wurde die Orgel eingehaust. Sie wird bis Ende August 2019 von der Firma Orgelbau Fasen, Oberbettingen, saniert und gereinigt. |
Gehäuse: | 1783, Johann Baptist Molitor, möglicherweise nach einem Entwurf von Johannes Seiz (kurfürstlicher Hofbaumeister und Architekt des Abteigebäudes) |
Temperatur (Stimmung): | gleichstufig |
Windladen: | Schleifladen |
Spieltraktur: | mechanisch |
Registertraktur: | elektrisch |
Registeranzahl: | 43 |
Manuale: | 3 C-g3 |
Pedal: | C-f1 |
Spielhilfen, Koppeln: | Normalkoppeln, Subkoppel SW-HW (in den 90er Jahren eingebaut), seit 1996 4 x 1.024 Setzerkombinationen (ursprünglich Sternchensetzer mit sechs mechanischen Setzerkombinationen) |
Klais-Orgel (1973)
I. Positiv | II. Hauptwerk | III. Schwellwerk | Pedal |
Bourdon 8'
Quintade 8' Principal 4' Waldflöte 4' Oktave 2' Quinte 11/3' Sesquialtera 2fach 22/3' Scharff 3-4fach 1' Cromorne 8' Tremulant |
Bourdon 16'
Principal 8' Flute ouverte 8' Salicional 8' Octave 4' Rohrflöte 4' Quinte 22/3' Superoctave 2' Cornet 4fach 4' Mixtur 4fach 11/3' Cymbel 3fach 1/2' Trompete 8' |
Rohrflöte 8'
Gamba 8' Schwebung 8' Fugara 4' Flötgedackt 4' Nasard 22/3' Schweizerpfeife 2' Terz 13/5' Sifflet 1' Acuta 5fach 2' Basson 16' Hautbois 8' Tremulant |
Principal 16'
Subbass 16' Octave 8' Holzflöte 8' Octave 4' Spitzflöte 4' Hintersatz 4fach 22/3' Posaune 16' Trompete 8' Clarine 4' |
Breidenfeld-Orgel (1863, nicht erhalten)
Manual I | Manual II | Pedal |
Principal 16'
Bourdon 16' Principal 8' Fleute ouverte 8' Viola di Gamba 8' Quintatön 8' Fleute traverse 4' Waldflöte 4' Octav 4' Quinte 3' Superoctav 2' Mixtur 4fach Cymbel 3fach Cornett 4fach Trompete 8' B+D |
Viola di Gamba 16'
Echo Salicional 16' Principal 8' Fleute travers 8' Salicional 8' Stillgedackt 8' Fleute amour 4' Gemshorn 4' Octav 4' Quinte 3' Stillflöte 2' Octav 2' Mixtur 3fach Baßetthorn 8' |
Principalbaß 16' (1914 eingeb.)
Violonbaß 16' Subbaß 16' Praestant 8' Violoncello 8' Octav 4' Schweizerbaß 2' Posaune 16' Trompete 8' Clarine 4' Cornettino 2' |
Nollet-Orgel (1786, nicht erhalten)
Hauptwerk | Positive vier fuß |
Montre 8'
Bourdon 8' Viol di Gamba 8' Octave 4' Quint 3' Octave 2' Terz 13/5' Mixtur 4fach Cornete 5fach Trompet 8' B+D Clairon 4' B+D Vox Angelica 2' B |
Montre 4'
Flaut 4' Flaut travers 8' D Gedeckte Quint (22/3', oder Quintade 8'?) Octave 2' Krumbhorn 8' B+D Vox Humana 8' B+D Hubois (8'?) Viol di Gamba 16' D Floet travers D (?) Trompet Ristit 18' D (?) Tremulant Glockenspiel |
Bibliographie
Anmerkungen: | Fotos: Martin Schmitz, 15./16. Juni 2019 |
Literatur: | Wiedergabe der Disposition der Nollet-Orgel nach der Darstellung in Bösken / Fischer / Thömmes, Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheines, Band 4/2, S. 864f. |
Weblinks: | Informationen zur Innenrenovierung der Basilika auf der Homepage der Pfarreiengemeinschaft Prüm |