Reutlingen, Marienkirche: Unterschied zwischen den Versionen
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|GEHÄUSE = Das neugotische Gehäuse nach dem Entwurf von Architekt Heinrich Dolmetsch schuf der Stuttgarter Bildhauer Spindler. | |GEHÄUSE = Das neugotische Gehäuse nach dem Entwurf von Architekt Heinrich Dolmetsch schuf der Stuttgarter Bildhauer Spindler. | ||
|GESCHICHTE = Den Auftrag für einen Neubau im damals beliebten Stil der Hochromantik mit orchestralen Klangfarben erhält Carl Gottlieb Weigle, während die bestehende Orgel verkleinert und 1900 in die Leonhardskirche versetzt wird. Auf der von ihm neu erfundenen Membranladentechnik baut er - wie auch wenige Jahre zuvor in der Stuttgarter Liederhalle - einige der von ihm patentierten Hochdruck-Register "''mit außerordentlich präciser Ansprache und schöner Klangfarbe''" auf 150 mm Winddruck ein, wobei jedem HD-Register angeblich "''eine 6-8 fache Tonkraft''" gegenüber den üblichen Registern zukommt, so daß man der Orgel mit ihren 58 Registern eine "''Gesamt-Tonkraft von 120 gewöhnlichen Registern''" zuschreibt. Johannes Graf, Orgelrevident und Organist am Ulmer Münster, bescheinigt "''dem gesamten Werk vollen und majestätischen Klang''", und dass die "''Charakterstimmen von zauberischem Effekt sind"''. | |GESCHICHTE = Den Auftrag für einen Neubau im damals beliebten Stil der Hochromantik mit orchestralen Klangfarben erhält Carl Gottlieb Weigle, während die bestehende Orgel verkleinert und 1900 in die Leonhardskirche versetzt wird. Auf der von ihm neu erfundenen Membranladentechnik baut er - wie auch wenige Jahre zuvor in der Stuttgarter Liederhalle - einige der von ihm patentierten Hochdruck-Register "''mit außerordentlich präciser Ansprache und schöner Klangfarbe''" auf 150 mm Winddruck ein, wobei jedem HD-Register angeblich "''eine 6-8 fache Tonkraft''" gegenüber den üblichen Registern zukommt, so daß man der Orgel mit ihren 58 Registern eine "''Gesamt-Tonkraft von 120 gewöhnlichen Registern''" zuschreibt. Johannes Graf, Orgelrevident und Organist am Ulmer Münster, bescheinigt "''dem gesamten Werk vollen und majestätischen Klang''", und dass die "''Charakterstimmen von zauberischem Effekt sind"''. | ||
− | Noch im letzten Jahr des 2. Weltkrieges wird ein Umbau unter Erweiterung im neobarocken Sinne nach Anleitung von Walter Supper und des Organisten Heinrich Jetter | + | Noch im letzten Jahr des 2. Weltkrieges wird ein Umbau unter Erweiterung im neobarocken Sinne nach Anleitung von Walter Supper und des Organisten Heinrich Jetter begonnen. Da kein Zinn zur Verfügung steht, gewinnt man das Material durch Einschmelzen anderer Pfeifen; darüberhinaus werden minderwertige Pfeifen aus Zinkblech gefertigt. Die Laden werden ohne besondere Ordnung dort aufgestellt, wo man Platz findet, sodass in der Folgezeit eine sehr störungsanfällige Spiel- und Steueranlage vorliegt. Die bei der Kirchenrenovierung 1900 parallel zur neuen Orgel eingebaute elektrische Heizung schadet den Membranladen durch die trockene Luft darüber hinaus so stark, daß das Werk in der Folge unbrauchbar wird, und ab 1967 eine neue Chororgel durch Weigle errichtet wird (welche bis zur großen Kirchenrenovierung die Hauptorgel ersetzt). Der Großteil der Pfeifen der Weigle-Orgel (mit heutzutage wieder gefragtem hochromatischen Klangbild) fällt einem Basar zugunsten des Neubaus zum Opfer, 16 Register können jedoch gerettet werden (vgl. #), von denen letztendlich neun für den Erweiterungsbau der Saalorgel in der Musikhochschule Trossingen verwendet werden.<ref>vgl. Bossert (1997)</ref> |
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Version vom 20. September 2022, 08:47 Uhr
Adresse: D-72760 Reutlingen, Baden-Württemberg, Deutschland
Gebäude: evang. Marienkirche
Orgelbauer: | Rieger-Orgelbau, Schwarzach |
Baujahr: | 1988/89 |
Geschichte der Orgel: | Die Rieger-Orgel ersetzte die Weigle-Orgel bzw. die als Interimsinstrument verwendete kleine Orgel. Das französisch-symphonische Konzept ist zur Erbauungszeit nicht unumstritten, stellt sich später jedoch als richtungsweisend heraus und kann auch heute noch als zeitgemäß gelten. Das Interims-Instrument von 1967 wird heute als Chororgel verwendet.
Das Einweihungskonzert an der Rieger-Orgel spielte KMD Gerhard Rehm (Balingen). |
Umbauten: | 2022/23 Sanierung, Modernisierung des Spieltischs und Erweiterung (*) um mehrere Register und ein Orchestralwerk durch Klais Orgelbau |
Gehäuse: | neugotisch (Weigle 1901) nach einem Entwurf von Heinrich Dolmetsch |
Windladen: | Schleifladen |
Spieltraktur: | mechanisch |
Registertraktur: | mechanisch/elektrisch |
Registeranzahl: | 53 (nach der geplanten Erweiterung: 82, davon 10 Extensionsregister und 4 Schlagwerke) |
Manuale: | 3 C-g3 |
Pedal: | C-f1 |
Spielhilfen, Koppeln: | 1988 II/I, III/II, III/I, I/P, II/P, III/P; Setzeranlage (8x99 Kombinationen), Tutti, Sequenzer; 2023 zusätzlich geplant: Glocken 8', Celesta 8', Vibraphon 8', Cymbelstern. |
Geplante Disposition 2023[1]
Hauptwerk (I) | Positiv (II) | Schwellwerk (III) | Orchestralwerk*[2][3] | Pedal |
Prestant 16'
Principal 8' Flute harm.* 8' Rohrgedackt 8' Spitzflöte 8' Octav 4' Nachthorn 4' Quinte 22/3' Superoctave 2' Mixtur Major IV-V 2' Mixtur minor III-IV 1' Cornet V 8' Trompete 16' Trompete 8' |
Salicional 8'
Holzgedackt 8' Quintade 8' Prestant 4' Rohrflöte 4' Sesquialtera II 22/3' Octav 2' Blockflöte 2' Larigot 11/3' Scharff V 11/3' Rankett* 16' Voix humaine 8' Cromorne 8' Tremulant |
Bourdon 16'
Principal 8' Holzflöte 8' Gamba 8' Voix céleste 8' Octav 4' Traversflöte 4' Nazard 22/3' Octavin 2' Tierce 13/5' Sifflet 1' Plein Jeu VI 22/3' Basson 16' Trompette harm. 8' Hautbois 8' Clairon harm. 4' Tremulant |
Violon 16'
Fugara 8' Viola 8' Aeoline 8' Schwebung 8' Flauto dolce 8' Doppelflöte 8' Gros Nazard 51/3' Fugara 4' Violine 4' Aeoline 4' Zartflöte 4' Grosse Tierce 31/5' Nazard harm. 22/3' Piccolo 2' Tierce harm. 13/5' Harmonia aetherea III Tiefes Horn 16' Bassklarinette 16' Hohes Horn 8' Klarinette 8' |
Großbourdon* 32'[4]
Principal 16' Subbaß 16' Quinte 102/3' Octav 8' Gedackt 8' Octav 4' Rohrpfeife 4' Hintersatz IV 22/3' Kontrafagott 32' Posaune 16' Trompete 8' Clarine 4' |
- Anmerkungen
Die Rieger-Orgel seit 1989
Ursprüngliche Disposition 1988-2022
Hauptwerk (I) | Positiv (II) | Schwellwerk (III) | Pedal |
Prestant 16'
Principal 8' Rohrgedackt 8' Spitzflöte 8' Octav 4' Nachthorn 4' Quinte 22/3' Superoctave 2' Mixtur Major IV-V 2' Mixtur minor III-IV 1' Cornet V 8' Trompete 16' Trompete 8' |
Salicional 8'
Holzgedackt 8' Quintade 8' Prestant 4' Rohrflöte 4' Sesquialtera II 22/3' Octav 2' Blockflöte 2' Larigot 11/3' Scharff V 11/3' Voix humaine 8' Cromorne 8' Tremulant |
Bourdon 16'
Principal 8' Holzflöte 8' Gamba 8' Voix céleste 8' Octav 4' Traversflöte 4' Nazard 22/3' Octavin 2' Tierce 13/5' Sifflet 1' Plein Jeu VI 22/3' Basson 16' Trompette harm. 8' Hautbois 8' Clairon harm. 4' Tremulant |
Principal 16'
Subbaß 16' Quinte 102/3' Octav 8' Gedackt 8' Octav 4' Rohrpfeife 4' Hintersatz IV 22/3' Kontrafagott 32' Posaune 16' Trompete 8' Clarine 4' |
Weigle-Orgel 1901-1967
Orgelbeschreibung
Orgelbauer: | Weigle Orgelbau |
Baujahr: | 1901 • op. 258 |
Geschichte der Orgel: | Den Auftrag für einen Neubau im damals beliebten Stil der Hochromantik mit orchestralen Klangfarben erhält Carl Gottlieb Weigle, während die bestehende Orgel verkleinert und 1900 in die Leonhardskirche versetzt wird. Auf der von ihm neu erfundenen Membranladentechnik baut er - wie auch wenige Jahre zuvor in der Stuttgarter Liederhalle - einige der von ihm patentierten Hochdruck-Register "mit außerordentlich präciser Ansprache und schöner Klangfarbe" auf 150 mm Winddruck ein, wobei jedem HD-Register angeblich "eine 6-8 fache Tonkraft" gegenüber den üblichen Registern zukommt, so daß man der Orgel mit ihren 58 Registern eine "Gesamt-Tonkraft von 120 gewöhnlichen Registern" zuschreibt. Johannes Graf, Orgelrevident und Organist am Ulmer Münster, bescheinigt "dem gesamten Werk vollen und majestätischen Klang", und dass die "Charakterstimmen von zauberischem Effekt sind".
Noch im letzten Jahr des 2. Weltkrieges wird ein Umbau unter Erweiterung im neobarocken Sinne nach Anleitung von Walter Supper und des Organisten Heinrich Jetter begonnen. Da kein Zinn zur Verfügung steht, gewinnt man das Material durch Einschmelzen anderer Pfeifen; darüberhinaus werden minderwertige Pfeifen aus Zinkblech gefertigt. Die Laden werden ohne besondere Ordnung dort aufgestellt, wo man Platz findet, sodass in der Folgezeit eine sehr störungsanfällige Spiel- und Steueranlage vorliegt. Die bei der Kirchenrenovierung 1900 parallel zur neuen Orgel eingebaute elektrische Heizung schadet den Membranladen durch die trockene Luft darüber hinaus so stark, daß das Werk in der Folge unbrauchbar wird, und ab 1967 eine neue Chororgel durch Weigle errichtet wird (welche bis zur großen Kirchenrenovierung die Hauptorgel ersetzt). Der Großteil der Pfeifen der Weigle-Orgel (mit heutzutage wieder gefragtem hochromatischen Klangbild) fällt einem Basar zugunsten des Neubaus zum Opfer, 16 Register können jedoch gerettet werden (vgl. #), von denen letztendlich neun für den Erweiterungsbau der Saalorgel in der Musikhochschule Trossingen verwendet werden.[1] |
Umbauten: | 1912 durch die Erbauerfirma[2] |
Gehäuse: | Das neugotische Gehäuse nach dem Entwurf von Architekt Heinrich Dolmetsch schuf der Stuttgarter Bildhauer Spindler. |
Windladen: | Membranladen |
Spieltraktur: | pneumatisch |
Registertraktur: | pneumatisch |
Registeranzahl: | 56 (58) [3] |
Manuale: | 3 C-g3 |
Pedal: | C-f1 |
Spielhilfen, Koppeln: | gewöhnliche Koppeln II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P;
je 3 Pedal Sub- und Superoctavkopplungen[4] je 3 Feste Kombinationen für jedes Manual und Pedal Registerschweller, Echoschweller |
Disposition
I. Manual | II. Manual | III. Manual[5] | Pedalwerk |
Principal 16'
Liebl. Gedeckt# 16'[6] Principal 8' Flute octaviante 8' Seraphon-Gedeckt 8' Viola di Gamba# 8' Rohrflöte# 8' HD Stentorphon 8 HD Großgedeckt 8 Oktave 4' Fugara# 4' Hohlflöte# 4' Quinte 22/3' Octave 2' Mixtur V 4' Trompete 8' |
Bourdon# 16'
Salicional 16' Principal 8' Gemshorn# 8' Salicional 8'[7] Liebl. Gedeckt 8 '[7] Dolce# 8' HD Solo Gambe 8' Seraphonflöte 8' Oktave# 4' Dulciana# 4' Flauto amabile 4' Spitzflöte# 4' Piccolo# 2' Cornett IV-V 8' Clarinette 8'[8] |
Quintatön 16'
Principalflöte 8' Fugara 8' Liebl. Gedeckt 8' Wienerflöte# 8' Aeoline 8' Viola 8' Harmonika 8'[9] Viola 4'[10] Aeoline 4'[10] Traversflöte# 4'[10] Harmonika# 4' Rohrflöte 4' Oboë 8' |
HD Principalbaß 32'
HD Oktavbaß 16'[11] HD Subbaß 16' Principalbaß 16' Bourdon 16'[12] Harmonikabaß 16' HD Stentorphon 8'[13] Octavbaß 8' Violoncello 8' Bourdonbaß 8'[14] Posaune 16' |
Anmerkungen
- ↑ vgl. Bossert (1997)
- ↑ Es ist nicht bekannt, welche Arbeiten vorgenommen wurden
- ↑ darunter mehrfach Extensionsreihen
- ↑ "nach der von Herrn Musikdirektor Schönhardt, Reutlingen, erfundenen Construction"
- ↑ Echowerk im Schwellkasten
- ↑ Die mit (#) gekennzeichneten 16 Register wurden 1997 für den Erweiterungsbau der Saalorgel der Musikhochschule Trossingen angekauft
- ↑ 7,0 7,1 Extension aus 16'
- ↑ Dieses Register konnte ebenfalls gerettet werden und wurde 2016 in die Weigle-Orgel der Stadtkirche Bad Urach eingebaut (dort war die Klarinette beim barockisierenden Umbau 1940 durch ein Krummhorn ersetzt worden).
- ↑ schwebend
- ↑ 10,0 10,1 10,2 Extension aus 8'
- ↑ Extension aus HD Principalbaß 32'
- ↑ Transmission aus II. Manual
- ↑ Extension aus HD Oktavbass 16'
- ↑ Transmission aus II. Manual
Verweise
Bibliographie
Literatur: | Angaben 1901:
Trossingen - Als sei Klang ein Wesen; Staatl. Musikhochschule, Trossingen (1997)
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Weblinks: | Webseite der Marienorgel-
Angaben zur geplanten Erweiterung (Stand: April 2022) Andacht zum OstersonntagImprovisation über EG99 „Christ ist erstanden“, Choral: EG 99 „Christ ist erstanden“, J. S. Bach: Aus Osteroratorium „Saget mir geschwinde, saget wo ich Jesum finde“ Orgel: Torsten Wille |