Dresden/Altstadt, Frauenkirche, Silbermann-Orgel (Kriegsverlust): Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 17. September 2021, 14:33 Uhr


Dresden, Frauenkirche, Altarorgel 1890
Dresden, Frauenkirche, Ansicht um 1750
Dresden, Frauenkirche,Loescher Predigt zur Orgelweihe 1736
Orgelbauer: Silbermann, Gottfried.

In einem Schriftstück von 1734 wurden folgende Mitarbeiter erwähnt: Johann George Silbermann (Windladen), Johann Georg Schön, Michael Bottner (Tischlergeselle), Abraham Silbermann (Tischlergeselle), Johann Christoph Leipner (Lehrjunge).

Baujahr: 1736
Geschichte der Orgel: Die Vertragsverhandlungen zum Bau der neuen Orgel begannen am 1. April 1732. „Am 8. Mai legte Silbermann einen Dispositionsentwurf für eine dreimanualige Orgel mit 41 Registern vor …“. „Bei der Ausführung wurde die Disposition allerdings ergänzt und verändert.“ „Der Bau der Frauenkirche erfolgte nach Plänen des Ratszimmermeisters George Bähr.“

Die Fertigstellung der Orgel verzögerte sich um ein Jahr. Die Abnahme der Orgel erfolgte erst 1736. Der Orgelweihegottesdienst erfolgte am 25. November 1736. Das Abnahmegutachten fertigten Konzertmeister Johann Georg Pisendel, Kreuzkantor Theodor Christlieb Reinhold, Hoforgelbauer und Organist Johann Heinrich Gräbner und Bach-Schüler Christian Heinrich Gräbner. „Zum Weihegottesdienst am 25. November komponierte Kreuzkantor Reinhold eine mehrchörige Festmusik.“ (Nach Greß, 2000.)

Umbauten: „Die Schmutzentwicklung durch den erst 1743 vollendeten Kirchenbau sowie materialbedingte Senkungen des Emporenbodens verursachten erhebliche Schäden, die Silbermann 1745 mit einer viermonatigen „Hauptreparatur“ behob. Ähnliche Auswirkungen hatte der Beschuß der Stadt 1760 während des Siebenjährigen Krieges und die anschließende Instandsetzung des Kirchenraumes. 1769 beseitigte Johann Gottfried Hildebrandt, Dresden, die Defekte und korrigierte die Stimmungsart nach zeitüblichem Maßstab. Nachdem die Kirche 1813 als Militärmagazin gedient hatte, wurde wiederum eine umfangreiche Reparatur erforderlich, die 1818/19 Friedrich Traugott Kayser, Dresden, ausführte. Diese und nachfolgende Arbeiten ließen die Silbermann-Orgel weitgehend unverändert. Sie erhielt allerdings wahrscheinlich durch Johann Gotthold Jehmlich, Dresden, gleichstufige Temperatur und 1874/75 durch Carl Eduard Jehmlich, Dresden, einen leicht erhöhten Stimmton und im Oberwerk das Register Fugara 8’statt der Sesquialtera. 1903 bauten vermutlich Emil und Bruno Jehmlich einige zusätzliche Register ein. 1911/12 erweiterte Johannes Jahn, Dresden, die Orgel auf 4 Manuale und 65 Register und gestaltete sie grundlegend um (Pneumatische Traktur, neuer Spieltisch, Kegelladen für Brustwerk, zusätzliches Schwellwerk und einzelne Zusatzregister). 1937 bauten Gebr. Jehmlich, Dresden, auf der dritten Westempore, die damals als Chorstandort diente, eine elektropneumatische <Chororgel> (II/16). Durch einen erneuten Erweiterungsumbau der Gebr. Jehmlich 1939/1942 – in Absprache mit dem Organisten Hanns Ander-Donath – wurden Hauptorgel, Chororgel und das nunmehr selbständig aufgestellte und umdisponierte Schwellwerk zu einer Orgelanlage mit 85 Registern und elektropneumatischer Traktur zusammengeschlossen. Zu den drei Spieltischen der Einzelorgeln kam auf einer Seitenempore in Altarnähe ein fünf-manualiger Zentralspieltisch. Thomaskantor Günther Ramin betonte im Abnahmegutachten vom 3. Juni 1943, daß er es <für ratsam gehalten hätte, zwei Orgeln zu erstellen, von denen eine … die Silbermann-Orgel in ihrer alten ursprünglichen Form dargestellt hätte>. Infolge der Bombenangriffe auf die Stadt Dresden am 13./14. Februar 1945 brannte die Kirche aus.“

(Nach Greß, 2000.)

Gehäuse: Johann Christian Feige führte die Bildhauer- und Tischlerarbeiten und die Fassung und Vergoldung des Gehäuses aus.
Stimmtonhöhe: Ursprünglich zeitüblicher Kammerton (a1: 410 bis 415 Hz).
Temperatur (Stimmung): Nach Aussage des Abnahmegutachtens wohltemperiert (>passable und in allen Accorden annehmlich zu gebrauchen<)Greß 2000.
Windladen: Schleifladen
Spieltraktur: mechanisch
Registertraktur: mechanisch
Registeranzahl: 43
Manuale: 3
Pedal: 1



Dresden, Frauenkirche, Disposition der Silbermann-Orgel von 1736 nach Greß

HAUPTWERK, II. Manual C, D-d³ OBERWERK, III. Manual C, D-d³ BRUSTWERK, I. Manual C, D-d³ PEDAL C, D-c1


Principal 16. Fuß

Octav Principal 8. Fuß

Violdigamba 8. Fuß

Rohr Flöte 8. Fuß

Octava 4. Fuß

Spitz Flöte 4. Fuß

Qvinta 3. Fuß

Octava 2. Fuß

Tertia aus 2. Fuß

Cornett durchs halbe Clavier (ab c1, 5fach)

Mixtur 4.fach

Cymbel 3.fach

Fagott 16. Fuß

Trompette 8. Fuß

Qvintadena 16. Fuß

Principal 8. Fuß

Qvintadena 8. Fuß

Getackts 8. Fuß

Octava 4. Fuß

Flöte 4. Fuß (Rohrflöte)

Nasat 3. Fuß

Octava 2. Fuß

Sechst Qvinta altra (4/5‘, ab c1 1 3/5‘)

Mixtur 4.fach

Vox humana 8. Fuß

Getackts 8. Fuß

Principal 4. Fuß

Rohr Flöte 4. Fuß

Nasat 3. Fuß

Octava 2. Fuß

Gemshorn 2. Fuß (Kontrakt: Tertia aus 2. Fuß)

Qvinta 1 1/3. Fuß

Sufflet 1. Fuß

Mixtur 3.fach

Chalmeaux 8. Fuß (ab g0, über den Kontrakt)

Groß Untersatz 32. Fuß

Principal Pass 16. Fuß

Octaven Pass 4. Fuß

Mixtur 6.fach (Kontrakt: 11fach) Posaune 16. Fuß

Trompeten Pass 8. Fuß

Clarin Pass 4. Fuß (über den Kontrakt)


Disposition


Disposition





Bibliographie

Anmerkungen: WINDVERSORGUNG

Sechs Keilbälge mit einer Falte, je drei für Manuale und Pedal.

Literatur: Ander-Donath, Hanns: Die drei Orgeln des Domes zu Dresden. Dresden, 1942.

Dähnert, Ulrich: Historische Orgeln in Sachsen, VEB Deutscher Verlag für Musik Leipzig, 1980, S.69-71.

Gress, Frank-Harald: Die Orgeln der Frauenkirche zu Dresden. Freiberg, Gottfried Silbermann Gesellschaft, 1994.

Gress, Frank-Harald: Die Orgeln Gottfried Silbermanns, Dresden. Michael Sandstein Verlag, 2000, S.153-156 Dresden, Frauenkirche.

Greß, Frank-Harald: Dokumentation der Silbermann-Orgel der Dresdner Frauenkirche. SLUB, Manuskript.

Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH

Müller, Werner: Gottfried Silbermann, Persönlichkeit und Werk, eine Dokumentation, Leipzig, Deutscher Verlag für Musik 1982. S.258-270 (Dresden, Frauenkirche).

Müller, Werner: Gottfried Silbermann 1683-1753. Beiträge zum Leben und Wirken des Sächsischen Orgelbauers. Herausgegeben vom Gottfried-Silbermann-Museum, Frauenstein (Erzgebirge), 1999. S.12-13 (Dresden, Frauenkirche).

Oehme, Fritz: Handbuch über ältere, neuere und neueste Orgelwerke im Königreich Sachsen, Leipzig, Edition Peters, Reprints, 1978, Bd.1, S.4-5 (Disposition der Silbermann-Orgel von 1736).

Oehme, Fritz: Handbuch über ältere, neuere und neueste Orgelwerke im Königreich Sachsen, Leipzig, Edition Peters, Reprints, 1978, Supplement, S.122, Umbau und Erweiterung 1911 durch Jahn, Umbau 1938 bis 1945 durch Gebrüder Jehmlich, Orgel und Kirche wurden Opfer der Luftangriffe auf Dresden am 13./14. Februar 1945.

Dähnert, Ulrich: Die Orgeln Gottfried Silbermanns in Mitteldeutschland. Leipzig, Koehler & Amelang, 1953.

Flade, Ernst: Gottfried Silbermann. Leipzig, VEB Breitkopf & Härtel Musikverlag, 1953.

Stadtlexikon Dresden, Verlag der Kunst Dresden, Basel 1994

Weblinks: Wikipedia, Frauenkirche Dresden