Prüm, St. Salvator: Unterschied zwischen den Versionen
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Nach Kriegszerstörungen wurde Mitte 1950 ein Teilausbau der Orgel von 13 Registern auf zwei Manualen und Pedal von Orgelbau Klais (Bonn) realisiert, zunächst mit einem Notspieltisch. 1951 folgte dann ein auf drei Manuale und 39 Register (plus einer Transmission) ausgelegter neuer Spieltisch mit elektrischen Trakturen, an den nur die Register des Teilausbaus angeschlossen wurden. Diese Orgel sollte die Breidenfeld-Schleifladen von Hauptwerk und Positiv beibehalten, für Schwellwerk und Pedal waren Kegelladen vorgesehen. Daneben beinhaltete der Spieltisch zwei freie Kombinationen, Subkoppeln zu den Nebenwerken und einen Walzenschweller. | Nach Kriegszerstörungen wurde Mitte 1950 ein Teilausbau der Orgel von 13 Registern auf zwei Manualen und Pedal von Orgelbau Klais (Bonn) realisiert, zunächst mit einem Notspieltisch. 1951 folgte dann ein auf drei Manuale und 39 Register (plus einer Transmission) ausgelegter neuer Spieltisch mit elektrischen Trakturen, an den nur die Register des Teilausbaus angeschlossen wurden. Diese Orgel sollte die Breidenfeld-Schleifladen von Hauptwerk und Positiv beibehalten, für Schwellwerk und Pedal waren Kegelladen vorgesehen. Daneben beinhaltete der Spieltisch zwei freie Kombinationen, Subkoppeln zu den Nebenwerken und einen Walzenschweller. | ||
− | 1973 wurde dann die heutige Orgel erbaut, allerdings mit mechanischer Spieltraktur, anders, als es 1951 vorgesehen war. Die Firma Klais verwendete das imposante Gehäuse der Nollet-Orgel weiter, daneben auch wie geplant die beiden Schleifladen von Breidenfeld, daneben noch die offene Holzflöte des Hauptwerks. Gegen den Willen eines Trierer Orgelsachverständigen, der für die große Kirche (über 42.000 Kubikmeter Rauminhalt) eine zweimanualige Orgel als ausreichend erachtete, konnten Kantor Josef Monter und Pastor Robert Lürtzener eine Vergrößerung der Disposition der bereits bestellten Orgel von 30 | + | 1973 wurde dann unter Verwendung der Register des Teilausbaus die heutige Orgel erbaut, allerdings mit mechanischer Spieltraktur, anders, als es 1951 vorgesehen war. Die Firma Klais verwendete das imposante Gehäuse der Nollet-Orgel weiter, daneben auch wie geplant die beiden Schleifladen von Breidenfeld, daneben noch die offene Holzflöte des Hauptwerks. Gegen den Willen eines Trierer Orgelsachverständigen, der für die große Kirche (über 42.000 Kubikmeter Rauminhalt) eine zweimanualige Orgel als ausreichend erachtete, konnten Kantor Josef Monter und Pastor Robert Lürtzener eine Vergrößerung der Disposition der bereits bestellten Orgel von 30 Registern auf 43 Register erwirken. Die neue Klais-Orgel greift in Disposition und klanglicher Ästhetik den franko-flämischen Stil Nollets auf. |
Bei der umfangreichen Innensanierung der Basilika 2018/19 wurde die Orgel eingehaust. Sie wird bis Ende August 2019 von der Firma Orgelbau Fasen, Oberbettingen, saniert und gereinigt. | Bei der umfangreichen Innensanierung der Basilika 2018/19 wurde die Orgel eingehaust. Sie wird bis Ende August 2019 von der Firma Orgelbau Fasen, Oberbettingen, saniert und gereinigt. |
Version vom 15. Juli 2019, 10:01 Uhr
Adresse: Hahnplatz 18, 54595 Prüm, Eifelkreis Bitburg-Prüm, Rheinland-Pfalz, Deutschland
Gebäude: Katholische Basilika St. Salvator
Orgelbauer: | Johannes Klais, Bonn, Op. 1479 |
Baujahr: | 1973 |
Geschichte der Orgel: | Für 1574 bestätigt ein Visitationsprotokoll das Vorhandensein einer in den Reformationswirren untauglich gewordenen Orgel, die 1581 neu hergerichtet wurde.
Die heutige Basilika wurde ab 1721 von Johann Georg Judas als Nachfolgerin der mittelalterlichen „Goldenen Kirche“ erbaut; sie stellt den größten Kirchenneubau des 18. Jahrhunderts im Erzbistum Trier dar. Da in der Folge auch die sich anschließenden Gebäude der Benediktinerabtei neu errichtet wurden, fehlte für die Anschaffung einer dem Kirchenraum angemessenen Orgel zunächst das Geld. Deren Neubau kam erst 1783-86 zustande. Das 1786 von Johann Bernhard Nollet (Orval) fertiggestellte Instrument verfügte über 25 Registern auf zwei Manualen und Pedal. Die bei Bösken/Fischer/Thömmes (siehe unten) wiedergegebene Disposition der Orgel wirft einige Fragestellungen auf. Tremulant und Glockenspiel wären nach der Quelle in der Zählung der 25 genannten Register enthalten, dagegen sind keine Pedalregister aufgeführt. Vermutlich war das Pedal dieses Instruments also nur angehängt, d.h. nicht mit eigenen Registern besetzt, sondern nur zum Spiel der tiefen Töne des Hauptwerkes dienend. Dagegen ist bekannt, dass die Orgelbauerfamilie Nollet oft als einziges Pedalregister eine Posaune 16‘ baute; dieses Register ist aber nicht explizit im Vertrag für Prüm genannt. Auffallend ist weiterhin, dass die Disposition kein 16‘-Prinzipalregister, auf das das Gehäuse zweifelsohne ausgelegt ist, nennt. So war mit dem Schreiner des Gehäuses vertraglich vereinbart worden: „Die hohe von Pedal binnen licht 18 Schuh muss haben (...).“ Eventuell war der Bau eines offenen 16‘-Registers für einen späteren Zeitpunkt vorgesehen und/oder der Prospekt war zunächst nur mit Attrappen besetzt, wie es zum Beispiel auch bei der König-Orgel im Kloster Steinfeld der Fall war (dort waren Holzattrappen in den Pedaltürmen eingebaut). Neben dem Register Flaut travers 8‘ Discant wird im Positiv eine Floet travers Discant ohne Angabe einer Fußtonlage erwähnt; evtl. könnte es sich in Analogie zu der dort vorhandenen Viol di Gamba 16‘ bei der zweiten Nennung ebenfalls um ein 16‘-Diskantregister handeln, wenn kein Übertragungsfehler vorliegt. Dagegen fehlt im Positiv ein grundlegendes, auch im Bass ausgebautes Labialregister wie Bourdon 8‘. Die am Ende der Positivregister genannte „Trompete Ristit 18‘ Discant“ wirft ebenfalls Fragen auf, möglicherweise handelt es sich um einen Schreib- oder Übertragungsfehler und es war Trompete Récit 8‘ Diskant für ein solistisch verwendbares Register gemeint. Nach dem Einmarsch der französischen Soldaten 1794 wurde die Orgel geplündert und die Spielanlage zerstört. 1863 wurde die Nollet-Orgel durch einen Neubau mit 40 Registern auf zwei Manualen von Heinrich Wilhelm Breidenfeld, Trier, im alten Gehäuse ersetzt. 1914 arbeitete die Firna Stahlhut (Aachen) an der Orgel und fügte unter anderem einen neuen Prinzipalbass 16‘ hinzu. Nach Kriegszerstörungen wurde Mitte 1950 ein Teilausbau der Orgel von 13 Registern auf zwei Manualen und Pedal von Orgelbau Klais (Bonn) realisiert, zunächst mit einem Notspieltisch. 1951 folgte dann ein auf drei Manuale und 39 Register (plus einer Transmission) ausgelegter neuer Spieltisch mit elektrischen Trakturen, an den nur die Register des Teilausbaus angeschlossen wurden. Diese Orgel sollte die Breidenfeld-Schleifladen von Hauptwerk und Positiv beibehalten, für Schwellwerk und Pedal waren Kegelladen vorgesehen. Daneben beinhaltete der Spieltisch zwei freie Kombinationen, Subkoppeln zu den Nebenwerken und einen Walzenschweller. 1973 wurde dann unter Verwendung der Register des Teilausbaus die heutige Orgel erbaut, allerdings mit mechanischer Spieltraktur, anders, als es 1951 vorgesehen war. Die Firma Klais verwendete das imposante Gehäuse der Nollet-Orgel weiter, daneben auch wie geplant die beiden Schleifladen von Breidenfeld, daneben noch die offene Holzflöte des Hauptwerks. Gegen den Willen eines Trierer Orgelsachverständigen, der für die große Kirche (über 42.000 Kubikmeter Rauminhalt) eine zweimanualige Orgel als ausreichend erachtete, konnten Kantor Josef Monter und Pastor Robert Lürtzener eine Vergrößerung der Disposition der bereits bestellten Orgel von 30 Registern auf 43 Register erwirken. Die neue Klais-Orgel greift in Disposition und klanglicher Ästhetik den franko-flämischen Stil Nollets auf. Bei der umfangreichen Innensanierung der Basilika 2018/19 wurde die Orgel eingehaust. Sie wird bis Ende August 2019 von der Firma Orgelbau Fasen, Oberbettingen, saniert und gereinigt. |
Gehäuse: | 1783, Johann Baptist Molitor, möglicherweise nach einem Entwurf von Johannes Seiz (kurfürstlicher Hofbaumeister und Architekt des Abteigebäudes) |
Temperatur (Stimmung): | gleichstufig |
Windladen: | Schleifladen |
Spieltraktur: | mechanisch |
Registertraktur: | elektrisch |
Registeranzahl: | 43 |
Manuale: | 3 C-g3 |
Pedal: | C-f1 |
Spielhilfen, Koppeln: | Normalkoppeln, Subkoppel SW-HW (in den 1990er Jahren eingebaut), seit 1996 4 x 1.024 Setzerkombinationen (ursprünglich Sternchensetzer mit sechs mechanischen Setzerkombinationen) |
Klais-Orgel (1973)
I. Positiv | II. Hauptwerk | III. Schwellwerk | Pedal |
Bourdon 8'
Quintade 8' Principal 4' Waldflöte 4' Oktave 2' Quinte 11/3' Sesquialtera 2fach 22/3' Scharff 3-4fach 1' Cromorne 8' Tremulant |
Bourdon 16'
Principal 8' Flute ouverte 8' Salicional 8' Octave 4' Rohrflöte 4' Quinte 22/3' Superoctave 2' Cornet 4fach 4' Mixtur 4fach 11/3' Cymbel 3fach 1/2' Trompete 8' |
Rohrflöte 8'
Gamba 8' Schwebung 8' Fugara 4' Flötgedackt 4' Nasard 22/3' Schweizerpfeife 2' Terz 13/5' Sifflet 1' Acuta 5fach 2' Basson 16' Hautbois 8' Tremulant |
Principal 16'
Subbass 16' Octave 8' Holzflöte 8' Octave 4' Spitzflöte 4' Hintersatz 4fach 22/3' Posaune 16' Trompete 8' Clarine 4' |
Breidenfeld-Orgel (1863, nicht erhalten)
Manual I | Manual II | Pedal |
Principal 16'
Bourdon 16' Principal 8' Fleute ouverte 8' Viola di Gamba 8' Quintatön 8' Fleute traverse 4' Waldflöte 4' Octav 4' Quinte 3' Superoctav 2' Mixtur 4fach Cymbel 3fach Cornett 4fach Trompete 8' B+D |
Viola di Gamba 16'
Echo Salicional 16' Principal 8' Fleute travers 8' Salicional 8' Stillgedackt 8' Fleute amour 4' Gemshorn 4' Octav 4' Quinte 3' Stillflöte 2' Octav 2' Mixtur 3fach Baßetthorn 8' |
Principalbaß 16' (1914 eingeb.)
Violonbaß 16' Subbaß 16' Praestant 8' Violoncello 8' Octav 4' Schweizerbaß 2' Posaune 16' Trompete 8' Clarine 4' Cornettino 2' |
Nollet-Orgel (1786, nicht erhalten)
Hauptwerk | Positive vier fuß |
Montre 8'
Bourdon 8' Viol di Gamba 8' Octave 4' Quint 3' Octave 2' Terz 13/5' Mixtur 4fach Cornete 5fach Trompet 8' B+D Clairon 4' B+D Vox Angelica 2' B |
Montre 4'
Flaut 4' Flaut travers 8' D Gedeckte Quint (22/3'?) Octave 2' Krumbhorn 8' B+D Vox Humana 8' B+D Hubois (8'?) Viol di Gamba 16' D Floet travers D (8' oder 16'?) Trompet Ristit (Récit?) 18' (?) D Tremulant Glockenspiel |
Bibliographie
Anmerkungen: | Fotos: Martin Schmitz, 15./16. Juni 2019 |
Literatur: | Wiedergabe der Disposition der Nollet-Orgel nach der Darstellung in Bösken / Fischer / Thömmes, Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheines, Band 4/2, S. 864f.
Freundliche Mitteilung der Firma Klais vom 15. Juli 2019 |
Weblinks: | Informationen zur Innenrenovierung der Basilika auf der Homepage der Pfarreiengemeinschaft Prüm |