München/Haidhausen, Zweite Kirche Christi, Wissenschafter: Unterschied zwischen den Versionen

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Das Instrument ist ein Eigenbau an dem verschiedenste Personen der Gemeinde beteiligt waren (Geschichte und Bilder werden folgen.)
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Das Instrument ist ein Eigenbau an dem verschiedenste Personen der Gemeinde beteiligt waren.
 
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|GESCHICHTE      = <ref>Ausführliche Geschichte der Orgel: Eric Huber (Vorsitzender des Musikkomitees). Die Veröffentlichung des Textes erfolgte mit freundlicher Genehmigung durch Herrn Huber sowie den Gemeindevorstand.</ref>
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<u>'''Vorgeschichte'''</u>
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Schon bald nach Kriegsende 1945 nahm die ''Zweite Kirche Christi, Wissenschafter, München'' ihre im Krieg verbotene Tätigkeit wieder auf. Die Gemeinde traf sich zu ihren öffentlichen Gottesdiensten und Zeugnisversammlungen sonntagvormittags und mittwochnachmittags in gemieteten Sälen, zuletzt, in den 1960er und 1970er Jahren, im [[München/Maxvorstadt, Sophiensaal im Finanzamt|Sophiensaal in der Sophienstraße]] am Alten Botanischen Garten.  Die Orgel dieses Konzertsaals erfüllte bei den Zusammenkünften wichtige Funktionen:  Begleitung des Gemeindegesangs, der Solo-Arie, der Kollekte, und das Vor- und Nachspiel.
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Als die Mitgliederversammlung 1978 ihren in Personalunion bestehenden Kirchenbauverein ''Zweite Kirche Christi, Wissenschafter, München e.V.'' beauftragte, sich vermöge des über Jahre aus Spenden angesammelten Baufonds um einen eigenen Versammlungsraum zu kümmern (die Kirche selbst als zugehörig zur „Körperschaft des öffentlichen Rechts Christian Science in Bayern“ konnte keine Liegenschaft erwerben), erfuhr sie inmitten dieser Bemühungen völlig überraschend, dass ihr ein betagtes Mitglied das von Mietern bewohnte vierstöckige Gründerzeithaus Maria-Theresia-Straße 3 in München-Haidhausen testamentarisch vermacht hatte. Nach Besichtigung des Anwesens beschloss die Mitgliedschaft einmütig, alle Kraft und Mittel darauf zu verwenden, diese Immobilie für die Kirchenaktivitäten umzubauen und einzurichten. Zu den Einrichtungen musste auch eine Orgel gehören.
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<u>'''Erwerb'''</u>
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Nach den zu erwartenden baulichen Gegebenheiten kam als Instrument für die Gottesdienste eine sogenannte elektronische Orgel in Betracht.  Vorstand, Musikkomitee und interessierte Mitglieder besuchten etliche Kirchen in München, die zur Vorführung eines solchen, neu erworbenen Instruments einluden. Ein Mitglied des Musikkomitees, selbst Musiklehrerin und als Flötistin auf volle Tonformung bedacht, war jedes Mal unbeeindruckt von den besonderen Effekten, mit denen sich die Vorführungen oft brüsteten. Ihr graute eher vor der Sterilität und Volumenarmut der Töne, die bei dem damaligen Stand der Technik allesamt von einigen wenigen Tongeneratoren abgeleitet wurden. Insbesondere beim Gemeindegesang würde die Lautstärke des Instruments bis ins Unangenehme angehoben werden müssen, damit es seine Führungsfunktion wahrnehmen könnte. 
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Sie wusste, dass es was Besseres gab.  Sie war nämlich die Tochter von Dipl-Ing. Kurt Schmidt (1891-1975), der zu Hause eine Orgel mit ca. 600 Pfeifen betrieb, die kaum mehr Platz einnahm als ein Harmonium.  Den geringen Platzbedarf erreichte er durch Windladen ohne Kanzellen, durch Pfeifenventile, eines unter jeder Pfeife, magnetisch aktiviert, die er „Hülsmagnete“ nannte, und eine komplett elektrische Traktur, die er „Klavitraktur“ nannte.  Beide wurden patentiert.  Die Motivation von Kurt Schmidt war es, Liebhabern und kleinen Gemeinden echte Pfeifenorgeln zu ermöglichen.
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Dieser Beziehung war es zu verdanken, dass die Kirche hellhörig wurde, als sie eher abwertend beiläufig von einer ungebrauchten Hülsmagnetorgel erfuhr, die bei Orgelbau Stöberl in München-Perlach auf Kommission in Einzelteilen zum Verkauf auslag.  Eine Besichtigung ergab, dass das Material für eine Orgel vollständig vorhanden war: 700 Pfeifen, zwei vollständig mit Hülsmagneten bestückte Windladen, der vollständig verschaltete Spieltisch einschließlich Pedal der Fa. Eisenschmidt aus Starnberg, ein Windgenerator und ein Gleichrichter für den 12V Traktur-Strom.
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Dieses Material war gemeinsam mit Kurt Schmidt von einem Münchener Geschäftsmann zusammengestellt worden, der sie in seinen Bungalow-Neubau einbauen wollte, aber wegen einer Familienstands-Änderung davon absah.  Die Kirche kaufte das gesamte Material für 25‘000 DM, und es wurde zur Maria-Theresia-Str. 3 gebracht, wo noch Baustelle war.
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<u>'''Zusammenbau'''</u>
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Das Vorhandensein der Orgelbauteile ermöglichte, den Einbau genau zu planen.  Wie der Aufbau im Bungalow ursprünglich gedacht war, ist nicht bekannt, jedoch gewiss ohne Gehäuse und Prospektpfeifen.  Auch hier wurde ein Gehäuse nicht in Betracht gezogen.  Der zur Verfügung stehende Platz im Kirchensaal war der Treppenschacht vom Saal zum Kellergeschoss.  Es wurde folgende Anordnung entschieden: Die beiden Laden werden als Abdeckung der Treppe verwendet.  Die Unterlade erhält den Platz über dem tieferen Teil der Treppe und zwar so, dass die größeren Holzpfeifen des Gedackt 8‘ (und akustisch 16‘) an der Wand lehnen können.  Die Oberlade erhält den Platz über dem oberen Teil der Treppe. Für deren längere Pfeifen der Reihen Spitzflöte (drei waren gekröpft) und Quinte reicht der Abstand bis zur Decke des Saals nicht. Es muss eine dritte Lade eingerichtet werden, Mittellade genannt, auf der diese Metallpfeifen vor der Oberlade eine Art Prospektanmutung ergeben.
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Vor dem Einbau wurden die Teile gründlich untersucht.  Ein regelmäßiger Besucher der Gottesdienste, bei Siemens angestellter Diplomingenieur der Elektrotechnik, riet zu entscheidenden Verbesserungen:  Der an eine übliche Steckdose anzuschließende Gleichrichter für den 12 Volt Traktur-Strom sollte durch einen Dreiphasen-gespeisten Gleichrichter ersetzt werden, der wesentlich leistungsstärker war und sekundärseitig kaum Glättung benötigte.  Und zweitens sollten die Hülsmagnete mit Dioden überbrückt werden, die die Funkenbildung an den Kontakten der Traktur unterdrückten.  Er dimensionierte die Teile, beschaffte sie und kümmerte sich um den korrekten Einbau.  Sein Sohn, ein Sonntagschüler der Kirche, besorgte das Einlöten der Dioden (1400 Lötstellen) fehlerfrei.  Der Vater wies die auf der Baustelle befindlichen Elektriker an, wie die Drehstromleitung zu verlegen sei.  Diese beiden Verbesserungen sind dafür verantwortlich, dass die Traktur jahrzehntelang elektrisch störungsfrei funktioniert. (Probleme, die auftraten, lagen nicht in der Elektrik, sondern in der Dichtung einiger Hülsmagnete der Größe HM16).
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Während die Bauarbeiten an dem Treppenschacht weiterliefen, beschäftigten sich (vorwiegend junge) Gemeindemitglieder mit weiteren Vorbereitungsarbeiten. Die Hülsmagnete in den Laden wurden einer Sichtprüfung unterzogen (was sich fast als überflüssig erwies), die Pfeifen (Hersteller unbekannt) von ihrem Lagerungsstaub befreit und sortiert.  Schließlich wurden in Zusammenarbeit mit dem Schreiner die Laden an ihre Plätze gehoben, fixiert und mit der Mittellade verbunden, der Balgenkasten und der Spieltisch an ihre Plätze gebracht, das Gebläse in ein Kämmerchen unter der Treppe installiert und alles hydraulisch miteinander verbunden. Die Pfeifen konnten auf die Hülsmagnete gestellt und die Leitungen zwischen Spieltisch und Hülsmagneten gelegt werden. Die Treppe war benutzbar. 
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Als dann im Frühjahr 1981 der erste Gottesdienst stattfand, wurde ein gemietetes Positiv, das auf dem Podium stand, benutzt. Die Orgel war noch nicht intoniert. Ein junges Mitglied, das nach seinem Abitur eine Orgelbauerlehre bei der Firma Eisenschmidt begonnen hatte, hatte Kontakt mit einem Intonateur, und die beiden besorgten in vierzehntägiger Arbeit die Intonation.  Das war das erste Mal, dass jemand von der Orgelbaugilde in dem Orgelprojekt involviert war. Im Sommer 1981 erklang die Orgel zum ersten Mal im Gottesdienst.
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Seitdem dient sie regelmäßig zweimal in der Woche der Gemeinde vor, während und nach den Gottesdiensten und ist beliebt bei Hörern und Organisten.  Einige wenige Unterbrechungen gab es.  Das letzte Mal vom 26. April bis 19. Mai 2017 zwecks Generalreinigung, Austausch von 2 Oktaven der kurz-bechrigen Holzregal-Pfeifen durch solche mit unverkürztem Becher (von Pfeifenbau Killinger, Freiberg/Neckar), in der 8‘ Lage Oboe genannt, und Ergänzen von Excenter-Tremulanten, die auf dem Unterladen-Balgenkasten und der Oberlade montiert sind.  Dies wurde von Münchner Orgelbau Johannes Führer ausgeführt.
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<u>'''Disposition'''</u>
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Die Struktur der Disposition nutzt die Tatsache, dass Transmissionen (Zuordnen der Pfeifen einer Reihe zu den Tasten in verschiedenen Oktavlagen) bei der rein elektrischen Traktur mit Pfeifen-Einzelansprache einfach zu realisieren sind. Der Disposition liegen zugrunde:  6 Hauptreihen und 5 Aliquote, keine Mixtur.
 
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|QUELLEN        = Ausführliche Dokumentation der Orgel in einer freundlichen Mitteilung der Gemeinde ''Zweite Kirche Christi, Wissenschafter, München'' sowie Eigene Sichtung - September 2023
 
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Aktuelle Version vom 10. März 2024, 11:02 Uhr


Multiplexorgel im Kirchsaal der Zweiten Kirche Christi Wissenschafter München-Haidhausen
München-Haidhausen, Zweite Kirche Christi, Wissenschafter, Orgel (2).jpg
München-Haidhausen, Zweite Kirche Christi, Wissenschafter, Orgel (3).jpg
München-Haidhausen, Zweite Kirche Christi, Wissenschafter, Orgel (4).jpg
Orgelbauer: Das Instrument ist ein Eigenbau an dem verschiedenste Personen der Gemeinde beteiligt waren.
Baujahr: 1981
Geschichte der Orgel: [1]

Vorgeschichte

Schon bald nach Kriegsende 1945 nahm die Zweite Kirche Christi, Wissenschafter, München ihre im Krieg verbotene Tätigkeit wieder auf. Die Gemeinde traf sich zu ihren öffentlichen Gottesdiensten und Zeugnisversammlungen sonntagvormittags und mittwochnachmittags in gemieteten Sälen, zuletzt, in den 1960er und 1970er Jahren, im Sophiensaal in der Sophienstraße am Alten Botanischen Garten. Die Orgel dieses Konzertsaals erfüllte bei den Zusammenkünften wichtige Funktionen: Begleitung des Gemeindegesangs, der Solo-Arie, der Kollekte, und das Vor- und Nachspiel.

Als die Mitgliederversammlung 1978 ihren in Personalunion bestehenden Kirchenbauverein Zweite Kirche Christi, Wissenschafter, München e.V. beauftragte, sich vermöge des über Jahre aus Spenden angesammelten Baufonds um einen eigenen Versammlungsraum zu kümmern (die Kirche selbst als zugehörig zur „Körperschaft des öffentlichen Rechts Christian Science in Bayern“ konnte keine Liegenschaft erwerben), erfuhr sie inmitten dieser Bemühungen völlig überraschend, dass ihr ein betagtes Mitglied das von Mietern bewohnte vierstöckige Gründerzeithaus Maria-Theresia-Straße 3 in München-Haidhausen testamentarisch vermacht hatte. Nach Besichtigung des Anwesens beschloss die Mitgliedschaft einmütig, alle Kraft und Mittel darauf zu verwenden, diese Immobilie für die Kirchenaktivitäten umzubauen und einzurichten. Zu den Einrichtungen musste auch eine Orgel gehören.


Erwerb

Nach den zu erwartenden baulichen Gegebenheiten kam als Instrument für die Gottesdienste eine sogenannte elektronische Orgel in Betracht. Vorstand, Musikkomitee und interessierte Mitglieder besuchten etliche Kirchen in München, die zur Vorführung eines solchen, neu erworbenen Instruments einluden. Ein Mitglied des Musikkomitees, selbst Musiklehrerin und als Flötistin auf volle Tonformung bedacht, war jedes Mal unbeeindruckt von den besonderen Effekten, mit denen sich die Vorführungen oft brüsteten. Ihr graute eher vor der Sterilität und Volumenarmut der Töne, die bei dem damaligen Stand der Technik allesamt von einigen wenigen Tongeneratoren abgeleitet wurden. Insbesondere beim Gemeindegesang würde die Lautstärke des Instruments bis ins Unangenehme angehoben werden müssen, damit es seine Führungsfunktion wahrnehmen könnte.

Sie wusste, dass es was Besseres gab. Sie war nämlich die Tochter von Dipl-Ing. Kurt Schmidt (1891-1975), der zu Hause eine Orgel mit ca. 600 Pfeifen betrieb, die kaum mehr Platz einnahm als ein Harmonium. Den geringen Platzbedarf erreichte er durch Windladen ohne Kanzellen, durch Pfeifenventile, eines unter jeder Pfeife, magnetisch aktiviert, die er „Hülsmagnete“ nannte, und eine komplett elektrische Traktur, die er „Klavitraktur“ nannte. Beide wurden patentiert. Die Motivation von Kurt Schmidt war es, Liebhabern und kleinen Gemeinden echte Pfeifenorgeln zu ermöglichen.

Dieser Beziehung war es zu verdanken, dass die Kirche hellhörig wurde, als sie eher abwertend beiläufig von einer ungebrauchten Hülsmagnetorgel erfuhr, die bei Orgelbau Stöberl in München-Perlach auf Kommission in Einzelteilen zum Verkauf auslag. Eine Besichtigung ergab, dass das Material für eine Orgel vollständig vorhanden war: 700 Pfeifen, zwei vollständig mit Hülsmagneten bestückte Windladen, der vollständig verschaltete Spieltisch einschließlich Pedal der Fa. Eisenschmidt aus Starnberg, ein Windgenerator und ein Gleichrichter für den 12V Traktur-Strom.

Dieses Material war gemeinsam mit Kurt Schmidt von einem Münchener Geschäftsmann zusammengestellt worden, der sie in seinen Bungalow-Neubau einbauen wollte, aber wegen einer Familienstands-Änderung davon absah. Die Kirche kaufte das gesamte Material für 25‘000 DM, und es wurde zur Maria-Theresia-Str. 3 gebracht, wo noch Baustelle war.


Zusammenbau

Das Vorhandensein der Orgelbauteile ermöglichte, den Einbau genau zu planen. Wie der Aufbau im Bungalow ursprünglich gedacht war, ist nicht bekannt, jedoch gewiss ohne Gehäuse und Prospektpfeifen. Auch hier wurde ein Gehäuse nicht in Betracht gezogen. Der zur Verfügung stehende Platz im Kirchensaal war der Treppenschacht vom Saal zum Kellergeschoss. Es wurde folgende Anordnung entschieden: Die beiden Laden werden als Abdeckung der Treppe verwendet. Die Unterlade erhält den Platz über dem tieferen Teil der Treppe und zwar so, dass die größeren Holzpfeifen des Gedackt 8‘ (und akustisch 16‘) an der Wand lehnen können. Die Oberlade erhält den Platz über dem oberen Teil der Treppe. Für deren längere Pfeifen der Reihen Spitzflöte (drei waren gekröpft) und Quinte reicht der Abstand bis zur Decke des Saals nicht. Es muss eine dritte Lade eingerichtet werden, Mittellade genannt, auf der diese Metallpfeifen vor der Oberlade eine Art Prospektanmutung ergeben.

Vor dem Einbau wurden die Teile gründlich untersucht. Ein regelmäßiger Besucher der Gottesdienste, bei Siemens angestellter Diplomingenieur der Elektrotechnik, riet zu entscheidenden Verbesserungen: Der an eine übliche Steckdose anzuschließende Gleichrichter für den 12 Volt Traktur-Strom sollte durch einen Dreiphasen-gespeisten Gleichrichter ersetzt werden, der wesentlich leistungsstärker war und sekundärseitig kaum Glättung benötigte. Und zweitens sollten die Hülsmagnete mit Dioden überbrückt werden, die die Funkenbildung an den Kontakten der Traktur unterdrückten. Er dimensionierte die Teile, beschaffte sie und kümmerte sich um den korrekten Einbau. Sein Sohn, ein Sonntagschüler der Kirche, besorgte das Einlöten der Dioden (1400 Lötstellen) fehlerfrei. Der Vater wies die auf der Baustelle befindlichen Elektriker an, wie die Drehstromleitung zu verlegen sei. Diese beiden Verbesserungen sind dafür verantwortlich, dass die Traktur jahrzehntelang elektrisch störungsfrei funktioniert. (Probleme, die auftraten, lagen nicht in der Elektrik, sondern in der Dichtung einiger Hülsmagnete der Größe HM16).

Während die Bauarbeiten an dem Treppenschacht weiterliefen, beschäftigten sich (vorwiegend junge) Gemeindemitglieder mit weiteren Vorbereitungsarbeiten. Die Hülsmagnete in den Laden wurden einer Sichtprüfung unterzogen (was sich fast als überflüssig erwies), die Pfeifen (Hersteller unbekannt) von ihrem Lagerungsstaub befreit und sortiert. Schließlich wurden in Zusammenarbeit mit dem Schreiner die Laden an ihre Plätze gehoben, fixiert und mit der Mittellade verbunden, der Balgenkasten und der Spieltisch an ihre Plätze gebracht, das Gebläse in ein Kämmerchen unter der Treppe installiert und alles hydraulisch miteinander verbunden. Die Pfeifen konnten auf die Hülsmagnete gestellt und die Leitungen zwischen Spieltisch und Hülsmagneten gelegt werden. Die Treppe war benutzbar.

Als dann im Frühjahr 1981 der erste Gottesdienst stattfand, wurde ein gemietetes Positiv, das auf dem Podium stand, benutzt. Die Orgel war noch nicht intoniert. Ein junges Mitglied, das nach seinem Abitur eine Orgelbauerlehre bei der Firma Eisenschmidt begonnen hatte, hatte Kontakt mit einem Intonateur, und die beiden besorgten in vierzehntägiger Arbeit die Intonation. Das war das erste Mal, dass jemand von der Orgelbaugilde in dem Orgelprojekt involviert war. Im Sommer 1981 erklang die Orgel zum ersten Mal im Gottesdienst.

Seitdem dient sie regelmäßig zweimal in der Woche der Gemeinde vor, während und nach den Gottesdiensten und ist beliebt bei Hörern und Organisten. Einige wenige Unterbrechungen gab es. Das letzte Mal vom 26. April bis 19. Mai 2017 zwecks Generalreinigung, Austausch von 2 Oktaven der kurz-bechrigen Holzregal-Pfeifen durch solche mit unverkürztem Becher (von Pfeifenbau Killinger, Freiberg/Neckar), in der 8‘ Lage Oboe genannt, und Ergänzen von Excenter-Tremulanten, die auf dem Unterladen-Balgenkasten und der Oberlade montiert sind. Dies wurde von Münchner Orgelbau Johannes Führer ausgeführt.


Disposition

Die Struktur der Disposition nutzt die Tatsache, dass Transmissionen (Zuordnen der Pfeifen einer Reihe zu den Tasten in verschiedenen Oktavlagen) bei der rein elektrischen Traktur mit Pfeifen-Einzelansprache einfach zu realisieren sind. Der Disposition liegen zugrunde: 6 Hauptreihen und 5 Aliquote, keine Mixtur.

Windladen: Einzeltonladen mit Hülsenmagneten
Spieltraktur: elektrisch
Registertraktur: elektrisch
Registeranzahl: 36 Register aus 11 Pfeifenreihen [Anm. 1]
Manuale: 2 C-g3
Pedal: 1 C-f1
Spielhilfen, Koppeln: II/I, I/P, II/P, 1 freie Kombination, Pleno, Tremulant (ganze Orgel, einstellbar)



München-Haidhausen, Zweite Kirche Christi, Wissenschafter, Orgel (7).jpg
München-Haidhausen, Zweite Kirche Christi, Wissenschafter, Orgel (9).jpg
Spieltisch
München-Haidhausen, Zweite Kirche Christi, Wissenschafter, Orgel (14).jpg
Oboe 8' (2017 durch Orgelbau Führer eingebaut)
Hülsenmagnete zur Ansteuerung direkt unter den Pfeifen


Disposition

I Manual II Manual Pedal
Gedeckt 16' (1)

Spitzflöte 8' (2)

Rohrflöte 8' (3)

Prinzipal 4' (4)

Gedeckt 4' (1)

Quinte 22/3' (7)

Oktave 2' (8)

Rohrflöte 2' (3)

Terz 13/5' (9)

Prinzipal 1' (4)

None 1/9' (11)

Oboe 8' (5)

Gedeckt 8' (1)

Spitzflöte 4' (2)

Rohrflöte 4' (3)

Prinzipal 2' (4)

Spitzflöte 2' (2)

Quinte 11/3' (7)

Oktave 1' (8)

Oktave 1/2' (8)

Septime 1/7' (10)

Regal 16' (5)

Krummhorn 8' (6)

Krummhorn 4' (6)

Gedeckt 16' (1)

Gedeckt 102/3' (1)

Spitzflöte 8' (2)

Gedeckt 8' (1)

Quinte 52/3' (1)

Prinzipal 4' (4)

Gedeckt 4' (1)

Quinte 22/3' (7)

Oktave 2' (8)

Regal 16' (5)

Oboe 8' (5)

Krummhorn 4' (6)




Auflistung der Pfeifenreihen

(1) Gedeckt 16'-102/3'-8'-4'

(2) Spitzflöte 8'-4'-2'

(3) Rohrflöte 8'-4'-2'

(4) Prinzipal 4'-2'-1'

(5) Regal/Oboe 16'-8'

(6) Krummhorn (8')-4' [Anm. 2]

(7) Quinte 11/3'-2/3'-1/3'

(8) Oktave 2'-1'-(1/2') [Anm. 3]

(9) Terz 1/5'

(10) Septime 1/7' [Anm. 4]

(11) None 1/9' [Anm. 4]


Anmerkungen:

  1. 667 Pfeifen, Winddruck: 70 mmWS.
  2. In der 8'-Lage erst ab H klingend.
  3. in der höchsten Oktave der 1/2'-Lage repetierend.
  4. 4,0 4,1 Die Septime und die None bestehen jeweils nur aus 12 Pfeifen und repetieren in jeder Oktave.




Bibliographie

Anmerkungen:
  1. Ausführliche Geschichte der Orgel: Eric Huber (Vorsitzender des Musikkomitees). Die Veröffentlichung des Textes erfolgte mit freundlicher Genehmigung durch Herrn Huber sowie den Gemeindevorstand.
Quellen/Sichtungen: Ausführliche Dokumentation der Orgel in einer freundlichen Mitteilung der Gemeinde Zweite Kirche Christi, Wissenschafter, München sowie Eigene Sichtung - September 2023
Weblinks: Webseite der Kirchengemeinde