Altenberg (Erzgebirge)/Lauenstein, Stadtkirche, Jehmlich-Orgel (zerstört): Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 28. Dezember 2021, 11:51 Uhr


Altenberg (Erzgebirge)-Lauenstein, Stadtkirche, Jehmlich-Orgel, 2000
Lauenstein, Stadtkirche, 2018.
Orgelbauer: Jehmlich, Gotthelf Friedrich, op.3
Baujahr: 1817, Restaurierung 2000
Geschichte der Orgel: Nach Überlieferung der Archivalien stammte die Vorgängerorgel aus dem 16. Jahrhundert. Die Baugeschichte und der Erbauer sind unbekannt. Ein Reparaturanschlag von Johann Tobias Dressel aus Buchholz aus dem Jahr 1733 beschreibt die Disposition der Orgel.

1815 entschloss man sich eine neue Orgel bauen zu lassen. Das Geld für die Orgel kam aus dem Nachlass des am 9. September 1810 verstorbenen Johann Daniel Klähn, Wundarzt und Bürgermeister in Lauenstein. Gotthelf Friedrich Jehmlich reichte am 10. August 1815 einen ersten Kostenanschlag für den Bau einer neuen Orgel mit 18 Stimmen für die Evangelische Stadtkirche St. Laurentius und Laurentin im erzgebirgischen Lauenstein ein. Neben ihm hatten sich beworben Friedrich Traugott Kayser und Johann Andreas Uthe (Königlicher Hoforgelbauer). 1816 entschied man sich für den Dispositionsentwurf von Jehmlich. Der Orgelkontrakt ist nicht überliefert. Vermutlich begann er 1817 mit den Arbeiten. Die Abnahme des Instrumentes erfolgte am 23. Januar 1819. Die Einweihung am 24.Januar 1819.

1827 Karl Gottlieb Häcker aus Borna stimmt die Orgel und deckt die Posaunenbecher ab, weil tote Vögel darin gefunden wurden.

1833 Johann Gotthold Jehmlich aus Dresden stimmt die Orgel um ¼ Ton höher (440 Hz), einschließlich Reparatur und Nachintonation.

1896 umfassende Sanierung der Kirche durch das Architekturbüro Schilling & Gräbner aus Dresden, auch die Orgel und Orgelempore wurden umgestaltet. Die Orgel musste dafür ab und wiederaufgebaut werden. Das Orgelgehäuse sollte ein moderneres Aussehen erhalten und mehr Platz sollte auf der Orgelempore entstehen. Den Auftrag erhielten Gebrüder Jehmlich (Bruno & Emil) aus Dresden. Das Orgelgehäuse fertigte die Möbelfabrik Bau- und Kunsttischlerei Friedrich Hengst in Pirna neu nach Vorgaben des Architekturbüro Schilling & Gräbner aus Dresden und unter Verwendung alter Gehäuseteile. Die Prospektpfeifen wurden nach dem Umbau des Gehäuses bemalt von der Firma Boguth & Seul aus Berlin. Auf dunklem Hintergrund wiesen Flammenlinien vom Labienbereich ausgehend auf dem Pfeifenkörper nach oben. Die Pfeifenenden waren jeweils mit einer Blüte verziert.

1917 Von der Abgabe der Prospektpfeifen an die Kriegswirtschaft war die Gemeinde befreit, dank Mitteilung vom Kriegsamt Berlin und dank Befürwortung der Orgelbaufirma, deren Erstlingswerk diese Orgel war.

1935 wurde ein Orgelmotor durch die Firma Barth & Boscher, Dippoldiswalde, eingebaut.

1955 Reinigung und Überholung der Orgel durch Gebrüder Jehmlich (Otto & Rudolf).

2000 Orgelrestaurierung durch den Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH. Wiedereinweihung der Orgel mit einem Festgottesdienst am 1. Oktober 2000.

2003 In der Nacht vom 21. Zum 22. Juli 2003 brannte das Instrument ab. Die Brandursache war möglicherweise ein durch Tierbiß des Kabels ausgelöster Kurzschluss in der elektrischen Anlage der Orgel. Die Balganlage und Teile des Pedalwerks konnten gerettet werden.

2005 erfolgte eine Rekonstruktion der Orgel durch den Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH.

Gehäuse: 2001 erfolgte eine restauratorische Überarbeitung der Farbfassung des Gehäuses durch Peter Taubert, Dresden.
Stimmtonhöhe: 438 Hz bei 18°C und 80 mm WS als tiefst möglicher Stimmton.
Temperatur (Stimmung): Gleichstufig temperiert wie bei der Erbauung der Orgel.
Windladen: Schleifladen
Spieltraktur: mechanisch
Registertraktur: mechanisch
Registeranzahl: 19
Manuale: 2
Pedal: 1
Spielhilfen, Koppeln: NEBENZÜGE

Schwebung II

Manualschiebekoppel II/I

Pedalkoppel I/P

Kalkantenklingel

Sperrventile I, II und P



Disposition der Orgel nach der Restaurierung 2000 durch den JOD

I.HAUPTWERK C-f³ II.HINTERWERK C-f³ PEDAL C-c1
1.Bordun 16‘

2.Prinzipal 8‘

3.Rohrflöte 8‘

4.Oktave 4‘

5.Spitzflöte 4‘

6.Oktave 2‘

7.Quinte 3‘

8.Kornett ab c1 IV

9.Mixtur IV

10.Gedackt 8‘

11.Sifflöte 1‘

12.Rohrflöte 4‘

13. Nasat 3‘

14.Flöte 2‘

15.Zimbel II

16.Prinzipalbaß 16‘

17.Subbaß 16‘

18.Oktavbaß 8‘

19.Posaunenbaß 16‘


Disposition der Gotthelf Friedrich Jehmlich-Orgel 1817 nach Hahn

I.HAUPTWERK C-f³ II.HINTERWERK C-f³ PEDAL C-c1
1.Prinzipal 8‘

2.Oktave 4‘

3.Bourdun 16‘

4.Rohrfloete 8‘

5.Cornet 4fach

6.Spitzfloete 4‘

7.Quinte 3‘

8.Octave 2‘

9.Mixtur 4fach

10.Gedackt 8‘

11.Siffloete 1‘

12.Rohrfloete 4‘

13.Naßat 3‘

14.Flöte 2‘

15.Cimbel 2fach

16.Posaunen Bass 16‘

17.Octavbass 8‘

18.Subbaß 16‘

19.Principalbasss 16‘


NEBENREGISTER und SPIELHILFEN


Manualschiebekoppel II/I
Pedal-Coppel I/P
Sperrventil I.Man
Sperrventil II.Man
Sperrventil Pedal
Noli me tangere. Klingel


Disposition der Vorgängerorgel, Erbauer unbekannt, Zustand von 1733 nach Gutachten von Johann Tobias Dressel

Im Haupt Manual In Rück Positiv in Pedal
1.Principal in gesicht 8‘

2.Gedacktes 8‘

3.Quintadena 8‘

4.Oktav 4‘

5.Quinta 3‘

6.Octav 2‘

7.Gemshorn oder Spitzflödt 2‘

8.Mixtur 4fach

1.Principal in gesicht 4‘

2.Gedacktes 8‘

3.Trompett 8‘

4.Octav 2‘

5.Zimbel 2fach

1.Subbaß gedackt 16‘

2.Poßaun baß 16‘



Bibliographie

Literatur: Dähnert, Ulrich: Historische Orgeln in Sachsen, VEB Deutscher Verlag für Musik Leipzig, 1980, S.174-175.

Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen, Orgeldatenbank ORKASA

Felix Friedrich/Vitus Froesch: Orgeln in Sachsen – Ein Reiseführer, Altenburg: Kamprad-Verlag [2012], S.128-131

Hahn, Andreas: Die Orgel von Gotthelf Friedrich Jehmlich in der ev. Stadtkirche zu Lauenstein (Erzgebirge). Geschichte-Restaurierung-Untergang. In: Sonderdruck aus Acta Organologica, Band 28. Herausgegeben von Alfred Reichling, Kassel (Merseburger) 2004.

Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH

Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH: Bericht, Restaurierung und Rekonstruktion der Gotthelf Friedrich Jehmlich-Orgel in der Ev. Stadtkirche St. Marien und Laurentin zu Lauenstein, [2000].

Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH: [Faltblatt] zur „Wiedereinweihung der restaurierten Orgel in der Ev. Kirche Lauenstein, 1. Oktober 2000“.

Küttner: Wertvolle Jehmlich-Orgel in Lauenstein wird restauriert. In: Dresdner Neueste Nachrichten, 29. September 2000.

Lexikon norddeutscher Orgelbauer, Bd.2, Sachsen und Umgebung, Pape-Verlag Berlin, 2012, S.169.

Weblinks: Wikipedia, Lauenstein, Stadtkirche

Kirche Lauenstein

Stadtkirche Lauenstein, Jehmlich-Orgel

SLUB Dresden, Deutsche Fotothek, Stadtkirche Lauenstein, Westempore mit Orgel von Gotthelf Friedrich Jehmlich, erbaut 1817, Foto Gergard Döring