Pasłęk, St. Bartholomäus: Unterschied zwischen den Versionen

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Kurtz Flöte    8' <ref>rohrgedeckt, Innenrohr</ref>

Version vom 4. November 2021, 19:00 Uhr


Hildebrandt-Orgel in Pasłęk
Pasłęk, St.-Bartholomäuskirche (2).jpg
Pasłęk, St.-Bartholomäuskirche (5).jpg
Pasłęk, St.-Bartholomäuskirche (1).jpg
Orgelbauer: Andreas Hildebrandt, Danzig
Baujahr: 1717–1719
Geschichte der Orgel: 2010–2013: Restaurierung durch Kristian Wegscheider (Mitarbeit von Szymon Januszkiewicz)
Intonation: Reinhard Schäbitz


Baugeschichte der Andreas-Hildebrandt-Orgel in der Pfarrkirche St. Bartholomäus in Pasłęk
(Quelle, mit frdl. Genehmigung)

ca. 1550
ein altes Positiv aus der Bartholomäus-Kirche wird dem Organisten in Elbing verkauft

1580
Aufstellung eines neuen Positivs in der Kirche

1597
Bau einer neuen Orgel von einem Orgelmacher Joachim Zickermann aus Königsberg und dem Bildschnitzer Asman Moeller aus Lübeck, das Orgelgehäuse wurde vom Maler Alexander Daurin (Darin) aus Italien vergoldet und bemalt.

1717–1719
Bau einer neuen Orgel von Andreas Hildebrandt aus Danzig (als erstes großes Instrument aus seiner Werkstatt) mit Hilfe eines Elbinger Bildschnitzers, unter Verwendung einiger Teile der Vorgängerorgel von 1597. Die Werke der Orgel wurden in zwei völlig unabhängigen Gehäusen aufgestellt, sodass im südlichen Gehäuse die beiden Manualwerke und im nördlichen die beiden Pedalwerke ihre Plätze fanden. Eine ähnliche Lösung kannte Hildebrandt aus der Danziger Trinitatiskirche, für deren St. Anna-Kapelle er 1710 eine neue Orgel baute. Die Hauptorgel der Trinitatiskirche, deren Hauptkorpus noch aus dem 17. Jh. stammte, hatte auch zwei nebeneinanderstehende Gehäuse, ein von denen 1703 hinzugefügt wurde und ausschliesslich Pedalregister enthalten hat.

28. Mai 1719 (Pfingstfest)
Einweihung der neuen Orgel

24. April 1750
Vertrag mit dem im Oberlande privilegierten Orgelbauer Christoph Heinrich Obuch für den Abbruch, Reparatur und Wiederaufbau der Orgel (wegen Bauarbeiten in der St. Bartholomäus-Kirche)

4. April 1752
Fertigstellung der Arbeiten durch Christoph Heinrich Obuch

25. Juli 1783
Kostenanschlag von Christoph Heinrich Obuch für eine erneute Reparatur der Orgel

Ende 1784
Fertigstellung der 1783 vorgeschlagenen Orgelbauarbeiten

Mitte 1806
Fertigstellung einer erneuten Reparatur von Jacob Preuss aus Königsberg

1832
Reparatur der Orgel durchgeführt von Johann Friedrich Frost

1. August 1861
Vertrag mit dem Orgelbauer G. (Georg?) Ziegler aus Marienburg über eine Reparatur der Orgel, im Oberwerk wurde Salicional 4' zu einem 8' mit neuer Bassoktave umgestellt, eine hölzerne Lieblich Gedacktflöte 16' eingebaut, wobei Kurtzflöte 8' und Sesquialtera 2fach entfernt wurden; die ganze Orgel, die im Chorton stand, wurde durch Umhängen der Traktur um einen Halbton nach unten umgestimmt und eine bis jetzt nicht vorhandene Manualkoppel gebaut; die originalen Registerschilder wurden durch neue überklebt (auf rot Saffian mit Golddruck)

29. Dezember 1864
Kantor Grabowski nennt in einem Brief an den Superintendenten fehlende Pfeifen in der Orgel: im Manual D und F von Trompet 8', H von Octaf 2', Es von Rohr Flöte 4'; im Oberwerk Es von Prinzipal 4'; im Pedal Cis von Trompet 8' und Cis von Schalmey 4'

1881
Umbau durch den Orgelbauer August Terletzki: neue Klaviaturen bis f3 wurden eingebaut (der Umfang der Laden wurde nicht geändert und die zusätzlichen Tasten blieben stumm), Vox humana 8' durch Geigenprinzipal 8' ersetzt , Schalmose 8' entfernt, Viola di Gamba 8' und Salicional 8' wurden im Diskant erneuert, Mixtur zum Teils neu gebaut

nach 1881
der Nachfolger von Terletzki, Wittek in Elbing, hatte die vertragsmäßige Pflege und Stimmung der Orgel aufzuführen

1928–1929
Pneumatisierung und Umbau der Orgel durch Firma Sauer aus Frankfurt/Oder, unter Beibehaltung des alten Pfeifenwerks und Windladen für das Haupt- und Oberwerk. In den letzten Tagen des 2. Weltkrieges wurde die bis dahin vollständige Orgel zum Teil ausgeplündert und anschließend zwischen 1950 und 1975 von den polnischen Orgelbaufirmen in der damals üblichen Manier mit Zinkpfeifen ergänzt, was die Orgel einerseits spielbar, andererseits klanglich sehr uneinheitlich machte. Starke Verschmutzung, Verschleiss der Lederteile, fehlende Pflege und unprofessionelle Reparaturversuche ließen Orgel schließlich verstummen.

Die akute Notwendigkeit der Restaurierung resultierte auch aus der gefährdeten Statik der Orgel, vollständiger Unspielbarkeit, Uneinheitlichkeit des Pfeifenmaterials und des Klanges, wie auch des Holzwurmbefalls.

2009 wurden denkmalpflegerische Richtlinien erarbeitet, eine Orgelkommission berufen und Konsultanten aus Polen und Deutschland engagiert (Experten aus dem Baltischen Orgel Centrum e.V. Stralsund und aus der Staatlicher Musikhochschule in Łódź). Durchgeführt wurden Vergleichsuntersuchungen sämtlicher noch erhaltenen Orgeln von Hildebrandt und seinen Schülern.

Mit Zustimmung der Denkmalpflege wurden die Umfänge der Arbeiten und die Firmen spezifiziert und gewählt, anschließend wurde angefangen, die finanziellen Mittel zu organisieren.

2010 wurde die I. Etappe der Restaurierungsarbeiten ausgeführt, in deren Rahmen der Orgelprospekt vollständig und die Bälge restauriert wurden, die gesamte Orgel wurde auch demontiert und genauestens dokumentiert. 2011 wurde die II. Etappe - erste Arbeiten am Innenleben der Orgel - abgeschlossen. Für 2012 ist die III. Etappe und für 2013 die finale IV. Etappe der Restaurierungsarbeiten vorgesehen.

Dank der großzügigen Unterstützung der Hermann-Reemtsma-Stiftung Hamburg konnte für diese Restaurierung der anerkannte Orgelrestaurator Kristian Wegscheider aus Dresden, unter Mitarbeit des jungen polnischen Orgelbauers Szymon Januszkiewicz, gewonnen werden.

Stimmtonhöhe: a1= 465 Hz (18 °C )
Transponiervorrichtung Oberwerk: 415 Hz
Temperatur (Stimmung): Neidhardt "für eine große Stadt" (1724)
Windladen: Schleifladen
Winddruck 64 mm WS
Spieltraktur: mechanisch
Registertraktur: mechanisch
Registeranzahl: 36
Manuale: 2
Oberwerk: (B1H1)C–c3
Hauptwerk: C–c3
Pedal: C–d1
Spielhilfen, Koppeln: Sperrventile: I, II, Pedal Oberlade, Pedal Unterlade
Tremulant (auf beide Manualwerke wirkend)
Transponiervorrichtung Oberwerk (415 Hz)
Glockenstern (8 Engelfiguren mit Glöckchen, 2 Cymbelsterne)



Disposition

I Oberwerk II Hauptwerk Pedal
° Flöte douce Gd. 8' [1]

Kurtz Flöte 8' [2]

° Principal 4' [3]

° Fleute douce 4' [4]

° Salicinal 4' [5]

° Nasat 22/3' [6]

° Octaf 2'

Traverse 2' [7]

Sesquialter II 22/3' + 13/5' [8]

Schalmose 8'

Vox humana 8'

° Quintatön 16'

° Principal 8' [3]

° Quintatön 8'

° Hol Flöte 8' [9]

° Gedackt Flöte 8' [1]

Viol di Gamba 8' [10]

° Octaf 4'

° Rohr Flöte 4' [11]

° Quinta 22/3'

° Octaf 2'

Tertie 13/5'

Mixtur IV 11/3' + 1'
+ 2/3' + 1/2' [12]

Trompet 8' [13]

° Unter Bas Off. 16' [14][15]

° Unter Bas Ged. 16' [16][17]

° Quïnta 102/3' [18][17]

° Principal 8' [19][17]

° Hoflöte 8' [20][14]

° Octav 4' [17]

Octaf 2' [14]

° Nacht Horn 2' [21][14]

Rausch Quinta II 11/3' + 1' [8] [17]

Fagot 16' [22] [14]

Trompeten bas 8' [13][14]

Schalmey 4' [13] [14]


Anmerkungen

°: mit historischem Bestand

Manualwerke: Südgehäuse; Pedalwerk: Nordgehäuse

  1. 1,0 1,1 Holz, gedeckt
  2. rohrgedeckt, Innenrohr
  3. 3,0 3,1 Südprospekt
  4. Holz, konisch
  5. trichterförmig
  6. konisch
  7. Holz, gedeckt, überblasend
  8. 8,0 8,1 ohne Repetionen
  9. rohrgedeckt, ab c zugelötet
  10. trichterförmig
  11. zugelötet
  12. repetiert auf jedem c
  13. 13,0 13,1 13,2 Weißblechbecher
  14. 14,0 14,1 14,2 14,3 14,4 14,5 14,6 Unterlade
  15. Holz, offen
  16. Holz, gedeckt, doppelte Labien
  17. 17,0 17,1 17,2 17,3 17,4 Oberlade
  18. gedeckt, z.T. Nordprospekt
  19. Nordprospekt
  20. Holz, rohrgedeckt
  21. rohrgedeckt, zugelötet
  22. Holzbecher



Bibliographie

Anmerkungen: Restaurierungsprojekt der Hildebrandt-Orgel in Pasłęk
(Quelle, mit frdl. Genehmigung)

I. Bauetappe - realisiert 2010
- vollständige Restaurierung der beiden Orgelgehäuse, - Demontage der Orgel und vollständige Dokumentation sämtlicher Teile.

II. Bauetappe - realisiert 2011
Windanlage: - Entfernen des bisherigen Orgelmotors und der nicht originalen Kanäle, - Reinigung der Bälge, der Kanäle, des Balggestelles und des Balghauses, - Entfernen der alten Balgbelederung, - Holztechnische Aufarbeitung der Bälge und der Treteinrichtung, - Erneuerung der Flechsen, - Neubelederung der Bälge, - Kontrolle der Ventile und der Kanalanschlüsse, ggf. Reparaturen und Neubelederung, - Herstellung eines neuen Motorkanals, Anschluß eines neuen Winderzeugers (mit Schutzkasten), - Reparatur der originalen Kanäle, Rekonstruktion der fehlenden Kanäle, - Rekonstruktion der Sperrventile.

Gehäuse: - Reparatur der Pedalverkleidung bzw. der Türen, - Einbau einer neuen Treppe zum oberen Raum auf der Nordseite, - Reparatur weiterer Füllungen am Gehäuse.

Restaurierung der Windladen Hauptwerk und Pedal: - Reinigung der erhaltenen Windladen, Stöcke, Bänkchen, Pfeifenhalter, - Entfernen der Pulpetenbretter und der Erhöhung der Zargen, - Ausbau der Ventile, Entfernen der vorderen Ösen, Erneuerung der Ventilbelederung, - Entfernen der Belederungen im und hinter dem Windkasten - Ausspänen der Risse, - Ausgießen der Kanzellen mit Warmleim, - Neubelederung der Laden (Ventilauflagefläche und Unterseite), - Herstellung neuer Pulpetenbretter incl. der Gehänge, - Herstellung neuer Windkastenspunde und Verschlüsse, - Reinigen und Richten der Ventilstifte, Ergänzungen, - Überprüfen und Richten der Ventilfedern, Ergänzungen, - Überprüfen und Ausbessern der Belederung der Schleifenbahnen, - Überprüfen und ggf. Reparatur der Schleifen, - Überprüfen der Windladen auf Durchstecher, - Einbau der Federleisten, der Ventile und der Ventilfedern, Einstellen eines gleichmäßigen Federdruckes, - Rückführung der Pfeifenstöcke, - Entrosten der Stockschrauben, Ergänzungen.

Rekonstruktion der Windladen Oberwerk: - Rekonstruktion der Windladen für das Oberwerk nach den historischen Vorbildern, - Aufpassen aller Pfeifenstöcke, - Ergänzen der Bänkchenstützen, - Reparatur und Stabilisierung der erhaltenen Pfeifenbänkchen, - Ersetzen der nicht originalen Raster.

Spieltisch: - Herstellung der Klaviaturen nach historischem Vorbild, - Abbau des pneumatischen Spieltisches, - Ergänzen des Einsetzers über den Manualklaviaturen, - Herstellung eines Notenpultes und des Pedaleinsetzers, - Restaurierung der Registerschilder und der Registerzüge, - Restaurierung der Orgelbank.

III. Bauetappe - vorgesehen für 2012
Rekonstruktion der Ton- und Registertraktur: - Restaurierung der wenigen erhaltenen Trakturteile, - Rekonstruktion der Tontraktur nach den erkennbaren Spuren und nach vergleichenden Untersuchungen von anderen Hildebrandtorgeln, - Rekonstruktion der gesamten Registermechanik nach den erkennbaren Spuren und nach vergleichenden Untersuchungen an anderen Hildebrandtorgeln, - Restaurierung des Cimbelsterns, Rekonstruktion der Einschaltung.

Pfeifenwerk – Restaurierung und Holzpfeifen: - Reinigung der gesamten erhaltenen Pfeifen, - Ausformen der Körper und Füße, - Nachlöten schadhafter Stellen, Anlängen von abgeschnittenen Pfeifen, - Holzpfeifen: Überprüfen der Leimfugen, ggf. Nachleimen, Ausbesserung schadhafter Stellen, - Überprüfen der Vorschläge und Spunde, ggf. Reparatur und Neubelederung, - Rekonstruktion der fehlenden Holzpfeifen nach vergleichenden Untersuchungen an anderen Hildebrandtorgeln, enge Zusammenarbeit mit den Sachverständigen.

Pfeifenwerk – Rekonstruktion der Metallpfeifen und Zungenstimmen: - Gießen der Platten in entsprechender Legierung, - Konstruktionsunterlagen für die Mensuren erarbeiten, - Rekonstruktion der Pfeifen selbst.

IV. Bauetappe - realisiert in 2013
Montage: - Einbau der Windladen und der Trakturen, - Aufpassen der Register und Hängen der großen Pfeifen, - Abhören der Pfeifenstöcke und Regulieren der Trakturen.

Intonation: - Vorintonation der gesamten Pfeifen in der Werkstatt, - Intonation der Pfeifen im Kirchenraum, - Stimmung der gesamten Orgel.

Literatur: Festschrift zur Orgelweihe der Andreas-Hildebrandt-Orgel in der St. Bartholomäuskirche zu Paslek. Hrsg. Teresa Piech, Martin Rost, Krzysztof Urbaniak (alle Texte deutsch und polnisch), 100 Seiten, 15 Bildtafeln in Farbe, Verlag UNUM 2013, 20,00 € zzgl. Porto+Versand, Bezugsmöglichkeit beim BOC
Discographie: DANZIGER BAROCK I: Volckmar, Gronau, Mohrheim. Martin Rost. Paschen records PR130018, Spotify

DANZIGER BAROCK II: Volckmar, Gronau, Mohrheim. Krysztof Urbaniak. Paschen records PR140020, Spotify

Weblinks: Website über die Orgel

Wikipedia-Eintrag der Orgel

Wikipedia-Eintrag des Orgelbauers

Vorstellung beim "Baltisches Orgel Centrum"

Eintrag bei orgbase.nl


J.S.Bach - Das alte Jahr Bwv 614 (Hildebrandt orgel Pasłęk), Patryk Podwojski:


Franz Danksagmüller - Concert for Organ, Ensemble and Live-Electronics in Pasłęk am 19.10.2019:


J. S. Bach - Kyrie-Christe-Kyrie BWV 669-671 (Clavierübung III) - Hildebrandt Organ in Pasłęk, Jarosław Tarnawski:


Improvisation on "Kto się w opiekę odda Panu swemu", Krzysztof Urbaniak:


1719 Hildebrandt Organ in Paslek (Poland) (Part 1 of 2), Vidas Pinkevicius & Ausra Motuzaite-Pinkeviciene:
Part 2:


Johann Sebastian Bach (1685-1750) − An Wasserflüssen Babylon BWV 653b, Krzysztof Urbaniak:


Duo commovendo – B. Vitali „Passagallo":