Zeithain/Lorenzkirch, St. Laurentius

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Zeithain-Lorenzkirch, St. Laurentiuskirche, Jehmlich-Orgel, Orgelansicht
Zeithain-Lorenzkirch, St. Laurentiuskirche, Jehmlich-Orgel, Spieltisch
Zeithain-Lorenzkirch, St. Laurentiuskirche, Jehmlich-Orgel.
Zeithain-Lorenzkirch, St. Laurentiuskirche.
Orgelbauer: Jehmlich, Carl Eduard, op.34, Werk Nr.7 von Carl Eduard Jehmlich
Baujahr: 1859
Geschichte der Orgel: Der Erbauer der Orgel war Carl Eduard Jehmlich (1824–1889), Sohn von Carl Gottlieb Jehmlich (1786–1867) aus Zwickau, der 1852 in die Dresdner Orgelbauwerkstatt seines Onkels Johann Gotthold Jehmlich (1781-1862) eintrat und diese bis zu seinem Tode als Hoforgelbauer weiterführte.

1859 erfolgte der Bau der Orgel in Lorenzkirch durch Carl Eduard Jehmlich. Die Einweihung der Orgel erfolgte am 23. September 1859 durch Superintendent Hering aus Großenhain. „Über Instandhaltungs- und Wartungsarbeiten während der folgenden Jahrzehnte sind keine Unterlagen vorhanden. Einige Inschriften im Innern der Orgel legen jedoch Zeugnis davon ab, daß Orgelbauer in größeren Zeitabständen an dem Instrumente tätig waren. Die älteste der Inschriften datiert vom 24. August 1862. Ernst Jehmlich, der jüngste unter den drei Brüdern Carl Eduard Jehmlichs, verewigte sich an diesem Tage in der Orgel. Im Oktober 1874 folgte ihm Theodor Nagel aus Großenhain und 1911 trugen sich Max Lehmann und Alfred Stretzschmann ein.“ Andreas Hahn (Jehmlich Orgelbau)

1917 mussten die Prospektpfeifen für die Kriegswirtschaft abgeführt werden. Fast 20 Jahre blieb die Orgel ohne Prospektpfeifen.

1937 baute die Orgelbaufirma Alfred Schmeisser (1878-1957) aus Rochlitz einen Prospekt aus Zink mit Aluminiumbronze überzogen ein. Gleichzeitig wurde das Instrument gereinigt und mit Schmeisser ein Pflegevertrag abgeschlossen.

In den letzten Kriegstagen und in den Nachkriegsmonaten wurde die Orgel aufgebrochen und Pfeifen zertrampelt und verschleppt. Ein viertel Jahr lang hatten viele Hunderte von Polen und Russen im Pfarrhof und in der Kirche gehaust. Bereits im Herbst 1945 konnte die Orgel mit einigen Registern wieder spielbar gemacht werden. 1947 erfolgte durch die Orgelbaufirma Hermann Eule eine größere Überholung der Orgel. Ausgetauscht wurden 3 Register: Quinte 3‘, Oktave 2‘ und Terz 1 3/5‘ sowie einige Pfeifen von anderen Registern.

1997 wurde ein „Förderkreis zur Restaurierung der Historischen Jehmlich-Orgel in Lorenzkirch“ gegründet. Bereits zwei Jahre später konnte die restaurierte Orgel wieder eingeweiht werden. Durch die Beharrlichkeit der Lorenzkircher und der Spendenbereitschaft von Orgelfreunden und ehemaligen Lorenzkirchern konnte das Spendenziel in kurzer Zeit erreicht werden.

Die Restaurierung der Orgel konnte 1999 beginnen. Auf einen guten Erhaltungszustand der gesamten Orgelanlage konnte zurückgegriffen werden. Glücklicherweise blieb die technische Anlage der Orgel im Gegensatz zum Pfeifenwerk vor menschlichen Eingriffen verschont. Nur der Holzwurm hatte einige Schäden verursacht. „Die Balganlage im Kirchturm besteht aus zwei Kastenbälgen, die noch vollständig im Original erhalten sind. Einzig eine der vier Umlaufrollen der Tretanlage ist nicht mehr im Original erhalten. Das wohl schon vor vielen Jahren erbaute Ersatzrad ist mit dem Hinweis versehen, daß das Original 1945 gestohlen wurde. Ein neuer elektrischer Winderzeuger wurde angeschlossen und betreibt einen der Bälge. Durch die Umverlegung des windzuführenden Kanals ist es nun wieder möglich, die beiden Bälge ohne Einschränkung durch Fußbetrieb und ohne Strom zu betätigen. Neben der Überarbeitung der Windladen, Register- und Tontraktur bestand das Hauptanliegen der Restaurierungsarbeiten darin, das Instrument in seiner ursprünglichen klanglichen Gestalt wieder erlebbar zu machen. … Die Rekonstruktion des Pfeifenwerkes nach denkmalpflegerischen Kriterien beinhaltete eine stil-, material- und mensurengerechte Rekonstruktion selbiger. Von 847 Pfeifen (inklusive einer stummen Pfeife in der Orgelfassade) mußten insgesamt 313 neu hergestellt werden. Die Register Quinte 3‘, Tertie 1 3/5‘ und Oktave 2‘, alle im I. Manual, mußten vollständig rekonstruiert werden. Das Pedalregister Subbaß 16‘ ist das einzige Register, welches vollständig im Original erhalten ist. Alle anderen Register hatten mehr oder weniger starke Einbußen hinnehmen müssen. Den geringsten Originalbestand weist das Register Prinzipal 8‘ auf. In ihm sind gerade noch einmal 7 Pfeifen dem Originalbestand zuzuordnen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß bei der Rekonstruktion der fehlenden Prinzipalpfeifen, alte, noch in der Werkstatt existierende Mensurtafeln für die Rekonstruktion der Pfeifendurchmesser verwendet werden konnten. …Von den insgesamt 105 Holzpfeifen mußten 11 Stück in Kiefernholz rekonstruiert werden, 4 Holzpfeifen im Register Quintatönbaß 16‘ sowie 7 Pfeifen im Register Prinzipalbaß 8‘. Die Herstellung der Metallpfeifen erfolgte entsprechend der ermittelten Legierung der vorhandenen Metallpfeifen in 88-prozentiger Zinnlegierung. …Um Brüche im Gesamtklang der Orgel zwischen altem und neuem Pfeifenwerk zu vermeiden, wurde während der Intonationsarbeiten versucht, das neue Pfeifenwerk dem originalen Pfeifenwerk im Klang anzupassen. Es wurde Wert daraufgelegt, ein möglichst homogenes Klangbild zu erzeugen, getragen von dem Wunsch, dem originalen Klangbild zu entsprechen.“ Andreas Hahn (Jehmlich Orgelbau)

Gehäuse: Das Gehäuse ist im einfachen Renaissancestil gehalten, weiß angestrichen mit Goldverzierung.
Stimmtonhöhe: 440 Hz bei 15 °C
Temperatur (Stimmung): Gleichstufige Temperierung
Windladen: Schleifladen geteilt in C und Cs Seite
Spieltraktur: mechanisch
Registertraktur: mechanisch
Registeranzahl: 16
Manuale: 2, C-d³
Pedal: 1, C-d1
Spielhilfen, Koppeln: Koppeln

Manualkoppel, HW an P, OW an P,



Disposition

I. Manual, Hauptwerk II. Manual, Schwellwerk Pedal
Prinzipal 8‘

Rohrflöte 8‘

Viola di Gamba 8‘

Oktave 4‘

Spitzflöte 4‘

Quinte 3‘

Oktave 2‘

Tertia 1 3/5‘

Mixtur 3 fach

Gedackt 8‘

Prinzipal 4‘

Rohrflöte 4‘

Oktave 2‘

Subbaß 16‘

Quintatönbaß 16‘

Prinzipalbaß 8‘



Bibliographie

Literatur: Festschrift zur Einweihung der Jehmlich-Orgel [Lorenzkirch, St. Laurentius], Herausgeber: Kirchgemeinde Lorenzkirch [1999]

Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen, Orgeldatenbank ORKASA

Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH

Kocourek, Jiri: 140 Jahre alt und immer noch gut bei timme. Die Jehmlich-Orgel in Lorenzkirch bei Riesa wurde restauriert und klingt wieder. In: Dresdner Neueste Nachrichten, 29.09.1999.

Lexikon norddeutscher Orgelbauer, Bd.2, Sachsen und Umgebung, Pape-Verlag Berlin, 2012, S.170.

Oehme, Fritz: Handbuch über ältere, neuere und neueste Orgelwerke im Königreich Sachsen, Leipzig, Edition Peters, Reprints, 1978, S.72/73.

Oehme, Fritz: Handbuch über ältere, neuere und neueste Orgelwerke im Königreich Sachsen, Leipzig, Edition Peters, Reprints, 1978, Supplement, S.147.

Weblinks: Wikipedia, Lorenzkirch (Zeithain)

Wikipedia, Lorenzkirch (Zeithain), St. Laurentius

dewiki, Lexikon, Lorenzkirch (Zeithain)