Wien/Landstraße, Konzerthaus, Großer Saal

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Großer Saal mit nicht sichtbarem Orgelprospekt
Großer Saal, Wiener Konzerthaus.jpg
Orgelbauer: Gebrüder Rieger/Jägerndorf
Baujahr: 1913
Geschichte der Orgel: Die Orgel enstand nach dem Vorbild der kurz zuvor (1907) ebenfalls durch Rieger eingebauten Orgel im Wiener Musikverein und weist große Ähnlichkeiten zu deren Klanggestalt auf.

1923 Generalüberholung, Neubelederung der Zungenregister und Einbau von 3 Registern ("Zwei kräftige 8' Prinzipale und eine Rohrflöte 8'", vgl. Lit.) 1982 Restaurierung durch Rieger 2015 Generalüberholung und neue Setzeranlage durch Rieger und Walter Vonbank

Gehäuse: ohne sichtbares Prospektgehäuse
Windladen: Kegelladen
Spieltraktur: elektropneumatisch
Registertraktur: elektropneumatisch
Registeranzahl: 113 (116)
Manuale: 5, C-a3
Pedal: 30 Töne, C-f1
Spielhilfen, Koppeln: Koppeln: II/I, III/II, III/I, IV/II, IV/I, V/II, V/I, P/I

I/P, II/P, III/P, IV/P

Superoktavkoppel: III/II, II/I, IV/II, IV/III, III/I, III/II, IV/I, I/II, V/I, III/I, IV/I I/P, IV/P

Kombinationen: Setzeranlage (2015; 5 Banken x 1000 = 5000 Generalsetzer) Absteller: Walze ab, Koppeln aus Walze, Koppeln zu IV aus Walze, Manual 16’ ab, Zungen ab (als Druckknöpfe), Hauptpedal ab, Fernpedal ab (als Kipptasten) Einzel-Zungenabsteller Kollektive: Tutti (Druckknopf) Schweller: Schwelltritte für II. und III. Manual, Schweller V an Schwelltritt II koppelbar (Kipptaste) tritte (in Wechselwirkung mit Kipptasten): Koppel I – IV an P, Normalkoppeln II – IV an I, Walze ab Registercrescendo: Walze für den Organisten, gekoppelt mit zweiter Walze für den Registranten



Disposition

I. Manual

Hauptwerk

II. Manual

Schwellwerk

III. Manual

Schwellwerk

IV. Manual

Solowerk

V. Manual

Fernwerk

Pedal

+ Fernpedal

Principal 16'

Bordun 16'

Principal 8'

Gedackt 8'

Hohlflöte 8'

Flûte harmonique 8'

Fugara 8'

Gemshorn 8'

Dulciana 8'

Nasatquinte 51/3'

Octave 4'

Rohrflöte4'

Viola 4'

Superoctave 2'

Rauschquinte II 22/3'

Kornett III-V 8'

Mixtur V 22/3'

Cymbel III 2'

Trompete 16'

Trompete 8'

Clarino 4'

Viola 16'

Quintatön 16'

Principal 8'

Bordun 8'

Flauto traverso 8'

Clarabella 8'

Viola da Gamba 8'

Salicional 8'

Unda maris 8'

Octave 4'

Flûte octaviante 4'

Gemshorn 4'

Quintatön 4'

Waldflöte 2'

Sesquialtera II 22/3'

Progr. harmon. III-V 22/3'

Mixtur IV 22/3'

Clarinette 8'

Krummhorn 8'

Glockenspiel

Tremulant

Lieblich-Gedackt 16'

Geigen-Principal 8'

Rohrflöte 8'

Still-Gedeckt 8'

Wiener Flöte 8'

Quintatön 8'

Echo Gamba 8'

Aeoline 8'

Vox coelestis 8'

Flûte octaviante 4'

Zartflöte 4'

Aeolsharfe 4'

Gemsquinte 22/3'

Flautino 2'

Terz 13/5'

Larigotquinte 11/3'

Septime 11/7'

Piccolo 1'

Harmonia aeth. IV 22/3'[1]

Trompette harm. 8'

Basson 16'

Oboe 8'

Vox humana 8'

Clairon harmonique 4'

Tremulant

Bordun 16'

Clarinophon 8'

Doppel-Gedackt 8'

Concertflöte 8'

Solo Gamba 8'

Rohrquinte 51/3'

Octave 4'

Soloflöte 4'

Quinte 22/3'

Superoctave 2'

Groß-Cornett III-V 22/3'

Tuba mirabilis 8'

Ophicleide 8'

Clairon harmonique 4'

Zart-Gedackt 16'

Horn-Principal 8'

Lieblich-Gedackt 8'

Rohrflöte 8'

Viola d’amore 8'

Vox angelica 8'

Gemshorn 4'

Traversflöte 4'

Piccolo 2'

Mixtur IV 22/3'

Schalmei 8'

Vox humana 8'

Tremulant


Fernpedal

Subbass 16'

Oktavbass 8'

Principalbaß 32'

Principalbaß 16'

Violon 16'

Subbaß 16'

Echobaß 16'[2]

Salicetbaß 16'

Quintbaß 102/3'

Octavbaß 8'

Gedacktbaß 8'[3]

Baßflöte 8'

Cello 8'

Dulcianbaß 8'

Octave 4'

Flauto 4'

Campana III 102/3'[4]

Mixtur IV 51/3'[5]

Bombarde 32'

Posaune 16'

Fagott 16'[6]

Trompete 8'

Bassetthorn 8'

Clarino 4'

Anmerkungen
  1. 22/3' + 2' + 11/3' + 1'
  2. Transmission Liebl. Gedeckt 16' (III)
  3. Transmission Liebl. Gedackt 8' (III)
  4. 102/3' + 62/5'+ 44/7'; zieht Quintbaß 102/3' mit
  5. 51/3' + 4' + 22/3' + 2'
  6. Transmission Basson 16' (III)


Bibliographie

Anmerkungen: Die Orgel im Großen Saal des Wiener Konzerthauses wurde 1913 von Gebrüder Rieger/Jägerndorf errichtet. Sie war die erste fünfmanualige Orgel der Donaumonarchie und lange Zeit die größte Orgel Österreichs, und damit eines der bedeutensten Klangdenkmäler zwischen ausklingender Romantik und einsetzendem Historismus im Orgelbau. Den Rang als größte spielbare Orgel Österreichs konnte sie bis zur Fertigstellung der Riesenorgel im Stephansdom 1960 (sowie während der Stillegung derselben von 1991-2020 erneut) beanspruchen.

Stilistisch orientiert sich dieses Instrument an der "Elsässischen Orgelreform", wo es insb. um die Verschmelzung der "Bach-schen Silbermann-Mixtur- und Aliquotorgel" mit dem altfranzösischen Orgeltyp mit ausgebauten Zungenchören, bereichert um orchestrale Charakterstimmen geht. Im Wiener Konzerthaus versuchte man, darüber hinausgehend unter Einsatz aller «unumstritten anerkannten Errungenschaften der Dispositions- und Intonationskunst – eine möglichst große Vielseitigkeit des Instrumentes zu erzielen» (W. E. Ehrenhofer).

Diese Orgel weist auch keinen für das Publikum sichtbaren Orgelprospekt auf – ebenfalls ein Novum für Wien. Elektropneumatische Trakturen ließen es zu, vom klassischen Werkprinzip abzugehen.

Als das Instrument am 19. Oktober 1913, dem Tag der Schlusssteinlegung des Konzerthausgebäudes, erstmals erklang (Richard Strauss hatte eigens zu diesem Anlass das «Festliche Präludium» für Orgel und Orchester komponiert), zeigten sich Publikum und Kritik begeistert. Das erste Stück, das auf der Orgel erklang, war allerdings am 19. Oktober 1913 eine Improvisation über die österreichische Kaiserhymne durch Rudolf Dittrich - zur Schlusssteinlegung in Anwesenheit von Franz Joseph am Vormittag.

Im Jahre 1982 wurde diese Orgel von der Fa. Rieger/Schwarzach gründlich restauriert. Damit konnte diese Orgel ihren Platz weiterhin behaupten, als historisch bedeutendes und zugleich – wie zahlreiche Uraufführungen beweisen – unvermindert aktuelles Klangdenkmal.

Literatur: Orgelbau-Nachrichten. Zeitschrift für Instrumentenbau 1923/24 (44), S. 359

Karl Kutil: Die grosse Rieger-Orgel im Wiener Konzerthaus - ein Beitrag zum Jahr der Denkmalpflege. Historischer Teil, Sichtung und Restaurierungsvorschlag. Manuskript, Wien (1975)

Discographie: siehe orgbase.nl
Weblinks: Die Orgel auf der Seite des Konzerthauses

Wikipedia-Eintrag

Eintrag bei orgbase.nl

Artikel "Konzertsaalorgeln in Wien" von Martin Haselböck in Ars Organi

Orgelbeschreibung Rieger Orgelbau

Detailfotos Orgelbau Walter Vonbank


Videographie

Orgelkonzert Robert Kovács


Konzerthaus-Shorts Nr. 5
So viele Pfeifen…:


Max Reger
Organ Works - Variationen und Fuge, op. 73: Introduzione, Bernhard Haas: (Playlist, Spotify):


Fantasy and Fugue on the Chorale Ad nos, ad salutarem undam by G. Meyerbeer, S259/R380, Martin Haselböck
(Playlist):