Unstruttal, Hausorgel

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Hausorgel auf dem Dachboden eines Privathauses in Unstruttal
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Orgelbauer: Paul Faust / privat
Baujahr: 1930 / 2025
Geschichte der Orgel: Das Kerninstrument (Dachbodenorgel von Paul Faust, 1930)

Die Faust-Orgel war ursprünglich als Dachbodenorgel für den Evangelischen Betsaal in Unna-Massen erbaut worden (Einweihung am 26. Januar 1930). Als 1956 in unmittelbarer Nachbarschaft die neue evangelische Friedenskirche errichtet wurde und diese einen Orgelneubau erhalten sollte, wurde die Faust-Orgel 1957 an die katholische Kirchengemeinde Bockum-Hövel verkauft und dort durch die Firma Stockmann aus Werl hinter einem neuen stummen Freipfeifenprospekt aufgestellt. Vermutlich in diesem Zuge wurde das Instrument um eine zusätzliche Pedalwindlade mit drei Registern erweitert. Der Jalousieschwelltritt der einst generalschwellbaren Dachbodenorgel war seitdem außer Funktion.

Die Filialkirche Herz Jesu wurde im Oktober 2022 profaniert und im Folgejahr an einen Investor verkauft. Die Faust-Orgel wurde Ende 2023 durch den heutigen Eigentümer erworben und nach Unstruttal in Thüringen verbracht.


Wiederaufbau in Unstruttal (Dezember 2024/Januar 2025)

Um den Jahreswechsel 2024/2025 fand der Wiederaufbau der Orgel auf dem Dachboden eines Privathauses in Unstruttal statt. Im Rahmen einer vorangegangenen umfangreichen Überarbeitung des Instrumentes wurden die Taschenladen von Paul Faust elektrifiziert und dabei teilweise mit einzelnen Magneten versehen, sodass die Register des I. Manuals sowie das Waldhorn des II. Manuals als durch Einzeltonansteuerung in verschiedenen Fußtonlagen angespielt werden können. Da sich der Subbass 16' von Faust bereits ebenfalls auf einer einzelnen Taschenlade befindet, war die Realisierung einer Einzeltonsteuerung für dieses Register ohne Weiteres möglich. Die Windladen der Faust-Orgel sind hintereinander aufgestellt. Direkt hinter dem stummen Prospekt befindet sich das I. Manual, dahinter das II. Manual sowie im Stimmgangabstand das Pedalwerk. Die Disposition der Faust-Orgel wurde abgesehen von den zusätzlichen Extensionen kaum verändert. Lediglich das Pedalwerk erhielt zwei neue Zungenregister (Kontrabombarde 32') und Posaune 16' anstelle von Oktavbass 8' und Stillgedackt 8'. Des Weiteren wurde die ursprünglich vorhandene Transmission des zur Unda maris umfunktionierten Salicional 8' zum I. Manual aufgegeben.

Der neugotische Prospekt stammt ursprünglich ebenfalls aus England und wurde an die räumlichen Gegebenheiten vor Ort angepasst und mit den stummen Prospektpfeifen des Stockmann-Freipfeifenprospektes aus Hamm-Bockum-Hövel ausgestattet.


Zusätzliche Erweiterungen: Schwellwerk (III) und Bombardewerk (IV)

Im Dachgiebel über dem II. Manual befindet sich das Schwellwerk (III. Manual) auf einer originalen englische Schleiflade und mit weitgehend englischem Pfeifenmaterial. Zwei absolute Besonderheiten dieses Teilwerkes sind die durchschlagende Clarinette 8' ( von Willis (ca. 1880) sowie die aufschlagende Vox humana von Anton Feith (ca. 1910).

Ebenerdig und mit einer Schwellfront versehen wird das Bombardewerk (IV. Manual) zur Rechten des Prospektes auf einer Kegellade von Louis Krell aufgestellt werden.


Viermanualiger Spieltisch (Anton Feith, 1953)

Zur Ansteuerung der erweiterten Orgel dient ein viermanualiger Spieltisch, der ursprünglich 1953 von Anton Feith II. für die Orgel der Propsteikirche St. Augustinus in Gelsenkirchen erbaut worden war. Der Anschluss des Spieltisches und die Inbetriebnahme der Orgel sind für das laufende Jahr geplant.

Darüberhinaus ist der originale zweimanualige Spieltisch von Paul Faust 1930 selbstverständlich erhalten und befindet sich ebenfalls auf dem Dachboden.

Windladen: I. Manual: Taschenlade (Paul Faust, 1930)

II. Manual: Taschenlade (Paul Faust, 1930)

III. Manual: Schleiflade (englische Herkunft, ca. 1910) mit elektropneumatischen Balanciers.

IV. Manual: Kegellade (Louis Krell, ca. 1900)

Pedal Subbass 16': Taschenlade (Paul Faust, 1930)

Pedal Choralbass 4', Kontrabombarde 32', Posaune 16': Kegellade (unbekannt, 1930er)

Spieltraktur: elektropneumatisch
Registertraktur: elektropneumatisch
Registeranzahl: 28 (41) Pfeifenregister (inkl. Harmonium: 47 Register)
Manuale: 4 C-g3
Pedal: 1 C-f1
Spielhilfen, Koppeln: Koppeln:

Normalkoppeln: II/I, III/I, IV/I, III/II, IV/II, IV/III, I/P, II/P, III/P, IV/P

Suboktavkoppeln: I/I, II/I, III/I, IV/I, II/II, III/II, IV/II, III/III, IV/III, IV/IV

Superoktavkoppeln: I/I, II/I, III/I, IV/I, II/II, III/II, IV/II, III/III, IV/III, IV/IV, I/P, II/P, III/P, IV/P


Spielhilfen: Setzeranlage, Crescendowalze, ...

Nebenregister: [Celesta][1]



Viermanualiger Feith-Spieltisch aus Gelsenkirchen (im Hintergrund der originale Faust-Spieltisch)
Gemshorn 8' (II) sowie I. Manual (v.l.n.r.): Nachthorn 4', Jubalflöte 8', Principal 8'
II. Manual und Pedalwerk (v.l.n.r.): Lieblich Bordun 8', Salicional 8', Gemshornquinte 22/3', Waldflöte 2', Terz 13/5', Waldhorn 8', Posaune 16' (noch ohne Becher), Kontrabombarde 32', Choralbass 4' (noch vakant), Subbass 16'
II. Manual


Disposition

I. Manual II. Manual III. Manual [2] IV. Manual [3] Pedal
Principal 16' [4]

Bordun 16' [5]

Principal 8' [6]

Jubalflöte 8' [7]

Principal 4' [8]

Nachthorn 4'

Traversflöte 4' [9]

Doublette 2' [10]

Gemshorn 8' [11]

Lieblich Bordun 8'

Unda maris 8' [12]

Gedecktflöte 4' [13]

Gemshornquinte 22/3'

Waldflöte 2' [14]

Terz 13/5' [15]

Cornett 3f 22/3' [16]

Fagott 16' [17]

Waldhorn 8' [18]

Schalmey 4' [17]

Tremolo

Gedackt 8'

Gambe 8'

Voix céleste 8' [19]

Konzertflöte 4'

Nazard 22/3'

Mixtur 3f 22/3'

Clarinette 8' [20]

Vox humana 8' [21]

Tremolo

Flûte harmonique 8'

Bombarde 16'

Trompette 8'

[Saxophon 8'] [1]

Clairon 4'


IV Harmonium [22]

Physharmonika 16'

Physharmonika 8'

Physharmonika 4'

Keraulophon 8'

Dulciana 8'

Voix céleste 8'

Untersatz 32' [23]

Principal 16' [24]

Subbass 16'

[Oktavbass 8'] [1]

Gedacktbass 8' [25]

Choralbass 4'

Kontrabombarde 32' [26]

Posaune 16'

Trompete 8' [27]


Anmerkungen:

  1. 1,0 1,1 1,2 In Planung.
  2. Schwellbar; englische Schleiflade; Aufstellung über dem I. und II. Manual.
  3. Bombardewerk, schwellbar.
  4. C-H aus dem Subbass 16', ab c0. Extension aus dem Principal 8'.
  5. Transmission aus dem Pedal, Subbaß 16' mit erweitertem Tonumfang.
  6. C-H Holz offen, ab c0 Metall mit Stimmringen.
  7. C-H aus Holz gedeckt, ab c0 Holz offen, ab gis3 (Superausbau) Metall.
  8. Extension aus dem Principal 8'.
  9. Extension aus der Jubalflöte 8'.
  10. Extension aus dem Nachthorn 2'.
  11. Vollständig aus Metall offen.
  12. C-H gedeckt seit 2025, ab c0 offen, Aus dem ursprünglichen Salicional schwebend gestimmt.
  13. Extension aus dem Lieblich Bordun 8' (inklusive Superausbau).
  14. Superausbau nur bis c4.
  15. Kein Superausbau!
  16. Gruppenzug aus Gemshornquinte 22/3', Waldflöte 2' und Terz 13/5'.
  17. 17,0 17,1 Extensionen aus dem Waldhorn 8'.
  18. Becher C-H Zink mit Drehdeckeln, ab c0 Kupfer mit Drehdeckeln, ab gis3 (Superausbau) labial.
  19. Ab c0.
  20. Durschschlagend, originale Clarinette 8' von Henry Willis (ca. 1880).
  21. Originale Vox humana 8' von Anton Feith (ca. 1910).
  22. Mannborg-Druckwindharmonium, anspielbar über das IV. Manual der Orgel.
  23. C-H akustische Quintschaltung aus dem Subbass 16', ab c0 Extension aus dem Subbass 16'.
  24. C-H gemeinsam mit dem Subbass 16' verführt, ab c0 Transmission aus dem I. Manual, Principal 8'.
  25. Extension aus dem Subbass 16'.
  26. Völlig eigenständig! Englische Becher posthorngekröpft.
  27. Extension aus der Posaune 16'.


Schematischer Grundriss der Orgel (nicht maßstabsgetreu)

Unstruttal, Hausorgel privat, Grundriss.png



Das Kerninstrument (Paul Faust, 1930)

Prospekt von Stockmann (1958) in Herz Jesu Hamm-Bockum-Hövel
Spieltisch der Faust-Orgel

Disposition 1957-2023 in Hamm/Bockum-Hövel

I. Manual II. Manual Pedal
Principal 8' [1]

Jubalflöte 8' [2]

Salicional 8' [3]

Nachthorn 4'

Gemshorn 8' [4]

Lieblich Bordun 8'

Salicional 8' [4]

Gedecktflöte 4' [5]

Gemshornquinte 22/3'

Waldflöte 2' [6]

Terz 13/5' [7]

Cornett 3f 22/3' [8]

Waldhorn 8' [9]

Subbass 16'

Oktavbass 8' [10]

Stillgedeckt 8' [11]

Choralbass 4' [12]


Anmerkungen:

  1. C-H Holz offen, ab c0 Metall mit Stimmringen.
  2. C-H aus Holz gedeckt, ab c0 Holz offen, ab gis3 (Superausbau) Metall.
  3. Transmission aus dem II. Manual.
  4. 4,0 4,1 Vollständig aus Metall offen.
  5. Extension aus dem Lieblich Bordun 8' (inklusive Superausbau).
  6. Superausbau nur bis c4.
  7. Kein Superausbau!
  8. Gruppenzug aus Gemshornquinte 22/3', Waldflöte 2' und Terz 13/5'.
  9. Becher C-H Zink mit Drehdeckeln, ab c0 Kupfer mit Drehdeckeln, ab gis3 (Superausbau) labial.
  10. Holz offen, auf Zusatz-Kegellade.
  11. Holz gedeckt, auf Zusatz-Kegellade. Am Spieltisch fälschlicherweise als Stillgedeckt 16' angeschrieben. Vermutlich handelte es sich bei dem Stillgedeckt 16' ursprünglich (1930-1957) um eine Windabschwächung aus dem Subbass. Beim Wiederaufbau in Hamm wurde die Wippe offenbar für den neuen eigenständigen Stillgedeckt 8' wiederverwendet.
  12. Metall offen, auf Zusatz-Kegellade.


Disposition 1930-1957 in Unna/Massen[1]

I. Manual II. Manual Pedal
Principal 8' [2]

Jubalflöte 8' [3]

Salicional 8' [4]

Nachthorn 4'

Gemshorn 8' [5]

Lieblich Bordun 8'

Salicional 8' [5]

Gedecktflöte 4' [6]

Gemshornquinte 22/3'

Waldflöte 2' [7]

Terz 13/5' [8]

Cornett 3f 22/3' [9]

Waldhorn 8' [10]

Subbass 16'

Stillgedeckt 16' [11]


Anmerkungen:

  1. Das Pfeifenwerk der Orgel war in einer eigenen Kammer auf dem Dachboden aufgestellt und generalschwellbar.
  2. C-H Holz offen, ab c0 Metall mit Stimmringen.
  3. C-H aus Holz gedeckt, ab c0 Holz offen, ab gis3 (Superausbau) Metall.
  4. Transmission aus dem II. Manual.
  5. 5,0 5,1 Vollständig aus Metall offen.
  6. Extension aus dem Lieblich Bordun 8' (inklusive Superausbau).
  7. Superausbau nur bis c4.
  8. Kein Superausbau!
  9. Gruppenzug aus Gemshornquinte 22/3', Waldflöte 2' und Terz 13/5'.
  10. Becher C-H Zink mit Drehdeckeln, ab c0 Kupfer mit Drehdeckeln, ab gis3 (Superausbau) labial.
  11. Windabschwächung aus dem Subbass 16'.




Bibliographie

Quellen/Sichtungen: Eigene Sichtung - Januar 2025