|BILD 1= Ortrand, Stadtkirche-St. Barbara-Johann Friedrich Turley -Orgel.jpg |BILD 1-Text=Ortrand, Stadtkirche-St. Barbara-Johann Friedrich Turley -Orgel. Foto: Wolfram Hackel
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|GESCHICHTE =
Die St. Barbara-Kirche wurde 1563 erbaut. Sie entstand aus der ehemaligen Barbara-Kapelle. Für die neue Kirche wurde eine einmanualige Orgel gekauft, die 1612 mit der neu erbauten Kirche verbrannte. Bis 1627 wurde die Kirche wieder aufgebaut. In der Kirche stand ein Positiv, welches man 1630 dem Orgelmacher '''Christian Koch''' aus Hayn (Großenhain) in Zahlung gab. Er baute eine neue Orgel mit 8 Registern auf einem Manual und einem Tremulanten. 1638 wurde noch ein Rückpositiv hinzugefügt. Nun hatte die Orgel 14 klingende Register und 2 Nebenregister. Zwischen 1673 und 1688 reparierte Christian Schechner (*-+1689), Orgelmacher aus Senftenberg, die Orgel mehrmals.
1688 wollte die Kirchgemeinde eine größere Orgel und wandte sich an den Orgelbauer Gräbner in Dresden. Der Gemeindepfarrer Balduin schätzte diesen für zu teuer ein, so entschied man sich für den Orgelbauer '''Johann Zeidler''' (1680-1706 als Orgelbauer nachweisbar) aus Hayn (Großenhain). Dieser hatte die alte Orgel in Zahlung genommen. 1692 wurde ein Kontrakt mit Johann Zeidler geschlossen. Für die größere Orgel musste die Orgelempore erweitert werden. 1693 nahm Johann Andrea Hauteln, Organist der Schlosskirche Wittenberg, die Orgel ab. In den Jahren danach wurde die Orgel mehrfach repariert, bis 1699 durch Zeidler, 1707 durch Johann Martini aus Lampertswalde und 1711 durch einen Orgelmacher aus Zabeltitz und andere. 1749 führten die Orgelbauer Andreas Mager und Johann Christian Pfützner aus Pulsnitz eine Überholung und Modernisierung durch. Weitere Reparaturen erfolgten 1806, 1814 und 1822. Im April 1845 wurde die Orgel durch Brand zerstört.
Die neue Orgel errichtete '''Johann Friedrich Turley''' aus Brandenburg mit seinem jüngeren Bruder Albert. Am 17.10.1847 fand der Orgelweihegottesdienst statt. Die Orgel hatte 18 klingende Register auf zwei Manualen und Pedal. 1817 wurden nur 17 Register genannt. Möglicherweise waren die Quinte 2 2/3‘ und Superoctave 2‘ auf einem gemeinsamen Registerzug gebaut worden. Die Traktur war mechanisch mit Schleifladen. Die Orgel war vermutlich im preußischen Kammerton gestimmt bzw. Berliner Kammerton. Die Farbfassung des Gehäuses schuf der Maler Christian Abeken in Weiß mit etwas Goldfarbe.
Während der Kircheninnensanierung im Jahr 2019 wurde das Pedalpfeifenwerk ausgelagert und die Orgel abgedeckt. Nach erfolgter Sanierung wurden die Pfeifen wieder eingebaut. Durch einige Kleinreparaturen wurde die Orgel erst einmal wieder spielbar. Es gab weitere Überlegungen die Orgel betreffend. In Ortrand St. Barbara ist der größte erhaltene Pfeifenbestand von einer Johann Friedrich Turley Orgel überhaupt. Aus nicht weniger als 16 der einst 18 Register waren noch Pfeifen da, dazu das Gehäuse und verschiedene technische Teile wie die Pedalklaviatur und die Orgelbank. Diese Fakten führten zum Neudenken des Projekts. Die Turley-Orgel sollte wiedererstehen. Das war ein aufwendiges Vorhaben, aber gerechtfertigt durch die enorme Bedeutung der Turleys im Brandenburgischen Orgelbau. Großzügige Fördermittel ermöglichten eine denkmalgerechte Wiedererrichtung der Johann Friedrich Turley Orgel in Ortrand. Im Oktober 2022 begann dann die Restaurierung der Orgel durch den Hermann Eule Orgelbau Bautzen GmbH. Die original von 1847 erhaltenen Pfeifen und Technikteile wurden in die Orgelbauwerkstatt nach Bautzen transportiert. Als Interim Instrument diente ein kleines tragbares Orgelwerk der Firma Tzschöckel und später eine Truhenorgel der Firma Eule. Als Vorbild für den Spielschrank und die technische Anlage wurde die Turley-Orgel von 1838 in Eckmannsdorf erwählt. Hier fanden sich auch die unikaten, „kernlosen Orgelpfeifen“, deren Erfindung Turley in den 1830er Jahren publizierte. Untersucht wurden auch die Turley-Orgel in Wildberg und die Carl August Buchholz- Orgel in Tribsees. Vermutlich hatte ein Turley bei Buchholz gelernt. Die aufwendigen Restaurierungsarbeiten am Holzwerk erledigte 2023 die Orgelbauwerkstatt Christoph Rühle aus Moritzburg. Die Farbfassung des Gehäuses nach dem Originalbefund nahm der Restaurator Udo Drott aus Bad Belzig vor.
„Rekonstruiert wurden die fehlenden Pfeifenstöcke, Rasterbänkchen und Hängeleisten für die großen Holzpfeifen sowie Zinnkondukten, einige nach dem Ausbau aufgefundenen, aber stark beschädigte Originalstücke. Restauriert wurden die originalen Prospektkonduktenblöcke und -raster.
Mit Rücksicht auf die unikate Bedeutung der Orgel für das erhaltene Schaffen Turleys wurden vier besondere Klangfarben al „Hommáge á Turley“ hinzugefügt, die Turley an seinen großen Orgeln gebaut hat, aber nirgendwo erhalten sind: eine Flauto traverso 8‘ im II. Manual, Fagott &Hoboe 8‘ im I. Manual (nach Buchholz in Triebsees 1831) sowie eine Physharmonica 16‘ im II.Manual, die zusätzlich als 8‘ verlängert wurde. Die beiden Zungenregister werden erst 2024 eingebaut.
Ende Oktober 2023 begann der Wiedereinbau der Orgel in Ortrand. Zunächst wurde der Balg von 1907 instandgesetzt und der Motor im Orgelinneren montiert (um negative Klimaeinflüsse vom Dachboden wie bisher auszuchließen).“ Kocourek
Am 2. November 2023 wurden die technischen Orgelteile angeliefert und der Einbau der Orgel konnte beginnen. Ende November begann die Intonation. Als letzter Arbeitsschritt erfolgte die Generalstimmung.