Solkwitz, St. Marien
Adresse: Ortsstr., 07381 Solkwitz, Thüringen, Deutschland
Gebäude: Evangelisch-lutherische St.-Marien-Kirche (gotisch, umgestaltet 1740)
Orgelbauer: | Friedrich Wilhelm Dornheim (Eichfeld) |
Baujahr: | 1863 |
Geschichte der Orgel: | Der Kostenanschlag vermerkt: „Mithin ist es nicht möglich, einen Subbaß aufzustellen, weil schon die tiefe Octave im Geigenprincipal gekröpft (oder gebrochen) sein muss und die grössten Kröpfe 4Fuß lang werden. Diese Stimmen reichen auch für die kleine Kirche und Gemeinde vollkommen aus.
Die Untertasten wurden mit weißen Knochen belegt, die Semitonien mit Ebenholz.“ Zu einem unbekannten Zeitpunkt wurden die Prospektpfeifen ausgebaut. Die Orgel ist seit ungefähr den 1950er Jahren nicht mehr spielbar; das Pfeifenwerk zu einem Gutteil wohl noch vorhanden. Der Spielschrank ist zugeschraubt, sodass der genaue Zustand unbekannt ist, und eventuelle Umbauten nicht ermittelt werden konnten. |
Gehäuse: | 7½ Fuß hoch |
Windladen: | Schleifladen |
Spieltraktur: | mechanisch |
Registertraktur: | mechanisch |
Registeranzahl: | 5 |
Manuale: | 1, C–f3 |
Pedal: | C–c1 |
Spielhilfen, Koppeln: | Pedalcoppel[1] Calcantenzug |
Disposition[2]
Manual | Pedal |
Geigenprincipal 8' [3]
Gedackt 8' [4] Principal 4' [5] Flöte 4' [4] |
Violonbass 8'[6] |
- Anmerkungen
Bibliographie
Anmerkungen: | Im Abnahmegutachten lobt der Orgelrevident Hartmann die gute Verarbeitung und durchdachte Anlage des Instruments:
Urtheil über die am 1. August 1863 in Solkwitz geprüfte Orgel.
Unter heutigem Datum wurde von Unterzeichnetem auf besondern Wunsch des Herrn Pastor Wacker in Oberoppurg – die von dem Orgelbauer Herrn Friedrich Wilhelm Dornheim aus Eichfeld bei Rudolstadt zu Solkwitz neuerbaute Orgel geprüft. Das Ergebniß war folgendes: Das Werkchen besteht, wie auch vorliegender Contract besagt, aus I. Manual.
1.) einem Geigenprincipal 8' – oberen Octaven 10 löth. Zinn, tiefe Octave Holz, 2.) einem Gedact 8' Holz, 3.) einem Principal 4', 10 löth. Zinn., 4.) einer Flöte 4', II. Nebenzüge.
5.) Pedalcoppel, vertritt als solches zugleich Violon 8', 6.) Calcantenzug. III.
Die Claviatur erstreckt sich vom C bis f3 und enthält somit 4 1/2 Octaven. Die Untertasten sind mit weißen Knochen, die Semitonien aber mit schwarzem Ebenholz belegt. Das Pedal geht vom C bis c'. IV.
Die Windlade besteht aus gutem, ziemlich astfreiem Kiefernholze. Die Aststellen - fast unbedeutend – sind besonders verleimt: Man sieht klar, daß bei der Arbeit kein Fleiß gespart wurde. Anstatt der ledernen Windsäckchen oder Beutelchen sind Messingplättchen angebracht, durch welche die Pulpetendrähte – welche mit den Abstracten und weiter den Clavier in Verbindung stehen – gehen und luftdicht schließen. Alle Federn, Schrauben und Stifte aus Messing, stark dauerhaft. V.
Was den Doppel- und Schöpfbalg anlangt, so hat sich der Orgelbauer eine Freiheit erlauben müssen, die aber keineswegs zum Nachtheil des Werkchens selbst ausgefallen ist. Die Bälge sollten nämlich, contractgemäß, 6 lang, 3½ breit angelegt werden. Da aber der Raum, bezüglich der Länge fehlte, so hat Herr Dornheim die Bälge ins Quadrat gestellt, 4½ lang, 4½/2 breit und es ist somit der nöthige Wind erzielt worden. Auch sind die Bälge scheinbar dauerhaft verflechst, doppelt beledert und mit Leimfarbe ausgestrichen; sie gehen sehr regelmäßig und lassen auch nicht das geringste Schwanken bemerken. Das Fangventil schließt gut. Die Windbehältnisse und Windführungen stehen in genauem Verhältniß mit dem Windbalge. Ein Zischen und Sausen vernimmt man nicht. Die Hauptventile (im Windkasten) gehen willig in den Stiften und decken genau. Das Wellenbrett mit Zubehör ist gut gearbeitet. Die Wellen haben den nöthigen Spielraum sowol neben einander, als in den Stiften. Die Abstracten gehen ruhig, ohne Geräusch. Die Registerzüge lassen sich leicht und vollkommen anziehen und abstoßen. Der Zufall des Windes ist gut. Alle Stimmen sprechen prompt an. VI.
Was den Violon anlangt, so hat die tiefe Octave Holz-gekröpft (oder: gebrochen) werden müssen und zwar in einem Grade, wie man dies sonst nicht gern hat. Die Schuld aber trägt nicht der Orgelbauer: Dem Chore fehlt die nöthige Höhe. – Bei der Prüfung bemerkte man an einigen Tönen obiger Stimme eine kleine Schwankung, die aber sofort von Herrn Dornheim beseitigt wurde. Er zeigte bei dieser Abhilfe, daß er Meister seiner Kunst und nur zu empfehlen ist, denn gerade dieses so herrliche Register verlangt bei der nöthigen eigen Mensur und dem offenen Stande, zumal wenn, wie hier, die untere Octave aus Holz besteht, viel Geschick, es gut zu intoniren. Die obere Octave erscheint, im Gegensatz zur untern, etwas zu schwach, doch möchte dies nicht als besonderer Mangel anzusehen sein; der Zweck wird erreicht. VII.
Alles Übrige ist contractgemäß gearbeitet und macht dem Meister Ehre. Selbst die im Prospecte stehenden Pfeifen – (stumm) – sind fürs Auge wolthuend geniert, das Gehäuse mit weißer, gefälliger Farbe angestrichen und passenden Verzierungen versehen. So möge denn dieses kleine, aber preiswürdige Orgelwerk eine lange Reihe von Jahren der freudig überraschten Gemeinde Solkwitz erhalten bleiben und mögen, durch gediegenes und kirchliches Spiel, die Besucher des Gottesdienstes stets erhoben werden, daß sie den Herrn aller Herren noch mehr preisen und loben, als das Orgelwerk den Meister selbst." gez. J.N. Hartmann
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Quellen/Sichtungen: | Landeskirchliches Archiv Eisenach, Spezialinventar Orgeln, Az. S7 (Solkwitz/Kircheninspektion Neustadt a.d.O.). Für die Recherche und Bereitstellung von Informationen sei Frau Dipl.-Achivarin Margitta Köppe und Herrn Archivar Johannes Röder gedankt. |
Literatur: | Hartmut Haupt: Gesamtverzeichnis der Orgeln im Bezirk Gera. Orgeln im Bezirk Gera: Eine Übersicht über die Orgellandschaft Ostthüringen. Rat des Bezirkes Gera, Abt. Kultur, Gera 1989, S.86.
Nach Haupt war früher ein Prospekt-Principal 2' vorhanden, der mittlerweile fehlt, es scheint sich jedoch angesichts der nun vorliegenden Diposition eher um den Diskant des Principal 4' gehandelt zu haben. |
Weblinks: | Kirchenbeschreibung auf der Website der Kirchengemeinde |