Schorndorf, Stadtkirche

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Walcker-/Bornefeld-Orgel der Stadtkirche Schorndorf
Orgel im Raum
Prospekt
Spieltisch
Orgelbauer: Walcker Ludwigsburg, op. 4441
Konzept und Disposition: Helmut Bornefeld, Heidenheim (Brenz)
Baujahr: 1961/62
Geschichte der Orgel: 2014 Renovierung (Instandsetzung Gehäuse und Pfeifenwerk) und technischer Neubau incl. Windladen durch Fa. Mühleisen, Leonberg. Es fanden keine Änderungen der Klangcharakteristik statt.
Intonation: Reinhard Metzger; Beratung: KMD Jürgen Schwab, Stuttgart

Vorgängerorgeln:
1516 erste Orgel (II/15)

1660 Instandsetzung nach Kirchenbrand

1706–1709 Erweiterung auf II/30

1767–1768 Umsetzung auf die Westempore, Erweiterung auf 35 Register durch Johann Georg Späth und Johann David Späth

1849 Neubau (III/33, op. 84) durch Walcker, Bild

1909 Umsetzung in den Chor (beidseitig), Erweiterung auf III/49 (47?) durch Walcker (op. 1505), walcker.com

Gehäuse: Prospektgestaltung: Prof. Paul Heim, Stuttgart
Stimmtonhöhe: a1= 440 Hz
Windladen: Schleifladen
Spieltraktur: mechanisch
Registertraktur: elektromechanisch
Registeranzahl: 46
Manuale: 3, C–g3
Pedal: C–f1
Spielhilfen, Koppeln: I/II, III/II, III/I, I/P, II/P, III/P

4 freie Kombinationen, 2 freie Pedalkombinationen

Gruppenzüge (A-K):
Zungenpleno 16‘, Gesamtpleno 16‘, Pleno HW 8‘, Vorpleno HW 8‘, Pleno RP, Kornett RP, Pleno BW 8‘, Zungen c.f.16‘ BW, Pleno Pedal, Vorpleno Pedal, Einzelregister aus Gruppenzügen; Zungenabsteller

zusätzliche Setzeranlage (1.000 Speicherplätze, 2014)


Disposition

I Rückpositiv II Hauptwerk III Brustwerk[1] Pedal
Stillgedackt 8′

Quintade 8′

Prinzipal 4′ [2]

Rohrflöte 4′

Rohrnasat 22/3

It. Prinzipal 2′

Terznone II 13/5′ + 8/9

Sifflöte 11/3

Scharf IV 1′

Unruh III 1/3

Kopftrompete 8′


Tremulant

Quintade 16′

Prinzipal 8′ [2]

Gemshorn 8′

Nonenkornett III 22/3[3]

Oktave 4′

Nachthorn 4′

Gambetta II 4′ + 22/3

Hohlflöte 2′

Quarte II 11/3′ + 1′

Mixtur IV-VI 11/3

Trompete 8′


Tremulant

Rohrpommer 8′

Salizional 8′ [4]

Flötgedackt 4′

Prinzipal 2′

Gemshorn 2′

Terzian II 13/5′ + 11/3

Siebenquart II 11/7′ + 16/19

Blockflöte 1′

Zimbel III 1/3

Sordun 16′

Vox humana 8′

Schalmei 4′


Tremulant

Prinzipal 16′ [2]

Untersatz 16′

Quinte 102/3

Oktavbass 8′

Gedackt 8′ (S)

Choralbass 3f. 4′ (S)[5]

Rohrpfeife 4′ (S)

Hintersatz IV 5 1/3

Glöckleinton II 2′ + 1′ (S)

Posaune 16′

Fagott 8′ (S)

Clairon 4′ (S)


Tremulant c.f. (S)


Anmerkungen
  1. schwellbar
  2. 2,0 2,1 2,2 Prospekt
  3. Diskant: 51/3′ + 31/5′ + 17/9
  4. nachträglich
  5. besteht aus 4' + 2' + 11/3

(S): Register auf Sololade



Walcker-Orgel 1909–1959

Orgelbeschreibung

ehem. Walcker-Orgel beidseitig im Chorraum ab 1909
Registeranzahl: 47
Manuale: 3


Disposition

I II III Pedal
s. walcker.com
oder es überträgt jemand hierher


Verweise

Bibliographie

Anmerkungen: Das Instrument steht als eine von 30 Bornefeld-Orgeln unter Denkmalschutz (Liste, PDF).

Die neue Orgel der Stadtkirche Schorndorf (Faltblatt zur Einweihung 1962):

Die Orgel der Stadtkirche Schorndorf war 1909 (gegen den Rat der Musiksachverständigen) von der Westempore in den Chor verlegt worden, was nicht nur klanglich recht ungünstig war, sondern auch die ursprüngliche Raumkonzeption völlig zerstörte. Wenn deshalb die 1959/60 durchgeführte Renovierung der Stadtkirche die Aufgabe hatte, dem Raum wieder seine ursprüngliche Achse zu geben und ihn der Jugendstilelemente von 1909 zu entkleiden, dann war klar, daß dabei die Orgel an ihren angestammten Platz auf der Westempore zurückkehren mußte. Eine Wiederverwendung der 1909-Orgel kam nicht in Betracht, weil dieses Instrument nicht nur architektonisch, sondern auch technisch und klanglich völlig überholt war. So erwuchs der Ev. Kirchengemeinde Schorndorf die große Aufgabe, den Bau einer neuen Westorgel anzubahnen, die architektonisch und musikalisch den Gegebenheiten des Raumes und den kirchenmusikalischen Anforderungen von heute entspricht.

Da in der Stadtkirche Schorndorf das Schiff einen Rauminhalt von ca. 9000 cbm, der Chor einen solchen von 3000 cbm hat, wäre man nach den üblichen Formeln auf eine Orgelgröße von 60-70 Registern gekommen, was aber sowohl finanziell wie technisch nicht zu bewältigen gewesen wäre. Wenn nämlich die Orgel schon neu gebaut werden mußte, dann stand fest, daß sie nur Schleifladen mit mechanischer Spieltraktur haben konnte und eine gehobene Materialqualität aufweisen mußte. Angesichts der ausgezeichneten Akustik wurden der Orgel 45 Stimmen gegeben in der Hoffnung, daß sich bei günstiger Anordnung, Mensurierung und Intonation das bedeutende Raumvolumen doch beherrschen lassen werde.

Die Vorstellung der „Riesenorgel“ mit 70, 80 und mehr Registern stammt aus einer (unwiderruflich vergangenen) Zeit, da man nur auf die Klangmasse hörte und zudem glaubte, mit Hilfe der elektrischen Spieltraktur „alles machen zu können“. Heute aber ist uns die musikalische Klangqualität wieder wichtiger als das martialische „Brausen“ der Orgel, und wir sind deshalb nicht gesonnen, zugunsten der „Größe“ auf die unbestreitbaren Klangvorzüge mechanisch angespielter Schleifladen zu verzichten. Es ist erwiesen, daß sich auch große und größte Räume mit mechanischen Schleifladenorgeln bewältigen lassen, auch wenn sich diese dann jenen technisch gesetzten Grenzen fügen müssen, die für drei Manuale etwa bei 50, für vier Klaviere ungefähr bei 65 Stimmen liegen.

Das Hauptproblem jeder Orgelplanung ist die „sachlich richtige“ Stellung des Instrumentes. Im Fall Schorndorf wäre die seltene Gelegenheit zu einer idealen Anlage gegeben gewesen; sie konnte leider nicht voll genutzt werden, weil das orgelfremde Westfenster – entgegen allen orgelbautechnischen Argumenten – beibehalten werden mußte. Trotz seiner Höherlegung drückt dieses Fenster die Orgel zu sehr in die Breite, was sich (bei mechanischer Spieltraktur) naturgemäß ungünstig auswirkt. Die Erfahrung wird zeigen, ob diese Lösung einen auf die Dauer befriedigenden Kompromiß zwischen Raum, Fenster und Traktur darstellt. Immerhin konnte das grundsätzlich Wichtige gewahrt werden: Hauptwerk, Brustwerk (im Schweller) und Rückpositiv liegen in einer Achse; das Pedal ist nach C- und Cis-Seite symmetrisch verteilt, wobei die Sololade aus Gründen einwandfreier Cantus firmus-Führung eineinhalb Meter über der Hauptlade liegt. Der Spieltisch steht (sowohl aus klanglichen wie aus aufführungspraktischen Gründen) beim Rückpositiv.

Nachdem der ursprüngliche finanzielle Rahmen für das Projekt allmählich stark erweitert worden war, konnte der Orgel unter Berücksichtigung der genannten architektonischen, akustischen und technischen Gesichtspunkten folgende Anlage und Disposition gegeben werden:

[Disposition]

Die eindringende Mensur- und Intonationsgestaltung dieser Orgel wurde durch erstklassige Materialien unterstützt; bei den Metallpfeifen kam (Prinzipal 16' eingeschlossen) nur Zinnlegierung und Kupfer zur Verwendung. Die musikalische Absicht ging dahin, den einzelnen Werken charakteristische Plena zu geben, die sich zu einem prächtigen Gesamtplenum verbinden, ohne deshalb aber den Farbreichtum einzuschränken. So gibt z. B. Nr. 5 (Nonenkornett 22/3) eine ausgesprochen „schwere“ 16'-Verdunkelung des Hauptwerks, ist zugleich aber (mit und ohne Fundament) eine der leuchtendsten Solostimmen der Orgel. Nr. 8 (Gambetta 4' 22/3), aus schmallabiierten Gemshörnern bestehend, hat die Aufgabe, mit Nr. 3 (Gemshorn 8' ) einen wirklich homogenen Begleitchor für die zahlreichen c.f.-Mischungen der anderen Werke zu schaffen. Nr. 10 (Quarte 11/3′ 1' ) sind enge Doppelchöre für Vorplenum, Aufgipfelung der Mixtur oder „glasigen“ Cantus firmus. Dem Brustwerk ist mit seinen Zungen-Obertönen der „dramatische“, mit seinen Weitchören (Nr. 13, 15 und 21 (Rohrpommer 8', Flötgedackt 4', Blockflöte 1' ) (im Schweller) der „mystische“ Cantus vorbehalten, obwohl auch hier das Plenum eine beachtliche Schärfe hat. Das Rückpositiv verfügt (mit vorwiegend mittelweiten Stimmen von hoher Verschmelzungsfähigkeit) über mehr „lyrischen“ Charakter. Nr. 33 (Unruh 3f 1/3') ist eine auf C- und Cis-Seite verschieden besetzte Zimbel (mit mittleren Prinzipalen) zu äußerster Solo- und Plenumsintensität. Beim Pedal wurde (neben genügenden c.f.-Möglichkeiten) vor allem auf eine dem manualen Überbau entsprechende „Gravität“ Wert gelegt. Diese und viele andere Einzelzüge ergeben im Bund mit der schönen Raumakustik eine Plenokraft und einen Farbenreichtum, die nicht so leicht zu erschöpfen sein dürften. Unser Wunsch ist nur, daß uns in Frieden die Zeit vergönnt sein möchte, die in diesem Instrument schlummernden Möglichkeiten zum Besten einer alten und neuen Orgelmusik fruchtbar werden zu lassen.

Helmut Bornefeld

Literatur: Ev. Pfarramt West der Stadtkirche Schorndorf (Hrsg.): Die Stadtkirche. Juwel im Herzen von Schorndorf. Ein Begleiter durch die Evangelische Stadtkirche und ihre Geschichte. 52 Seiten, Auslage in der Kirche

Die evangelische Stadtkirche Schorndorf, Baden-Württemberg, Rems-Murr-Kreis. Schnell & Steiner, Waldsassen. Online (PDF; 1,5 MB)

Helmut Völkl: Orgeln in Württemberg. Hänssler-Verlag 1986

Musik und Kirche 1/1963

Helmut Bornefeld: Die neue Orgel der Stadtkirche Schorndorf. 1961 (s.o.)

Weblinks: Website der Kirchengemeinde

Wikipedia

Beschreibung bei Fa. Mühleisen

Die Orgel auf walcker.com

Eintrag auf orgbase.nl

Website der Kantorei

Website des Fördervereins für Musik

Datenblatt von kirchbau.de

Zeitungsartikel: Orgeleinweihung Schorndorf: Innen neu, außen ganz die Alte

Artikel zur Verabschiedung von Hannelore Hinderer: Bezirkskantorin Hannelore Hinderer hört auf? Na, nicht so wirklich!„Es war mein Traumberuf“ (nicht mehr verfügbar)


Videos

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