Schorndorf, Neuapostolische Kirche

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Schmutz-Orgel der Neuapostolischen Kirche Schorndorf
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Orgelbauer: Andreas Schmutz
Baujahr: 2024
Geschichte der Orgel: „Der Kirchenraum sollte eine symmetrische Anlage mit dem Altarraum in der zentralen Flucht erhalten. Deshalb wurde die Orgel links vom Altar in spiegelbildlicher Symmetrie zu einer Konstruktion rechts davon (hier ist die Lüftungsanlage der Kirche integriert) aufgebaut. Beide Seiten werden durch Rahmenkonstruktion in gleiche Felder aufgeteilt, die durch grobmaschige Bespannung geschlossen sind. Um ein einheitliches Bild in hellem Nadelholz zu bekommen, wurden beide Einbauten vom selben Schreiner ausgeführt. Das Orgelgehäuse stammt daher nicht vom Orgelbauer, da es zudem in die Holzverkleidung der Kirchenwände integriert ist.

Auf der linken Seite wurde hinter den vier mit einem Mesh bespannten Feldern die Orgel eingebaut, darunter mittig eingeschoben die Spielanlage in Ahorn. Der Prospektstock erhielt ein zur Seitenwand der Kirche schräg nach vorne verlaufende Erweiterung. Diese bildet in gewisser Weise ein nach außen sich vertiefendes Dach über der Spielanlage und dem Untergehäuse der Orgel. Hinter den rechten beiden Feldern steht das Hauptwerk, davor Prospektpfeifen aus dem Open Diapason 8', hinter den linken beiden Feldern steht das Schwellwerk, die geschwärzten Schwellerlamellen sind noch leicht zu erkennen. Hinter beiden Manualwerken steht das Großpedal mit dem offenen 16'.

Eine Orgel ohne große sichtbare Pfeifen ist ungewöhnlich, aber nicht ohne Vorbild in der Orgelbaugeschichte. Ende des 19. und anfangs des 20. Jahrhunderts konnte dies auch in großen Domkirchen gerade bei Instrumenten mit einem spätromantischen Klang durchaus angetroffen werden. Und genau einem solchen romantischen, weichen und fülligen Klangideal folgt die Auswahl der Register und Klangfarben der Schorndorfer Orgel.

Ungewöhnlich ist dabei auch, daß die Pfeifen der neuen Orgel gar nicht neu sind: Alle Pfeifen der Orgel werden einem englischen Instrument, das 1904 für eine methodistische Kirche in Sheffield von der Firma Brindley & Foster gebaut wurde, unverändert entnommen. Die Technik der Orgel, vom Spieltisch über Windladen, Trakturen bis hin zum Schwellgehäuse wurden allerdings mit hohem qualitativen Anspruch und passend auf die Schorndorfer Gegebenheiten durch Andreas Schmutz Orgelbau, Römerstein-Donnstetten, neu gebaut.

Die für den romantischen Klang wesentlichen Pfeifen bleiben unverändert, weil in ihnen auch eine ungewöhnliche europäische Synthese verwirklicht wurde. Der Orgelbauer Charles Brindley hatte wie viele Orgelbauer der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in England den deutschen Orgelbauer Edmund Schulze zum Vorbild, was etwa durch einige deutsche Namen bei den Registern wie Hohlflöte, Lieblich Gedact und Rohr Gedact oder auch Viola di Gamba erkennbar wird. Natürlich werden diese "deutsch-romantischen" Register mit typischen "englischen" Klangfarben wie etwa der Dulciana, dem Open Diapason oder dem Fifteeenth verbunden. Ein dritter Einfluß kommt hinzu: aus dem französischen Orgelbau stammen nicht nur Klangfarben wie die schwebende Voix Celestes oder die Flute Octaviente, sondern auch die gesamte Anordnung der Register. Bei dieser Anlage stehen im unteren Manual einige Grundstimmen, der Hauptteil der kräftigen und obertonreichen Klänge mit Mixtur und drei Zungenstimmen ist aber in einem großen Schwellgehäuse auf dem oberen Manual spielbar und zum unteren Manual auch oktavversetzt hinzuschaltbar. Um hier die Möglichkeiten noch weiter zu vergrößern, sind die Tonumfänge der beiden Manuale um eine halbe Oktave erweitert.

Das englische Pfeifenmaterial ist sehr stabil und starkwandig gebaut. Der typisch englische Pragmatismus im Orgelbau verwendet dabei einfachere Bauformen und intoniert sie entsprechend den Klangvorstellungen: die Hohlflöte, die im französisch-symphonischen Chororgelkonzept den Platz der Flûte harmonique einnimmt, imitiert bei einfacher zylindrischer Bauweise durch einen sehr hauchigen Klang die französische Bauform. Das konnte bei der sehr hellhörigen und trockenen Akustik ohne nennenswerten Nachhall im Kirchenraum nur bedingt zurückgenommen werden. Ebenso ist die Flute Octaviente trotz der Imitation der typischen Ansprache nicht überblasend sondern einfach zylindrisch offen gebaut.

Die Orgel mit ihren insgesamt 1188 Pfeifen, die größten Pfeifen mit über 5 Metern Länge (offener 16' im Pedal), ist somit eine ungewöhnliche Synthese aus den großen europäischen Traditionen des 19. Jahrhunderts.“

(OSV Andreas Ostheimer, Juni 2024)

Windladen: Schleifladen
Spieltraktur: mechanisch
Registertraktur: mechanisch
Registeranzahl: 19
Manuale: 2 C-g3
Pedal: 1 C-f1
Spielhilfen, Koppeln: II/I, II/II (Sub)[1], I/P, II/P



Spieltisch


Disposition

I Great II Swell Pedal
Open Diapason 8'

Hohlflute 8'

Lieblich Gedact 8'

Dulciana 8'

Principal 4'

Flute Octaviente 4' [2]

Fifteenth 2'

Geigen Diapason 8'

Rohr Gedact 8'

Viola di Gamba 8'

Voix Celestes 8'

Salicet 4'

Mixtur 3f

Trumpet 8'

Oboe 8'

Clarinet 8'

Tremulant

Open Diapason 16'

Bourdon 16'

Flute 8'


Anmerkungen:

  1. Durchkoppelnd, d.h. bei zusätzlich gezogener Manualkoppel II/I wird das Swell auch Sub an I gekoppelt.
  2. Nicht überblasend.




Bibliographie

Quellen/Sichtungen: Angaben und Beschreibungstext der Orgel: OSV Andreas Ostheimer - Juni 2024
Weblinks: Webseite der Kirchengemeinde


Vorstellung der Orgel in der Neuapostolischen Kirche Schorndorf durch Andreas Ostheimer:

Die Orgel in der neuapostolischen Kirche Schorndorf - J. Brahms, Elf Choralvorspiele, op. posth. 122: