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Nürnberg/Thon, St. Andreas


Beckerath-Orgel in St. Andreas Nürnberg-Thon
Orgel im Raum
Prospektdetail
Prospekt und Spielanlage
Orgelbauer: Rudolf von Beckerath Orgelbau, Hamburg
Baujahr: 1959
Geschichte der Orgel: 1980–82: Reinigung/Generalüberholung und Neuintonation durch Beckerath[1]

1996: Generalüberholung, Umdisponierung, Neuintonation durch Beckerath

Orgelgeschichte 1957–1999 (aus der Festschrift zur Renovierung 1996, clarion.franken.de,, Memento 04/2016, mit freundlicher Genehmigung):

Die St.-Andreaskirche in Nürnberg hat eine Orgel, die aus einer Zeit stammt, in der im deutschen Orgelbau sehr vieles in Bewegung war. Sie setzte aus unterschiedlichen Gründen einen ganz neuen Akzent in der fränkischen Orgellandschaft. Eine Orgel, die ganz der norddeutschen Orgelbautradition verpflichtet war, stellte in Franken und darüber hinaus ein Novum dar. Die Instrumente, die bisher diese Landschaft prägten, waren im Stil der süddeutschen Meister gebaut worden. Deren Instrumente zeichneten sich durch einen runden, weichen, femininen Klang aus. Mit der Orgel in St. Andreas kommt ein norddeutsch-herber, maskuliner Klang hinzu. Eine Orgel, die ganz der mechanischen Bauweise verpflichtet war und dazu noch in massiver Bauweise ausgeführt wurde, hatte zu dieser Zeit noch in ganz Deutschland einen experimentellen Charakter. Ende der 50er Jahre wurden noch viele Orgeln mit elektrischer oder sogar pneumatischer Technik gebaut, weil viele Firmen mit der mechanischen Kunst der alten Meister nicht mehr oder noch nicht wieder umgehen konnten.

Eine Orgel, die von einer Firma erbaut wurde, die ihren Sitz in Hamburg hat, stellt einen Einbruch dar in der festgefügten Orgellandschaft Frankens und ganz Bayerns. Dieses Bild galt für ganz Deutschland. Bisher wurden neue Instrumente von Firmen erbaut, die einen direkten Bezug hatten zur Umgebung. Dadurch haben sich im Laufe der Jahrhunderte sogenannte Orgellandschaften entwickelt. Nach dem Krieg änderte sich dieses Bild. Die festgefügten Gebiete wurden aufgebrochen und neuen Klangvorstellungen wurde Raum gegeben.

Es zeigt sich also, daß die Orgel der St.-Andreaskirche auf vielen Gebieten ein Experiment war. Viele Aspekte beweisen heute, daß dieses Experiment gelungen ist. Von Anfang an war die Andreas-Orgel ein vielbeachteter Mittelpunkt im Orgelleben Nürnbergs und darüber hinaus. Viele weltberühmte Organisten haben an diesem Instrument Konzerte gegeben (stellvertretend seien hier Prof. Helmut Walcha und Prof. Maurice Duruflé genannt). Es wird heute noch davon erzählt, daß Organisten und Orgelinteressierte von weither kamen, um die Andreas-Orgel zu hören. Die intensive Beteiligung der Andreas-Orgel an der Internationalen Orgelwoche Nürnberg (ION) spricht für sich.

Auch wenn die von-Beckerath-Orgel eine große Seltenheit im süddeutschen Raum ist, bereitete sie den Organisten doch auch Schwierigkeiten. Die Klangbalance zwischen Brustwerk, Hauptwerk und Pedal stellte zum Beispiel das Triospiel (ein wichtiger Teil des Orgelspiels) vor einige Probleme. Ebenso war, durch die norddeutsche Prägung der Disposition das Spielen von Werken nach 1800 nur mit größtem Registriergeschick möglich, wenn nicht gar unmöglich. Dies sollte durch einen klangliche Aufwertung des Brust- und Pedalwerkes bei der Renovierung 1996 verbessert werden. Durch diese Umstellungen, die in der Tradition des norddeutschen Orgelbaus ausgeführt wurden, hat die Orgel enorm an Klang und Ausdrucksmöglichkeiten gewonnen. Durch die Neuintonation aller Register und das Abstimmen der Werke aufeinander bekommt die Orgel einen neuen, etwas weicheren, volleren und runderen Klang.

Auch nach der Renovierung bleibt die Orgel der St.-Andreaskirche durch ihre norddeutsche Prägung eine Besonderheit in der süddeutschen Orgellandschaft, ein Instrument, das die Kirchenmusik in der Gemeinde, aber auch in ganz Nürnberg bereichert.

Gehäuse: Fa. Prasser, Material: Lärchenholz
Stimmtonhöhe: a1= 440 Hz
Temperatur (Stimmung): Werckmeister III
Windladen: Schleifladen
Spieltraktur: mechanisch
Registertraktur: mechanisch
Registeranzahl: 27
Manuale: 2, C–g3
Pedal: C–f1
Spielhilfen, Koppeln: Koppeln BW/HW, BW/P



Disposition

I Hauptwerk II Brustwerk Pedal
Quintadena 16’

Prinzipal 8’

Rohrflöte 8’ [2]

Oktave 4’

Blockflöte 4’

Nasat 22/3

Oktave 2’

Flachflöte 2’

Mixtur 4-6f

Trompete 8’

Holzgedackt 8’ [3]

Rohrflöte 4’

Principal 2’

Nasat 11/3

Oktave 1’

Sesqualtera 2f

Scharf 3-4f

Dulzian 8’ [2]


Tremulant [4]

Prinzipal 16’

Oktavbass 8'

Spitzflöte 8’ [5]

Choralbass 4’

Nachthorn 2’

Hintersatz 5f [2][6]

Posaune 16’

Trompete 8’

Trompete 4’ [2]


Anmerkungen
  1. Kosten: 23.000 DM
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 neu 1996
  3. ausgetauscht
  4. einzuschalten mit Pedaltritt
  5. aus dem HW
  6. gebildet aus Rauschpfeife und Mixtur



Bibliographie

Anmerkungen: Zu den Einweihungsfeierlichkeiten 1959 spielten bekannte Organisten wie Helmut Walcha (Bach, Scheidt, Buxtehude, Bruhns, Hessenberg), Michael Schneider (Bach, Franck, Alain, Reger 2. Sonate, Dupré Präludium und Fuge H-Dur), Hans Klotz, Hans Friedrich Micheelsen, Friedrich Högner und Maurice Duruflé. Etwas später folgten die Amerikaner Robert Anderson und Robert Noehren (Orgelbauer, Komponist und Organist) und nochmals Walcha mit Bach-Programmen.[1]
Literatur: Die R. v. Beckerath-Orgel in der St. Andreaskirche Nürnberg. Festschrift zur Renovierung 1996. Auslage in der Kirche
Discographie: Rundfunkproduktion mit Hans Leykam für BR Studio Franken (Altnürnberger Komponisten)
Weblinks: Website der Kirchengemeinde, Orgel, YouTube-Kanal

Wikipedia

Eintrag auf orgbase.nl

Private Homepage über die Orgel, Memento 04/2016