Leipzig, Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig im Grassi, 3991 Positiv

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Orgelbauer: vermutlich Julius Jahn & Sohn, Dresden, nicht Gebrüder Jemlich, Dresden, wie von Klaus Gernhardt beschrieben
Baujahr: um 1910
Geschichte der Orgel: Für Aufsehen erregt hatte eine Entwicklung der Firma Jehmlich in Dresden aus dem Jahr 2000. Ein Positiv wurde für das Museum der Staatlichen Porzellan-Manufaktur in Meißen gebaut, in dessen Prospekt die Porzellanpfeifen eines Registers Porzellanflöte 2‘ standen. Die Konstruktion der Porzellanpfeifen wurde anschließend als Weltneuheit gepriesen.

Bereits 1896 hatte die Okarinafabrik Freyer& Co in Meißen ein Patent zur Herstellung von Orgelpfeifen aus Porzellan. In Zusammenarbeit mit dem Orgelbauer Julius Jahn in Dresden entstand damals eine Probeorgel mit einem Flötenregister und einem Prinzipalregister aus Porzellanpfeifen, die zum Teil im Prospekt standen. Über den Klang schrieb die »Zeitschrift für Instrumentenbau« im Jahr 1899: »Wer die Fülle, Weichheit und den Wohllaut des Tones der Porzellanpfeifen gehört hat, der wird gerne glauben, dass dieselben sich nach und nach einführen werden ...“

Ein Orgelpositiv aus der Zeit um 1910 mit Pfeifen der Firma Freyer & Co. befindet sich heute im Musikinstrumentenmuseum der Stadt Leipzig (Inventar-Nr. 3991). Es besitzt ein komplettes Register mit Porzellanpfeifen (gedackt bzw. in Okarinaform) und ein Register mit Metallpfeifen (beide mit Bass-Diskantteilung), außerdem 9 blinde Porzellan-Prospektpfeifen, bemalt mit Meißner Zwiebelmuster. Das Instrument wurde vermutlich von Julius Jahn & Sohn, Dresden, gebaut, die ab 1899 mit der Firma Freyer zusammenarbeiteten, nicht von Gebrüder Jehmlich, Dresden, wie von Klaus Gernhardt beschrieben.

Windladen: Registerkanzellenlade
Spieltraktur: mechanisch/pneumatisch
Registertraktur: mechanisch/pneumatisch
Registeranzahl: 2
Manuale: C-f³
Spielhilfen, Koppeln: 2 Kniehebel für beidseitig im Oberteil angebrachte Jalousieschweller

2 Fußtritte für Balgschöpfer

Register „Okarina“ aus Terrakotta-Pfeifen entweder gedackt oder birnenförmig in Okarinaform





Disposition

Okarina 4’ B

Gamba 8’ B

Gamba 4’ D

Okarina 2’ D



Bibliographie

Literatur: Gernhardt, Klaus; Henkel, Hubert, Schrammek, Winfried: Orgelinstrumente, Harmoniums- [1. Aufl.]. Leipzig: Dt. Verl. Für Musik, 1983. S.68-70 und Tafel 8 Positiv, Dresden um 1910.

Orgelpfeifen aus Porzellan. In: Zeitschrift für Instrumentenbau, Bd.17, 1896/97, Leipzig 1897, S.485

Joppig, Gunther: Die Okarina-Fertigung aus Porzellan in Meissen. In: Tibia 4/2011, S.562-568, S.566 Freyers Vorführung 1902 von Porzellangeigen und der Orgel mit Porzellanpfeifen in Meißen.

Weblinks: Ungewöhnliche Materialien im Orgelbau

Wikipedia, Porzellanorgel