Kassel, Schloß Wilhelmshöhe, Wasserorgel

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Wasserorgel
Orgelbauer: Wilhelm, Georg Peter
Baujahr: 1778
Geschichte der Orgel: Landgraf Karl von Hessen-Kassel ließ ab 1701 am Karlsberg ein Riesenschloß mit vorgelagerten Kaskaden bauen. Am Hang befand sich eine Vexierwassergrotte mit drei Wandnischen. Versteckt hinter dem Hirtengott Pan stand 1705 die erste Wasserorgel. Die Erbauer waren Andreas Zahn und Johann Wenderoth. Die Orgel wurde 1778 vollständig erneuert durch den Hoforgelbauer Georg Peter Wilhelm.

Die Orgel mit ihren drei Registern und 81 Pfeifen aus Blei war integraler Teil der Wasserspiele und wurde von innerhalb der Grottenwand herabstürzendem Wasser über ein Wasserrad angetrieben, das über Zahnräder eine Kurbel betätigte. Sie spielte sechs verschiedene Melodien, die Wilhelm komponiert und der Hoforganist Becker auf eine Stiftwalze gestochen hatte. Die Klänge sollten Besucher anlocken, die dann in der Grotte mit Wasser aus über 100 kleinen Düsen nass gespritzt wurden.

Wikipedia

Umbauten: Bei ihrer ersten Restaurierung1938/1939 wurden die Bleipfeifen durch Pfeifen aus Zink ersetzt. Das Instrument erklang vor dem Zweiten Weltkrieg zum letzten Mal. Es wurde nach dem Krieg abgebaut und nahezu sechs Jahrzehnte lang eingelagert. Die Feuchtigkeit in der Grotte und ihr Alter hatten der Orgel erheblich zugesetzt.

2014 wurde sie in dreimonatiger Arbeit von der Dresdener Orgelbaufirma Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH in spielfertigen Zustand gebracht. Dabei blieb die originale Substanz von 1778 komplett erhalten, selbst das brüchige Leder der Bälge wurde behalten und abgedichtet. Viele Details mussten allerdings erneuert werden, und das hölzerne Zahnrad, das wegen zahlreicher Risse die Musik zu oft zum Stocken brachte, wurde durch eine Kopie ersetzt.

2017 wurden das Original und die Rekonstruktion im Florasaal des Schlosses Wilhelmshöhe erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

Stimmtonhöhe: 440 Hz bei 18°C
Windladen: Schleiflade aus Eiche
Spieltraktur: Stiftwalze
Registertraktur: mechanisch
Registeranzahl: 3
Manuale: 1
Spielhilfen, Koppeln: TECHNISCHE DETAILS

Tonumfang: 27 Töne (G,c°,d°,e°,f°,g°,a°,h°,c1,d1,e1,f1,fis1,g1,a1,h1,c2,cis2,d2,dis2,e2,f2,fis2,g2,a2,h2,c3)

AUFBAU

Walzenorgel mit Antrieb durch ein Wasserrad

ohne Gehäuse

2 Keilbälge 2-faltig mit je einem einfaltigen Schöpferbalg Pfeifenwerk nicht original (1938/39)

6 Musikstücke über Walzenverschiebung einstellbar





WINDLADE C – g3

1. Gedackt 8'

2. Prinzipal 4'

3. Oktave 2'



Bibliographie

Literatur: Neuber, C.: Das Wilhelmhöher Riesenschloß und die Herkulesstatue und ihre Erbauer. In: Hessenland: Zeitschrift für hessische Geschichte und Literatur, 15. Jahrgang, Kassel, 1901, S.44-46

Buchstab, Bernhard: Die Restaurierung der Wasserorgel des Bergparks Wilhelmshöhe. Ein Instrument im Kontext der höfischen Wasserspiele. In: Denkmalpflege & Kulturgeschichte Bd.4, Landesamt für Denkmalpflege, Wiesbaden, 2017, S.36-42

Hahn, Andreas: Die Wasserorgel im Bergpark Wilhelmshöhe zu Kassel. In: Ars Organi, Internationale Zeitschrift für das Orgelwesen, Nr.63/2, Juni 2015, S.119

Weblinks: Wikipedia, Kassel-Wilhelmshöhe, Wasserorgel

RTL, historische Wasserorgel für den Kasseler Bergpark, 2018

Webseite, Jehmlich-Orgelbau-Dresden, Die Wasserorgel, Bergpark Wilhelmshöhe zu Kassel, Restaurierung 2014