Jena, Volkshaus

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Jena Volkshaus 05 (cropped).jpg
Jena Volkshaus 06.jpg
fahrbarer Spieltisch im Magazin (nach Überarbeitung 1999)
Firmenschild am Spieltisch
Orgelbauer: Wilhelm Sauer Orgelbau, Frankfurt/Oder, op. 2207
Baujahr: 1983
Geschichte der Orgel: Am 10. November 1906 wurde die erste Volkshaus-Orgel im Großen Saal mit einem Konzert von Karl Straube eingeweiht, erbaut von Heinrich Voit & Söhne aus Karlsruhe-Durlach. Das dreimanualige Instrument – 8,80 Meter breit und 5,90 Meter hoch mit 2.886 Pfeifen – wurde später neobarock umgebaut und tat Dienst bis Ende der 1960er Jahre. Nach Klärung der Finanzierung für den Orgelneubau wurde die alte Orgel 1981 abgerissen, 14 Jahre nach ihrer letzten Nutzung.

Im Großen Saal wurde am Silvesterabend 1987 die Sauer-Orgel eingeweiht. Die Kosten für die Orgel betrugen 1,5 Millionen DDR-Mark, gespendet vom VEB Carl Zeiss Jena. Die Konzeption stammt aus der Feder von OSV und Organist Dr. Hartmut Haupt (1932–2019), dessen Name untrennbar mit der Volkshausorgel verbunden ist.

Konstruktion: Peter Dohne, Intonation: Hans-Ulrich Moritz und Peter Fräßdorf (Fa. Sauer).

In seiner Beschreibung der Volkshausorgel (vgl. Lit.) schließt Hartmut Haupt wie folgt : „Die neue Volkshausorgel ist nicht nur eines der größten Werke des Frankfurter Orgelbaubetriebes, sondern auch nach Einschätzung von Prof. J. E. Köhler eines der bedeutendsten Konzertinstrumente des zeitgenössischen Orgelbaues. Mit seiner breiten Klangpalette eignet es sich zur Darbietung der verschiedensten Epochen der Orgelmusik.“

Im Jahr 2021 begann eine Diskussion über die Zukunft die Orgel im Volkshaus angesichts dem Umbau zu einem Kultur- und Kongresszentrum, da diese von seiten der Verwaltung und Intendanz für die künftige Nutzung als entbehrlich gehalten wurde [1]. Da auf der aktuellen Webseite des Hauses und neueren Bildern (Stand: Dez. 2024) nach dem Umbau die Orgel zu sehen ist, wurde offenbar entschieden, sie zu erhalten. [2]

Umbauten: 1999 Austausch der Steuerelektronik (Setzeranlage) und Neuintonation durch W. Sauer Orgelbau (Inh. Werner Walcker-Mayer)
Gehäuse: Prospekt "Modell Thüringen"

Prospekt: Linke bzw. rechte Außenfelder (je 2) – Prinzipal 16' (Pedal); Mitte oben – 3 Felder Prinzipal 8' (Hauptwerk); unten – 3 Felder Prinzipal 4' (Rückpositiv)

Stimmtonhöhe: a1 = 440,9 Hz / 22 °C
Temperatur (Stimmung): gleichstufig
Windladen: Schleifladen
Spieltraktur: elektrisch
Registertraktur: elektrisch
Registeranzahl: 61
Manuale: C–c4
Pedal: C–f1
Spielhilfen, Koppeln: Normalkoppeln II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P;

Oktavkoppeln[1] Sub III/I, Super III/I, Sub III/I, Sub III, Super III, Super III/II, Sub I/I;

Sequenzer mit 1024 Setzerkombinationen (1983: 56 Setzerkombinationen[2]), Feste Kombinationen piano, mezzoforte; Tutti; Zungeneinzelabsteller; Crescendo-Walze; Regler für Tremulanten separat I, II, III; Vogelschrei


Disposition

I Hauptwerk II Rückpositiv III Schwellwerk Pedal
Pommer 16'

Prinzipal 8'

Koppelflöte 8'

Spitzgambe 8'

Oktave 4'

Klein Gedackt 4'

Quinte 22/3'

Oktave 2'

Waldflöte 2'

Kornett 5f[3]

Mixtur I 5f

Mixtur II 4f

Bombarde 16'

Trompete 8'

Tremulo

Holzgedackt 8'

Quintadena 8'

Prinzipal 4'

Rohrflöte 4'

Oktave 2'

Blockflöte 2'

Quinte 11/3'

Oktave 1'

Sesquialtera 2f

Scharff 4f

Hohe Zimbel 2f

Messingregal 16'

Messingregal 8'

Messingregal 4'

Tremulo

Liebl. Gedackt 16'

Prinzipal 8'

Gedackt 8'

Salizional 8'

Schwebung 8'

Oktave 4'

Nachthorn 4'

Zartviola 4'

Nasat 22/3'

Flautino 2'

Terz 13/5'

Sifflöte 1'

Septquart 2f[4]

Mixtur 5-7f

Echomixtur 2-3f

Basson 16'

Franz. Trompete 8'

Oboe 8'

Tremulo

Untersatz 32'

Prinzipalbaß 16'

Subbaß 16'

Gemshornbaß 16'

Oktavbaß 8'

Baßflöte 8'

Choralbaß 4'

Hohlflöte 4'

Flachflöte 2'

Großsesquialtera 3f

Hintersatz 5f

Posaune 32'

Posaune 16'

Trompete 8'

Corno 4'


Anmerkungen
  1. 1999 hinzugefügt
  2. Setzeranlage von der Fa. Arno Voigt in Bad Liebenwerda gefertigt.
  3. ab g°
  4. 11/7'+8/11'



Bibliographie

Anmerkungen: Alle 12 Zungenregister, sowie der elektrische Winderzeuger und weitere Bauteile stammen aus der Sendesaalorgel des Funkauses Nalepastraße in Berlin-Oberschöneweide, welche bereits seit mehreren Jahren unspielbar war.

Die Orgel befindet sich ca. 3 m über Bühnenniveau.

Literatur: Hartmut Haupt: Orgeln im Bezirk Gera: Eine Übersicht über die Orgellandschaft Ostthüringen. Gera: Rat des Bezirkes, Abt.

Kultur (1989).

Hartmut Haupt: Orgeln und Orgelmusik im Volkshaus Jena seit 1906. Ars Organi (66), Heft 3 (September 2018)

H. Schmid: Die neue Volkshausorgel in Jena. Urania 64 (1907), 17-19

Gerhard Wagner: Die Voit-Orgel in der Stadthalle Heidelberg: Orgelrestaurierung - ein Beitrag zur Kulturgeschichte. (Schriftenreihe des Stadtarchivs Heidelberg). Heidelberg: Guderjahn (1993)

Weblinks: Seiten des Volkshauses, Der Ernst-Abbe-Saal auf den Seiten des Volkshauses

Wikipedia

Initiative für den Erhalt der Volkshaus-Orgel

Beschreibung der Volkshaus-Orgeln (PDF)

Jena: Meister und Freund der Orgel gestorben. (Nachruf auf Dr. Hartmut Haupt). Ostthüringer Zeitung, 05.06.2019

[1] Claus Fischer: Bedrohtes Kulturerbe - Orgel im Volkshaus Jena soll rückgebaut werden. Deutschlandfunk, 25.11.2019

[2] Volkshaus Jena: Weihnachtskonzert des Sinfonieorchesters Carl Zeiss Jena (facebook.com, 22.12.2024)


Videos

Orgelspiel zum Orgelsymposium – Prof. Martin Sturm (2021)


Max Reger: Variationen und Fuge über ein Originalthema fis-Moll op. 73 – Hartmut Haupt (1993, live):