Gelsenkirchen, Hans-Sachs-Haus (ehemalige Walcker-Orgel)
Adresse: Ebertstraße 11, 45879 Gelsenkirchen, Deutschland
Gebäude: Hans-Sachs-Haus, Großer Saal (ehemalige Walcker-Orgel, ab 2018 in St. Antonius Papenburg)
Orgelbauer: | E. F. Walcker & Cie. op. 2150 |
Baujahr: | 1927 |
Geschichte der Orgel: | Die Orgel war zunächst bühnenseitig hinter Holzjalousien, und an mehreren Stellen im Raum aufgestellt. Sie enthielt als Besonderheit ein Fernwerk. Dieses war im Dach über dem Hauptwerk untergebracht. Durch einen raffinierten Kanal wurde der Schall oberhalb der Saaldecke in den hinteren Teil des Zuschauerraums geleitet, wo er durch eine Öffnung in der Saaldecke austreten konnte. Der Kanal war 18 Meter lang, und zweieinhalb Meter im Durchmesser im Quadrat. In den Kanal ragten abwechselnd von rechts und links Querwände hinein, um den Weg künstlich zu verlängern und den Schall zu brechen.
Das Instrument unterlag Veränderungen und Umbauten. Anlässlich der Sanierung des Gebäudes ab 2002 restaurierte die Fa. Seifert das Instrument (wobei die originalen Taschenladen rekonstruiert wurden), baute einen neuen Spieltisch, und lagerte es ein. Schliesslich wurde entschieden, dass die Orgel nicht mehr eingebaut wird; das Hans-Sachs-Haus wurde letztendlich 2010 bis auf die Fassade abgerissen. 2017 erwarb die Antoniusgemeinde in Papenburg das Instrument für den symbolischen Kaufpreis von einem Euro. Der Aufbau in der Kirche begann 2019. |
Umbauten: | 1944/49 Auslagerung bzw. Wiederaufbau
1955 Stillegung des Fernwerks 1974 Abbau des Fernwerks 1982 Umstellung auf Schleifladen und neuer elektrischer Spieltisch 1989 Hinzufügung von 12 neuen Registern 2002-2007 Auslagerung, Restaurierung, Rekonstruktion der Taschenladen und neuer Spieltisch durch Orgelbau Seifert 2017 Ankauf durch die St. Antoniusgemeinde in Papenburg/ Emsland 2018-2020 Aufbau der Hauptorgel in St. Antonius Papenburg, Ergänzung um einige Register und neuer Spieltisch durch Orgelbau Seifert im ersten Bauabschnitt, wobei die ergänzten Register aus 1989 nicht wieder eingebaut werden. ab 2021 Bau der Chororgel mit 2 Manualen (Rekonstruktion des Fernwerks von 1927 mit Ergänzungen) |
Gehäuse: | Die Orgel war nicht sichtbar in die Wände und Decken des Saals eingebaut. |
Windladen: | Taschenladen |
Spieltraktur: | elektropneumatisch |
Registertraktur: | elektropneumatisch |
Registeranzahl: | 92 |
Manuale: | 4 C-c4 |
Pedal: | C-g 1 |
Spielhilfen, Koppeln: | Koppeln II/I, III/I, IV/I, III/II, IV/II, I/P, II/P, III/P, IV/P, Ok IV/P; Uk III, Uk IV, Uk III/I, Uk IV/I, Ok I, Ok II, Ok III, Ok IV, Ok II/I, OK III/I, Ok IV/I
Generaleinführungen: Labiale, Neue Zungen, Historische Zungen, Koppeln, 32'+16'+Unterkoppeln, Freie Aut. Pedalumschaltung II, III, IV; Fernpedal mit Hauptpedal, Hauptpedal und IV. Man. ab, Fernwerk an. Registrierungen: Hauptreg., Nebenreg.1, Nebenreg.2, Nebenreg.3, Nebenreg.4, Walzenregistrierung mit Unterteilung (a) Flöten und Prinzipale, (b) Streicher und Zungen, (c) Mixturen, (d) Manualkoppeln, (e) Pedalkoppeln, (f) Oktavkoppeln, (g) Fernwerk; Generaltutti, Normaltutti
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Disposition 1927-2001
I Hauptwerk | II Positiv [1] | III Schwellwerk | IV Solo [1] | Pedal |
Principal 16' [2]
Weitprincipal 8' Principal 8' Fugara 8' Bordun 8' Rohrflöte 8' Dulciana 8' Oktave 4' Blockflöte 4' Quinte 2 2/3' Oktave 2' Flöte 2' [3] Kornett 1-4f Gr.Mixtur 4-6f 2 2/3' [3] Mixtur 2-5f 1 1/3' Cymbel 3f 1' Trompete 16' [3] Tuba 8' |
Gedackt 16'
Flötenprincipal 8' Konzertflöte 8' Quintatön 8' Salicional 8' Unda Maris 8' Principal 4' Nachthorn 4' Spitzflöte 4' Quintflöte 2 2/3' Oktave 2' [3] Bachflöte 2' Terzflöte 1 3/5' Quinte 1 1/3' Septime 1 1/7' Mixtur 4-6f 2' [3] Cymbel 4-7f 1 1/3' Rankett 16' Klarinette 8' Rohrschalmey 8' [3] Tremulant |
Gambe 16'
Celloprincipal 8' Gedackt 8' Gemshorn 8' Viola 8' Voix Celeste 8' Geigenprincipal 4' Quintatön 4' Orchesterflöte 4' Gemshornquinte 2 2/3' Schwiegel 2' Quinte 1 1/3' [3] Progr. Harm. 3-5f 2 2/3' Scharff 4f 1' [3] Dulcian 16' Oboe 8' Krummhorn 8' Geigenregal 4' Tremulant |
Nachthorn 16'
Starkprincipal 8' Viola di Gamba 8' Doppelflöte 8' Gedacktquinte 5 1/3' Prästant 4' Kleingedackt 4' Gemshornterz 3 1/5' Blockflöte 2' [3] Gr. Kornett 1-8f 8' Mixtur 5f 2' [3] Fagott 16' Posaune 8' Horn 8' [3] Trompete 4' Celesta Tremulant
Quintatön 16' Hellprincipal 8' Echo-Bordun 8' [5] Vox Angelica 8' Gemshorn 4' Flageolet 2' Glockenton 2-4f Horn 8' Vox Humana 8 Schwebung |
Untersatz 32' [6]
Obertöne 2f 32' [7] Principalbaß 16' Flötenbaß 16' Subbaß 16' Sanftbaß 16' [8] Salicetbass 16' [9] Oktavbaß 8' Violoncello 8' [9] Baßflöte 8' [8] Obertöne 2f 5 1/3' [8] Choralbaß 4' Feldflöte 2' [3] Pedalmixtur 6f 2 2/3' Kontra-Tuba 32' Baß-Tuba 16' Dulcianbaß 16' [9] Baß-Posaune 8' Baß-Trompete 4' [8] Singend Kornett 2'
Hornbaß 16' [10] Choralbaß 8' |
- Anmerkungen
- ↑ 1,0 1,1 im Schweller
- ↑ ab c°
- ↑ 3,00 3,01 3,02 3,03 3,04 3,05 3,06 3,07 3,08 3,09 3,10 3,11 1989 hinzugefügt auf separaten Laden
- ↑ 100 mm WS
- ↑ überblasend
- ↑ Extension Subbaß 16'
- ↑ akustisch aus 10 2/3' + 6 2/5'
- ↑ 8,0 8,1 8,2 8,3 Transmission aus dem IV. Manual
- ↑ 9,0 9,1 9,2 Transmission aus dem III. Manual
- ↑ Extension aus Horn 8'
Bibliographie
Anmerkungen: | Aus der Beschreibung auf den Seiten des Hans-Sachs-Hauses: "Mit der Errichtung eines großen Konzertsaals und der konsequenten Berücksichtigung aller musikalisch-akustischen Erfordernisse bestand seit Beginn der Planung an der explizite Wunsch nach einer modernen Konzertsaalorgel, die in ihren Größenverhältnissen dem Saal angepasst sein sollte. Klanglich musste sie möglichst vielfältigen musikalischen Bedürfnissen des modernen Konzertlebens gerecht werden. Am 18. Februar 1927, eineinhalb Jahre nach Baubeginn des Konzertsaals, bewilligte die Stadtverordnetenversammlung 62.964 RM für die Anschaffung einer Orgel.
Der Bau dieser großen Renommierorgel wurde dem damals größten und international gleichzeitig erfolgreichsten deutschen Orgelbauunternehmen, der in Ludwigsburg ansässigen Werkstatt E. F. Walcker & Cie., übertragen. Walcker errichtete daraufhin in Gelsenkirchen sein Opus 2150 mit 92 Registern. Die Raumverhältnisse des Saales waren den akustischen Gesetzen so angepasst worden, dass die Orgel ihre volle Klangvielfalt frei entfalten konnte. Die Architektur des Hans-Sachs-Hauses, des Saales und der Orgel folgten einem Gesamtkonzept, das unter dem Motto "Beschränkung auf das Notwendige" stand. Aus diesem Grund wurde auf die sonst üblichen zierenden Attrappen von Orgelpfeifen verzichtet. Das Orgelwerk wurde in seiner natürlichen Bauweise belassen. Im ursprünglichen Zustand des Saales wurden die Metallpfeifen auf der Orgelbühne oberhalb des Podiums durch horizontale Holzjalousien sichtbar. Der Organist saß nicht wie sonst üblich unmittelbar vor dem Orgelwerk, sondern an einem fahrbaren Spieltisch, der auf der Bühne platziert wurde. Das Neuartige an dieser außergewöhnlichen Spielsituation war, dass der Konzertbesucher das Spiel des Organisten auch visuell verfolgen konnte." Der originale Spieltisch der Walcker-Orgel ist im Orgelmuseum Borgentreich ausgestellt. |
Literatur: | Wolfram Adoph: "Die Wunderorgel" im Hans-Sachs-Haus zu Gelsenkirchen, In: Organ, Journal für die Orgel. H.1, 2001, S. 27 |
Weblinks: | Kirchenmusik-Seiten der Pfarrei St. Antonius Papenburg
"Baustellentagebuch" St.Antonius Geschichte der Orgel auf den Seiten des Hans-Sachs-Hauses Zeitungsbericht über die Umsetzung |