Flensburg, St. Nikolai (symphonische Orgel)

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Renovierter Ringerink-Prospekt
Teilprospekt
Orgelbauer: Gerald Woehl (mit Pfeifenwerk von Marcussen und Sauer)
Baujahr: 1997-2009
Geschichte der Orgel: Sankt Nikolai beherbergte eine der bedeutendsten Renaissanceorgeln Norddeutschlands, die der dänische Hoforgelbauer Nicolaus Maaß von 1604 bis 1609 im Auftrag des dänischen Königs Christian IV. gebaut hat. Das Instrument wurde von 1707 bis 1709 von Arp Schnitger in ein barockes Orgelwerk umgebaut und erweitert. Der 15 Meter hohe und 7 Meter breite Prospekt der Orgel ist ein Meisterwerk des Flensburger Bilderschnitzers Heinrich Ringeringk. Noch heute gehört dieser prachtvolle Prospekt mit seinem kunstvollen Schnitzwerk und dazugehöriger Orgelempore zu den Größten in Nordeuropa.

Planlose Umbauten seit 1920 hatten das Instrument zerstört. Von 1997 bis 2009 verwirklichte der international renommierte Orgelbauer Gerald Woehl aus Marburg hier ein ehrgeiziges Projekt. Weltweit erstmals entstanden hinter dem in ursprünglicher Farbigkeit restaurierten Prospekt zwei Stilinstrumente:

Im historischen Gehäuse als unverzichtbares Erbe die Klanggestalt der Schnitgerorgel (1709) mit deren spezifischen Wesensmerkmalen, mit alter, mitteltöniger Stimmung und lebendiger, gleichsam »atmender« Windversorgung aus drei traditionellen Keilbälgen, was eine authentische Wiedergabe der Musik des norddeutschen Barock ermöglicht. Der Spieltisch (drei Manuale und Pedal) befindet sich am Hauptgehäuse auf der alten Orgelmpore.

Dahinter steht eine symphonische Orgel mit den Merkmalen großer romantischer Orgeln, mit moderner, gleichstufiger Stimmung. Deren »Lunge« besteht aus 8 Magazinbälgen, die das große Instrument mit dem nötigen Wind versorgen und es ermöglichen, dass die Orgel vom zartesten Pianissimo bis zum grandiosen symphonischen Tutti mit homogener und Melodie betonender Klanglichkeit erklingt. Diese zweite Orgel besitzt einen eigenen, freistehenden Spieltisch (vier Manuale/Pedal) auf der unter der Orgelempore liegenden Sängerempore.

Seit ihrer Fertigstellung besitzt Sankt Nikolai nicht nur wieder die größte Orgel des Landesteils Schleswig, sondern ein auch in seiner Art einzigartiges Instrument: Zu sehen der als nationales Kulturdenkmal eingestufte Prospekt aus der Renaissance. Zu hören sind eine große norddeutsche Barockorgel nach dem Vorbild Schnitgers und ein symphonisch-romantisches Instrument, inklusive Fernwerk auf dem Dachboden über dem Altarraum.

So spiegelt diese Orgel in ihrer Gesamtheit, mit ihrer einzigartigen Verbindung von historischem Erbe und moderner Neugestaltung, selbst die bewegte Orgelgeschichte der letzten 400 Jahre an Sankt Nikolai wider. (Text: KMD Michael Mages, Organist und Kantor an St. Nikolai, Bilder: Bernhard Hüper, Thomas Bornemann)

Umbauten: Übersicht über 400 Jahre Sankt-Nikolai-Orgel

1878/79 Neubau ins alte Gehäuse durch Marcussen

1922 Neubau durch W. Sauer, Frankfurt/Oder (Pneumatische Traktur); 1937/38 Umbau durch Sauer; 1957/58 neobarockisierender Umbau durch Kemper

Gehäuse: stammt von der Orgel des Hoforgelbaumeisters Nicolaus Maaß, 1609. Den Prospekt im Stil der norddeutchen Spätrenaissance fertige der Flensburger Bilderschnitzer Heinrich Ringerink.
Temperatur (Stimmung): gleichschwebend
Windladen: Schleiflade
Spieltraktur: mechanisch (Hängetraktur)
Registertraktur: elektrisch
Registeranzahl: 62
Manuale: 4, C-a3
Pedal: C-f1
Spielhilfen, Koppeln: Koppeln: II-I, III-I, IV-I (I Bass Oct.-Koppel, III-I Bass Oct.-Koppel), III-II (II Bass Oct.-Koppel, III Bass Oct.-Koppel, IV Bass Oct.-Koppel, IV Disk Oct.-Koppel), I-P, II-P, III-P, IV-P; Appels für die Zungen auf allen Werken: Appel I, Appel II, Appel III, Appel P; Walze an, Barocker Wind an, Symphonischer Wind an (mit 8 Bälgen, 2 mal unterteilt im Schwellwerk und den symphonischen Registern und Zungen im Hauptwerk); Setzer, Fernwerk elektrisch rechts oben im Chor mit Windlade und Pfeifenwerk von Marcussen und Sauer



Disposition

Hauptwerk (I) Positiv (II) Schwellwerk (III) Solo (IV) Pedal Fernwerk Fernpedal
Principal 16'

Bourdon 16'

Octave 8'

Rohrflöte 8'

Flute harmonique 8'

Gambe 8'

Octave 4'

Nasard 3'

Super Octave 2'

Mixtur 7-9f.

Cornet 3-5f.

Trompete 16'

Trompete 8'

Trompette 8'

Vox humana 8'

Principal 8'

Quintadena 8'

Gedackt 8'

Octave 4'

Flöte 4'

Octave 2'

Sesquialtera 2f.

Mixtur 6-8f.

Dulcian 16'

Baarpfeife 8'


Tremulant schwach

Quintaton 16'

Viola di Gamba 8'

Voix céleste 8'

Flute traverse 8'

Bourdon 8'

Viola 4'

Flöte octav. 4'

Piccolo 2'

Bombarde' 16

Tromp. harm. 8'

Clairon harm. 4'

Basson-Hautbois 8'

Vox humana 8'


Tremulant stark

Grand Cornet 6f.

Carillon 3f.

Bordun 32'

Untersatz 16'

Gedackt 16'

Octave 8'

Bassflöte 8'

Octave 4'

Nachthorn 2'

Rauschpfeife 2f.

Mixtur 5-6f.

Posaune 16'

Trompete 8'

Schalmey 4'

Bombarde 32'

Bombarde 16'

Trompette 8'

Clairon 4'

Quintatön 16'

Echobordun 8'

Vox angelica 8'

Echogambe 8'

Fugara 4'

Traversflöte 4'

Mixtur 4-fach

Horn 8'

Vox humana 8'

Tremulant

Groß Gedacktbass 32'

Gedacktbass 16'

Bordun 8'


Hinweis
Von der Disposition liegen mehrere Versionen vor, vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaikirche_(Flensburg) und http://www.nikolaikirche-flensburg.de/Orgel-symphonisch.html



Bibliographie

Literatur: "Die schönsten Orgeln" - Orgelkalender 2016 (St. Benno-Verlag Leipzig)
Weblinks: Homepage der Nikolaikirche Flensburg

Wikipedia-Artikel zur Nikolaikirche Flensburg

Beschreibung auf orgbase.nl

Hörproben der symphonischen Orgel