Dresden /Altstadt, Residenzschloss, Marmorsaal (Kriegsverlust)

Aus Organ index
Zur Navigation springen Zur Suche springen


Orgelbauer: Orgelbauanstalt Hermann Eule, Bautzen, op.235
Baujahr: 1942
Geschichte der Orgel: Im Auftrag des NS-Regimes entstanden zahlreiche Säle zur Durchführung politischer Feiern, „Eheweihen“, „Namensweihen“ u. ä. Dazu kamen „Feierräume“ in Heimen der Hitlerjugend. Zur Übernahme von Traditionselementen christlicher Kirchen gehörte auch der Einbau von Orgeln. Dabei war man sich unter den Orgelideologen des Nationalsozialismus nicht einig, ob man dabei Grundsätze der „Deutschen Orgelbewegung“ übernehmen könne oder sich davon abgrenzen und auf klangliche Monumentalität konzentrieren müsse. In Dresden war es Hanns Ander-Donath, Organist der Frauenkirche (seit 1934 „Dom“ der „Deutschen Christen“), der sich von der Orgelbewegung als einer „Systemblüte übelster Sorte“ (in Anspielung auf die „Systemzeit“) distanzierte.

Der „Marmorsaal“ – es handelte sich um den 1893 umgestalteten ehemaligen Ballsaal im Georgenbau des Residenzschlosses – wurde seit etwa 1935 als national-sozialistischer Feierraum genutzt. Er bot Platz für etwa 100 Besucher. Nachdem die „NS-Kulturgemeinde“ bereits 1935 mit der Firma Eule über die Anschaffung eines Orgelpositivs für den Marmorsaal korrespondierte (wohl auf Empfehlung von Gerhard Paulik), erhielt diese Firma 1941 den offiziellen Auftrag für den Bau einer zweimanualigen Orgel. Die Vorschläge für Disposition (entworfen von Paulik) und Prospekt wurden vom „Kreiskulturwart“ Döhler bei der Kreisleitung Dresden der NSDAP akzeptiert. Der Gesamtpreis für die Orgel betrug 11.323, - Reichsmark. Die Orgel mit Freipfeifenprospekt wurde am 28.02.1942 abgenommen und am 16.05.1942 geweiht. Sie stand auf dem vorderen Teil der hochgelegenen umlaufenden Empore, deren Brüstung aus einem vergoldeten Eisengitter bestand. Das Instrument erhielt Taschenladen und elektropneumatische Traktur. Der Spieltisch war auf der Seitenempore mit Blickrichtung zur Orgel aufgestellt.

Erhaltene Gutachten stammen von Gerhard Paulik, Dresden, und Dr. Paul Rubardt, Leipzig. Die Orgel verbrannte infolge der Bombenangriffe am 13./14. Februar 1945.

Frank-Harald Greß

Stimmtonhöhe: 440 Hz/a1
Temperatur (Stimmung): gleichstufig
Windladen: Tachenladen
Spieltraktur: elektropneumatisch
Registertraktur: elektropneumatisch
Registeranzahl: 12+3 Transmissionen
Manuale: 2, C-g³
Pedal: C-f1
Spielhilfen, Koppeln: Koppeln und Spielhilfen:

3 Normalkoppeln

Unteroktavkoppel II/I

Tremulant

eine freie Vorbereitung

Pleno

Crescendowalze

Absteller für Handregister und Walze, Einzelabsteller für Regal und Posaune



Disposition

I.MANUAL, HAUPTWERK II.MANUAL, OBERWERK PEDAL
Gedackt 8’

Prinzipal 4’

Larigot 1 1/3’

Scharf 3 – 4fach

Regal 8’

Quintadena 8’

Rohrflöte 4’

Spitzflöte 2’

Sifflet 1’

Sesquialtera 2fach

Subbass 16’

Quintadena 8’ Tr. II.

Rohrflöte 4’ Tr. II.

Gemshorn 2’ Tr. II.

Liebl. Posaune 16’



Bibliographie

Literatur: Aufzeichnungen im Familienbesitz Greß

Informationen Gerhard Paulik. Dresden

Archivakten Eule-Orgelbau Bautzen

Zeitschrift für Instrumentenbau, 62.Jg., Breslau 1941, S.114

Weblinks: Radio Dresden, Kleiner Ballsaal im Dresdner Residenzschloss

Wikipedia, Kleiner Ballsaal im Dresdner Residenzschloss

Eule-Orgelbau, Opusverzeichnis

Wikipedia, Eule Orgelbau, Bautzen