Castrop-Rauxel/Ickern, St. Antonius

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Blick vom Hauptschiff aus auf die alte Orgel. Mittig der Spieltisch der alten Orgel (dunkles Holz); rechts der Spieltisch der neuen elektronischen Orgel.
Blick vom Hauptschiff aus auf die Orgelbühne.
Blick auf den Spieltisch der alten Orgel mit Veränderungen von 1973
Orgelbauer: Anton Feith I
Baujahr: 1929
Geschichte der Orgel: Die Orgel wurde vier Jahre nach Fertigstellung des Kirchengebäudes von Anton Feith I (1872–1929; firmierend unter dem Namen Orgelbau Eggert) errichtet. Heute befinden sich weder am Spieltisch noch am Gehäuse konkrete Hinweise auf den Orgelbauer; im Spieltisch findet sich mehrfach die Zahl 634, evtl. handelt es sich dabei um die Opuszahl. Feith I ist im Januar 1929 verstorben, sodass die Fertigstellung möglicherweise bereits unter Anton Feith II. (1902–1979) erfolgte. Die Orgeleinweihung fand am 25. August 1929 statt; es spielte Heinrich Graefenstein, der auch das Gutachten anfertigte. Die Feith-Orgel war als Tonhallenorgel (siehe Tonhallenorgel), genauer als Generalschwellwerksorgel errichtet, wie sie in dieser Zeit von Feith mehrfach erbaut wurde:[1] Das gesamte Pfeifenwerk war vom Hauptschiff aus nicht sichtbar zwischen Turmgewölbe und Außenmauer untergebracht. Es befand sich in einem großen Raum zur (vom Kirchenschiff aus gesehen) rechten Seite der Orgelempore. Durch zwei Schwelljalosien (I. Manual + Pedal; II. Manual) gelangte der Klang vom Pfeifenwerk seitlich in den Kirchenraum. Ob diese und damit die Teilwerke der Orgel horizontal oder vertikal angeordnet waren, ist nicht bekannt. Die Ton- und Registertraktur war bereits damals elektropneumatisch.

1958 hat Orgelbauer Herbert Kruse (1931–ca. 1962) einen Vorschlag zur grundlegenden Aufarbeitung und Erneuerung der Orgel vorgeschlagen, der neben einer umfangreichen Aufbesserung des gesamten klanglichen und technischen Materials einen neuen Spieltisch sowie eine vollständige neobarocke Umdisposition unter teilweiser Wiederverwendung bestehenden Pfeifenmaterials vorgesehen hat. Das Konzept als Generalschwellwerksorgel, das Kruse in Zusammenhang mit dem grundtönigen Klang in seinem Angebot stark kritisiert hat, sollte offenbar unangetastet bleiben. Aus unbekannten Gründen wurde dieses Angebot, das Kruse Anfang 1960 erneut bekräftigt hat, nicht angenommen und folglich nicht umgesetzt.

Ein späterer Plan zur Umdisponierung, Erweiterung und Neuaufstellung der Orgel wurde 1969 mit Verweis darauf, dass zunächst die angedachte Kirchenrenovierung zu erfolgen habe, abgelehnt. In deren Zuge wurde 1972/1973 schließlich eine Umarbeitung der Feith-Orgel durch Orgelbau Stockmann vorgenommen. Die Orgel wurde neobarock umdisponiert und unter Anfertigung eines neuen Gehäuses und neuer Prospektregister nun mittig auf der Orgelbühne platziert; das Konzept als Generalschwellwerksorgel ist damit aufgegeben worden. Neben den Möglichkeiten, den Klang zu schwellen, verlor die Orgel im Zuge dieser Maßnahmen auch die Crescendowalze, die durch ein Vorsatzbrett mit drei Pistons ersetzt wurde, sowie die Oktavkoppeln, die festen Kombinationen und die entsprechenden Tritte. Das Angebot zu diesem Umbau war am 20. Januar 1972 ergangen, und am 8. Juni 1973 konnte das umgebaute Orgelwerk eingeweiht werden. Kurz darauf wurden durch Stockmann die Ventile und Membranen der Kegelladen erneuert sowie die Holzregister neubefilzt und neubeledert. Der Spieltisch in seiner für Feith typischen Form mit einer einzigen durchlaufenden Registerstaffel ist beibehalten worden und nur entsprechend der Umdisponierung leicht geändert worden.

2007 stellte ein Gutachten den sehr schlechten Zustand des Instruments fest. Eine Restaurierung wurde als unwirtschaftlich abgelehnt. Seit 2019 ist die Orgel de facto durch eine elektronische Orgel (50, III/P) von Kisselbach (Monarke) abgelöst. Die alte Orgel ist (Stand 2025) noch voll funktionsfähig: Windversorgung sowie Spiel- und Registertraktur funktionieren passabel; das Pfeifenwerk befindet sich in einem schlechten Zustand (stark verstimmt und verschmutzt, teils von Bleifraß betroffen).

Umbauten: 1973 Neuaufstellung, Renovierung und Umbau durch Orgelbau Stockmann.
Windladen: Kegelladen
Spieltraktur: elektropneumatisch
Registertraktur: elektropneumatisch
Registeranzahl: 32
Manuale: 2 C-g3
Pedal: 1 C-f1
Spielhilfen, Koppeln: (ab 1973): freie Kombination[2], freie Kombination Pedal, Tutti[2], Zungen ab[3], Koppeln: II-I, PK I, PK II

(1929-1973 zusätzlich: Oktavkoppeln[4] Super II/I, Super I, Super I/P, Super II/P; Feste Kombinationen p - mf - f - T; Als Tritte: HR zu/ab; Walze zu/ab; Tutti zu/ab; Ad lib. zu/ab; Auslöser)



Disposition

I. Manual II. Manual Pedal
Bordun 16'[5]

Prinzipal 8'[6]

Gamba 8'[5]

Rohrflöte 8'[7]

Oktave 4'[5]

Flöte 4'[8]

Quinte 22/3'[9]

Trichterflöte 2'[10]

Cornett 4f 2'[11]

Mixtur 5f 11/3'[6]

Trompete 8'[5]

Clairon 4'[5]

Gedackt 16'[5]

Engprinzipal 8'[12]

Gedackt 8'[5]

Quintade 8'[13]

Weidenpfeife 8'[14]

Prinzipal 4'[15]

Hohlflöte 4'[16]

Prinzipal 2'[17]

Sesquialtera 2f 22/3'[6]

Scharff 3f 1'[6]

Zimbel 3f 1/2'[6]

Dulzian 16'[6]

Oboe 8'[5]

Violon 16'[5]

Subbaß 16'[5]

Zartbaß 16'[18]

Offenbaß 8'[6]

Choralbaß 4'[19]

Hintersatz 4f 22/3'[20]

Posaune 16'[5]

Anmerkungen:

  1. Vgl. dazu, mit Auflistungen der bis dahin bekannten Instrumente, Robert Knappe: Die Generalschwellwerksorgeln von Anton Feith I und das größte erhaltene Instrument in St. Marien, Berlin-Friedenau (1925), in: Ars Organi 70,1 (2022), S. 24–32; ders.: Anlässlich des 100. Geburtstags der Blütezeit von Generalschwellwerksorgeln. Wiederentdeckung bedeutsamer Instrumente von Anton Feith I (1872–1929), in: Ars Organi 73,2 (2025), S. 80–89. Die Feith-Orgel von St. Antonius Castrop-Rauxel Ickern wird in beiden Beiträgen noch nicht erwähnt.
  2. 2,0 2,1 als Druckknopf und Piston
  3. als Piston
  4. Die entsprechenden Wippen sind seit 1973 ohne Funktion und nicht mehr beschriftet.
  5. 5,00 5,01 5,02 5,03 5,04 5,05 5,06 5,07 5,08 5,09 5,10 Offenbar unverändert beibehaltenes Register von Feith I (1929).
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 6,4 6,5 6,6 Neu angefertigtes Register durch Stockmann (1972/1973).
  7. Aus Flauto 8' und Rohrflöte 4' von Feith I (1929).
  8. Aus Flauto 8' von Feith I (1929).
  9. Aus Fugara 4' von Feith I (1929).
  10. Aus Dolce 8' von Feith I (1929).
  11. Aus Mixtur 4f. von Feith I (1929).
  12. Aus Geigenprinzipal 8' von Feith I (1929).
  13. Aus Quintatön 8' von Feith I (1929).
  14. Aus Äoline 8' von Feith I (1929).
  15. Aus Prinzipal 8' (I. Manual) von Feith I (1929).
  16. Aus Konzertflöte 4' von Feith I (1929).
  17. Aus Mixtur (II. Manual) von Feith I (1929).
  18. Abschwächung von Subbaß 16'
  19. Aus Oktavbaß 8' von Feith I (1929).
  20. Aus Cornett + Cello 8' + Mixtur (II. Manual) von Feith I (1929).


Disposition 1929-1973

I. Manual[1] II. Manual[2] Pedal[3]
Bordun 16'

Prinzipal 8'

Gamba 8'

Flauto 8'

Dolce 8'

Rohrflöte 4'

Oktav 4'

Oktav 2'

Cornett 4f.

Mixtur 4f. 22/3'

Trompete 8'

Clairon 4'

Gedackt 16'

Geigenprinzipal 8'

Doppelflöte 8'

Liebl. Gedackt 8'

Quintatön 8'

Aeoline 8'

Vox coelestis 8'

Konzertflöte 4'[4]

Fugara 4'

Piccolo 2'

Terzflöte 13/5'

Mixtur 2'

Oboe 8'

Violon 16'

Subbaß 16'

Zartbaß 16'

Oktavbaß 8'

Cello 8'

Posaune 16'

Anmerkungen
  1. gemeinsamer Schwellkasten mit Pedal
  2. im Schwellkasten
  3. gemeinsamer Schwellkasten mit I. Manual
  4. In der Quelle von 1936 als Konzertflöte 8' geführt.

Bildergalerie

Prospekt und Spieltisch

Pfeifenwerk

Sonstiges

Verweise

Bibliographie

Anmerkungen: Zum 1. Januar 2015 wurden die vier Kirchengemeinden des Pastoralverbundes Castrop-Rauxel Nord aufgehoben und in der neuen Pfarrei Corpus Christi zusammengefasst. Zugleich erlosch der Pastoralverbund Castrop-Rauxel Nord. Die neu gegründete Pfarrei ist die erste Gesamtpfarrei im Dekanat Emschertal. Aus der Pfarrgemeinde St. Antonius wurde, wie die anderen drei Gemeinden auch, eine Teilgemeinde der Gesamtpfarrei.

Unter Beibehaltung ihres Kirchentitels wurde aus der „Pfarrkirche St. Antonius“ eine von drei „Filialkirchen der Pfarrei Corpus Christi“. Einzige Pfarrkirche ist die St. Josef-Kirche in Habinghorst. (vgl. Wikipedia)

Quellen/Sichtungen: Aktuelle Angaben: eigene Sichtung und Anfrage im Gemeindebüro (März 2025)

Angaben 1929: Historischer Zeitungsbericht Das Musikleben Castrop-Rauxels im Spiegel seiner Musikorganisationen. Stadtanzeiger für Castrop-Rauxel und Umgebung - Castroper Zeitung, Rauxeler Neueste Nachrichten, 20. August 1936, S. 4, korrigiert nach Unterlagen zum Umbau durch Orgelbau Stockmann vom 20. Januar 1972 (von dort auch Angaben über genaue Änderungen am Pfeifenwerk); weiteres Material: handschriftliches Gutachten von Heinrich Graefenstein vom 28. August 1929; Angebotsschreiben von Werkstätten für Orgelbau Herbert Kruse vom 29. November 1958; Schreiben von Werkstätten für Orgelbau Herbert Kruse vom 7. Januar 1960; Schreiben des Erzbischöflichen Generalvikariates vom 12. November 1969; Schreiben von Orgelbau Gebr. Stockmann vom 26. Juni 1973.

Weblinks: Seiten des Pfarrverbands

Wikipedia