Am 5. November 2021 konnte die Welte Philharmonie Orgel in der Villa Weilbach in Gornsdorf nach einer umfangreichen Restaurierung durch den Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH erstmalig wieder der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Es ist das weltweit einzige am Originalstandort stehende Instrument.
Der Strumpffabrikant Carl August Uhlmann, Vertreter einer expandierenden Branche, hatte 1914 für den Salon in seiner Villa eine Welte-Philharmonie-Orgel angeschafft. Eine Orgel, die erst auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1911 und später in Turin vorgestellt wurde. Mit dieser neuen Orgel wollte Welte reiche Villenbesitzer mit Sinn für anspruchsvolle Musik ansprechen. Einige Instrumente waren nur automatisch spielbar, weil viele Kunden nicht selbst spielen konnten. So eine automatische Orgel gibt es in Gornsdorf. Das Instrument ist hinter einer Seitenwand eines Salons eingebaut. Sichtbar ist nur, bei geöffneter kleiner Tür, der Notenrollenapparat mit seiner Schaltautomatik. Das Pfeifenwerk dahinter ist verborgen. Ausschnitte in der Wandverkleidung ermöglichen den Klangaustritt in den Raum. Das Interieur des Raumes ist heute noch unverändert.
Die Wiederinbetriebnahme der Orgel geschah im Rahmen eines Festaktes, wozu das Ehepaar Weilbach eingeladen hatte. Anwesend waren Vertreter aus der Öffentlichkeit, wie der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD), die für die Restaurierung der Orgel Spenden zur Verfügung stellte, der Jehmlich Orgelbau Dresden, Vertreter des Handwerks, sowie Freunde des Hauses.
Gestaltet wurde der Abend zusätzlich mit Sängern des Opernchores Leipzig und Solisten, welche ein anspruchsvolles und abwechslungsreiches Programm darboten und sich dabei der Musik aus verschiedenen Genres bedienten. Drei stimmgewaltige Tenöre aus dem Leipziger Opernchor trugen bekannte Stücke aus der italienischen Lied- und Opernliteratur vor. Amerikanische Jazz-Klassiker erklangen in neuen Arrangements. Zwei Solistinnen boten Chansons für 1 Stimme und Klavier. 4 Sängerinnen präsentierten gemeinsam mit Ihrer Pianistin Arrangements von einem ganzen Opernabend in wenigen Minuten. Die Musik aller versetzte den Hörer in die Salon-Musikwelt des beginnenden 20. Jahrhunderts.
Ein wunderbar zusammengestelltes Abendprogramm, welches die Gäste für ca. 3 Stunden in Spannung hielt.
Aus dem aus ca. 80 Notenrollen bestehenden Fundus der Weilbachs wurden 6 Rollen gespielt. Die Klangvielfalt und das Interpretationsspektrum des Instrumentes kam in beeindruckender Weise zu Gehör.
Zum Abschluss gab es noch ein stärkendes Buffet für alle Anwesenden. Die Zeit wurde genutzt für einen regen Gedankenaustausch untereinander und für fachliche Fragen an die Orgelbauer und an den auch anwesenden Urenkel der Firma Welte.
Danach bot sich die Gelegenheit für eine Besichtigung der Orgel und der Balganlage im Souterrain.
Verfasst von Mlang am 10. November 2021 um 09:46. |
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