Dautphetal/Dautphe, Martinskirche

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Orgel der evangelischen Martinskirche zu Dautphetal-Dautphe
Orgelbauer: Wolfgang Böttner, Frankenberg, auf der Basis eines Instruments von Conrad Euler
Baujahr: 1985
Geschichte der Orgel: Der Organist und Organologe Dieter Schneider (1942 – 2017) hat in der Festschrift zur Wiedereinweihung der Orgel am 12. Oktober 1986 die Orgelgeschichte der Martinskirche zu Dautphe wie folgt wiedergegeben:[1]

1695: Die Kirchenchronik berichtet über den Vertragsschluss am 7. November 1695 über den Bau einer neuen Orgel mit dem Orgelmacher Johann Christoph Ruhm. Vereinbart war ein Betrag von 70 Thaler, wobei das Kirchspiel die Schreinerarbeiten und Materialien zusätzlich bezahlen sollte, dazu auch „die Kost anbey“. Nach der Ausführung der Arbeiten erhält der Orgelbauer schließlich 80 Thaler und zu einem späteren Zeitpunkt weitere 9 Thaler 15 Albus. Die auf das Kirchspiel entfallenden Kosten sind in der Chronik ebenfalls festgehalten und Schneider gibt diese wie folgt wieder: „Schreinerarbeit 50 Thaler 25 Albus, Schlosserarbeit 23 Thaler 13 Albus, Zimmerarbeit 7 Thaler 27 Albus, 9 Thaler 13 Albus für die Blasbälge, 35 Thaler für Bley Zinn Pfeifen. Die Gesamtkosten der Orgel betragen 280 Thaler 17 Albus.“ Die Orgel wurde auf einer „Orgelbühne“ im Chorraum errichtet und hatte nach einem Inventarium aus dem Jahr 1780 „8 Register ohne Pedal und ohne Instrumenten“. Aus einem Bericht aus dem Jahr 1889 – in dem diese Orgel offensichtlich immer noch vorhanden ist – erfährt man, dass die Prospektpfeifen aus Holz gefertigt und mit Staniol überzogen waren.[2]

1715: Pfarrer Johann Alexander Bichmann berichtet in der Chronik von einer Reparatur, für die ein Vertrag mit „H (Herrn) (Johann) Christian Rindt Orgelmacher zu Schönstadt“ geschlossen wurde. Schneider zitiert aus der Chronik: „ihme versprochen 23 fl (Gulden) welche ihme das Kirchspiel auch gezahlet, das essen hat er sich selbst zahlen müssen, für 2 fl materialien seindt auch drauff gangen, so ebenfalls das Kirchspiel verschaffet.“[3]

1823: Ein Blitz schlägt in die Kirche ein und zerstört den Spitzhelm des Turmes. Es ist davon auszugehen, dass in die Kirche eindringendes Wasser auch die Orgel schädigte.

1834/35: Reparatur durch den Orgelbauer Hermann Küthe aus Battenberg, Schneider hält fest, dass die Reparatur „nicht zur Zufriedenheit“ ausfiel.[4]

1889: Vertragsschluss mit den Gebrüdern Bernhard, Gambach, am 9. Dezember 1889. Die neue Orgel erhielt 11 Register auf einem Manual und Pedal. Die Disposition ist bei Schneider mitgeteilt und wird unten wiedergegeben. Das Instrument kostete 3.000 Mark und wurde am 4. Advent 1890 geweiht, die alte Orgel wird für 25 Mark in Zahlung genommen.

1945: Am 16. März führt ein Bombenabwurf zu Schäden am Turm und am Dach der Martinskirche, auch die Orgel wird in Mitleidenschaft gezogen. Es findet eine notdürftige Reparatur statt.

1959/60: Grundlegende Kirchensanierung mit Umgestaltung des Innenraums (Einbau einer Holztonnen-Decke, Abriss der südlichen Empore im Kirchenschiff sowie der Chorempore). Dabei wurde auch die Orgel ausgebaut, der Prospekt wurde eingelagert, das Werk konnte jedoch aufgrund der vorhandenen Schäden nicht erhalten werden. Lediglich die Flöte 4‘ – aus Birnbaum gefertigt – fand nach Aufarbeitung Verwendung in der Orgel der Hospitalkirche Biedenkopf.

1961: Neubau der Orgel durch die Werkstatt Conrad Euler, Hofgeismar, sie erhielt 19 Register auf 2 Manualen und Pedal, wovon zunächst zwei noch nicht eingebaut wurden. Für die Prospektgestaltung war der Architekt und Denkmalschützer Friedrich Bleibaum verantwortlich, der auch die Renovierung der Kirche leitete. Die Disposition wurde nach einem Entwurf von OSV Pfr. Theodor Wißmüller, Niederbeerbach, ausgeführt. Die Orgelweihe erfolgte am 3. Advent, dem 10. Dezember 1961. Aufgrund der Verwendung ungeeigneter Materialien zeichneten sich alsbald Mängel im statischen Aufbau des Instruments wie auch in der technischen Ausführung der pneumatisch ausgeführten Schleifensteuerung, auch hinsichtlich der Aufhängung der Prospektpfeifen gab es Probleme. Dies alles steuerte nach den Anmerkungen des Pfarrers Debus in der Festschrift von 1986 auf die Unspielbarkeit der Orgel hin, sodass es im Juli 1985 zum Abbau der Orgel kam.

1985/86: Wolfgang Böttner renoviert die Orgel grundlegend und gestaltet sie dabei auch um, sie wird außerdem um drei Register erweitert: Aus bislang blinden Prospektpfeifen wird ein neues Register Weitprinzipal 8‘ für das Hauptwerk gewonnen, in das Unterwerk kann ein Salicional 8‘ und in das Pedal eine Quinte 10 2/3‘ eingebaut werden. Die im Laufe der 1970er Jahre noch durch die Werkstatt Euler nachträglich eingebaute Trompete 8‘ war von schlechter Qualität, nach den Angaben der Festschrift handelte es sich dabei um ein gebrauchtes Register, das „aus der Zeit nach dem 1. Weltkrieg stammt und auch aus schlechtem Zink gefertigt ist.“[5] Ebenfalls im Pedal wurde der ursprünglich zweifache Choralbaß 4‘+2‘ zum nur noch einfachen Oktavbaß 4‘ umgearbeitet. Der Bleibaum-Prospekt von Euler wurde in der Formgebung beibehalten, allerdings wurde der Mitteilteil neu organisiert, so dass die bisher hier stehenden Pfeifen von Pommer 16‘, Gemshorn 8‘ und Oktave 4‘ nun unmittelbar auf der Lade aufgestellt wurden. Dies ermöglichte die Fortführung des neuen Weitprinzipal 8‘ als Prospektregister, dessen Pfeifen nun an die Stelle derjenigen aus den bereits genannten Registern traten. Das übrige Pfeifenwerk wurde übernommen, ebenso die Windladen, die jedoch massiv überarbeitet , vor allem aber gerichtet werden mussten. Ein neuer mechanischer Spielschrank wurde seitlich in die Orgel integriert, die Registersteuerung nun auch mechanisch eingerichtet.

Stimmtonhöhe: a¹ = 440 Hz
Temperatur (Stimmung): gleichstufig
Windladen: Schleifladen
Spieltraktur: mechanisch
Registertraktur: mechanisch[6]
Registeranzahl: 22 Register
Manuale: 2 Manuale, Tonumfang: C-g³ (=56 Töne)
Pedal: Tonumfang: C-f¹ (=30 Töne)
Spielhilfen, Koppeln: Normalkoppeln: II/I, I/Ped, II/Ped



Disposition seit 1986 nach der Bezeichnung der Register am Spielschrank

Hauptwerk (I) Unterwerk (II) Pedalwerk
Pommer 16'

Prästant 8'

Weitprinzipal 8'

Gemshorn 8'

Oktave 4'

Rohrflöte 4'

Waldflöte 2'

Mixtur IV 1 1/3'

Trompete 8'[7]

Gedackt 8'

Salicional 8'[8]

Spitzflöte 4'

Prinzipal 2'

Terzian II 1 3/5'

Scharf IV 1'

Rohrschalmai 8'[9]

Tremulant

Subbaß 16'

Quintbaß 10 2/3'

Prinzipalbaß 8'

Oktavbaß 4'

Kornett IV 2 2/3'

Fagott 16'



Disposition von 1961 – 1985 nach der Festschrift zur Einweihung 1986

Hauptwerk (I) Unterwerk (II) Pedalwerk
Gedacktpommer 16'

Principal 8'

Gemshorn 8'

Oktave 4'

Rohrflöte 4'

Waldflöte 2'

Mixtur IV 1 1/3'

Trompete 8'[10]

Gedackt 8'

Spitzflöte 4'

Prinzipal 2'

Terzian II 1 3/5'

Scharf IV 1'

Rohrschalmai 8'

Tremulant

Subbaß 16'

Prinzipalbaß 8'

Choralbaß II 4'+2'

Kornett IV 2 2/3'

Fagott 16'


Anmerkungen
  1. Alle Angaben zur Orgelgeschichte sind der Festschrift zur Orgeleinweihung am 12. Oktober 1986 entnommen, Quellenangabe s. Literaturhinweise.
  2. Schneider, Festschrift, S. 7
  3. Schneider, Festschrift, S. 2
  4. Vorname des Orgelbauers festgestellt in der Veröffentlichung „Musik in Waldeck-Frankenberg“, Hrsg.: Wilhelm Bing Verlag Korbach und Kreisausschuss des Landkreises Waldeck-Frankenberg, vertreten durch den Landrat Dr. Horst Bökermeier, ISBN 3-87077-098-8, Korbach, 1997, S. 148, demnach führte Küthe wohl keine Neubauten aus, sondern nur Reparaturen.
  5. Schneider, Festschrift, S. 11
  6. seit 1986, von 1961 – 1985 erfolgte die Registeransteuerung pneumatisch.
  7. 1986 neu
  8. in der Festschrift als „Salizional 8‘“ bezeichnet.
  9. tatsächliche Schreibweise am Spieltisch und in der Festschrift!
  10. 1961 vorgesehen, in den 1970er Jahren noch durch Euler eingebautes Gebrauchtregister, s. Erläuterung zur Orgelgeschichte!



Bibliographie

Literatur: Dieter Schneider, „Orgel-Einweihung 12. Oktober 1986“, Festschrift in Form eines DIN A4-Faltbroschüre, Hrsg.: Evangelische Kirchengemeinde Dautphe, Eigenverlag, 12. Oktober 1986, 12 Seiten.
Weblinks: Website der Kirchengemeinde



Vorgängerinstrumente

Bernhard-Orgel von 1890

Orgelbeschreibung

Orgelbauer: Gebrüder Bernhard, Gambach
Baujahr: 1890
Geschichte der Orgel: Der Organist und Organologe Dieter Schneider (1942 – 2017) stellt in der Festschrift zur Wiedereinweihung der Euler/Böttner-Orgel am 12. Oktober 1986 auch die Geschichte dieser Orgel ausführlich dar.[1] Demnach datiert der Vertragsschluss mit den Gebrüdern Bernhard, Gambach, auf den 9. Dezember 1889. Das Instrument kostete 3.000 Mark und wurde am 4. Advent 1890 geweiht, die alte Orgel wird für 25 Mark in Zahlung genommen.

Weitere historische Entwicklung siehe oben in der Gesamtdarstellung der Orgelgeschichte der Kirche. Am 16. März 1945 wird das Instrument bei einem Bombenabwurf beschädigt, 1959/60 wird es anlässlich der Kirchenreparatur ausgebaut 1961 durch die oben dargestellte neue Euler-Orgel ersetzt. Nur ein Register – die Flöte 4‘ aus Birnbaumholz – fand nach Aufarbeitung Verwendung in der Orgel der Hospitalkirche Biedenkopf.

Gehäuse: Die neugotische Prospektfront mit zwei niedrigeren flachen Seitenfeldern (je 10 Pfeifen) und einem höheren, in der Mitte durch eine Lisene geteilten Flachfeld (ebenfalls insgesamt 10 Pfeifen)[2] wurde beim Abbau der Orgel auf den Dachboden des Raiffeisenlagers verbracht und dort für eine weitere Verwendung an einem anderen Ort eingelagtert.
Windladen: Kegelladen
Spieltraktur: mechanisch
Registertraktur: mechanisch
Registeranzahl: 11 Register
Manuale: 1 Manual, Tonumfang: C-f³ (=54 Töne)
Pedal: Tonumfang: C-d¹ (=27 Töne)
Spielhilfen, Koppeln: Pianozug (umfasste die 8‘-Register)

Tutti (umfasste das ganze Werk)

Pedalcoppel





Disposition nach Festschrift zur Orgel-Einweihung am 12. Oktober 1986

Manualwerk Pedalwerk
Bordun 16'

Principal 8'

Gedacktflöte 8'

Viola di Gamba 8'

Salicional 8'

Octav 4'

Flöte 4'

Octav 2'

Mixtur III-IV 2 2/3'

Subbaß 16'

Violonbaß 8'


Anmerkungen
  1. Alle Angaben zur Orgel sind der Festschrift zur Orgeleinweihung am 12. Oktober 1986 entnommen, Quellenangabe s. Literaturhinweise.
  2. Abbildung der Prospektzeichnung der Gebrüder Bernhard in der Festschrift zur Orgeleinweihung am 12. Oktober 1986, Quellenangabe s. Literaturhinweise.



Bibliographie

Literatur: Dieter Schneider, „Orgel-Einweihung 12. Oktober 1986“, Festschrift in Form eines DIN A4-Faltbroschüre, Hrsg.: Evangelische Kirchengemeinde Dautphe, Eigenverlag, 12. Oktober 1986, 12 Seiten.
Weblinks: Website der Kirchengemeinde



Ruhm-Orgel von 1695

Orgelbeschreibung

Orgelbauer: Johann Christoph Ruhm, Rahrbach (bei Kirchhundem)
Baujahr: 1695
Geschichte der Orgel: Der Organist und Organologe Dieter Schneider (1942 – 2017) stellt in der Festschrift zur Wiedereinweihung der Euler/Böttner-Orgel am 12. Oktober 1986 auch die Geschichte dieser Orgel ausführlich dar.[1] Die vollständige Darstellung kann der oben wiedergebebenen Orgelgeschichte der Kirche entnommen werden, daher werden hier nur die Eckpunkte aufgeführt:

1695: Vertragsschluss am 7. November 1695 über den Bau einer neuen Orgel mit dem Orgelmacher Johann Christoph Ruhm, die Orgel wurde auf einer „Orgelbühne“ im Chorraum errichtet und hatte nach einem Inventarium aus dem Jahr 1780 „8 Register ohne Pedal und ohne Instrumenten“.[2]

1715: Vertrag mit „H (Herrn) (Johann) Christian Rindt Orgelmacher zu Schönstadt“ über eine Reparatur.>ref>Schneider, Festschrift, S. 2</ref>

1823: Blitzschlag, Zerstörung des Turmhelms, Schäden an der Orgel

1834/35: nicht zufriedenstellende Reparatur durch den Orgelbauer Hermann Küthe aus Battenberg.

1889: Vertragsschluss mit den Gebrüdern Bernhard, Gambach, am 9. Dezember 1889 über den Neubau der oben beschriebenen Bernhard-Orgel, Weihe am 4. Advent 1890 geweiht.

Windladen: Schleifladen
Spieltraktur: mechanisch
Registertraktur: mechanisch
Registeranzahl: 8 Register
Manuale: 1 Manual
Pedal: kein Pedal





Disposition

Die Disposition der Orgel

ist nicht erhalten.


Anmerkungen
  1. Alle Angaben zur Orgel sind der Festschrift zur Orgeleinweihung am 12. Oktober 1986 entnommen, Quellenangabe s. Literaturhinweise.
  2. Schneider, Festschrift, S. 7



Bibliographie

Literatur: Dieter Schneider, „Orgel-Einweihung 12. Oktober 1986“, Festschrift in Form eines DIN A4-Faltbroschüre, Hrsg.: Evangelische Kirchengemeinde Dautphe, Eigenverlag, 12. Oktober 1986, 12 Seiten.
Weblinks: Website der Kirchengemeinde